Donnerstag, 7. Februar 2002
So langsam kommt auch mein Portemonnaie hinter die Idee von
diesem Euro. Es macht Spaß zu sehen, wie sich die internationalen
Münzen in ihm mischen. Und zu raten, aus welchem Land
denn, z.B. die zwei Wildgänse, kommen.
Grassierende Karnevalitis:
»Heeey, hey baby, huh ha,
I wanna kno-ho-ho-ho-ho-how
if you'll be my girl
«
Aber ohne mich! Übermorgen flüchte ich in südliche
Breiten.
Freitag, 8. Februar 2002
Nachricht von Hiob: Wie mir das Internet verriet, ist unser
Flug morgen mit Zwischenstopp in Fuerteventura, was die beengte
Reisezeit auf knapp sechs Stunden auswälzt. Mein armer
Rücken.

Samstag, 9. Februar 2002
Luftraum Düsseldorf, Flug AB 8250 der Air Berlin an
Bord einer Boeing 737-800, Sitz 21D. Zu detailliert?
O.K., dann nur noch das Interessante: Durch die Wahl des Platzes
am Ganges, äh Gang keep aisle clear hält
sich die Beklemmung in Grenzen. Dann werde ich womöglich
sogar noch zur Lektüre der Tageszeitung kommen.
Falls ich weiter hier so öffentlich schreibe, sollte
ich mir eine Geheimschrift zulegen. Spätestens im Internet
wird es zwar allgemein zugänglich sein, doch Mitreisende
sollten das Werk im Moment seiner Entstehung doch nicht erspähen
können.
Lieber Leser, erachte das Folgende daher als in verfaßt.

Gerade kam das wohlportionierte Essen kochen können
sie, diese Stewardessen! Um einen reibungslosen Ablauf des
weiteren Fluges zu gewährleisten, verzichte ich auf lautstarke
Scherze mit verstreutem Milchpulver/Kaffeeweißer. Die
Besatzungen sind jetzt nachdemelftenseptember ja so was von
empfindlich.
Das Hauptthema in der WELT ist neben dem Olympiagerodel
in der Salzlakenstadt die Sonntagsfrage: Den Grünen
werden nur noch 4% zugestanden. Joschka wählen!
(Sonntagsfrage, was war das nochmal? Für die politisch
uninteressierten Leser: »Was würden Sie am Wochenende
machen, wenn wieder Sonntag wäre?« )
Zwischenstop in Fuerteventura. Die Frisur hält.
¾ der Passagiere steigt aus, ein paar neue steigen
zu. Die haben ihren Urlaub wohl schon hinter sich und fliegen
dann von G.C. wieder heim ist regnerische Germanien. Man sollte
doch meinen, daß die jetzt nach den sonnig-sorglosen
Tagen entspannt seien. Aber nein, ein älteres Ehepaar
besteht auf seiner Sitzplatznummer auch wenn noch Dutzende
andere Plätze frei sind. Dafür muß man natürlich
die vierköpfige Familie wieder auseinanderreißen,
die den Anfang der Reise schon über drei Reihen verteilt
war und sich gerade für den Rest zum Powwow versammelt
hatte.
So sind wir denn nun in Afrika gelandet. Jedenfalls geographisch.
Politisch sind wir natürlich im Königreich Spanien,
genauer: Gran Canaria, San Agustin, Sun Club Aguila Playa.
Doch der nahe Kontinent läßt schön grüßen
in Form eines sandigen Saharawindes, der hier die Fernsicht
etwas trübt.
Unser Hotel ist architektonisch ganz nett angelegt, hufeisenförmig
zum Meer hin, mit Palmen, Pool und Leuchttürmchen, die
wir vom Wohnzimmer aus direkt sehen und erreichen können.
Das
entschädigt etwas für die Durchgangsstraße
nach hinten raus
Die darüberhinaus ein paar Bodenwellen
aufweist, um Raser lautstark an die zu gewärtigenden
Steilkurven zu erinnern, rrup-rrup rrup-rrup rrup-rrup
Pain is so close to pleasure.
Wenn wir beim Pool eine Treppe runtergehen, sind wir auf der
Terrasse des Speisesaals und danach direkt an der Playa. Bei
Ebbe erscheint zwischen Meer und aufgeschüttetem Grobkies
(Joschka hätte seine helle Freude dran gehabt) ein schmaler
Streifen schwarzen Sandes. Nennen wir es daher nicht Strand,
sagen wir: Ufer.
Leider konnte ich unter den Miturlaubern noch keinen interessanten
Menschen ausmachen. Der nette Señor an der Reception
hingegen hat uns mit dem roten Freundschaftsbändchen
des Küchenchefs vogelberingt. Nun dürfen wir in
der Anlage für umme essen&trinken, was immer wir
wollen. Fachwort all-inclusive.
Ich lebe noch in der falschen Zeitzone: Meine Funkuhr hat
sich noch nicht auf die lokale Zeit umgestellt. Und wird das
wahrscheinlich auch nicht mehr machen. Wie man das Ding von
Hand verstellt, weiß ich nicht, und die in Braunschweig
werden mir zuliebe die Atome ja auch nicht schneller ticken
lassen. Woher soll meine Uhr schon alleine wissen, wo sie
ist? GPS paßt in so ein kleines Ding halt nicht rein.
Toll, nun brauche ich beim Geld nicht mehr umzurechnen, aber
bei der Zeit.
Apropos Zeit: Wo zur Hölle sind denn zur Zeit Ferien?
Es turnen ziemlich viele Kinder und Jugendliche hier rum,
die eigentlich in die Schule gehören. Oder wenigstens
aus meinen Augen. (So sehr sorg ich mich um PISA nicht.)
Sonntag, 10. Februar 2002
Viel zu früh wach gewesen. Jetlag selbst hier?! Alle
Gräten tun mir weh. Orthopädisch ist reisen ja eine
Katastrophe.
Und die Kids aus dem Bungalow über uns streiten rum.
Auftritt die Mama:
Mutter: »Was ist hier los?« (typische
Elternfrage)
Kind: »Die Lea/Lara/Laura hat aber
«
(typische Kinderantwort)
Es entsponn sich ein Dialog bar jeder Logik. Und so was soll
ich mir freiwillig zulegen?!
Nun Dusche testen.
Mein Schätzchen hatte mich vorgewarnt, daß es lange
dauert, bis warmes Wasser kommt. Wenigstens kam es. Als ich
fertig war. Bin wohl doch kein Warmduscher.
Wie
es guter alter deutscher Brauch ist, spannen die Frührentnern
schon vor dem Frühstück die Badelaken auf die Liegen
am Pool, auf daß auch ja keiner den Platz an der Sonne
streitig macht. Tz, als ob ich Angst vor einem Laken hätte!
Aber Entwarnung, ein Liegeplatz interessiert mich genausowenig
wie der Anblick von sonnenverbrannten, der Schwerkraft nachgebenden,
welken Brüsten auf nüchternen Magen!
Frühstück mag man hier gerne süß. Bis
auf die Wurst enthält alles die Extraportion Zucker.
Und selbst die
Für jeden ist etwas dabei, kontinental mit Wurst
und Käse, englisch mit Beans und Bacon und afrikanisch
mit getrockneten Datteln, Feigen und Bananen. Normalerweise
sehen die Leute, die so ein Dörrobst essen, ja auch so
aus, doch zu einer Mahlzeit auf der Terrasse in morgendlicher
Sonne paßt es hervorragend.
Erste Expedition zu den Dünen zwischen Playa del Inglés
und Maspalomas. Habe dort Sandra, die Wanderdüne getroffen.
Mit dem Bus wären's vier Stationen gewesen, zu Fuß
in mittäglicher Hitze durch schroffe Felsen den Strand
entlang zog es sich ein bißchen.
Der Weg war auch beschwerlich wegen des distanzlosen, wegelagernden
Gesocks, dessen harmlosere Vertreter einem nur ominöse
Handzettel in die, klar: Hand drücken wollen. Die anderen
wollen einem unbedingt Sonnenbrillen andrehen auch
wenn man bereits eine aufhat. Wahrscheinlich schauen die uns
Geldsäcke eh nicht so genau an. Wozu man am Strand unbedingt
eine »echte« Rolex kaufen sollte, ist mir auch
ein Rätsel.
Diese lästigen Handelsreisenden alle zehn Meter haben
vornehmlich stark pigmentierte Haut. Ebenfalls nicht zum guten
Leumund der Neger tragen diejenigen bei, die einem arglosen
Passanten die Hand schütteln wollen und gleich losfragen,
woher man denn käme. Was hätten die von diesem Wissen?!
Geld, Gold, ein sorgenfreies Leben?
Zu den allseits bekannten Hütchenspielern brauche ich
hier wohl nichts zu sagen. Hab sie natürlich anständig
abgezockt ;-)
Geld verdirbt den Charakter. Kein Geld allerdings auch. In
vivo beobachten kann man das bei den Ossis, Hessis und Hollis,
die all-inclusively den Kellner am Pool tüchtig rennen
lassen. (Liebe Monoglotte, wenn der ständig »coño«
zischelt, heißt das nicht etwa »Aber bitte doch!«
)
Außer den Getränken bereitet er auch Snacks (Pizza,
Hamburger etc) zu. Und weil's nix extra kostet, wird halt
mitgenommen, was eben geht. Aber das ist schwer: Zwischen
Mittagessen und Abendbrot sind immerhin nur drei Stunden zu
überbrücken.
Ich wünschte, die Getränke zum Beispiel kosteten
extra. Zum ersten würde eventuell mit mehr Liebe gezapft,
zum zweiten kämen die Bedienungen eine Tour öfter
vorbei, wenn man sie zuvor mit Umsatz und Trinkgeld gefügig
gemacht hat, und zum dritten würden die oben genannten
Üblichen Verdächtigen nicht ganz so penetrant die
Bar belagern.
Apropos, in diesen Minuten beginnt die Schlacht am kalt/warmen
Büfett. Wollen wir uns mal ins Getümmel stürzen
und Alltours etwas schädigen. Nachdem wir ja schon auf
Mittagsmahl und Snacks verzichtet haben, fallen wir sonst
zusehr auf
Es ist schon ein bißchen abgekühlt, doch das Ambiente
ist grandios. Palmen, Brandung, Cerveza grande. Ich vergesse
immer, was »Prosit« en español heißt.
»Adios«?! Ach ja, »Salud« salutiert
mir mein Schätzchen soeben.
Der Euro macht das Verreisen nicht ausschließlich einfacher.
Jedenfalls nicht, wenn der Concierge seine Preise nur in Peseten
kennt. Oder wenn der Billardtisch nur Ptas. schluckt, die
aber verständlicherweise Mangelware sind.
Montag, 11. Februar 2002
Da
habe mich doch von der fehlgeleiteten Funkuhr reinlegen lassen.
Als ich dachte, es sei halb acht, war's erst halb sieben.
Was die Sprinkleranlage jedoch auch nicht davon abhielt, geräuschvoll
die Rabatten zu tränken. Und auch die Müllabfuhr
steht zeitig auf
Das erste Lied, daß ich heute aus einem der anderen
Bungalows vernahm, war »Spanien olé«
von den Bläck Föös eine Reminiszenz
an den heutigen Rosenmontag, alaaf!
Dienstag, 12. Februar 2002
56 Cent pro Liter Sprit wir sollten unbedingt noch
tanken, bevor wir zurückfliegen
Der Strand von Maspalomas sollte nicht nur in F.K.K.- und
Bekleidet-Bereich unterteilt werden, sondern F.K.K. auch noch
nach Alters- und Gewichtsklassen. Viele dieser
faltigen Fleischberge verderben einem die Lust an nackter
Haut. Zum Glück gibt's daheim Kleidungszwang. Sind wir
ehrlich: Nackte Männer sehen albern aus. Wenn's net ein
knackiger Arsch von hinten ist.
Unser bevorzugtes Fortbewegungsmittel ist neben dem
eigenen Gefüß der Omnibus. Jedesmal ein
Erlebnis der ganz besonderen Art, das so gar nichts mit dem
Öffentlichen Personennahverkehr in der Heimat zu tun
hat. Zunächst stehen die Fahrpläne auf seeehr geduldigem
Papier. Der zu reisen Wünschende stelle sich einfach
an eine Haltestelle und warte irgendein Bus wird schon
kommen. (Ich hege darüberhinaus den Verdacht, auch die
Linie/Richtung ist nur eine vage Angabe.)
Befindet man sich im Gefährt, tut man gut daran, sich
alsbald hinzusetzen oder wenigstens irgendwo festzukrallen,
denn Fahrt beginnt zügig. Zweimal hatten wir noch nicht
einmal die Tickets gelöst, als es losging.
Und wie es losging! Stopschilder werden von den Piloten als
unverbindliche Empfehlungen aufgefaßt, und mit der Schwerkraft
haben sie scheint's auch keinen Vertrag. Auf Gran Can kommt
man mit dem Bus schneller voran als mit dem Taxi.
Mittwoch, 13. Februar 2002
¡Cumpleaños feliz!
Komisch, an Aschermittwoch hatte ich schon ein paar Mal Geburtstag,
an Rosenmontag noch nie. Muß mir zur Feier des Tages
später unbedingt mal eine Zeitung kaufen und gucken,
wer zurückgetreten ist
Und ein Inet-Café sollte ich aufsuchen, um nachzusehen,
wer heute so an mich denkt.
Doch
was ist das? Bedeckter Himmel am Geburtstag? Skandal! Wird
wohl wieder dieser Wind sein, der die wüste Sahra mitbringt.
(Scirocco? Ich hätte in Erdkunde aufpassen sollen.) Und
windig ist es, werde heute bestimmt meinen Indiana-Jones-Hut
quitt.
An
Indi Jones erinnerte auch unser heutiges Ausflugsziel, der
Palmitos-Park. Die Reise begann schon spannend, wir sind im
überfüllten Bus (s.o.) ein Stück weit in einen
Canyon gegondelt. (Die Holländer auf der Hinterbank wurden
zur allgemeinen Erheiterung von jeder Bodenwelle an die Decke
geschleudert daher bestimmt der Begriff Flying Dutchman.)
Dort
lebendig angekommen gab es dann tropische Flora & Fauna
zu begucken:
Kolibris, Schmetterlinge, Fische, Greifvögel, Papageien,
Kaktusse (ja, liebe Studienräte, man darf sehr wohl so
sagen!), Palmen, Orchideen. All das in spektakulärer
Felskulisse.
Und
nicht zuletzt hat TL endlich die Pfau-Mann-Affäre
aufgedeckt
:
Mich anschließend mit kühlen Getränk in
die Dünen zu hocken mußte ich vertagen. Bereits
erwähnter Wind ließ die Sandkörner zu Geschossen
werden, so ein Sandstrahlpeeling hätte wohl das letzte
bißchen nicht lädierter Haut weggeschmirgelt. Mitte
Februar und TL hat eine Sonnenallergie, jesses.
Also auf ins Internetcafé. Siehe da, ein paar treue
Seelen haben an mich gedacht. ¡Muchas gracias!
»After sun
what? Come and buy!«
DAS sind mal Werbeaussagen! Während sich deutsche Texter
abmühen und umständlich mit Erlebniswelten
und Einkaufsparadiesen argumentieren, wird hier geradeheraus
gefordert, daß man einem bitte schön was abkauft.
So platt wie der Slogan ist auch die Typo auf daß
es jeden Designer erschauern lasse. Andererseits: Form follows
function. In solch einem centro comercial erwartet
einen schließlich auch nur Markenimitat und überteuerter
Schnickschnack. Aber eine anständige Zeitung und hochwertige
Zigarren lokaler Provenienz sind nicht aufzutreiben!
Später fand ich doch noch eine Zeitung im Supermercado
direkt neben dem Hotel. Weil an deutschen Publikationen nur
mehr Schrott zu finden war, griff ich zur TIMES, mal schauen,
was die Nachbarn so schreiben. Und, wer muß zurücktreten?
Die deutsche Wirtschaftspolitik! Es droht ein blauer Brief
von der EU. Sieht so aus, als müßten wir unsere
schönen Euros demnächst alle wieder zurückgeben
Der englische Presse entnehme ich desweiteren, daß
Princess Margaret, die kleine Schwester von Lisbeth II., gestorben
zu sein scheint. Jedenfalls wollen sie sie verbrennen.
Donnerstag, 14. Februar 2002
7 Uhr 40, die Sonne geht auf. Und sie tut es rasch. Wie sie
auch abends keine Zeit mit romantischer Dämmerung verplempert.
Zack, dank Äquatornähe isseda / isseweg.
Und die Spießerfraktion spannt ihre Handtücher
auf die Pritschen.
Warum ich so früh schon auf bin? Zum Valentinstag schenke
ich meinem Schatz heute eine Bananenplantage. Denn wir machen
einen Ausflug. Die Casa-Romantica-Tour von Playa del
Inglés die Barrancos entlang quer über die Insel
nach Agaete im Norden. So riesig ist die Insel ja nicht, aber
dafür vielseitig und in der Mitte fast 2.000 Meter hoch.
Mehrere Klimazonen auf engstem Raum ein kleiner Kontinent
also, wie die Reiseführerin nicht müde wurde zu
behaupten, während wir Bäume mit Orangen, Zitronen,
Mandeln, Eukalyptus, Papayas, Dattelpalmen, Wolfsmilchgewächse,
Fenchel, Lavendel, Feigenkaktusse und eine Menge Kraut mehr
passierten.
¡Jesu, Maria y José! Bis auf 1.600 Meter wurden
wir im modernen Reisebus gekarrt. Ein Motorroller wäre
mir lieber gewesen. Bei den ersten Haarnadelkurven dachte
ich schon, so, das war es jetzt, doch danach konnte ich die
Fahrt durch die Cañones genießen. Wie Wattersons
Feder entsprungen Spaceman Spiff hätte seine Freude
gehabt.
Alle paar Kilometer hielt der Bus an und wir durften die Gegend
persönlich begehen. Nach ein paar Minuten ging es wieder
weiter. ¡Nos vamos!
Mit
einem kleinen Flitzer eskortierte uns ein Videomann. Ständig
stand er wildfuchtelnd irgendwo rum und animierte uns zurückzuwinken.
Die Reiseleiterin stellte ihn als Ulysses vor man dürfe
ihn aber Uli nennen. Hieße ich so, würde ich mir
das ausdrücklich verbieten! Das aus dem Material geschnittene
Video gäbe es übrigens im Anschluß für
35,- Euren zu bestellen. Aber wo ich schon hier bin, gucke
ich mal schön selbst.
In Ayacata, dem geographischen Mittelpunkt der Insel, gab
es einen frischgepreßten Orangensaft von freilaufenden
Früchten, der aber nicht der Rede wert war. Da habe ich
aus ALDI-Apfelsinen schon besseren gequetscht.
Hinter den Höhlendörfern bei Tejeda ließ
unsere Reiseleiterin erneut absatteln. In dem unscheinbaren
Flecken gäbe es als Spezialität Lumumba zu
verkosten. Kognak mit Kakao, naja, wenn's sein muß.
Allerdings für teuer Geld. (Es hätten auch Margaritas,
Kamillentee oder sonstwas sein können, die sind genausowenig
eine Spezialität von Gran Canaria.) Immermehr offenbarte
sich der Charakter einer Butterfahrt.
Ich erwähnte, daß Reiseleiter in der Regel Provisionen
von den Wirten der Lokale bekommen, in die sie ihre Schäfchen
lotsen. Mein Schätzchen meinte, nein, das ist hier nicht
so.
Doch kurz bevor es weiterging, sah ich, wie man im Hinterzimmer
halbe-halbe machte, hihihi.
Bevor hier ein falscher Eindruck entsteht: Ich beschwere
mich nicht! Ich bin hier als Tourist, mithin ist es mein verdammter
Job, auch tüchtig Geld hier zu lassen. Knausern kann
ich daheim.
Lebensgefährlich,
lehrreich und amüsant dieser Ausflug. Für letzteres
sollte man jedoch Ossis mit an Bord haben. (Wird ja heutzutage
kein Problem sein, newoar?)
Besonders lustig unser Stopp in San Bartholomé, wo
es frisch gepreßten Papayasaft im Ausschank gab, und
ich ahnungslostuend ein paar von denen fragte, wie der denn
schmecke
Später in der Bananenplantage kauften die sich auch prompt
ein paar von den grünen Dingern hat mich an Zonen-Gabi
erinnert.
An kulinarischen Errungenschaften bringe ich Bienmesabe
(»Es schmeckt mir gut«) und Mazapan mit,
eine zähflüssige Süßspeise und ein Kuchen
auf Mandelbasis, denn diese Bäumchen baut man hier an.
Bin gespannt, wie lange es dauert, bis das Rezept ins secret-cookbook.de
kommt.
Die Casa Romantica besitzt anstandshalber einen kleinen botanischen
Garten, durch den wir lustlos trotteten, ist aber eigentlich
eine Touristenabfütterstation. Als solche jedoch nicht
zu verachten: Dafür daß da ganze Busladungen von
Touris durchgeschleust werden, bringt die Küche ein anständiges
Vier-Gänge-Menü zuwege. Nebst Viño tinto
in ausreichender Menge. Und hintendrauf gab's Kaffee aus eigener
Herstellung.
Nicht zuletzt bekam ich in der Casa endlich ein paar der guten
Zigarren von La Palma, politisch korrekte Handarbeit de
personas con discapacidad.
Später
erwarb ich in einem Kunsthandwerk-»Museum« dann
eine 18-Zoll-Zigarre für den Herrn Anwalt, das einzige
Souvenir der Reise. Size does matter! (Der Reiseleiterin wurden
vom Betreiber mal wieder ein paar Scheinchen zugesteckt.)
Viel geschichtlich Relevantes gibt es von hier nicht zu berichten,
weder Griechen noch Römer haben sich blicken lassen.
Ein gewisser Cristobal Colon soll hier Station gemacht haben,
als er sich anschickte, Amerika zu finden.
Bevor die Spanier die Insel »eroberten«, lebten
hier die Guanchen, ein Volk, von dem leider nicht viel
bekannt ist und das von unserer Reiseleiterin als reichlich
rückständig beschrieben wurde. Regelrecht primitiv.
(Sagt ausgerechnet die Frau, die sich bezahlen läßt,
arglose Touris in überteuerte Imbisse und Andenkenshops
zu karren.)
Irgend ein schlauer Mensch ich komm grad net drauf
welcher hat einmal gesagt, daß er der Nachwelt
etwas zu hinterlassen hoffe, aus dem hervorgeht, daß
dort glückliche Menschen gelebt haben. Und brauche ich
dafür Kolonien?
Was man von den Guanchen wohl weiß, ist, daß
ihre Frauen ganz zufrieden gewesen sein müßten:
Sie durften sich drei Männer zur gleichen Zeit halten.
Diese teilten sich dann die Arbeit monatsweise. Ehemann Eins
war einen Monat lang nur »Ehemann« (aus Gründen
des Jugendschutzes schmücke ich jetzt mal nicht aus,
was dessen vornehmliche Aufgabe war
). In der Zeit kümmerte
sich Nummer Zwei um die Arbeiten in Haus und Hof. Der dritte
Mann hingegen durfte in dem Monat Urlaub machen, um sich von
den Strapazen von Schicht 1 und 2 zu erholen.
Hm, wenn ich's recht bedenke, hatten die Männer es ja
dann auch nicht so schlecht
Freitag,
15. Februar 2002
Nanu, draußen ist's bewölkt. Ein paar schüchterne
Tropfen Regen fallen. Regnen tut's hier wenn überhaupt
doch nur im Winter. Hm, es ist ja auch Winter.
Dabei wollte ich mich heute schön mit einem Buch in meine
Dünen pflanzen, um morgen einen fetten Sonnenbrand mit
nach Hause zu nehmen.
Das mit dem Sonnenbrand geht klar, die Wolken hatten sich
dann doch verzogen. Wir sind wieder durch die Dünen und
den Strand entlang marschiert. Die Sonne brannte, doch wegen
des Windes haben wir das nur geahnt.
Man glaubt ja gar nicht, in welchen Körperöffnungen
sich dieser Sand alles sammeln kann. Mußte mir eine
halbe Düne abduschen. Ich weiß außerdem nicht,
was an Sex on the beach so toll sein soll: Ich mag
ihn nicht paniert.
Samstag, 16. Februar 2002
Huch, schon Samstag. Dann müssen wir ja heute wieder
zurückfliegen!
Wie sich die Zeit doch amüsiert, wenn man sich vergeht.
Heute ist für uns hier zum letzten Mal die Sonne aufgegangen.
(Keine Sorge, die geht bestimmt noch öfter auf, nur nicht
für uns und hier. [Bevor ich zuviel verspreche
und Regreß droht: Sooo sicher ist das auch wieder nicht,
die Chancen stehen fifty-fifty
])
Vielleicht
sollte ich hierbleiben und einen schwunghaften Handel mit
T-Shirts aufmachen:
Nach den letzten Stunden und einer Mahlzeit unter Palmen
verzogen wir uns Richtung Aeropuerto. Und die oft erwähnte
Sonne verzog sich mit uns: Um uns den Abschied leichter zu
machen, verdunkelten bedrohliche Wolken die Berge und sendeten
unserem Domizil ein paar Schauer.
Getrübt wurde unsere Ankunft in Düsseldorf nur
durch die Deutsche Bahn AG (um 22:30 Uhr bei 2° C im dünnen
Jäckchen). Ich scherzte am Bahnsteig noch »Was
wenn jetzt die Durchsage käme, Der Zug nach Aachen
hat 30 Minuten Verspätung«. Das war natürlich
Unsinn. Es waren 45 Minuten
Sonntag, 17. Februar 2002
Wieder daheim. Wow, drei Kilo Übergepäck mitgebracht.
Der Sprung in die enge Jeans verschaffte mir wieder ein Gefühl
für die Realität. Das kommt davon, wenn man all-inclusive
mit all-you-can-eat verwechselt
Doch ich habe halt gelernt, daß man alles aufessen muß.
Tückisch, wenn es sich um ein Büffet handelt. Ein
gelungener Auftakt der Fastenzeit jedenfalls.
Mittwoch, 20022002
Ein Palindrom, ein Palindrom!
Donnerstag, 21. Februar 2002
Bushaltestelle Jülich, türkischer Mitbürger
spricht TL an:
»Aache? 30 Minute?«
»Nein, nach Aachen dauert eine Stunde.«
»Nixt 30 Minute?«
»Nein, Aachen eine Stunde.«
' »Termin zwei Uhr!«
»Tja, das wird wohl nichts
«
»Du Handy?«
»Nicht dabei.«
»Scheißndreck!«
Aus der Reihe »Dämliche Amazon.de Kundenrezensionen«
über »Wild Things« :
»Ich bin von diesem film angenehm überrascht.
Es ist nicht so ein 0 8 15 Thriller die meissten Dinge in
diesem film, passieren unerwartet und lassen sich nicht
vorhersehen.Meiner Meinung nach ist der film es wert gekauft
zu werden. Eine sache ist leider nicht so gut, der Film
lässt sich nur einmal gucken wenn man dann alles weiss
ist er nicht mehr specktakulär, da er keine Efekte
oder Actionszenen beinhaltet."
Ich habe den Film ein zweites Mal geguckt und war von neuem
überrascht. Ein Film, der nur durch »Efekte«
oder Actionszenen »specktakulär« wird, läßt
sich nicht ein einziges Mal ansehen.
Samstag, 23. Februar 2002
Huch, schon Samstag. Dann müssen wir ja heute wieder
zurückfliegen, hihihi
Montag, 25. Februar 2002
Aus gegebenem Anlaß habe ich mir mal eine CD von, festhalten:
Hildegard Knef () gekauft. »Aber schön war
es doch« Ich kannte sie nur von Diva-Allüren
und Schönheitsoperationen daß sie verdammt
gute Musik gemacht hat, ist mir auf diesem Wege verkannt geblieben.
»Es kommt wie es kommen muß
erst kommt der erste Kuß,
dann der letzte Kuß
dann der Schluß«
Donnerstag, 28. Februar 2002
Und hier ist auch schon der Schluß: Wir schaufeln uns
daher ein Groschengrab:
Derweil
macht sich eine neue Krankheit breit:
Bei den Starter-Kits war leider kein Beipackzettel, auf dem
stand, wie die neue Währung denn sprachlich zu
integrieren sei. Wenn etwas 5,- € kostet, dann sage
man bitte auch »fünf Euro« , nicht »fünf
Euros« !
Fünf Euros sind fünf Münzen, fünf Euro
sind die Summe oder ein Schein. Klar?
Bis demnächst auf diesem
Bildschirm,
troll |