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September 2005
diario trollo - Kommentare, Anekdoten und Sentenzen - TLs Online Tagebuch

Donnerstag, 1. September 2005

Nach meinem sagenhaften Lottoglück im letzten Monat höre ich oft die klassische Frage »Was machst du damit?«. Tja, das sind so Probleme: Wie verballert man einen Lottogewinn …?
Zunächst: Es hat noch niemand von der Sparkasse angerufen, um zu sagen, dass mein Konto voll wäre und ich ein neues brauchte …
Doch natürlich weckt so eine unerwartete Summe Begehrlichkeiten: Ein Notebook, eine digitale Spiegelreflex, vielleicht doch mal ein Automobil … Wenn ich mir aber angucke, was das alles kostet, bleibt mir nur eins: Ich muss dringend im Lotto gewinnen!

 

Apropos Geld. Beziehungsweise keines: Geht nur mir das so? In letzter Zeit kann ich keine hundert Meter durch die Stadt gehen, ohne von einem, wenn nicht gar mehreren Bittstellern nach Kleingeld angeschnorrt zu werden. Ist dieses aggressive Betteln Folge von Hartz IV – oder lesen die Penner diario?! Das ist wohl der Preis des Reichtums.

Am besten gefallen mir ja diese dreisten Typen, die auf versagte Geldströme mit einer Mischung aus Wahrung der Contenance und wohldosierter Unverschämtheit antworten: »Noch einen schönen Abend, der Herr. – Trotzdem!«

 

Sehr nervig sind auch die fiesen Clowns, die gebetsmühlenartig »Eine Spende für krebskranke Kinder!« einfordern. Wenn das schlechte Gewissen dann noch nicht ausreichend wachgerüttelt ist, fügen sie hinzu: »Wir gehen auch in die Krankenhäuser und spielen mit den Kindern!« Wenn ich mir diese Gestalten so angucke, klingt das eher nach einer Drohung.
Ja, zeiht mich ruhig der Herzlosigkeit! Aber ich frage mich ernsthaft, wie teuer es sein kann, im Krankenhaus mit Kindern zu spielen – statt in der Fußgängerzone zu stehen und mit Sammelbüchsen zu rasseln …

 

Sonntag, 4. September 2005

Der diesjährige Kunsthandwerkermarkt war gar nicht so voll. Beim letzten Mal ist man fast zerdrückt worden. (Und hey, ich bin stabil gebaut!) Deswegen habe ich dieses Vergnügen oft ausgelassen. Ohnehin habe ich meist nur ein paar schöne Anregungen gekl…, äh gesammelt, für lange Winterabende …

Aber was noch geiler war: Ich wohne jetzt seit fast 13 Jahren in Aachen und war noch nie  a u f  dem Dom. Aber heute! Auch gab es nicht so viel Andrang wie befürchtet, aber eine tolle Aussicht. Mit dem zufällig anwesenden Photoknips konnte ich Beweisphotos schießen:

Blick vom Aachener Dom, der eigentlich ein Münster ist, auf den Katschhof und das Rathaus

Bei dieser warmen Luft, der tiefstehenden Sonne und den vielen verschiedenen Sprachen um mich herum kam ich mir in dem alten Gemäuer vor wie in einer Kathedrale in Burgund. Faszinierend: Ich kann mich sogar in Aachen wie im Urlaub fühlen, 300 Meter von zuhause weg.

 

Montag, 5. September 2005

Noch-Außenminister Joschka ist schon wieder (immer noch?) auf Wahlkampftortour und wollte heute noch ein paar unentschlossene Wähler auf dem Aachener Markt klarmachen. Bewundernswert, diese Beharrlichkeit. Und von was für Chargen er sich Zwischenrufe gefallen lassen muss …:

Joschka versus Mob

 

Windgeflügel 

 

Mein Fahrrad hat nun einen ökologischen Antrieb: Ich habe ein Windgeflügel von den Grünen an den Lenker montiert.

 

 

Samstag, 17. September 2005

Und hier ein Schmankerl für die Freundinnen des zünftigen Kalauers:
In München grassiert seit heute wieder eine gefährliche Epidemie: die Ozapftis …

 

Was würden Sie tun, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? – Wer es an den hässlichen Menschen auf den vielen Plakaten überall noch nicht erkannt hat: Morgen  i s t  Bundestagswahl!

Weitere Informationen verbietet mir das geheime Wahlrecht.

Also beim Wählen bloß nichts falschmachen! Denn wie Hotte Köhler mahnte: Es geht um »unsere Zukunft und die unserer Kinder«. (Wessen?!)

Ein Tipp für alle, die sich partout nicht entscheiden können: Welche Partei verschenkt wohl die besten Windrädchen an ihre Wähler …?

 

Sonntag, 18. September 2005, 18:00 Uhr

Herr Präsident, ich nehme die Wahl an!

Was anderes bleibt einem ja auch nicht übrig.

 

Montag, 19. September 2005

Wenn diese Neuwahl-Finte vom alten Schröder den Zweck haben sollte, endlich für stabile politische Verhältnisse in Deutschland zu sorgen, kann man nur gratulieren: D a s  hat ja prima hingehauen!

Wer die Wahl hatte, hat nun die Qual. Fragen über Fragen: Wer mit wem? Große Koalition? Ampel? Jamaika? Privilegierte Partnerschaft mit der Linken? Wer wird nun eigentlich Kanzler?

Und was zum Teufel hatte Schröder gestern vor der Elefantenrunde geraucht, geschnupft, gespritzt?!

Die Wahlanalyse der Parteien war diesmal ja noch köstlicher als sonst schon: Natürlich nur Gewinner wohin man sieht. Und ein Benehmen wie ein Elefant in der Runde, die sich einzig auf die Meinungsforschungsinstitute als wahre Verlierer des Abends einigen konnte (Forschungsgruppe Zahlen, Alleinsbach, Forschnell, Institut für Demagogie, ebenid).

Hoffentlich kommt nun keiner auf die Idee zu Neuwahlen! Wählen allein wird uns nicht mehr viel helfen. Genausogut könnte man seine Kinder über dicke Bohnen, Spinat oder Rosenkohl anstimmen lassen – so oft man will. Selbst wenn Rosenkohl gewinnt: Wollen tun die den dann immer noch nicht.

Aber man kann ja nichts sagen, bevor der Arzt da war … äh, bevor in Dresden nachgewählt wurde. Die Nachwahl dort ist nötig, weil eine Direkt-Kandidatin der NPD kurz vor der Wahl gestorben ist. Ein Beispiel übrigens, das Schule machen sollte.

 

Dienstag, 20. September 2005

Der einen oder anderen latinophonen Leserin wird es vielleicht aufgefallen sein: Vor einem Monat habe ich aufgehört, Fleisch zu essen. Die Gründe für diesen freiwilligen Vegetarismus waren weder politisch, ideologisch, ethisch, spirituell, ökologisch noch gesundheitlich – sondern schlicht kulinarisch: die Neugier, ob es geht und wie es schmeckt. Hat auch gar nicht wehgetan. (Manchmal hatte ich allerdings derbe Gelüste nach Mettbrötchen, Leberwurst, Flönz, Sushi und Rumpsteak – in exakt dieser Reihenfolge.)

Heute wurde diese Phase abrupt beendet: Die Waschmaschine ist defekt, netterweise durfte ich die von lieben Freunden benutzen. Noch nettererweise lud man mich zum Essen ein, wo ich schon mal da war. Eine warme Mahlzeit – wow, das gibt’s in keinem Waschsalon. Allerdings schmuggelte man Speckwürfel in die Mangold-Lasagne … und aus war's mit der Veget(ar)iererei.
Aber einen Monat lang immerhin habe ich die armen Tierchen verschont, das brachte bestimmt Bonität auf dem Karmakonto. Und eine Menge neuer Rezepte ohne Fleisch sowieso.

Jahreszeitlich bedingt gab es sowieso höchste Zeit, dies Experiment zu beenden: Zwiebelkuchen ohne Speck – was soll  d a s  denn sein?!

 

Montag, 26. September 2005

So habe ich also den heutigen Abend mal wieder gemeinsam mit Bastian Sick verbracht. Nun gut, nicht ganz allein mit ihm … Obwohl er in Aachen als erster Stadt zum zweiten Mal vorliest, schien er zu Beginn sehr aufgeregt. Er ist immer noch der knuffige Typ aus dem Januar – ich schätze, die Damen stehen auf seine unsichere, schlaksige Art. Seine Mama steht garantiert auf ihn: Die hatte heute nämlich Geburtstag und ist extra von Norddeutschland hierher gereist, damit sie gemeinsam feiern können. Er hat die Lesung mittendrin unterbrochen, ihr ein Ständchen gesungen (»Mit 66 Jahren«) und einen Blumenstrauß überreicht. Süß, gell? Amüsant war die Veranstaltung ohnehin.
Er hat auch die Kolumne über das Aachener Idiom vorgelesen, die er im Januar, kurz nachdem er zum ersten Mal hier war, verfasst hat. Ich weiß nicht genau, ob er sie ausschließlich von mir hat, aber die Beispiele »Er kocht sich selbst.« und »Gib mich mal der Schlüssel!« hatte ich ihm damals gemailt …

Ich sehe kommen, dass ich auch noch auf Lesereise gehen muss …

 

Dienstag, 27. September 2005

Bin krank, hust! Daher habe ich etwas getan, das ich seit zehn Jahren nicht mehr gemacht habe: gebadet. (Geduscht hingegen schon hin und wieder mal …) Das ist wahrhaft dekadent: Seit Jahren eine Wohnung mit Badewanne zu haben, um die mich so ziemlich alle ohne eine beneiden, und sie dann gar nicht nutzen.

Interessante Phänomene gibt es in der Badewanne zu beobachten, für jeden wissenschaftsbegeisterten jungen Mann ein Fest. Ich habe eine Stunde dringelegen und war anschließend etwas, sagen wir schlapp … (Physiologie) Außerdem bin ich fast verdurstet. Ich habe nicht dran gedacht, dass man in heißem Wasser ja auch schwitzt. Oder war es schon Osmose? (Biologie) Ich hatte mich vorher gewogen und weiß daher, dass ich währenddessen 0,8 kg Gewicht verloren habe (Arithmetik), die ich natürlich mittels zweier Flaschen Clausthaler sofort wieder ausgeglichen habe. Die Ölerei hat immer noch nicht aufgehört, und einen Bademantel besitze ich natürlich nicht, so dass ich für heute schon das vierte T-Shirt durchgeschwitzt habe. Es dauert eeewig laaange, bis die Wanne voll ist. Liegt am winzigen Durchmesser des Zulaufs (Geometrie). Aus diesem Grund bin ich so lange drin geblieben – damit es sich auch lohnt (Mengenlehre). Dann habe ich das Prinzip der Verdrängung (Physik) nicht bedacht: Als die Wanne schön voll war und ich mich reinlegte, stieg der Wasserspiegel über die Höhe des Sicherheitsablaufes, und weg war viel vom warmen Guss.
»Reinlegen« ist vielleicht auch das falsche Wort: Wenn ich meine Beine ausstrecke, guckt der Oberkörper raus, und wenn ich den Oberkörper reinzwänge, schaut mein Fahrwerk lustig aus der Wanne … Und die Armfreiheit ist noch geringer als im Charterflugzeug auf den B-er und E-er Sitzplätzen (Anatomie). Ich weiß nicht, wie so ein Vollbad als entspannend empfunden werden kann. Ferner hatte ich das Prinzip des Auftriebs vergessen. Entwürdigend! Frauen werden das jetzt nicht recht nachvollziehen können … (Machismo)

So, mehr Details aus meinem bewegten Leben möchte ich jetzt niemandem mehr zumuten.

 

Mittwoch, 28. September 2005

Wenn all die strahlenden Wahlverlierer sich nicht bald einigen, haben wir demnächst gar keine Regierung. Mich würde ja interessieren, ob das großartig auffallen würde …

Es scheint also doch auf eine Minderheitenregierung hinauszulaufen, man nennt sie nur Große Koalition. Denn nach anderer Lesart könnte man auch sagen: Zwei Drittel der Wähler wollen Schröder nicht, zwei Drittel wollen Merkel nicht.

 

Freitag, 30. September 2005

Nach 100 Tagen Wende in NRW schießt der neue Innenmini mit Selbstgedachtem zum Thema Wenden auf der Autobahn den ersten Bock: Nachdem er den dämlichen Vorschlag geäußert hat, dass Autos bei Staus auf Autobahnen wenden und zur letzten Anschlussstelle zurückfahren sollten, haben das prompt einige auf der A31 getan – allerdings ohne die erforderliche Aufforderung der Polizei, die nach wie vor allein weisungsbefugt ist.

Er sollte sich mal die Geschichte von Pandora als Einschlaflektüre auf den Nachttisch legen.

Oder kurz zuvor beim Zähneputzen versuchen, die Pasta wieder in die Tube zu drücken.

In solchen PR-Dingen bin ich seit alten Ferienfreizeitzeiten sehr vorsichtig. Ein Betreuer äußerte damals unvorsichtigerweise den Gedanken: »Es könnte sein, dass wir morgen eventuell ins Schwimmbad gehen würden, falls das Wetter gut sein sollte.«

Die Feinheiten dieses fünffachen Potentialis konnten nicht recht nachhallen, denn eine Traube Kinder stob auseinander und schrie ekstatisch: »Hurraaaaa, wir gehen ins Schwimmbad!!!«

 

Sabine Sauer im Gespräch mit Ralph Siegel
Diese vier Augen würde ich mir mal untersuchen lassen …

 

Ich wünschte, ich wäre Harry Potter. Dann käme ich heute Nacht um zwölf zum sechsten Mal …

 

Noch einen schönen Abend, die Herrschaften!
Trotzdem.

 

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