Mittwoch, 4. August 2004
Der Maler Jörg Immendorff ist vom Landgericht Düsseldorf
wegen Kokainbesitzes zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten
verurteilt worden. Schön, der todkranke Mann hat’s schwer
genug. Diesen Schauprozess mit seinem süffisanten Richter hat
er bestimmt nur durchgestanden, indem er sich mit dem Gedanken getröstet
hat: Demnächst trete ich vor einen ganz anderen Richter …
Donnerstag, 5. August 2004
»Windows-XP-Update
erneut verschoben«, schreibt heute – wer wohl?
– Spiegel Online. »Microsoft sagt nicht viel dazu:
Es gehe darum, die Qualität des Produktes sicher zu stellen,
bevor man es in Umlauf bringe.« – Pruuust, seit
wann machen die denn so was?!
Alle reden von Hartz IV – ich sollte das auch einmal probieren.
Allerdings erst nächsten August. Langzeitarbeitslos kann ich
nicht werden. Dafür bin schon zu alt …
(Dass der Osten sich über die Reformen von Rot-Grün aufregt,
verstehe ich nicht: Mit der Schwarz-Gelb wäre Hartz schon längst
Bernstein.)
Freitag, 6. August 2004
Ha, wir bekommen das Sommerloch doch noch voll:
DER SPIEGEL macht mit anderen Verlagen ein orthographisches Fass
auf und kehrt
zur klassischen Rechtschreibung zurück.
Na endlich. Wenn die Herren sich mit ihrer geballten Marktmacht
ein Ideechen eher dazu bequemt hätten, wären uns sechs
Jahre dämlicher Unfug erspart geblieben.
(Ich war kurz davor, Rhythmus mit drei h zu schreiben, dann hätte
ich noch eins übrig gehabt, wenn sie mir zwei gestrichen hätten.)
»Ziel dieser Maßnahme ist die Wiederherstellung einer
einheitlichen deutschen Rechtschreibung.« Na dann viel
Spaß noch: Nämlich genausoviel wie Zahnpasta in die Tube
zurückdrücken.
Ein Ziel der sogenannten Rechtschreibreform wurde komplett aus
den Augen verloren: Ursprünglich sollte die Rechtschreibung
vereinfacht werden, damit die Schülerlis in ihren Diktaten
nicht mehr so viele Fehlerlis machen. In gewisser Hinsicht wurde
dieses Ziel auch erreicht: Man kann weniger Fehler machen
aufgrund der vielen Ausnahmen. Es ist aber unmöglich geworden,
keine Fehler zu machen.
Und nun werden die Schüler von den Befürwortern schon
wieder vorgeschoben: Die armen Würmer müssten ja gleich
noch einmal umlernen. 75 Millionen Mitglieder der deutschen Sprachgemeinschaft
sollen sich nach 15 Millionen richten, die es ohnehin noch lernen
müssen? – Vielleicht sollten sie sich mehr mit Mengenlehre
beschäftigen als mit Orthographie.
Entschuldigung, ich muss es mal sagen: Wer schreiben will, muss
auch die Regeln beherrschen können. (Trotzdem ist es »st«
piepegal, ob es getrennt wird oder nicht.)
Am lautesten schreien die Schulbuchverlage. Was das alles wieder
kostet! Komisch, hätten sie vor Jahren die Umstellung von alt
auf neu nicht klaglos geschluckt, müssten sie nun kein
Geld ausgeben, um von schwachsinnig wieder zu bewährt
zu gelangen.
Dabei
ist es so einfach, zur normalen Rechtschreibung zurückzukehren:
Bloß bei Extras
> Optionen … > Rechtschreibung und Grammatik
das Häkchen bei Neue
deutsche Rechtschreibung wegmachen … ;-)
Die neue ss/ß-Regel ist der einzige sinnvolle Zug der Reform.
Wie der aufmerksame Leser schon gemerkt hat, wird diese hier ja
auch schon länger angewendet. Und wird es auch in Zukunft!
Samstag,
7. August 2004
Neue Attraktion in meiner Fußgängerzone sind
in diesem Sommer tanzende Kämpfer, beziehungsweise kämpfende
Tänzer, die sich fast allabendlich im Kreise aufstellen und
zu Trommelmusik paarweise martialische Verrenkungen zum Besten geben.
Mich würde interessieren, wie sich diese Sportart nennt.
Gut, ich könnte ja runtergehen und einen fragen – aber
ich befürchte, sie würden es mir arg nonverbal mitteilen.

Montag,
9. August 2004
Früher hatte ich mit einem lieben Freund den schönen
Brauch, im Sommer einen Tag frei zu nehmen und in den Cafés
der Stadt zu verbringen. Also haben wir uns heute in die Aachener
Mittagssonne gesetzt und ganz dekadent ein Weizen gezöschelt.
Und damit weitergemacht, bis die Sonne schon lange nicht mehr schien.
Eigentlich ging sie schon fast wieder auf …
Auf dem Weg von dem einen Biergarten in den nächsten torkelten
wir an einem Grabbeltisch der Mayerschen in der Pontstraße
vorbei, wo ich eine Remittende erstand. Ein knallrotes Buch mit
den drei programmatischen Buchstaben drauf: S, E und X.
»Interessant,
worum geht es denn darin?« Nein, nicht was Ihr denkt!
Nicht nur das alte Rein-raus-Spielchen. Selbst das wäre auf
400 Seiten etwas langweilig. Und sicher nicht im freien Handel erhältlich.
Das Thema wird von allen Seiten beleuchtet, Verliebt-Sein, Gefühle,
Partnerschaft, eklige Krankheiten, und doch, auch die praktischen
Übungen kommen nicht zu kurz. (Auf Dauer ist die ausschließliche
Lektüre von Kochbüchern ja auch nicht gesund …)
Außerdem sahen wir noch dieses Automobil. Wenn ich nur wüsste,
was damit nicht stimmt …:

Mittwoch, 11. August 2004
Meine Lieblingswerbespots sind diejenigen, in denen der Chef erkennbar
noch selbst zum Mikro greift: »Das Geld sparen wir uns,
das machenwer selbst.« Noch vor Saitenbacher (»lecker
lecker lecker lecker lecker lecker lecker«) rangiert in
meiner Gunst die Reklame für die E-V-O-Flächen-Teilspeicherheizung.
Wenn die Dame »null-achthundert- zweihundertfünfzick-fünfzick-fünfzick,
ich wiederhole null-achthundert- zweihundertfünfzick-fünfzick-fünfzick«
aus dem Radio rattert, überlege ich kurzzeitig, da einmal anzurufen.
Hallo Fans, … was sagt wohl der Inhaber, Herr Grupp, dazu?
Samstag, 13. August 2004
Olympia! Die Jugend der Welt! Friedvolle Spiele! Schneller, höher,
weiter! Blablabla!
Wie schnell doch so vier Jahre vergehen. Diesmal bin ich überraschenderweise
nicht mit dabei, konnte mich nicht qualifizieren. (Außerdem
haben die schon genug Eulen in Athen.) Genauer gesagt bin ich bereits
bei den Bundesjugendspielen gescheitert: Nur einmal, 1987, habe
ich es geschafft, eine Siegerurkunde zu gewinnen. Ich hatte exakt
17 Punkte zuviel …
Dabei habe ich alles mögliche getan. Ich habe Hoch- statt Weitsprung
gewählt, das Resultat war nämlich dasselbe. (Denn ich
bin beim Weitsprung natürlich als einziger stehend in
der Grube gelandet – wer hat schon gerne Sand im Höschen?!)
Auch beim Kugelstoßen schaffte ich ungefähr so viel wie
beim Weitwurf.
Nur beim 1.000-Meter-Lauf wäre ich erfolgreicher gewesen als
im von mir bevorzugten 100-Meter-Sprint – aber ich kann ja
rechnen: Der Sprint ist zehnmal kürzer!
Apropos
Jugend: In meiner Jugend habe ich einmal eine gleichnamige Sünde
begangen, die ich hier aus gegebenem Anlass endlich zum Besten geben
möchte. Den legendären Tom
& Tommy-Comic habe ich bereits 1986 gezeichnet. (Weil's
für Los Angeles schon zu spät war, für Seoul aber
noch zu früh.)
Treue Leser von "IM BRENNPUNKT" werden sich erinnern.
Man bedenke: Damals hatten wir ja nichts! Alles entstand
nur mithilfe von weißem Papier, Bleistift, Radiergummi, Tusche,
Schreibmaschine und Rubbelbuchstaben (kennt die noch einer?). Und
wenn ich mich vermalt hatte, half nur noch Tipp-Ex™. Nix Computer,
Scanner, Copy&Paste und Undo-Funktion.
Seinerzeit war der Ernst des Lebens ebenfalls noch nicht in Sicht.
Und die Political Correctness war auch noch nicht erfunden. So sehet
nun die kranken Phantasien
eines Adoleszenten, dessen Beeinflussung durch Francisco Ibañez
nicht geleugnet werden kann …
Sonntag, 22. August 2004
»Der Schrei« gestohlen! (Immerhin besser als »Der
Stahl« geschrieen.) Mit dem Bild habe ich aber auch
kein Glück.
Nachdem ich es 1893 gemalt hatte, mussten Generationen von Bildende-Kunst-Schülern
sich mit Interpretationen daran versuchen – und scheitern.
Und jetzt ist er gestohlen. Mal wieder.
Mir ging’s damals beim Malen auch schon gar nicht gut. Eigentlich
sollten ja leichtbekleidete junge Mädchen lachend auf einer
Sommerwiese tollen. Aber ich hatte gerade diese fiese Wurzelbehandlung
hinter mir. Im Hintergrund sieht man mir die Zahnarzthelferinnen
noch hinterherrennen. Schließlich hatte ich die Praxisgebühr
noch nicht bezahlt …
Da ich mich nicht entscheiden konnte, habe ich gleich mehrere
Versionen davon angefertigt. Zwei sind später sogar verfilmt
worden und eine startete eine gloriose Karriere als Schiedsrichter.
  
Dienstag, 24. August 2004
Durch einen Schlag/eine Fügung/eine Laune/ein Sperenzchen
des Schicksals habe ich plötzlich eine eigene Telefonnummer.
Beweise? – Ruhig mal das
Telefonbuch fragen. (Ich wohne n i c h t in
Wuppertal.)
Außerdem habe ich nun 18 qm mehr zur Verfügung. Also
genug Platz für Gäste – falls also einmal ein werter
Leser – oder eine werte Leserin – hungrig und in der
Gegend sein sollte … Essen ist genug da, denn ich koche nicht
nur für Armeen sondern gleich für mehrere Generationen.
Nur an Stühlen fehlt’s im Revier …
Donnerstag, 26. August 2004
Eine Surfempfehlung für all diejenigen, denen wie mir die
Klarheit des Ausdrucks am Herzen liegt. (Eigentlich aber für
alle.): Das Zwiebelfisch-ABC
von Bastian Sick in Spiegel-Online. (War ja klar …) Maßgeblich
– und vor allem gut verständlich – in allen Zweifelsfällen.
Der Zwiebelfisch klärt wie immer kompakt und leicht zu merken
zum Beispiel darüber auf,
Samstag,
28. August 2004
Heute
veranstaltete die Kinderkrippe
»Kleine Sonne« ihren Tag der Offenen Tür, bevor
sie am Mittwoch ihren regulären Betrieb aufnimmt. Viel Erfolg,
Sonja!
Dienstag, 31. August 2004
Da habe ich mich gerade aber gewundert: Wollte ein Telegramm schicken
und AOL sagte mir, dass dieser AOL-Name nicht das Recht dazu habe.
Na, wer denn sonst?!
Und dann fiel mir ein, dass ich mir selbst das Recht genommen hatte:
Diese Spam-Teles lassen sich vergleichbar einfach abschalten, indem
man den Telegramm-Empfang nämlich komplett abschaltet.
Und da nur schreiben dämlich ist, habe ich auch das Schreiben
deaktiviert.
Man kontakte mich daher bitte per eMail. (Das Problem mit den eMail-Spams
scheint AOL in den Griff bekommen zu haben, es kommen nur noch zwei
bis drei pro Tag – im Unterschied zu einem Dutzend vorher.)
Apropos AOL: Verschicken regelmäßig Mails, um auf ihr
Werbeprämien-Programm aufmerksam zu machen. (Irgendeiner muss
das Spammen ja übernehmen …) Also erstens s i n d mittlerweile
alle Freunde und Bekannte online – schließlich leben
wir im Jahre 2004!
Und zweitens ist es eine Frechheit, wenn in solch einer Mail unten
drin steht: »Diese Information wird automatisch verschickt.
Wir bitten Sie um Ihr Verständnis, dass Antworten auf diese
eMail aus technischen Gründen nicht bearbeitet werden.«
Dass ich nicht lache: Da müssen wieder die armen »technischen
Gründe« herhalten. Ich wette, rein t e c h n i s c h gesehen
ist das ein Klacks, es will sich nur kein Mensch den ganzen Senf
durchlesen!
»Dabei ist Sein alles«
sagt der offizielle Partner aller Unsportlichen
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