Freitag, 1. Juli 2005
Aaah, er hat’s getan! Schröder macht uns den Lafo. Nur
stellt er es ein bisschen komplizierter an und nennt es Vertrauensfrage
– in der vergeblichen Hoffnung, dass wir die Finte nicht bemerken.
Nach »Reform« und »Ehrenwort« – ich
wiederhole: mein Ehrenwort – wird nun also auch »Vertrauen«
zuschanden geritten.
Unser Noch-Kanzler wirft eine Mehrheit hin, um wieder eine Mehrheit
zu erlangen mit der er aber auch nichts wird anfangen können.
Als Erfolg darf gewertet werden, dass er mit Ach und Krach noch
eine Minderheit zustande bekommen hat.
Ich bin gespannt, mit welchem Wahlprogramm die SPD für die
Neuwahl demnächst aufläuft – und auf die Begründung,
warum das nicht schon seit sieben Jahren umgesetzt wird. Falls man
sich überhaupt noch die Mühe eines Wahlprogramms macht
…
Es sei denn, unser Bundespräsi von Merkels Gnaden beweist
Rückgrat.
Ich hoffe, das war nun genug zum Thema »Politik« für
diesen sommerlichen Monat. Obwohl: Wahlkampf plus Sommerloch? –
Das kann noch richtig lustig werden.
Anlässlich des »Aachener Kultursommers« spielt
Joe Cocker gerade auf dem Katschhof, 300 Meter von hier, seine beschwingten
Melodien. Er ist 1998 schon einmal dort aufgetreten.
Damals wohnte ich neu hier, wusste nichts vom Konzert und grummelte:
»Welcher Idiot von meinen neuen Nachbarn hört denn
da so laut Joe Cocker?!« Bis ich erfuhr: Er ist es selbst
…
Samstag, 2. Juli 2005
Allüberall wird zur Zeit Reklame für das Telefonieren
übers Internet gemacht, gerne unter dem eingängigen Namen
VoIP. Also habe ich »AOL-Phone« auch einmal getestet.
Ja, es funktioniert. In eine Richtung jedenfalls … Ich habe
das ganze Gekabels eingestöpselt und das sogar auf Anhieb richtig.
Der erste Testanruf war dann aber nicht so dolle: Ich hatte kristallklaren
Klang, doch mein Gegenüber war weniger begeistert: »Hallo?
… Hallo?! … Thomas?! Hallo? … Bist Du das?! …«
Da habe ich den Klump wieder abgerupft und in den Kartüng gepackt.
20 Jahre nach dem grandiosen Live-Aid-Konzert hat Sir Bob Geldorf
ein Live-8-Konzert aus dem Boden gestampft, das leider in keiner
Hinsicht an das Original herangereicht hat. Von der ursprünglichen
Idee (Solidarität mit Afrika) hat man außer ein paar
Parolen und Bildern wenig gemerkt. Zum Glück wurden nicht auch
noch Spenden gesammelt: Mit Almosen ist dort keinem geholfen außer
den Despoten-Regimes in den meisten afrikanischen Staaten.
Es war bloß ein Popkonzert, parallel auf zehn Bühnen
in aller Welt. Aber auch das hat man nicht richtig gemerkt, denn
es wurde immer nur ein Auftritt im Fernsehen übertragen, dann
aber gleichzeitig in WDR, SWR und RBB (das Erste bleibt natürlich
der Volksmusik zur besten Sendezeit vorbehalten), und wie stets
mit neunmalklugem Gesabber von Musikjournalisten oder was sich dafür
hält.
Ich hätte gerne selbst zwischen den zehn Übertragungen
hin- und hergezappt. Denn ich hätte garantiert nicht wie die
Sender der ARD mitten in »Fix you« von Coldplay im Hyde
Park ausgeblendet und dafür nach Berlin zu den Schnarchnasen
von Bap (!) geschaltet …
MTV hat die Konzerte natürlich nicht übertragen. Müssten
die sich nicht eigentlich KTV nennen?! – Klingelton schreibt
man doch mit K …
Und Überraschung!, der Sender Phoenix, wegen irgendwelcher
Verdienste um die Popkultur sonst eigentlich unverdächtig,
hat brav bis zum Ende übertragen, einschließlich der
grandiosen Auftritte von The Who und Pink Floyd.
Sonntag. 3. Juli 2005
Eine treue Leserin schrieb mir eine hübsche Geschichte aus
dem Tierreich – und ihre Bedenken angesichts meines Jugendzimmerbettes,
bildlich dokumentiert im letzten Monat: Bei den Webervögeln
inspiziert das Weibchen als erstes das Nest, indem es brutal dran
rumzupft, um zu sehen, ob es auch taugt. Wenn ich also mal eine
Frau zu Besuch habe, die gegen mein Bett tritt und am Furnier rüttelt,
weiß ich: Die will nur das Nest prüfen!
Donnerstag, 7. Juli 2005
Holla, mein oft namenlos erwähnter Kumpane Tom erscheint heute
in der Bild-»Zeitung«. Außer dem Alter stimmen
sogar die Fakten. Der Anlass ist jedoch ein trauriger: Die Tuchfabrik
Becker hat Insolvenz angemeldet und seit gestern sind die meisten
Beschäftigten von ihrer »Verpflichtung zum Arbeitseinsatz«
freigestellt:
Montag, 11. Juli 2005
Passend zur Ferienzeit erscheint heute eine köstliche Reklame
im »Spiegel«:

(Liebe Tierfreunde: Vor dem Aufregen draufklicken!)
Mittwoch, 13. Juli 2005
Heute stießen zwei Welten aufeinander: TL versus Fortbewegung
aus eigener Muskelkraft, noch dazu an frischer Luft. Ja, ich hab's
getan, ich habe mir ein neues Fahrrad gekauft! Wie es zu diesem
eigenartigen Ansinnen kam? Im eifrigen Bestreben um eine ausgeglichene,
beziehungsweise gar negative Energiebilanz erschien mir dieser Erwerb
ratsam. Außerdem macht Fahrradfahren Spaß!
Bei meiner momentanen Leibesfülle kommt man zwar nicht so ohne
Weiteres darauf, doch jugendlichere Sommer habe ich stets durch
die Eifel radelnd verbracht. Während meine Altersgenossen auf
der Schwimmbadwiese potentiellen Geschlechtspartnerinnen mords imponiert
haben müssen. Aber ich komme vom Thema ab: Mein altes Fahrrad
ist vor ein paar Jahren ob des Öcher Regens eingerostet, so
dass ich es der Sperrmüllsammlung übereignet hatte.
Also ab ins Fahrradfachgeschäft, zur eingehenden Beratung.
Denn mein letztes Fahrrad stammte aus den Achtziger Jahren des vergangenen
Jahrhunderts – so was wird heute gar nicht mehr gebaut –,
und ich hatte ü-ber-haupt keine Ahnung, was ein Rad heutzutage
kann und können muss.
Ich liebe es, in einen Laden zu gehen, um »nur mal zu gucken«
– und dann sofort zuzuschlagen (Stichwort Knautsch). Und ich
glaube nicht, dass mich der Verkäufer schwer übern Tisch
gezogen hat, es scheint mir ein feines Rädchen zu sein und
war auch bezahlbar. Wenn also wer auf seiner nächsten Fahrt
im Berg ein schwarzes Raleigh mit Shimanowasweißich an sich
vorbeiziehen sieht – könnte ich sein.
Was ich als nächstes dringend brauche, ist ein fettes Schloss!
Denn die Welt ist voller Verbrecher, wie man an allerlei ebay-Ungemach
immer mal wieder sieht. (Wobei ich mir aufgrund eigener Erfahrungen
mit dem Verein nicht sicher bin, ob nicht die größten
Verbrecher bei ebay selbst sitzen …)
Eigentlich wollte ich ja ein Rennrad, weil ich das von früher
gewohnt bin, nun ist's ein Treckingrad geworden, geeignet sowohl
für Aachener Kopfstein als auch fürs Land drumherum, welches
ich natürlich ausgiebig erkunden werde.
Eine liebe Bekannte* beglückwünschte mich zu dieser weisen
Entscheidung, denn: Radfahren macht glücklich! Und erfolgreich!
Und schön! Ich würde schon sehen, Reichtum, Ruhm und Cabrios
voll mit schönen Frauen werden bald folgen! OK, dem Anlass
entsprechend wohl eher Rikschas voll mit schönen Frauen.
(* Ich nenn ja keine Namen.)
Freitag, 15. Juli 2005
Kurzbericht von der Tour d’Aix-la-Chapelle: Landschaftlich
reizvolle Strecken habe ich noch nicht erradelt, nur Ecken innerorts,
an denen ich seit Jahren nicht gewesen bin. Im Moment ist es noch
von größtem Reiz, sooo schnell überall sein zu können.
Und natürlich die freudige Erwartung von Erfolg, Glückseligkeit,
Schönheit, Reichtum, Ruhm und Cabrios, äh Rikschas voller
…
An die fahrradspezifischen Verkehrsregeln muss ich mich wohl erst
wieder gewöhnen. Ich bin hunderte Meter an der Fahrradspur
vorbeigeradelt, bis mir einfiel, dass die ja für m i c h da
ist.
Wie man aber an den etlichen darauf parkenden Autos sah, wissen
das die meisten Autofahrer auch nicht.
Irgendwo im Internet las ich, dass die Verkehrsregeln doch ganz
einfach sind: Wo ein Fahrrad durchpasst, kann man fahren, Autos
sind immer schuld und Fußgänger sind bewegliche Hindernisse.
Und das mir anerkanntem Kriegsdienstverweigerer!
Ich hab mich heute auf Anraten aller Radfahrer in meiner Bekanntschaft
nach Bügelschlössern umgesehen. (Diese lustigen Kabelschlösser
heißen nicht umsonst »Geschenkbändchen«.)
Aber Kösterchen! Vernünftige Qualität kostet fast
ein Viertel des Radpreises. Und wiegt halb so viel wies Rad selbst.
Wahrscheinlich sind die Schlösser deswegen so sicher: Die Kiste
wird sooo schwer, dass kein Dieb sich mehr damit abplacken mag.
Vielleicht tun's dann ja auch ein paar Wackersteine.
Ohne Schloss wiegt das Teil schon fast 19 Kilo – alleine
das Hochschleppen durchs enge Treppenhaus in den vierten Stock wäre
Sport genug. Ja, richtig gelesen: Solange ich noch kein tragfähiges
Sicherheitskonzept habe, s c h l a f e
ich neben dem guten Stück! Abgesehen davon gibt es im ersten
Stock (bei den Mülltonnen, igitt) nur ein winziges Eckchen,
wo ich's an die Wand dübeln kann – dafür brauch
ich auch noch Equipement.
All diese Dinge habe ich mir bei B.O.C. angeguckt, einem gigantischen
Fahrradsupermarkt mit hömmele Rädern, an dem ich zufällig
vorbeiradelte. Ich bin so froh, dass ich mein Rad bei einem Miniladen
gekauft habe, der hatte nämlich nur 20 Räder zur Auswahl.
Was ich un-be-dingt noch brauche, ist ein 5-Liter-Kanister mit
isotonischem Gebräu, sonst vertrockne ich auf allen Fahrten
über fünf Kilometer.
Außerdem kaufe ich mir noch ein schickes Trikot, falls ich
mal ernsthaft eine Tour mache. Und nun ratet, wessen Team-Logo wohl
darauf prangen mag! Nein, nicht Teemobile.
Hier mal ein Bild vom Schätzchen:

Langfinger, dass Ihr’s nur wisst: Wenn Ihr Euch an d i e s e m Rad
vergreift, werde ich Euch die Finger höchstpersönlich
kürzen, Pazifismus hin oder her!
Sieht irgendwie mickrig aus, oder? Aber das täuscht: Die waagerechte
Stange ist in Höhe meines Schrittes, 86 Zentimeter über
Grund. (Das nur zur Info für diejenigen, die sich für
meinen Schritt interessieren …)
So, genug gesportelt. Nach der Moral kommt jetzt das Essen:
Als »the next big thing« in Sachen Leckerei werden
zur Zeit »Cranberries« gepuscht, auf deutsch Großfrüchtige
Moosbeere, ähnlich der Preiselbeere. Sie sehen aus wie rote
Rosinen (von Verächtern auch »tote Trauben« oder
»Eindringlinge« genannt), schmecken aber raffinierter.
So hat halt jede Zeit ihr Obst oder Gemüse. In den Achtziger
Jahren wurde Maracuja(-Aroma) in jeden Joghurt gerührt, später
kamen diese faden Kiwis hinzu, irgendwann folgten Balsamico, Rucola
(Hagen Rether: »Ein Unkraut hat Glück gehabt, wenn
es aus dem Ausland kommt.«) und Bärlauch etc.
– Ich warte dringend auf das Revival der Stachelbeere!
Boah, ich weiß schon, was ich morgen früh mache: Ich
werde den Kaufhof beim Umweltamt anschwärzen. Die blasen gerade
(22 Uhr) unter infernalischem Krach schwarze Abgaswolken aus dem
Kamin! Hier riecht's wie im Auspuff eines Lasters aus den frühen
Siebzigern. Ich ertrage seit anderthalb Jahren den Dreck und Krach
vom Umbau, demnächst laufe ich bei denen Amok!

Nee, keine Angst mache ich nicht wirklich. Denn im Knast gibt’s
kein Internet und diario per Kassiber dauert ja noch länger
als so schon. Vorerst versuche ich es mit Telefonieren. Im Kaufhof
geht keiner ran, und als ich grade die Polizei anrufen wollte (hab
ich vorher noch nie gemacht), hörte es auf, Gott sei dank.
Aber demnächst mache i c h da mal Dampf!
Samstag, 16. Juli 2005
Nachdem ich in einem Anflug von präseniler Bettflucht schon
um 5:30 Uhr wach war, konnte ich um kurz nach sechs in die Eifel
starten und war pünktlich um acht Uhr bei meinen Eltern zum
Frühstück. (Ich hatte befürchtet, dass so früh
vielleicht noch Wildwechsel im Wald ist – doch das größere
Problem waren die letzten Schnapsleichen, die aus dem Tanzpalast
torkelten …)
Die Fahrt war herrlich: Sonnenschein, saftiges Grün, luftige
Höhen – Urlaubsgefühle pur! Man sieht, ich habe
bescheidene Ansprüche: 100 Kilometer südlich reichen schon.
Vielleicht sollte ich echt trainieren und demnächst auf dem
Rad da runter fahren ... nicht Tour de France, sondern Tour d'Eifel.
Abends Sommerfest bei Familie B.-M. in Ingendorf. (Kamera
vergessen, Mist.)
Sonntag, 17. Juli 2005
Etwas habe ich am Wochenende falsch gemacht: Ich hatte noch überlegt,
mein neues Rad mit nach Gerolstein zu nehmen und dort ein Toürchen
zu fahren. (Oder wie heißt der Diminutiv von Tour?) Da das
Auto, welches mir netterweise überlassen wurde, aber ein Opel
Corsa war, habe ich das seingelassen – ein Fehler! Denn heute
war »Autofreies Kylltal«: Die malerische Kyll entlang
von Gerolstein bis Malberg waren nur Fußgänger, Rollerblader
und Fahrradfahrer zugelassen. Naja, so bin ich halt nur ein paar
Kilometerchen mit meinem Lieblingsbruder durchs schöne Kylltal
gewandert. (Sonnenbrandy inklusive, Männer cremen sich ja nicht
ein.)
Gerolstein ist zur Zeit sowieso im Fahrrad-Fieber. Und hey, just
gestern hat Georg Totschnig vom Team Gerolsteiner auch noch die
Etappe gewonnen, sehr spannend. Ich hab gehört, dass Aachen
sich darum bewirbt, 2008 Start oder Ziel einer Etappe zu sein. Es
heißt aber auch, dass der Gerolsteiner Brunnen die Tour gerne
nach Gerolstein holen würde. Hey, wie wär's denn mit einem
Kompromiss: Aachen–Gerolstein – meine Heimatstrecke.
Trikot und Fahrradhose besitze ich nun auch. Mag mich mal wer
in voller Montur sehen? Bitteschön. (Wehe es lacht einer!):

»Thomas faehrt nicht. Thomas wartet auf'm Fahrrad.«
Hey, da hat ja doch einer gelacht!!!
Montag, 18. Juli 2005
Wozu gibt es denn jetzt diese Aufregung über Schleichwerbung
im »Marienhof«? Werbungraten ist doch das weitaus spannendste
an dieser Serie. Und auch das realistischste: Im echten Leben will
einem ja auch ständig jemand irgendeinen Schmied andrehen.
Was wäre unsere Welt ohne Product-Placement, Reklametafeln,
Automarken, Logos, Hirnwäsche durch Radiowerbung?
Man überlegt, der ARD zur Sühne Strafabgaben aufzuerlegen.
Seeehr witzig: Wer wird die wohl im gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen
System bezahlen?
Mittwoch, 20. Juli 2005
Das klingt jetzt bestimmt komisch, aber: Ich finde es zu kalt.
Kann es nicht sagenwermal fünf Grad wärmer werden? Oder
wenigstens sonniger. Ich hab mir doch tatsächlich Sonnencreme
gekauft – und nun kann ich sie gar nicht einsetzen.
Donnerstag, 21. Juli 2005
Aaah, er hat’s getan! Horst Köhler hat der Bundestag
aufgelöst. Hey, wenn er Eier hätte, hätte er gesagt:
»Mit mir nicht, meine Herrschaften! Ihr seid für vier
Jahre gewählt und nun tut Ihr mal bitte was, egal was der Mob
zu wollen glaubt!«
Doch was war das für eine dämliche Rede, die er stattdessen
gehalten hat?:
»Unsere Zukunft und die unserer Kinder steht auf dem
Spiel. Millionen von Menschen sind arbeitslos, viele seit Jahren.
Die Haushalte des Bundes und der Länder sind in einer nie
da gewesenen, kritischen Lage. Die bestehende föderale Ordnung
ist überholt. Wir haben zu wenig Kinder, und wir werden immer
älter.«
Oder kurz: Deutschland ist am Boden. – Und da soll ausgerechnet
die Frau Merkel von den Schwarz(geldleut)en Abhilfe schaffen können?!
Ich wünschte, das Verfassungsgericht säbelt seine Entscheidung
jetzt ab – und er muss zurücktreten.
Nun warte ich nur noch darauf, dass Münte gleich vor die Mikrofone
tritt und – nachdem er am 22. Mai schon hellsichtig Neuwahlen
angekündigt hat – nun bereits das amtliche Endergebnis
vom 18. September verkündet …
Montag, 25. Juli 2005
Beim Überfliegen der Meldungen im neuen Spiegel stutzte ich
layoutbedingt: Unser neuer Minipräsi scheint eine verdammt
coole Sau zu sein …:

Ach guck! Spiegel-Online meldet: »4500 Werbenachrichten
stürzen jeden Tag auf den Verbraucher ein. ›Die Verbraucher
können sich aber nicht mehr merken, nur weil immer mehr Botschaften
auf sie einströmen‹ …« Dann frage ich
mich, wann die Werbewirtschaft draus ihre Schlüsse zieht, und
die Reklame künstlich verknappt. Klappt bei Mon Cherie im Sommer
doch auch.
Dienstag, 26. Juli 2005
An sich liegen mir Kinderspiele nicht. Entweder finde ich sie schnell
langweilig oder schmeiße die Reihenfolge durcheinander. (Gut,
das geht den Kleinen nicht anders ...)
Meine Welt ist eher das Freie Spiel und das Improvisieren: Bei einem
neuerlichen Besuch in einer schon öfter erwähnten Tageseinrichtung
für Kinder baute ich ein Türmchen mit dreikäsehohen
Bauklötzen:

Gibt es etwas schöneres für Zweijährige, als so
was wieder umzuwerfen? – Nein!
Dann wurde ich anspruchsvoller: Es folgte ein kleiner Tunnel.
Und siehe da, dem Vandalismus ward Einhalt geboten, denn fortan
hatten die Lütten einen mords Spaß daran, da immer wieder
durchzulaufen:

Nun war mein Ehrgeiz geweckt: Ich stockte zunächst auf, so
dass sie aufrecht hindurch öfteln konnten …:

… und erweiterte dann um einen zweiten Tunnel:

Eh ich mich versah, hatte ich unverhofft sechs bis sieben Kinder
beschäftigt, die allesamt mit Freude durch die Tore rannten.
(Die ein oder andere Beule vom allzu ungestümen Tunnellauf
möge man seitens der Eltern mit Nachsicht betrachten …)
Der zweite Doppeltunnel erwies sich als stabiler, außerdem
mussten die Durchläufer und Durchläuferinnen ihr Tempo
mäßigen:

Allerdings krachte auch der ein paar mal ein, sei es aus Unfall
oder aus Absicht. (Diese kleinen Luder!)
Pädagogisches Fazit: Es hat also durchaus Vorteile, wenn der
Erzieher auch noch ein Kind ist …
Donnerstag, 28. Juli 2005
Kann mir mal bitte jemand physiologisch erklären, warum ich
zunehme, obwohl ich doch ständig fahrradfahre? Eine Hypothese
könnte lauten, dass Muskelmasse mehr wiegt als Fett.
Aber welche Muskeln könnten das wohl sein … auf den
Hüften!
Freitag, 29. Juli 2005
Um bequem in die Heimat zur Anna-Kirmes zu kommen, habe ich mir
dekadent einen Mietwagen von Erich Sixt geordert. Kostet auch nur
doppelt soviel wie die Bahnfahrt. Allerdings verlangt man an der
Tanke 1,30 Euro für den Liter Sprit. (Die Grünen haben
ja früher fünf Mark pro Liter gefordert – wir werden
uns noch nostalgisch an die Zeiten zurückerinnern, als er das
tatsächlich mal kostete …)
Die Fahrt hat erschreckend viel Spaß gemacht. Ich bekam
einen Renault Modus, von dessen Existenz ich bis dahin noch gar
nichts wusste, – und sehe kommen, dass ich nun auch Autofan
werde. Das dauert aber noch ein Weilchen: Erst als in G-stein angekommen
war, sah ich: Oh, der ist ja schwarz! Vorher hatte ich nur aufs
Kennzeichen geguckt.
Mein Papa fragte natürlich als erstes, was Väter so
fragen, wenn der Sohn mit einem Automobil in der Einfahrt steht:
»Wieviel PS hat er denn?« Und ich antwortete,
was ich in automobilen Dingen ungeratener Sohn nur antworten kann:
»Ja, PS hatter auch …«
Regenbedingt war die Kirmes eine traurige Veranstaltung. Wir sind
eine Runde übern Platz gelaufen und dann wieder heimwärts,
denn es war sehr einsam dort: Nur ein paar Jugendliche am Autoscooter
und stadtbekannte Trinker an den Bierbuden – die müssen
das ja allein aus Imagegründen schon machen.
Es war zwar recht kühl, aber Männer frieren nicht. Ich
bin glaub ich der einzige, der seit Tagen nur mit T-Shirt, Shorts
und Sandalen rumläuft. Und wegen des Regens sind die Sandalen
ganz praktisch: Das Wasser kann direkt abfließen.
Samstag, 30. Juli 2005
Einweihungsgeburtstagsfete beim großen Schwesterchen in Hillesheim.
Sonntag, 31. Juli 2005
Als Filmtipps für diese frühen Novembertage lege ich
der geneigten Leserschaft »Saw« und »Identity«
ans Herz. Ich verrate aber nichts Näheres darüber –
die Titel verraten eigentlich schon zuviel … Ein stabiles
Nervenkostüm und Hirnschmalz sind jedoch von Vorteil.
So verabschieden wir uns denn von der klassischen Rechtschreibung
in Deutschland – außer in Bayern und Nordrhein-Westfalen,
die deren Endgültigkeit noch aufgeschoben haben. Hey, wer hätte
das gedacht, das Rüttgers’ erste Amtshandlung direkt
etwas sinnvolles werden würde!
Es grüßt
Thomas Totschick aka
Der sich den Wolf fährt |