Dienstag, 2. November 2004
Anruf eines übermotivierten Herrn von der Deutschen
Reisetouristik GmbH in Dortmund: »Sie haben letztens
in einer Umfrage angegeben, sich fürs Reisen interessieren
und …« Weiter kam er nicht. Ich? Reisen?!
Huarrr!
Mittwoch, 3. November 2004
Peter Struck macht ernst, in Deutschland sollen 105 Bundeswehrstandorte
geschlossen werden. Damit folgt er dem Trend zur Globalisierung
und exportiert Arbeitsplätze in unsere Filialen im Ausland:
nach Afghanistan/Usbekistan, nach Georgien, nach Bosnien und
Herzegowina, ins Kosovo, ans Horn von Afrika, nach Äthiopien
und Eritrea und demnächst wahrscheinlich auch in den
Irak.
Donnerstag, 4. November 2004
Im eifrigen Bestreben um eine Festanstellung besuchte ich
heute mit 150 weiteren Interessenten eine Infoveranstaltung
der Agentur für Arbeit zum Thema »Seiteneinstieg
ins Lehramt«. Langsam geht den Verantwortlichen das
Lichtlein auf, dass Unterrichtsausfall und Lehrermangel uns
PISA-mäßig noch weiter in die Kacke reißen
könnte, also versucht man geeignetes Personal anderweitig
zu rekrutieren als per klassischem Lehramtsstudium.
In der heutigen stümperhaft strukturierten Veranstaltung
erfuhr ich also alles vom berufsbegleitendem Vorbereitungsdienst
im Unterschied zum grundständigen Vorbereitungsdienst
oder auf deutsch: vom normalen Referendariat im Unterschied
zum Referendariat der Reingeschmeckten.
Erst nach über einer Stunde lausigen Vortrags kam man
auf die Idee, einmal darauf hinzuweisen, dass das ganze für
Sozialpädagogen nicht möglich ist. Warum? –
Weil wir in unserem Studium kein Fach belegt hatten, dass
man als Schulfach verwursten könnte.
Ich armer SozPäd darf in der Schule also trotz langjähriger
Berufserfahrung in der Bildungsarbeit nicht unterrichten.
(Aber diese Informationsveranstaltung hätte ich um Längen
effektiver konzipiert und durchgeführt.)
Die ganzen Dipl-Ings mögen in Physik, Chemie, Biologie,
Mathematik oder Informatik wahre Recken sein – doch
von Wissensvermittlung haben die in der Regel keinen Schimmer.
Ich wage die kühne Behauptung: Den Stoff für ein
Schulfach kann man sich in kurzer Zeit reinpfeifen –
wenn man ihn nicht gar aus der eigenen Schulzeit noch präsent
hat. Immerhin reden wir hier über den Unterricht in der
Mittelstufe von Haupt- oder Realschule.
Dass man neben der Kenntnis des Stoffes den Stoff auch vermitteln
können muss, bleibt wohl unberücksichtigt. Dass
man vor 30 pubertierenden Jugendlichen – jeder mit eigener
Persönlichkeit und alle mutmaßlich nicht besonders
scharf auf Schule – stehen und bestehen können
muss ebenso. Wie man eine Gruppe leitet, wie man am Ende gar
Spaß am Lernen vermittelt und womöglich soziales
Lernen ermöglicht – Nebbich!
Nicht so wichtig? Ich glaube es fast auch.
Aber in jedem – wirklich jedem! – Artikel oder
Bericht über Lehrer wird im zweiten Satz als Synonym
»Pädagoge« verwendet. Mal drauf achten!
So bleibt mir eine Lehrerkarriere doch verwehrt. Vielleicht
ganz gut so.
Freitag, 5. November 2004
Ich konnte die Berichterstattung über die Wahl in den
USA langsam schon nicht mehr sehen. (Eigentlich müsste
die ganze Welt mitwählen dürfen, schließlich
hat der Wahlausgang direkten Einfluss auf die ganze Welt.)
Doch es gibt gute Nachrichten aus Amerika: George W. Bush
regiert nur noch für maximal 1.461 weitere Tage …
(Diesmal wurde er sogar mit den meisten Stimmen Präsident,
damit hätte er wohl selbst nicht mehr gerechnet!)
Der einzige, der einzigste, der allereinzigste Vorteil seines
Wiedergangs: Seine Tochter Barbara wird öfter im Fernseh
zu sehen sein.
Unter den Nicht-Republikanern freuen sich wahrscheinlich
nur Hillary Clinton und Michael Moore. Sie muss in vier Jahren
nicht gegen einen Präsidenten aus dem eigenen Lager antreten
(dafür dann wohl gegen Arnie), und er bekommt noch genug
Material für ein Dutzend Bücher und Filme.
Samstag, 6. November 2004
Der Feiertag am Tag der Deutschen Einheit soll mal
wieder abgeschafft werden, um die Wirtschaftskraft des Landes
zu stärken. Hey, was könnte man nicht alles für
das Wohl des Landes tun, wenn man nicht nur den Tag
streichen würde …
Franzosen (14.07.), Polen (03.05.), Amerikaner (04.07.),
Belgier (21.07.), Holländer (30.04.) Luxemburger (23.06.),
eigentlich alle – lachen uns aus, wenn wir unseren Feiertag
streichen.
Aber noch mehr lachen sie uns aus, weil wir ihn ohne Not
in den kalten Oktober gelegt haben.
Im Ernst, ich rate dringend davon ab, den 3. Oktober abzuschaffen.
Das würde viel zu umständlich umzurechnen: Auf den
2. Oktober folgte dann direkt der 4. Oktober – wo wir
uns doch schon mit der Sommerzeit- und Euro-Umrechnung so
schwer tun.
Doch will ich mal nicht so negativ sein und einen produktiven
Vorschlag machen: Der Tag der Deutschen Einheit wird zunächst
auf den 29. Februar verschoben.
Und später dann auf den 30. Februar.
Mittwoch, 10. November 2004
Wahrlich, ich sage Euch, dieses wird ein langer, kalter Winter.
Das hat mir mein Rosmarin-Orakel prophezeit. Der erste Schnee
der Saison hatte zwar nur Puderzuckerstärke, trotzdem
ist mir der Rosmarin heute Nacht auf dem Balkon erfroren.
Donnerstag, 11. November 2004
Kann sich noch wer an meine Einstellung zu Telefonmarketing
erinnern? (Das ist erst 69 Tage her, nun strengt Euch mal
an!) Eben hatte ich wieder so einen Experten in der Leitung.
Wollte mir irgendwas Festverzinsliches verkaufen. Habe nicht
so genau hingehört. Er klang von vornherein zwar ziemlich
pampig, aber ich war gut drauf, schließlich ist November,
und so ließ ich ihn mal reden. Was mich aber nur interessierte,
war, wie er denn ausgerechnet auf mich käme. (Wenn ich
Geld übrig hätte, um es irgendwo festverzinslich
zu bunkern, ginge ich mich mal lecker in einem Sterne-Restaurant
sattessen.) Mit erfrischender Dämlichkeit nuschelte er,
dass es im Internet »so Listen« gebe, die man
kaufen könne. Aha. Leider hat er die genaue Adresse nicht
rausgerückt.
—
Was ist heute? Tag des Arschlochs?! Kurz darauf rief nämlich
schon wieder die besickte Telemarketing-Mafia an. Die Deutsche
Reisetouristik gibt nämlich nicht auf, mich telefonisch
zum Reisen zu bewegen. (Beziehungsweise dafür was zu
löhnen, indem ich einen ominösen Reisekassenvertrag
bei denen abschließe.)
Diesmal fragte ich nach der Herkunft meiner Daten und der
telefonische Hausierer gab bereitwillig Auskunft. Irgendwie
sind mein Name, meine Telefonnummer und was weiß ich
sonst noch in die »Consumer-Database« geraten
und werden dort fleißig verhökert.
Daher rufen hier also auch ständig irgendwelche Lotterietanten
an, die behaupten, ich hätte in einer Umfrage gesagt,
ich interessierte mich für Lotterien. Wenn ich nur SKL
oder NKL höre, wird mir schon schlecht.
Nun komme mir keiner damit, dass der arme Anrufer ja nur
seinen Job macht, um seine Familie durch den Winter zu bringen.
Es gibt ehrenwertere und angenehmere Beschäftigungen,
mit denen man die Miete für die darbende Brut besorgen
kann: Leichenwaschen, Sickergruberausheben oder Arschbackenpiercing.
Für Anrufe weiterer lästige Bittsteller habe ich
mir folgende Strategien paratgelegt (und empfehle sie jedem
weiter):
- Sofort auflegen!
- »Moment bitte«, sagen und den Hörer
zur Seite legen. Das kostet die Zeit und Geld – und
währenddessen kann schon kein weiterer anrufen.
- Den Anrufer noch mehr in Gespräche über die
Herkunft meiner gespeicherten Daten verwickeln und ob kalte
Akquise nicht ungesetzlich ist. (Währendessen seelenruhig
weiterbügeln o.ä.) Kostet ebenfalls Zeit und nicht
meine Nerven.
- Eine herzzerreißende Geschichte aus meinem Leben
erzählen, das erspart mir sogar den Gang zum Psychiater.
- Beschimpfen bringt nicht soviel, schließlich hat
der Anrufende ja die Telefonnummer und ist selbst anonym.
- Ultimative Lösung: Ich werde mir eine 0190er-Nummer
zulegen, dann müssen die mich löhnen, wenn sie
mit mir sprechen wollen!
Samstag, 13. November 2004
Das offizielle Maskottchen der WM Null-Sechs ist da:
Ein Löwe ohne Hosen, der wie ein Kamel aussieht. Ich
kotz gleich auf den Tisch. Das hat bestimmt der gleiche Hobbydesigner
verbrochen wie das debile Smiley-Logo und das Sternen-Plakat
– so gesehen ein stimmiges Gesamtbild.
Und der Name, wie raffiniert: Goleo. Die Zahl der Löwen-Maskottchen
auf der Welt, die irgendwie Leo heißen, liegt garantiert
im hohen fünfstelligen Bereich.
Immerhin die Furrys werden sich freuen.
Sonntag, 14. November 2004
Werdende Eltern wissen: Schwieriger als Verhütung ist
nur noch die richtige Namensfindung für die Brut. (Ich
höre tausend Paare gerade seufzen.)
Die im Handel zahlreich feilgebotenen Vornamensbücher
sind werdenden Eltern keine große Hilfe. Nicht dass
zu wenig Namen enthalten wären, nein, es sind zu viele.
Zudem wird in der Regel nur alphabetisch aufgelistet, welche
Namen es überhaupt gibt – das ist interessant für
Namensforscher und Etymologen, aber keine Linderung für
verzweifelte Eltern in spe. Wenn da eine Melitta neben einer
Meret steht, gefolgt von Merle, Merula und Mia sind das wahrlich
keine Alternativen.
Selbst die Aufteilung in männlich und weiblich fehlt
in vielen Ratgebern oft, dabei ist die Frage, ob’s ein
Jungen- oder Mädchenname sein soll, noch am ehesten klar.
(Und gescheite Jungennamen sind eindeutig schwerer zu finden
als Mädchennamen.)
Sinnvoller als eine alphabetische Auflistung ist eine Sortierung
nach anderen Kriterien:
Namen
italienischer Herkunft: |
Namen
französischer Herkunft: |
Namen
englisch-amerikanischer Herkunft: |
- Leonardo
- Lorenzo
- Luca
- Luigi
|
- Adrienne
- Aimée
- Amèlie
- Anouk
- Aurelie
|
- Beverly
- Kathleen
- Kimberly
|
Gutbürgerliche
Namen: |
Ossi-Namen: |
Biblische
Namen: |
- Bertram
- Bruno
- Dieter
- Walter
- Werner
|
- Jennifer
- Mandy
- Nancy
- Mike
- Ronny
|
- Aaron
- Johannes
- Jonathan
- Lukas
- Matthias
- Samuel
|
Namen
mit unverkennbarem B- bis C-Promi-Einfluss |
Namen,
mit denen man einem Kind keinen Gefallen tut: |
Fiktive
Namen: |
- Gina
- Naddel
- Verona
- Boris
- Elton
- Keanu
|
- Adalberta
- Adelgunde
- Auguste
- Elfriede
- Kunigunde
- Waltraut
|
- Gandalf
- Frodo
- Findus
- Pumuckl
- Simba
- Timon
- Pumbaa
|
Namen,
die man nicht geben sollte: |
Namen
nach dem Ort, wo es geschah: |
Namen,
die TL seinem Nachwuchs mal geben wird … |
- Adolf
- Judas
- Saddam
- George W.
- Guido
|
- San Diego
- Paris
- Milehigh
- Waldemar
- Hintermkirmeszelt
|
- *********
- ********
- *******
- *********
- ******
(… und die daher
streng
unter Verschluss sind!) |
 |
 |
 |
Nicht nur eine andere Auflistung ist gefragt, sondern handfeste
Tipps. Da es daran mangelt, muss ich wohl mal wieder ran:
- Schmerzhafte Erfahrungen aus der näheren Umgebung
zeigen mir, dass man tunlichst auf die Harmonie mit dem
Nachnamen achten sollte: Wenn der Nachname schon nur eine
Silbe hat, muss der Vorname mehrere haben:
Jens Baums klingt doch arg asthmatisch.
- Vermeiden sollte man Namen mit absehbar hohem Hänselfaktor,
z.B. Kasimir (f***’ Du sie mir)
- Alle Namen, die in irgendeiner Hitparade der beliebtesten
Vornamen auftauchen, sollten generell außen vor gelassen
werden. Sonst müssen die Laras, Leas und Lauras in
der Kita durchnummeriert werden, jeweils von eins bis zehn.
- Abzuraten ist von Namen, die das Kind ein Leben lang
buchstabieren muss:
»Ich heiße Mirijam mit M-I-R-I-J-A-M.«
- Auch Klaus-Dieter mit Bindestrich wird
auf dem Schulhof schnell nur noch »Bindestrich«
gerufen. Nachdem man ihm eine ordentliche Abreibung verpasst
hat, natürlich.
- Auf jeden Fall sollte man auf großmütterliche
Aussprechbarkeit achten, Chantal ist als Schangtall
nur noch halb so schön.
- Obacht auch bei Spitznamenaffinität: Aus Hugo
wird garantiert Hühnerhugo.
- Auf keinen Fall sollten werdende Eltern die in der engeren
Auswahl sich befindlichen Namen publik machen – wenn
alle Verwandten und Bekannte mitdiskutieren, bekommt das
Kind nie einen Namen.
Falls sich jetzt alles Kunigunden, Mandys, Adolfs und Jens
Baumse beleidigt fühlen, tut es mir sehr leid –
es wird jederzeit wieder vorkommen. Mein Mitgefühl habt
Ihr, bedankt Euch aber bei Euren Eltern, verklagt sie notfalls.
Mein ultimativer Vorschlag:
Man könnte Kinder natürlich auch mit 18 selbst entscheiden
lassen. Allerdings wäre das Spektrum wohl arg eingeschränkt:
»Dann heiße ich ab heute ›Heydu Duda‹,
so nennen mich die meisten.«
Montag, 15. November 2004
Mich irritiert derzeit die TV-Reklame für den Siemens
Brilliance CT Scanner: So eine große Zielgruppe
kann das Gerät nicht haben. Oder sind die Kisten mittlerweile
so günstig, dass jeder sich eine in die gute Stube stellen
kann? Und nur ich hab noch keine?!
Dienstag, 16. November 2004
Ich glaube, die Drehbuchautoren von »Six Feet Under«
lesen mein Tagebuch: Seit meinem Verriss vor sechs Wochen
sind die Folgen sehr viel besser geworden.
Heute Amoklauf im Call-Center – was will man mehr?!
Mittwoch, 17. November 2004
Das Erscheinen des Ego-Shooter-Computerspiels »Halflife
2« war den PRO7-»Nachrichten« eine Meldung
wert. Der Wortlaut war ungefähr so: Zweifelhafte Handlung,
brutale Bilder – doch sicherheitshalber zeigen wir Ihnen
mal ein paar Szenen. Vorbildlich auch die Erfüllung des
Bildungsauftrags: »›Halflife‹, übersetzt
also ›halblebendig‹ …« Aua!
Donnerstag, 18. November 2004
Im
GLOBUS gibt es diese Woche die guten Dr. Oetker-Fertigpizzas
im Sonderangebot. Da praktisch und schnell – als Single
kocht man ja weniger gern für sich allein – habe
ich mich mit einem guten Stapel TK-Pizza eingedeckt. Allerdings
im Schutze der Morgendämmerung – schließlich
habe ich einen Ruf zu
verlieren. (Man darf sich gar nicht ausdenken, was wäre,
wenn das bekannt würde, wenn das jemand gar ins Internet
schriebe …)
Was ich bei aller Bequemlichkeit ja zutiefst verabscheue,
sind Pizzataxipizzas. Ich habe noch nie, nie, nie!, eine anständige
Bringdienstpizza erhalten. Meistens schwimmt auf ihnen das
Fett, der Teig geht eine innigliche Verbindung mit dem Pappkarton
ein und man kann mit ihnen Cola auf drei Grad runterkühlen,
wenn man sie um die Flasche wickelt.
(Gut, andererseits verträgt der menschliche Körper
nach allnächtlicher Frickelei am PC auch kaum etwas anderes
als so eine kalte Fettscheibe.)
Der blanke Beschiss ist aber die Preisgestaltung, sobald
man als Belag etwas anderes als Tomatenmatsch und Käse
wünscht.
Nur mal angenommen, wir ordern eine Pizza mit Peperoni. Dann
kostet uns das sagenwermal 1,– extra. Jede weitere Zutat,
die wir bestellen, verringert die Fläche, auf der sie
zu liegen kommen kann; mithin die Menge jeder einzelnen. Gleichzeitig
steigt aber der Preis um jeweils einen Euro. Das bedeutet,
umso mehr Abwechslung wir auf dem Teigling haben möchten,
desto mehr müssen wir für nichts und wieder nichts
löhnen.
Wir wäre es denn da mal mit einer Belag-Pauschale? Eine
Handvoll von was auch immer zum Festpreis!
Freitag, 19. November 2004
Hurra, die schlimmsten Wochen des Jahres sind vorbei, endlich
ist der Weihnachtsmarkt wieder da! Ich frage mich jedes Jahr,
warum die immer zwei Wochen für den Aufbau der Büdchen
brauchen, aber nur einen halben Tag für den Abbau. Wahrscheinlich
hauen die den ganzen Klump am Ende nur in irgendwelche Kisten
und müssen im nächsten Jahr erst wieder alles mühsam
auseinanderfieseln.
Samstag, 20. November 2004
Was
hat Eric Prütz, Bridtz oder Prydz denn aus dem schönen
»Valerie« von Steve Winwood gemacht? Den Refrain
gesampelt, einen Beat drunter gelegt und »Call on me«
genannt.
Aber hey, auf MTV ohne Ton ist es ganz nett …
Sonntag, 21. November 2004
»Werberat prüft Spot mit Oliver Pocher«
– den Spot würde ich so lassen, wie er ist, allerdings
sollte Pocher selbst verboten werden. Sowie der inflationäre
Gebrauch des Wortes »verarschen«.
Zur Sache:
In der Media-Markt-Reklame »Lasst Euch nicht verarschen«
spielt Pocher einen Kassierer, der zu einer Frau mit beeindruckender
Oberweite und tief ausgeschnittenem Dekolleté sagt:
»Das Obst vorher in der Abteilung abwiegen. Oder
soll ich jetzt mit den Dingern hier durch den Markt laufen?«
Montag, 22. November 2004
Doch der Metro-Konzern kümmert sich vorbildlich um die
Gleichstellung der Geschlechter, denn nun werden die Männer
diskriminiert: Heute verkauft SATURN Kaffeemaschinen für
einen Euro. Nur heute, nur an Frauen und nur ein Stück
pro Person. So was nennt man wohl fairen Kaffeehandel.
Leider hatte ich heute morgen keine Zeit, diesem super-duper
Kauferlebnis beizuwohnen. Dafür habe ich mir von meiner
Korrespondentin Tanja alles schildern lassen, die hat ja auch
das richtige Geschlecht:
Nachdem sich der erste Andrang etwas gelegt hatte, wagte
auch sie den Gang in die Menschenmenge und wurde Zeugin erschütternder
Szenen. Mal ganz abgesehen davon, dass es wider Erwarten morgen
nicht verboten wird, Kaffeemaschinen zu erwerben, haben
manche Menschen echt schräge Vorstellungen.
Eine Kundin musste zum Beispiel unbedingt den Kassenzettel
haben – für einen späteren Umtausch …
Die eine Frau wollte partout mehrere Geräte kaufen; ihr
war die Prämisse der Aktion kaum verständlich zu
machen, denn sie konterte mit dem schlagenden Argument »Ich
zahle schließlich dafür!« Einige Kunden
haben die Packungen aufgerissen, damit sie auch ja die
richtige Farbe erwischen. Hätte nur gefehlt, dass einer
fragt, ob sie die auch in lila bestellen könnten. Eine
andere Frau hatte mit ihrer schätzungsweise sechsjährigen
Tochter – hätte die nicht in der Schule sein müssen?
– bereits zwei Stück erstanden, und verfiel nun
auf die geniale Idee, sich zu zweit ein weiteres Mal anzustellen.
(Klar, der Trend geht zur Viertmaschine.) Das Kind, angst
und bange ob der Menschenmassen, war von der Idee ganz und
gar nicht angetan und wurde kurzerhand allein im Gewühl
zurückgelassen.
Schließlich hat meine tapfere Frontberichterstatterin
doch noch eine Kaffeemaschine ergattert.
Und hey, das Gerät ist auch jeden einzelnen Euro wert
…
Dienstag, 23. November 2004
Die Top-Ten der gefährlichsten Viren im November –
jetzt hier
downloaden!!!
(sponsored by Symantec, McAfee und GData.)
Freitag, 26. November 2004
Beim
Rasieren heute morgen kam mir folgendes:
Wer hat Lust auf ein BlindBake?
Die Idee: Draußen kalt, bald Weihnacht, also: Nette
Menschen backen zusammen Weihnachtsplätzchen!
Die Voraussetzungen: Du bist weiblich, zwischen Mitte 20
und Mitte 30, kommst zweckmäßigerweise aus dem
Raum Aachen und hast Lust am Backen. (Männer können
sich natürlich auch melden, doch welcher richtige Mann
backt schon Plätzchen …?!)
Mittelgroße Küche ist vorhanden, Zutaten ebenfalls
– und ein Glas saure Gurken für »danach«
;-)
Wenn Du Lust hast, melde
Dich!
Du hast Angst vorm Backen mit einem fremden Kerl? –
Keine Angst, das ist ein Sozialpädagoge, der tut nichts,
der will nur kuscheln!
Montag, 29. November 2004
Heute gibt’s Staubsauger zu zehn Euro bei SATURN, nur
für Rentner, nur heute, nur ein Stück. – Welche
Randgruppe ist wohl nächste Woche dran?
Dienstag, 30. November 2004
»Kaiser’s« am Markt, fünf Minuten
vor Ladenschluss. Eine junge Frau wuchtet beidhändig
alles aufs Laufband, was die kniehohen Regale an Süßigkeiten
der Firma KINDER hergeben und an normalen Tagen heiße
Diskussionen mit dem Nachwuchs verursachte. TL, sein Fläschchen
Zinfandel zahlend: »Last-Minute-Adventskalender,
was?«
Mein CD-Tipp letzten Monat hat gefallen? Hier noch so ein
junges Ding, das Mucke machen kann: Missy Higgins.
Eine australische Sängerin/Songwriterin, die zwar einen
dämlichen Namen hat, aber auf »The Sound of White«
harmonische Klavierläufe perlen lässt, toll singt
und das richtige für diese Jahreszeit ist. Und für
alle anderen auch. Anspieltipps: »Scar« und »Casualty«.
Auch von Crowded House gibt es was empfehlenswertes Neues
auf die Ohren. Nur nennen die sich jetzt folgerichtig The
Finn Brothers, weil von Split Enz bis Crowded
House ja alles mehr oder weniger aus Neill und Tim Finn
bestand. (Ein Glück, dass sie es nicht wie die Brothers
Gibb gemacht haben, sonst hießen sie jetzt The Beefees.)
»Everyone Is Here« ist zwar nicht so epochal gut
wie »Woodface« von 1991, aber dennoch solide Qualität
mit dem ein oder anderen Ohrwürmchen, wie zum Beispiel
»Won’t give in«.
Namentliche Grüße
Heydu Duda |