Samstag, 6. September 2003
Mein Freund Rau tritt nicht nochmal zur Bundespräsidentenwahl
an. So weit, so gut.
Schon gewinnt das Kandidatenkarussell munter an Fahrt:
Aachener Nachrichten
Wer nicht?! Aber er hatte doch schon vier …
Egal ob Frau, Ossi oder Rollstuhl,– irgendeine Randgruppe
wird’s schon werden. Warum eigentlich nicht mal ein
Schwuler? Oder einer von der FDP? Oder beides, Guido.
Mein Geheimtipp ist Bernhard Vogel. Um BuPrä zu werden,
macht der bestimmt alles. Ossi isser aus Karrieregründen
schon geworden. Rollstuhl kriegen wir wohl auch hin. Oder
Frau – es gibt da hervorragende Chirurgen.
Mittwoch, 10. September 2003
Was noch mehr nervt als die allgegenwärtigen Casting-Shows
auf allen Kanälen sind die ebenso epidemischen DDR-Nostalgie-Shows.
Ich darf für die später Zugeschalteten kurz daran
erinnern: Die DDR war eine Diktatur.
Es
gibt ja auch keine »Drittes Reich-Show«. Zum Glück!
Auch wenn nicht wenige so was bestimmt ganz gerne anschauen
würden: Blonde Recken und gebärfreudige Mädel
schwärmen von Vollbeschäftigung und vom ersten Spatenstich
der Autobahn. Die jetzt dreispurig von Gibraltar bis zum Ural
führen würde, wenn …
Wir machen ja auch keine Inqui-Show.
Obwohl: Michael Palin verkörpert die Spanische Inquisition,
Bernardo Gui stocht den Scheiterhaufen, Kardinäle und
Ketzer tanzen Cancan … – das wär doch was,
wenn die Quoten bei Frau Salesch mal abkacken ;-)
Sonntag,
14. September 2003
Die Schweden sagen NØ! zum Euro. Na Klasse, wegen
wem haben wir denn jetzt diesen schlaffen Penis auf den Münzen?!
Montag, 15. September 2003
Mit der neuen »Reality« knüpft David
Bowie heute da an, wo er in den Siebzigern aufgehört
hat. Nur die Sounds sind besser. Einige Stücke haben
sogar Ohrwurmcharakter – wann hat’s das bei Bowie
zuletzt gegeben? Er rockt und jazzt, verwendet Orchester,
spanische und E-Gitarre. Ja was? – Kaufen!
Donnerstag, 18. September 2003
»Spaß und Gags auf allen Decks, Harald Schmidt
zu Gast auf Vater Rhein« – Was ein Highlight des
deutschen Fernsehens hätte werden können, wurde
zur Havarie der Harald-Schmidt-Show. Die vier Stunden zwischen
Bingen und Boppard an Bord der MS Loreley waren das laaaaangweiligste,
was der Meister sich je geleistet hat. So leicht gibt es dann
doch keinen Grimme-Preis.
Freitag, 19. September 2003
Der Teufel hole das Telefonmarketing! Nachdem schon diverse
»Call-Center«-Nervensägen ständig anrufen
und mir ihren Mist andrehen wollen, erklomm der heutige Anruf
den Gipfel der Frechheit. Eine Tonbandstimme (!) meldete sich:
»Guten Tag, hier ist Herr Müller von der Lottozentrale
Hamburg (oder so ähnlich). Dieser Anruf ist für
Sie kostenfrei und blablabla …«
»Dieser Anruf ist für Sie kostenfrei.«
Wäre ja noch schöner!
Wie es weiterging, weiß ich nicht, da ich den Hörer
mit voller Wucht auf die Gabel knallte. (Zum Glück habe
ich ein Telefon, mit dem das noch geht.)
Seither belle ich nur noch ein watziges »Ja, bitte!«
in die Muschel, wenn ich nicht sowieso erstmal nur den AB
rangehen lasse.
Sonntag, 21. September 2003
Schwere Wahlschlappe für Stoiber in Bayern. Nur gut
60 Prozent für ihn. Und das ohne Gegenkandidat! Jedem
Generalsekretär und Staatsratsvorsitzenden hätte
es die Schamesröte ins Gesicht getrieben.
Nee, jetzt im Ernst, das Wahlergebnis hat auch Auswirkungen
auf Bundesebene. Es ist ein ganz klarer Appell an äh-äh-Stoiber:
Bleib gefälligst in Bayern!
Dienstag, 23. September 2003
Seit ein paar Tagen kursiert eine Massenmail diesen Inhalts
durchs Netz:
Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät,
ist es nchit witihcg in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn
in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist daß
der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion
snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinoldn sien, tedztorm
knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht
jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems.
Tahstace, es fiktunoniert. Rechtschreibung wird also überbewertet.
Doch keine Angst, ich werde diesen Stil nicht beibehalten.
Was diese Mail leider verschweigt, ist eine genaue Quellenangabe.
Mich würden nämlich die Details interessieren. Eine
»englische Universität« – genauer geht’s
nicht? Die wird doch wohl einen Namen haben. Das ist fast
so schwammig wie das »amerikanische Professoren haben
herausgefunden, dass …«, wenn wieder irgend
ein neuer Firlefanz beworben werden soll.
Freitag, 26. September 2003
Alles Gute zur Hochzeit, Margit
und Stefan!

Rest in peace, Robert Palmer. Der bestangezogene Popstar
ist heute an einem Herzinfarkt gestorben. Im Alter von 54
Jahren – viel zu früh.
Hoffentlich gehen die Plattenfirmen jetzt in den Keller und
pressen seine unveröffentlichten Stücke auf CD.
Aber bitte nicht das 24ste Best-of-Album. Der Mann war Vollblutmusiker,
da muss noch eine Menge Material sein. Ein letztes Album wird
demnächst noch erscheinen, »Drive« am 20.
Oktober.
Samstag, 27. September 2003
Das
neue Logo vom Ersten ist das Letzte! Erste Stunde VHS-Abendkurs
»Grafisches Gestalten«: Neues Logo? – Nu,
da malen wir doch einfach ’nen Kringel drum. Das 2DF
hat schließlich auch so einen Kreis.
Und
nun bekommen alle ARD-Anstalten die Kringel-Eins in den Exponenten
gepappt. WDR hoch 1 bleibt dennoch WDR. Fragen Sie einen Mathematiker
Ihres Vertrauens.
Die taz sollte öfter
mal 25 werden: Um 12 Uhr ist in ganz Aachen kein Exemplar
mehr zu bekommen, menno.
Sonntag, 28. September 2003
Leider zehn Tage zu spät, Herr Schmidt: Heute ist die
MS Loreley bei St. Goar auf Grund gelaufen …
Montag, 29. September 2003
Sting hat wieder ein neues Werk vollbracht, »Sacred
Love«, welches ich uneingeschränkt empfehle: Satte
Sounds, komplexe Melodien, treibender Beat und jazziger Touch.
Das einzige Manko: Den Titel »Shape Of My Heart«
gab es schon auf der 1993 »Ten Summoner’s Tales«.
So was packt man auf eine Single, aufs Album kommen frische
Stücke.
In stiller Trauer
Johnny & Mary
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