Mittwoch, 01. Dezember 1999
Ich komme gerade vom Straßenverkehrsamt, wo wir das Auto
vom Schätzchen umgetauft haben. Meine Aufgabe bestand
in der Demontage der alten sowie der Montage der neuen Schilder.
Zu diesem Zwecke hatte ich extra 3 verschiedene Dreher dabei:
einen großen Schrauber, einen kleinen Schrauber und einen
Kreuzschlitz. Und natürlich, es waren Schilder zum Einschieben
… Und da die da vor 10 Jahren zuletzt reinbewegt worden
waren, hat sich selbstverständlich der Dreck des ganzen
Jahrzehnts in den Ritzen versammelt.
Das Amt hat aber einen hervorragenden Service, auch besides
der Blechdeckelstempelung: Auf dem Vorplatz des Gebäudes
war ein monumentaler Hundeschiß, so richtig ekelig semiliquid
und auf dem regennassen Boden nicht zu erkennen. Ein armer
Zeitgenosse ist da auch bereits neidappt, so daß eigentlich
von 2 Schissen zu reden ist. Von jenem stammen bestimmt
auch die netten Warnzettelchen, die er daneben gepinnt hat:
»Scheiße!« Und ich hatte keinen Photoknips dabei!
Sonntag, 05. Dezember 1999
Been to Eiflia again. Die Fahrt war mal wieder wie ich
das liebe: Auf der Hinfahrt wurden wir fast weggeblasen,
auf der Rückfahrt schnie es wie verrückt wir haben
ja M&S-Reifen; die Experten, die uns volle Breitseite entgegenrutschten
natürlich nicht.
Ich bin ja für Kontrollhäuschen an den Toren der Eifel
- da darf einfach nicht jeder rein! But: Wir kamen heil
hier an und man höre! auf dem Rückweg fuhr
sogar ich. Einmal im Jahr soll man sich das antun.
Die Heimat verödet zusehends: Samstags waren wir auf dem
sogenannten Weihnachtsmarkt. »Gerolstein in Aktion«
kann ich nur sagen 10 verlorene Büdchen und dazwischen
etwa genausoviele Besucher. Was waren das doch damals für
Events, als man am Nikolaussamstag kaum den Flecken hochkam
…
Montag, 06. Dezember 1999
Ei, was geht denn da gerade ab in Deutschland? Da verpaßt
man mal 3 Tagesschauen und schon geht die CDU jenseitsmäßig
in die Knie. Erst machte die F.D.P. fast pleite wir
erinnern uns dunkel und nun die Partei vom bislang
sakrosankten Dicken, wenn sie jetzt Millionensummen zurückzahlen
muß. Die Spenden an die CDU waren also sehr lohnenswert:
Das wird jetzt alles dreifach zurückgezahlt …
Und was da noch so alles ans Licht kommt … imposant! Die
Bananenrepublik Deutschland hatte unter Bimbeskanzler Kohl
eben doch die beste Regierung, die man für Geld kaufen konnte.
Schwarzgeldkonten als Anderkonten zu bezeichnen, finde
ich übrigens eine pfiffige kleine Wortneuschöpfung. Doch
wen wundert das eigentlich: Daß die Schwarzen schwarze Konten
haben? Schrieben ja auch schwarze Zahlen. Daß die Roten
ihren Laden auch so finanzieren, glaube ich nicht: Seit
wann können die Sozis mit Geld umgehen?! Die lassen sich
höchstens dreist bei Bedarf die Hochzeit bezahlen oder den
Ferienflug sponsern.
(JÜRGEN BECKER:
»Würden Sie die Frau kennen, könnten Sie das verstehen.«)
Die einzige Schwarze mit weißer Bluse
in der CDU ist Angela Merkel, die beste Fehlbesetzung des
Jahrtausends und bestimmt erste Bundeskanzlerin in ein paar
Jahren.
Aber nicht daß die Jungens von der SPD irgendwie besser
wären: Glogo und weiß der Teufel wer noch haben ja auch
Dreck am Stecken (schöner Ausdruck, man stelle sich den
mal bildlich vor) Und die F.D.P.ler waren ja schon immer
Experten für so Sachen. Das schlägt dem »kleinen Mann
auf der Straße« doch bestimmt tierisch auf die Moral:
Wenn die schon keine Steuern zahlen und sonstige Schiebereien
veranstalten, warum sollte er das nicht auch?!
Ja, da hock ich hier schon im Zentrum wie's zentraler nicht
geht, und immer noch gehen zentrale Infos an mir vorbei:
Wie ich eben nachträglich natürlich erfuhr,
hatten Marillion am Wochenende hier einen intimen Gig -
wo ich es doch im letzten Brief so mit denen hatte. Circa
500 Meter Luftlinie von hier, im Café Roncalli, durften
450 handverlesene Fanclubmitglieder from all over the world
im familiären Kreise den elegischen Klängen lauschen. Mistmistmist.
Mittwoch, 08. Dezember 1999
Weinselige Grüsze heute vertilge gerade den guten
Beaujolais aus meiner Nikkelaustüte. Mama sei Dank.
Hey, das wird ja immer schlimmer: das mit den Handys. Mittlerweile
hat ja jeder in der Stadt eins dieser Dingerchen an der
Backe. Außer ich. (Oder mir?!)
Eben begrüßten mich auf dem Weihnachtsmarkt gleich mehrere
mit einem freudigen »Hallo!«, so daß ich mich
ebenso freudig umdrehte. Aber die blökten jeweils nur in
ihre quäkenden Kisten! Und da haben sich früher die Leute
über so was harmloses wie Walkmen aufgeregt!
Ich Webdesigner habe mir ein lustiges Spielchen ausgedacht:
Ich werde eine Seite zusammenbosseln, in der möglichst viele
abstruse Fachworte und Juxbegriffe vorkommen. Die werde
ich dann bei den Suchmaschinen anmelden und gespannt darauf
warten, wie gut ich indexiert werde. (Eine Topposition sollte
bei so Wörtern nicht schwer sein.) Und wer sich auf meine
Page verirrt. Ich denke da an so Begriffe wie Hornhauthobel
(welch allerliebste Alliteration), Betonlutscher und ähnliches.
Habe ich mich schon über die neueste Pest echauffiert?
Die ebenso unerwartete wie gnadenlose Zeit der Rückblicke:
Und diesmal nicht nur aufs letzte Jahr, sondern auch aufs
letzte Jahrzehnt, aufs letzte Jahrhundert und aufs letzte
Jahrtausend! (Einige blicken gar bis ins Pleistozän zurück,
weil Dinos nun mal schöner anzusehen sind als die Französische
Revolution.) Ich bin ja schon froh, wenn ich die letzten
Wochen auf die Reihe kriege. Zum Glück gibt's ja das diario.
Ich kann nicht mehr sehen, wie Kennedy erschossen wird,
wie Marilyn Monroe dazu Happy Birthday singt, und Hitler
darf natürlich auch nicht fehlen und das Wembleytor von
'66. Und Robert de Niro sprich den Off-Kommentar dazu.
Nur noch 24 mal müssen wir miteinander schlafen, dann ist
Millennium. Beim nächsten Mal mach ich auch mit!
Donnerstag,
09. Dezember 1999
Kennt noch jemand Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas
Fröhlich? Besser bekannt vielleicht als Justus, Peter und
Bob. Wer hat in seiner Jugend keine ???-Kassetten gehört?
Im Keller fand ich jetzt ein Kartönchen mit den Tapes. Die
hat mein Brüderchen noch nicht gefunden und sich unter
den Nagel gerissen. (So wie meine umfangreiche Micky-Maus-Sammlung.)
Die Bänder sind gewissermaßen eine Zeitkapsel, ich fühle
mich zurückversetzt in vorpubertäre Zeiten, ebenso erstaunlich
wie meine nie entwickelten Negative. Bis zur Folge »Der
rote Pirat« habe ich ja auch einigermaßen mitgehalten,
leider habe ich nur 15 Stück. Das kam mir immer viiiel mehr
vor.
Ich höre sie mir zur Zeit kursorisch an, um meine Kenntnisse
im Bereich Synchronsprecher zu perfektionieren. Meine Güte,
so ein Zeug hat man damals angehört?! Die Story geht ja,
die Darbietung klingt jedoch manchmal wie das Klassenhörspiel
von Zwölfjährigen. Hm, vielleicht liegt das daran, daß die
Jungs damals zwölf waren …
Aber auch die Vertonung ist sehr, äh … kindgerecht; man
könnte auch sagen: unter aller Sau. Man hört genau,
die Geräusche wohl von der O-Ton-Kassette kommen.
Die Bänder haben die Jahre relativ unbeschadet überstanden
bis auf ein Leierband sind alle noch in erträglicher
Qualität. Von Dynamik zwar keine Spur, aber durchkopiert
hat sich auch noch kaum etwas. Was mich sehr wundert: Sie
wurden schließlich jahrelang in jämmerlichen Kinderkassettenrekordern
hoch und runter genudelt.
Freitag, 10. Dezember 1999
Tadaa! Heute habe ich etwas getan, was ich seit knapp 18
Jahren nicht mehr getan habe: Ich habe mir eine Drei-Fragezeichen-Kassette
gekauft! Denn: Es gibt sie immer noch! ( Oje! Nachher ist
das noch ein Kult. Wobei heutzutage ist ja alles
Kult, von Verona Fickbusch bis Horn, Guildo Horn.)
Und brandaktuell sind's, die Buam: Handygeklingel, Internet
und Schwadronierung über den neuen StarWars zeugen davon.
Teil 86 heißt »Nacht in Angst«, und ist gar
nicht mal so gut.
Heutzutage kost so was 9,99, früher waren es mal 6,80
oder so mein Gott!, wenn ich an das ganze Geld denke,
was man früher zum Kaufmann geschleppt hat! Damals hatte
man doch keins.
Heute kann man allerdings noch mehr Geld drauf verschwenden,
denn es gibt mittlerweile Stücker 88. Doch damit nicht genug:
Die ersten 40 gibt es in 2 Versionen. Denn die Rechte für
die ursprüngliche Musik sind abgelaufen und der Komponist
wollte sich mit der Verlängerung wohl das Näschen vergolden.
Die alten Bänder gibt's also nur noch auf dem Flohmarkt.
Oder bei mir im Keller…
Wenn man dann noch auf solche Spitzfindigkeiten wie Hüllenspezifikation
(rot oder klar, mit Stegen oder ohne), Einleger (weiß auf
schwarz oder schwarz auf weiß, Vollformat oder nur halb)
und Kassettenfarbe (gelb mit schwarzer Aufschrift oder schwarz
mit gelbem Label oder schwarz mit weißer Aufschrift) Wert
legt, erwächst daraus ein hübsches Sammelhobby, das manch
erkleckliches Sümmchen verschlingen mag. Nicht zu vergessen,
daß es ja auch noch LPs und CDs gibt …
Süchtigmachend ist so was allemal. (Manch einer sammelt
ja sogar kleine bunte Kärtchen mit mysteriösen Gestalten
drauf.) Aber warum auch nicht: Schließlich sind es gute
Bekannte aus der Vergangenheit. Sie erinnern mich am die
vielen langen Winterabende, die es heute ja dank elektrischen
Stroms selbst in der Eifel nicht mehr gibt.
Unklar ist mir, wie alt Die Drei Fragezeichen heutzutage
sind: Sind es noch Kinder oder schon Jugendliche? Im Hörspiel
werden sie als »die Jungs« und »die Kleinen«
bezeichnet. Die Original-Sprecher (!) müßten in real life
stramm auf Mitte 30 zugehen.
Lustigerweise sind die Stimmen recht ähnlich geblieben:
Justus quäkt nach wie vor, nur etwas tiefer, Peter klang
schon immer erwachsen, dafür aber weiblich, und nur Bob
merkt man den Stimmbruch an. Sie haben es mittlerweile sogar
drauf, einigermaßen korrekt zu betonen. Sogar Justus.
Würde gerne wissen, wie die Drei heute aussehen. Sie vermeiden
Photos, dem Charme der Hörspiele zuliebe. Allerdings sieht
Andreas Fröhlich (Bob) in meiner Vorstellung endgültig aus
wie Ethan Hawke, und bei Oliver Rohrbeck kommt mir immer
Theo Huckstable von der Bill-Cosby-Show in den Sinn. Nur
Jens ist gesichtslos.
Montag, 13. Dezember 1999
Happy Birthday, Uwe!
Dienstag, 14. Dezember 1999
Fuck! Dreifragezeichen gibt's im Mediamarkt sogar für 7,99
Mark. Obwohl man denen zur Strafe für diese abartige Reklame
ja nix abkaufen sollte.
Mittlerweile habe ich auch Photos gefunden. Allerdings
in sackschlechter Qualität. Es existieren wohl aus Absicht
keine aktuellen Bilder, um die Illusion aufrecht zu erhalten.
In Anbetracht dieses einen ist das wohl auch besser so …
Im Hörspiel sollen die ??? übrigens 16 Jahre alt sein.
Prust! Die Sprecher sind fast doppelt so alt, man darf gespannt
sein, was die mit 50 so machen. Obwohl: Die Stones gehen
auch immer noch mit den gleichen Liedern auf Tour …
Man erfährt im Netz auch interessante Sachen: Zum Beispiel
stammten früher die Bücher aus den U.S.A., wurden übersetzt
und dann vertont. Heute wird zuerst in Deutschland das Hörspiel
gemacht, danach das Buch geschrieben und dann nach Amerika
übersetzt. Außerdem heißt Justus Jonas in der US-Version
Jupiter Jones.
Mittwoch, 15. Dezember 1999
Diese ???-Geschichte wächst sich immer mehr zum Popanz
aus: Auf einer der zahlreichen Webseiten las ich nun, daß
es das auch als Theaterstück gibt. Wobei das ja nicht das
gleiche sein dürfte, denn ein Hörspiel, welches die Zuschauer
seit 20 Jahren auswendig kennen, kann nicht einfach von
anderen Darstellern gesprochen werden. Also nennt sich das
ganze Vollplaybacktheater. Ich stelle es mir so vor, daß
die das Band laufen lassen und dazu ihre Faxen machen.
Das beste: Deren Tournee ist demnächst zuende aber
am Freitag sind sie hier im Autonomen Zentrum. Ich werde
2 Karten erstehen und am Samstag dann Bericht erstatten.
Schätzchen kommt mit ist schließlich die einzige
Möglichkeit, mich ins Theater zu kriegen …
Samstag, 18. Dezember 1999
Hier nun die versprochene Manöverkritik der gestrigen Aufführung
des Vollplaybacktheaters.
(Im Hintergrund werden die Magnetbänder digitalisiert.
Ich hatte Bedenken wegen der Qualität der antiken Kassetten:
Und die wirklichen Probleme bereitet die moderne Technik.
Ich hätte auch niiiemals gedacht, meine 24 GB so schnell
vollzukriegen …)
Ebenso suspekt wie das gesamte Playback-Unterfangen war
mir von Anfang an der Ort des Geschehens: das Autonome Zentrum
(AZ). Wie man sich lebhaft vorstellen kann, tun die Autonomen
in aller Regel anderes als sich Hörspieltheaterstücke anzusehen.
Dementsprechend war das Interieur des AZ: Als Sitzgelegenheit
gab es Bierzeltbänke, die vor einer eher improvisierten
Bühne standen. Hübsch autonom halt. Erwähnte ich bereits,
daß sich das das AZ in einem Bunker befindet, mehrere Meter
unter der Erde, zwischen Aachener Hauptbahnhof und Gesundheitsamt?
Dumm fand ich wohl, daß auf den Eintrittskarten von einem
Einlaß ab 19:00 Uhr und einem Vorstellungsbeginn um 20:00
Uhr die Rede war. Wie standen also frohgemut um 19:40 im
Regen vor der Bunkertür, die uns um 8 sogar geöffnet wurde
… Need I say, daß das Stück erst um 2100 CET begann
?
Aber man muß das ganze positiv sehen: Wäre ein Krieg in
der Zeit über Aachen hinweggefegt, so hätten wir ihn überlebt
…) Das Publikum war so zusammengesetzt wie ich es erwartet
hatte: 3 Kinder im typischen Alter der primären ???-Zielgruppe,
nämlich um die Zehn, der Rest waren vergnügungssüchtige
Twens, hauptsächlich Studis wie ich eben. Der Bunker
war jedenfalls voll - das scheint wohl doch schon ein Kult
zu sein!
Nun hätte ich vor lauter Rahmenbedingungen beinahe die
Aufführung an sich unterschlagen: Das geht aber auch sehr
knapp: Einfach gut! Diese Playback-Geschichte ist zu Anfang
etwas gewöhnungsbedürftig, danach aber superwitzig. Teilweise
hat der Gespielte nur am Rande mit dem Hörspiel zu tun,
und die Darsteller juxen wild auf der Bühne rum. Es wimmelt
vor originellen Einfällen, von denen eine Menge augenscheinlich
sehr spontan kamen. Wohlwollend kann man der Veranstaltung
generell den »Charme des Unfertigen« bescheinigen
…
Ein super Zwischenruf in einer brenzligen Situation kam
aus den Publikum: »Nun stellt Euch nicht so an
Ihr seid doch nicht TKKG!« Alles in allem betrachtet
… sind wir in den 1 ½ Stunden supi unterhalten worden …
arschwitzig … jedem zu empfehlen …
Daß Justus Jonas ein Klugscheißer ist, war ja schon immer
klar. Während der Vorstellung wurde mir jedoch klar, was
für ein gigantischer Klugscheißer er ist. Aber das sind
die meisten Kinder. Und viele sind es noch als Erwachsene
…
Zudem es die Hörspiele mit der Logik auch nicht allzu
genau nehmen. Sie bergen einige veritable Fehler: Zum Beispiel
quäkt in Folge 1 der Super-Papagei Blacky bereits in der
Zentrale auf dem Schrottplatz herum, bevor sie ihn haben!
Aber genug der Spitzfindigkeiten.
Jetzt heißt es, alle Kumpane der Kindheit abzugrasen. Wer
hatte damals die Kassetten und hat sie noch heute? Und wer
rückt sie kampflos heraus! Wohl keiner. Anderthalb Jahrzehnte
flogen die Tapes in den dunkelsten Ecken des Universums
herum, doch wenn man jetzt drauf zu sprechen kommt, heißt
es womöglich: »Och, die könnte ich mir ja auch noch
mal anhören …« Aber vielleicht bekomme ich sie ja
doch von einigen geliehen zum Retten ins Digitale,
bevor sie vollends verfallen.
Hier ein paar einschlägige Surftips:
Montag, 20. Dezember 1999
Horch, was ist denn das! Soeben kam im Fernseh ein Newsflash:
Irgend so ein Arschloch hält in der Landeszentralbank (LZB)
in Aachen 3 Menschen fest. Ui, spannend!
Weiß jemand, wo diese Bank ist? Am Bahnhof, nur
20 Meter vom Autonomen Zentrum (wo am Freitag noch VPT war!)
entfernt oder, wenn man's genau nimmt, noch näher
dran, nämlich direkt daneben, nur 12 Meter tiefer.
An dem Gebäude mußte ich früher immer schwer bepackt vorbei,
es liegt nämlich an meinem Fußweg vom Bahnhof nach Burtscheid.
In der Sicherheitsschleuse LZB steckt jetzt ein Kidnapper
und drei Geiseln. Wenn's denn noch drei sind …
Er ist in der Zentrale der Security-Firma in den Geldtransporter
eingedrungen und dann mit seinen Geiseln wie im Trojanischen
Pferd in die Bank eingedrungen. Forderungen hat er noch
nicht gestellt. (»Ich verlange Waffen und Geiseln!«)
Aber es herrscht natürlich weitgehend Nachrichtensperre.
Nur soviel: Ich bin's nicht!
Later that same day:
Du liebe Zeit, hier ist die Höhle los! Die LZB ist abgesperrt
und der Verkehr quält sich durch die verbleibenden Straßen.
Der Bahnhof ist schließlich eine Hauptader der Stadt. Das
Fernseh hat fein was zu tun: Alleallealle berichten sie,
WDR, SAT.1, ZDF, RTL, n-tv, SEK … Nur leider haben sie nix:
Immer die gleichen nichtssagenden Bilder, die zum Schweigen
verpflichteten Polizanten, die generell ahnungslosen Journalisten
und massig falsche Filmchen aus der Konserve. Morgen mal
Frühstyxfernseh gucken.
Dienstag, 21. Dezember 1999
Wow, das wird ja eine Mega-Geschichte. Heute sind wir in
fast allen Nachrichtensendungen der Aufmacher. Ziemlich
gespenstig, wenn man diese alltäglichen Plätze von um die
Ecke über alle Sender flimmern sieht. Mittlerweile ist's
das »Geiseldrama von Aachen«. Ui!
Da
tummelt sich eine Menge Journalistenvolk vorm Bahnhof rum,
und alle können sie nur sagen, daß sie nichts sagen können.
Natürlich werden auch wieder die schönsten Entführungen
der letzten 50 Jahre hervorgekramt. Wie aus dem Handbuch
des Schmierenjournalismus. Nett wäre ja auch, wenn sie mal
sagen würden, daß sie mit ihren Mikros und Kameras vor der
Stadtverwaltung stehen, nicht vor der Bank! Der Zugang
ist nämlich abgesperrt, aus Sicherheitsgründen. (Und wer
heult am meisten? Die armen Geschäftsleute. Können einem
leid tun, tz!)
Wer da wen festhält, ist noch gar nicht raus: Der Gangster
muß einen veritablen Ratsch am Kappes haben: Okkupiert ausgerechnet
die LZB, welche abgeschirmt ist wie Fort Knox. Was glaubt
er, wie er da wieder rauskommt? An einem Stück meine ich
…
Jetzt fordert er erstmal freien Abzug mit seinen Geiseln.
Das läßt die Polizei jedoch nicht zu, die haben seit Gladbeck
ja doch was dazugelernt. Nun will er wenigstens für sich
freies Geleit ja super! Mit was glaubt er denn da
drohen zu können?! Und sowieso freies Geleit: Seit gestern
sind die Aachener Straßen dicht mit Autos; wenn da einer
rauswill, braucht er schon den Hubischein. Die beste Möglichkeit,
die mir einfällt: Er flüchtet mit der Bahn …
Mittwoch, 22. Dezember 1999
Puh, die City of Crime atmet auf, unsere Geiselnahme ist
vorbei. Die Geiseln sind frei, der Kidnapper tot. Recht
so.
Hier noch ein Tip für ein wenn's denn sein muß
Weihnachtsgeschenk auf den letzten Drücker: The
Corrs »Unplugged«
Betreffs meiner Millenniumskrise kam ein Leserbrief: