Samstag, 5. Juli 2003
Diese Zeilen werden also doch sinnentnehmend gelesen: Direkt
nach Erscheinen der letzten Ausgabe erreichte mich per eMail
die Warnung, ich möge mich nicht mit »Kinderwagenschieberbanden«
anlegen. Wird gemacht, Chef.
Und Glückwunsch Josi ;-)
In dem Zusammenhang ist mir noch was aufgefallen: Männer
schieben ihren Nachwuchs in der Regel einhändig durch
die Lande, und zwar mit der rechten Hand, wenn sie links daneben
gehen und umgekehrt. Hat das etwas zu bedeuten?
Sonntag, 6. Juli 2003
Nur für’s Protokoll: Wenn sich dieses Jahr einer
beschwert, wir hätten keinen richtigen Sommer, dann setzt’s
aber was.
Mittwoch, 9. Juli 2003
Huch, da habe ich mich doch mit der Staatsmacht, äh
Hausmacht des SATURN angelegt. Nach dem ordnungsgemäßen
Bezahlvorgang ging ich durch die elektronische Sicherungsanlage,
die daraufhin anfing zu piepen. Bevor mir klar war, dass der
Alarm mir galt, war ich schon auf der Rolltreppe abwärts,
die sich dicht dahinter befindet.
Daher kam mir so ein Jungspund von Detektiv hinterher gestürmt
und nuschelte was von ich müsse doch stehen bleiben,
wenn’s piept. Ich glaube, es piept wirklich. Wir leben
im Jahr 2003, da piept, fiept, klingelt und bimmelt ständig
irgendwo ein Handy oder sonst ein elektronisches Spielzeug.
Wenn wir da alle stehen blieben, kämen wir nie wieder
nach Hause. Ganz abgesehen davon stand ich ja auch.
Auf dieser Rolltreppe.
Der Bursche wurde unwirsch, denn er konnte das alles nun so
gar nicht einsehen. Dass ich ihm meinen Rucksack freiwillig
zur Kontrolle herzeigte, ist nicht des Kunden Pflicht. Natürlich
hat er darin nichts gefunden, was ich nicht vorher bezahlt
hätte. Was mir aber die Gelegenheit gab, ihn echauffiert
stehen zu lassen.

Später: Besuch in Köln (am Rhein). Neben Malzmühle
und Braustelle ist das Hotzenplotz nun mein Lieblingslokal
in Köln. Die haben Portionen, da werde sogar ich von
satt.
Donnerstag, 10. Juli 2003
0:26 Uhr, Bahnhof Köln-Ehrenfeld. Wenigstens die Bahn-Verspätung
ist pünktlich.
0:50 Uhr. Upsi, stelle gerade fest, dass ich in der 1. Klasse
platzgenommen habe. Habe mich schon gewundert, warum die Sitze
hier so breit sind wie ich …
1:30 Uhr, Aachen, ab in die Heia.
9:30 Uhr, auf der Durchreise schon wieder in Köln.
Habe mir gestern mit Kölsch hier den Magen verkorkst:
Dieser nötigte mich soeben, das McClean im Hauptbahnhof
aufzusuchen. Ein höchst sauberer Abort, allerdings fragen
die sich 1,10 Euro pro Schiss. Dafür ist das Kölsch
jetzt wieder da wo es herkam …
Wie nett, in Gerolstein holt mich mein Lieblingstiger vom
Bahnhof ab.
14:30 Uhr, der Stadtspaziergang mit Böbbes (nicht mit
Joe Cocker verwechseln!) ist ein zurecht bekannter Geheimtipp:
Nicht nur Touristen, auch alte Gerolsteiner erfahren jeden
Donnerstag auf amüsante Art allerlei Histörchen
an Originalschauplätzen.

Samstag,
12. Juli 2003
Vormittags Naturkundemuseum, nachmittags »Schinderhannes«
auf der Löwenburg.
Sonntag, 13. Juli 2003
Och Menno, meine Fotoknips hat’s erwischt (Nikon CoolPix
900). Ein ziemlich doofer Defekt: Nachweislich volle Batterien
oder Akkus erkennt sie nur als leere an. Mit Netzteil funktioniert
sie zwar einwandfrei, doch immer eine kilometerlange Kabeltrommel
mitschleppen, wenn man durch die Landschaft wandern, ist äußerst
unpraktisch.
Wer hatte diesen Fehler auch schon, wer weiß Rat?
– Sachdienliche Hinweise werden mit Schokoladentorte
entgolten.
Dienstag, 15. Juli 2003
Jörg Thadeusz, bekannt als Moderator von NDR »Extra
3«, Außenreporter von WDR »Zimmer frei«
und auch sonst Geheimwaffe der ARD wenn Pilawa mal nicht kann,
stellte heute bei der Mayerschen Buchhandlung sein Buch »Rette
mich ein bisschen« vor. Nicht im Forum M sondern temperaturbedingt
auf der lauschigen Dachterrasse, mit Panoramablick auf den
Dom.
Das Werk gehört laut Klappentext zu der mir bisher
nicht bekannten literarischen Gattung des »Sanitäter-Romans«
– kann aber auch gut der erste überhaupt sein.
Es geht um den Rettungssanitäter Gunnar, der sich in
seine Traumfrau verliebt, als er gerade deren Mutter erfolglos
zu reanimieren versucht. Mehr noch als der nicht zu verhindernde
Tod der Frau beschäftigt ihn, wie er zu einem späteren
Zeitpunkt die Tochter ansprechen soll: Hallo, wir haben uns
damals kennen gelernt, als Deine Mutter gestorben ist?
Auf die bei Autorenlesungen sehr beliebte Zuschauerfrage,
wieviel an dem Roman denn autobiographisch sei, räumte
der Autor freimütig ein, eigentlich alles. Wenn man ein
Buch in sieben Monaten nebenberuflich raushaut, muss man mangels
Zeit für Recherche eben auf Lebenserfahrung zurückgreifen.
Das tut dem Werk aber keinen Abbruch. Wie der ehemalige Sanitäter
versichert, hat er aber immer knapp vor der Grenze des Datenschutzes
kehrt gemacht.
Nicht von den missgünstigen Kritiken bei amazon.de
abschrecken lassen: Das Buch ist köstlich! Leichte Sommerlektüre,
mitunter hübsch makaber, ideal für eine Bahnfahrt
von sagen wir Aachen nach Gerolstein – falls man damit
leben kann, dass einen die Mitreisenden dauernd irritiert
anstarren, wenn man beim Lesen ständig losprustet.
Mittwoch, 16. Juli 2003
Warum geht denn jetzt plötzlich alles kaputt? Heute
morgen verließ mich meine Tastatur (die da oben rechts
in der Ecke prangt), nun hab ich eine hässliche mit schwarzen
Tasten.
Sonntag, 20. Juli 2003
Ein grässlicher Trend unter jungen Comedians ist derzeit
das Revival der Stimmenimitation. Jeder zweite muss die Standards
zum besten geben:
- Ja gut, ich sag mal Franz Beckenbauer.
- Der Diiieta Bohlen, der ja in echt schon Karikatur genug
ist.
- Udo Lindenberg, von dem man aber sonst seit Jahren nichts
gehört hat.
- Boris Becker, der jedoch zwischenzeitlich von Barbara
richtig sprechen gelernt hat.
Am liebsten würden sie noch stimmlich F.J.Strauß
ausbuddeln.
Besonders erbärmlich wird’s, wenn die Nachwuchskomiker
vorher ankündigen, wen sie denn nun imitieren:
»Also Inge Meysel würde jetzt so sagen …«
Du liebe Zeit, lasst die Frau doch in Frieden.
Könner lassen eine kleine Imitation souverän mal
eben so nebenbei einfließen, wie zum Beispiel Harald
Schmidt. Und auch ein Gag ab und an kann nicht schaden.
Man muss es schon können. Ganz finster wird es, wenn
sich einer an Herbert Grönemeyer versucht. In der Regel
imitiert der dann nicht Grönemeyer, sondern
Ingo Appelt, wie er Grönemeyer imitiert.
Mundart sollten sie generell auch sein lassen: An Beikircher
und Badesalz kommt keiner ran.
Montag, 21. Juli 2003
Ulla Schmidt und Horst Seehofer kreißten und gebaren
eine Gesundheitsreform.
Ich werde daher meine persönlich Gesundheit folgendermaßen
reformieren:
Einfach nicht mehr krank werden.
Hier die wichtigsten Errungenschaften:
- Mautpflicht im Wartesaal
- sekundengenaue Abrechnung beim Hausarzt
- Mengenrabatt bei Blindarm-Operationen
- Bandenwerbung auf dem Zahnersatz
- Kilometerpauschale bei Darmspiegelungen
- Rabattmarken zum Aufkleben auf den Impfpass
Dienstag, 22. Juli 2003
Fünf Jahre online.
1998 war das noch ein teurer Spaß: 6,– DM pro
Stunde plus Einwahlgebühr plus 9,90 DM AOL-Grundgebühr.
Plus die normalen Telefonkosten zum Ortstarif! Daher hat man
sehnlichst auf 21:00 Uhr gewartet, damit man der Telekom nur
noch knapp zwei Mark pro Stunde zusätzlich in den Rachen
werfen musste.
Mittwoch, 23. Juli 2003
Nachtrag zur Gesundheitsreform: Onanieren
ist gesund.
Samstag, 26. Juli 2003
Happy Birthday Beate! Gemein, wenn einem Streptokokken an
seinem Geburtstag an die Nieren gehen. Und sonst auch.
Wenn ich nochmal einen neuen Compi brauche, werde ich ihm
zu Fuß kaufen können: DATEC hat seit heute eine
Filiale hier um die Ecke.
Sonntag, 27. Juli 2003
Tag der Offenen Tür im »Quellenhof«, dem
ersten Haus am Platze. Na, da mussten wir aber mal vorwitzen,
zu normalen Bedingungen kommt man ja nie in ein Fünf-Sterne-Hotel.
Fazit: sehr enttäuschend. Das Interieur ist in den
Farben cappuccinobraun, senfgelb und erbsgrün gehalten.
Es hat zwar schmucken Stuck an den hohen Decken, doch für
die Flecken auf den Teppichen würde ich mich schämen.
(Naja, wenigstens sind die Ton in Ton gehalten …)
Die Bestuhlung ist entweder durchgesessen oder hart. Jedenfalls
die, auf die man uns gelassen hat.
Amüsant war der Werbefilm fürs Haus: Die musikalische
Untermalung würde einem drittklassigen Porno zur Ehre
gereichen.
Meldung vom Boulevard: Louis Armstrong ist vor Lars Ulrich
auf den Champs Elysees. Kein Wunder, der Mann war ja auch
Erster auf dem Mond.
(Sage einer, ich hätte vom Sport keine Ahnung.)
Montag, 28. Juli 2003
Glückwunsch Bernd. (Meine Adresse hat sich übrigens
n i c h t geändert.)
Heute startet der letzte offizielle Sommerschlussverkauf.
Und schon wieder heulen alle, dass »die da oben«
dem »kleinen Mann auf der Straße« nichts
gönnen – um mal ein unverbrauchtes Bild zu verwenden.
Nun, eigentlich wurde ja nicht der SSV verboten, sondern
Rabattaktionen übers ganze Jahr erlaubt.
Als Ersatz haben wir doch jetzt diese Kundenkarten- und Rabattmarkenpest,
die bei konsequenter Nutzung ein Portemonnaie mit fünf
Pfund Fassungsvermögen bei jedem Einkauf nötig macht,
um ein paar Krümel zu sparen.
Wieder
zuhause, bzw. in der Heimat. (Bevor die Vulkane wieder ausbrechen.)
Bei der ständigen Hin- und Herfahrerei kommt man schon
mal durcheinander, was wo ist:
Zuhause ist da, wo man seine Wäsche wäscht, Heimat
ist da, wo man aufgewachsen ist.
Ankunft und furioser Empfang der Radfahrer vom Team Gerolsteiner
auf dem Brunnenplatz. Udo »Quäl dich du Sau«
Bölts war nur kurz da, weil er abends noch zu Harald
Schmidt musste.
Dienstag, 29. Juli 2003
Mit vielen netten Leuten auf dem Abschlussabend der Kirmes.
Wie immer hingen da so Schilder »Junger Mann zum Mitreisen
gesucht« an den Knuppsautos und Ballerbuden. Darauf
wollte ich mich immer schon mal melden. Dumm nur, bin nun
nicht mehr jung …
Na, dann nenne ich so eben meinen nächsten Roman. Es
wäre der erste.
Nicht nur die Temperaturen, auch die modischen Kapriolen
dieses Sommers werden in ein paar Jahren bei Nuller-Jahre-Revivals
hochleben gelassen:
- Nachdem sich im letzten Jahr die modehörige Bevölkerung
die Füße noch nicht platt genug gelaufen hat,
trägt in dieser Saison wirklich jede diese Flipflops.
Termin beim Orthopäden schon gemacht?
- Außerdem trägt das jugendliche Fashion-Victim
derzeit sein Leibchen nur bis zum zwölften Brustwirbel.
Die Hosen enden dafür knapp über dem Beckenknochen.
Nicht reizlos, wenn man einen schönen Bauch hat. Mich
fröstelt nur, wenn ich ständig diese entblößten
Nieren sehe.
Doch ruft diese Nabelschau auch die Spießer auf den
Plan; der Untergang des Abendlandes steht mal wieder kurz
bevor. Besonders der männliche Lehrkörper könne
durch solcherlei Reize aus der Schülerinnenschaft doch
arg abgelenkt werden, Abhilfe verschaffe einzig die Einführung
der Schuluniform.
Nur zur Erinnerung: Wir schreiben 2003!
Die Gegenbewegung wiederum skandiert daher fogerichtig:
»Lieber bauchfrei als Glatze.«
Donnerstag, 31. Juli 2003
Augen auf beim »Dune«-DVD-Kauf! Was hat man diesem
Film nicht schon alles angetan. Dabei wäre es so einfach:
Die Kinoversion ordentlich remastert, deutsche und englische
Tonspur drauf und ab dafür.
Aber nein, stattdessen gibt es nun ein Pandämonium an
unausgegorenen Versionen von einer Handvoll Herstellern mit
etlichen Eigenschaftskombinationen:
- Widescreen 16:9 : Vollbild 4:3
- TV-Version : Kinoversion
- restauriert : nicht restauriert
- alte Synchronisation : neue Synchronisation : nur teilweise
Synchronisation
- Untertitel ausblendbar : Untertitel nicht ausblendbar
- gekürzte Szenen : komplette Version
- Bonus-Material : kein Bonus-Material
Mal sehen, ob ich alle Versionen zusammenkriege:
- Dune – Der Wüstenplanet, erschienen im April
2001
nur auf deutsch
- Dune – Der Wüstenplanet (Langfassung), Juni
2001
auf deutsch, mit zusätzlichen Szenen, die jedoch nur
in englisch
- Dune – Der Wüstenplanet (Paradise Edition,
3 DVDs), September 2002
Kinoversion Untertitel nicht ausblendbar, TV-Version nur
in englisch
- Dune – Der Wüstenplanet (Kinofassung), Juli
2003
einige Szenen gekürzt
- Dune – Der Wüstenplanet (TV-Fassung), Juli
2003
neu synchronisierte TV-Fassung
- Dune – Der Wüstenplanet (Spice Pack, 2 DVDs),
Juli 2003
Kino- und TV-Fassung
- Dune – Der Wüstenplanet (Perfect Collection,
3 DVDs, 1 CD), Juli 2003
Spice-Pack plus Bonus und Soundtrack in limitierter Box,
dafür kostet der Spaß aber auch um die 80 Euro
Und um den Wirrwarr komplett zu machen, gibt es auch noch
die TV-Neuverfilmung von Pro7.
Ich rate daher dazu, zunächst ein paar Photos vom Film
anzusehen, dann das Buch von Frank Herbert zu lesen und dabei
den Soundtrack von Toto laufen zu lassen.
Gerngeschehen!
Paul Atreides
|