Sonntag, 1. Januar 2007
So, liebe Schwangeren: Jetzt könnt Ihr loslassen,
jetzt gibt es Elterngeld.
(Dabei ist Elterngeld ja nun wirklich nichts neues: Ich kenne
Studis, die haben 27 ± X Jahre lang ganz gut vom Elterngeld
gelebt …)
Außerdem wird heute der Euro eingeführt.
Déjà-vue? Hamwerschon? Nein. In Slowenien.
Eine gutgemeinte Neujahrs-SMS riss mich nach tiefnächtlichem
Wohnungsputz bis um sechs in aller Herrgottsfrühe um
Viertel vor zwölf aus traumlosen Träumen, die sich
hauptsächlich mit der Frage beschäftigten: Wer hält
die schlechteren Reden – Köhler zu Weihnachten
oder Merkel zu Neujahr? Ein klares Unentschieden.
Heute tun wir ausruhen und entspannen. Nein, tun wir nicht.
Erstens tut man nicht tun, und zweitens schreiben wir 2007:
Heutzutage heißt das chillen und relaxen.
Der gute Vorsatz fürs neue Jahr: gesünder essen.
Beginnen wir also mit Carpaccio vom inneren Schweinehund.
Weitere Vorsätze:
Nicht lügen, nicht betrügen, nicht die Katz am Schwanz
zühen.
Montag, 2. Januar 2007
Was bin ich froh, dass wir nun endlich diese 19 Prozent Märchensteuer
haben! Langsam ging mir das Mehrwertsteuer-geschenkt-billisch-billisch-Generve
in der Reklame tierisch auf die Keimdrüsen.
Dabei ist die versprochene Preisexplosion ausgeblieben. Bloß
Subway hat üppige 30 Cent draufgeschlagen. Nobel, nobel,
sich nun für 3,30 ein Brötchen schmieren zu lassen.
Da muss die Bedienung schon sehr nett sein.
Donnerstag, 4. Januar 2007
Welchen Film sollte man sich im Jahre Zweitausendnullnullsieben
wohl unbedingt mal ansehen? Na? Irgendeine Idee? – Rischtisch,
007, den neuen James Bond.
Vorsicht Spoiler, ich verrate mal das Ende: Er überlebt!
Trotz dieses überraschenden Happy-Ends ist der Film
sehenswert. Der Neue, Craig Daniel, ist hübsch brutal,
hat ziemlich belastbare Fortpflanzungsapparate und wirkt nicht
so geleckt wie Remington Steele. Die physikalischen Unmöglichkeiten
sind nett anzusehen und lange nicht so grotesk abstrus wie
zuletzt schon mal gerne.
Brillant ist auch der finsterste Bond-Gegenspieler aller
Zeiten, dargestellt von Jürgen Tarrach …
Man sieht sehr viel mehr Leichen als sonst. Und erstmals
echte! Allerdings plastinierte. Dieser Tatbestand ist besonders
erfreulich für diejenigen, die sich die Körperwelten-Ausstellung
damals absichtlich nicht geben wollten …
Und raubt dem Panoptikum des »Dr.« von Hagens
noch den letzten Hauch von Seriosität.
Apropos tot: Erstmalig ist auch 007 selbst tot. Allerdings
nur für ein paar Minütchen. Mit so einem mobilen
Defi und einer Injektion in den Hals ist das ja alles kein
Problem. Und dank der zahlreichen Krankenhauserien kann nun
auch jeder souverän damit umgehen.
Enttäuschend ist allerdings der MacGuffin
des Films:
Früher ging es um den Untergang der Welt oder wenigstens
des Abendlandes. Die spielen im Casino Royale um lächerliche
120 Millionen Dollar. Das sind gerademal knapp 93 Mio Euro.
Und darum machen die so ein Aufhebens?! Das ist M's Portokasse.
Sonntag, 7. Januar 2007
Letztes Weihnachtskonzert der Saison: Die Goldkehlchen und
das Goldgelchen von der Jungen Kantorei singen »A Ceremony
of Carols« von Britten in St. Foillan.
Mittwoch, 10. Januar 2007
Willkommen auf der Welt, David.
Donnerstag, 11. Januar 2007
Weißrussland blockiert die Druschba-Ölpipeline
von Russland nach Europa. Aber kein Problem, unsere Regierung
hat schnell reagiert: Draußen hat's 15 Grad und kein
Mensch braucht Heizöl.
Und wem trotzdem kalt ist, der mache sich warme Gedanken.
Zum Beispiel auf einer 140er Matratze, die nun endlich das
Jugendzimmerbettchen ersetzt.
Der Erwerb selbiger wirft allerdings die Frage auf: Warum
sind diese Matratzenläden immer auf für Lieferanten
und Kunden automobil unzugänglichen Straßenecken
zu finden?

Freitag, 12. Januar 2007
Auf Wiedersehen, Omi Traudo †.
Mittwoch, 17. Januar 2007
Ein fieser Virus hat mich in seinen Fängen, Husten,
Schnupfen, dicker Kopf. Wahrscheinlich Sommergrippe. Es ist
kolossal: Immer wenn ich mich »gesund« ernähre
(viel Obst & Gemüse), haut's mich kurz darauf aus
den Latschen.
Immerhin hat meine Ärztin Entwarnung gegeben: Ich soll
diese Anti-Harnsäure-Pillen nehmen und normal essen –
diätetische Ernährung bringe gar nicht so viel gegen
Gicht. Und Fleischfresser seien nun mal Fleischfresser. (Darum
bin ich sehr froh, denn die vegetabilen Flatulenzen hätten
mich sonst noch zerrissen …)
Ich hatte mich noch – verantwortungsbewusst zwar,
aber letztlich unverantwortlich – anderthalb Tage zur
Arbeit geschleppt, um mich dann so ganz und gar dem Infekt
hinzugeben.
Das blödeste bei dem ganzen: So konnte ich nicht zur
Beerdigung meiner Oma. Ich habe zwar mit mir gerungen und
Szenarien durchgespielt. Also früh hinfahren, dann ausruhen,
dann beerdigen, dann übernachten und morgen zurück.
Schon die 100 Kilometer mit dickem Kopf durch die wilde Eifel
wären hart geworden. Als dann aber noch dieser Sturm
angekündigt wurde, hab ich von diesem Unterfangen abgesehen
– ich habe schon so einige Stürme im Eifelwald
erlebt, da fliegen dir die Bäume nur so um die Ohren,
wenn's richtig gemacht wird.
Auch wenn ich meiner Oma gerne die letzte Ehre erwiesen und
gemeinsam mit den anderen Hinterbliebenen getrauert hätte:
Meiner Verwandtschaft habe ich gerne erspart, die Woche drauf
gleich bei der nächsten Beerdigung aufzulaufen …
Donnerstag, 18. Januar 2007
Kyrill, der versprochene Orkan, ist pünktlich eingetroffen.
Wieder eine Sternstunde des Fernsehjournalismus': Denn mit
schöner Regelmäßigkeit prügeln die Sender
bei steifer Brise ihre Reporter nach draußen, um stimmungsvoll
verwackelte Bilder einzufangen, wie diese auf dem Brocken
oder auf Norderney fast weggeweht werden. Was die dort auch
schon bei weniger Wind tun würden.
Mit erstickten Wortfetzen echauffieren sich dann die Außenreporter,
dass nur Unverantwortliche bei solch einem Wetter an so gefährliche
Orte gehen. Und den Moderatoren im Studio hört man die
Enttäuschung in der Stimme an, wenn dann doch nichts
schlimmes zu berichten ist.
Was ein Glück, dass der Sturm frühzeitig meinen
Sat-Empfang zerfetzt hat.
Man sollte der Experten Rat von Spiegel-Online folgen. Mahlzeit:

Der Sturm der Entrüstung (12 + X Beaufort) wütete
besonders heftig in Bayern, wo als erstes Opfer Edmund Stoiber
von seiner Putschfrau Gabriele Pauli fortgefegt wurde.
(Es sagen Danke: der Hauptbahnhof in München, zehn
Minuten, der Transrapid, sonstwo und ein hingerichtetes Blümchen.)
Sonntag, 21. Januar 2007
Jedes Wochenende verstopft so ein Packen Reklame den Hausflur.
Es sind nicht die üblichen unverlangten Postwurfsendungen,
die unbeachtet in die Blaue Tonne wandern. Es ist ein »Service«
der Deutschen Post AG: Mittels des Trojanischen Pferdes Fernsehprogramm
wird eine Vielzahl Reklameblätter in die Haushalte zu
schmuggeln versucht. Perfiderweise eingeschweißt in
Plastikfolie, die eine Rutschgefahr im Hausflur darstellt
und es zudem recht umständlich macht, das Altpapier sortenrein
seiner Zweitverwertung zuzuführen.
Wie gut, dass es dafür diese gelben Tonnen mit dem
Posthorn an den Straßenecken gibt …!

Dienstag, 23. Januar 2007
Der unsägliche Dieter Bohlen darf wieder Sendezeit vollsülzen.
Doch diesmal hagelt es Kritik von der Medienaufsicht, er beleidige
und stelle mit seinen Kommentaren bei der Casting-Schau die
Kandidaten bloß und verheere per sozialethischer Desorientierung
unsere schöne Jugend.
Nun, hier muss man abwägen. Immerhin verhindert er Schlimmeres.
Bevor die Kandidaten Funk und Fernsehen komplett bevölkern,
muss irgendeiner diesen unfähigen Pfeifen doch sagen,
dass sie welche sind. (Wer könnte das besser als selber
eine?) Schon aus Gründen positiver Persönlichkeitsentwicklung.
O.K., das ginge auch netter, aber Mödözön
moss böttör schmöckön, domöt sö
hölft.
Mittwoch, 24. Januar 2007
Und wenn nichts hilft, hilft eine Packung Trancilin.

Fröhliches Vogelgezwitscher morgens um kurz nach sechs
lässt schon im Januar die Lust auf den Frühjahrsputz
aufkommen. Also werden die Schränke gemistet und unnötiges
Zeug weggeworfen, wie es ja der Trend ist.
Ich glaube allerdings, dass es in ein paar Jahren Ratgeber
geben wird wie:
- »Complicate your life«
- »Aufbewahren, aber richtig«
- »Messy werden in 87 schwer verständlichen Schritten«
- »Zeitverschwendung für Anfänger«
- »Chaotisch leben leicht gemacht«
- »Immer Ja-sagen lernen«
Donnerstag, 25. Januar 2007
Da hat er aber Glück gehabt: Peter Hartz bekommt für
seine Version IV nur zwei Jahre auf Bewährung.
Freitag, 26. Januar 2007
Der Problembär zuckt zwar noch, aber schon wird sein
Fell verteilt. Es gibt mehr als einen Bewerber für einen
Posten. In der Christlich-Sozialen Einheizpartei bedeutet
das: Krise!
Wenn die sich aber beim in demokratischen Kreisen üblichen
Ausschnapsen nun nicht einigen können, macht es halt
der Stoiber weiter. Lustiger wär's allemal.

Aber die politisch viel bedeutendere Frage lautet sowieso:
Wer wird der neue Jauch bei Christiansen?
Und, ach, hier fiel der erste Schnee! Über Puderzuckerung
kam er im Gegensatz zu anderen Regionen jedoch nicht hinaus.
Der Schuldige für diese Ungleichheit ist kaum bekannt:
Herr Holle!
Der hat nämlich seine Elternzeit genommen und muss nun
richtig ran. Weil es sich noch etwas dappig anstellt, hat
er eine Menge zu lernen und darf nicht zwei Monate Zusatzurlaub
im Hobbykeller absitzen wie die anderen Kerls.
Ferner gab es heute eine gesellschaftliche Verpflichtung,
mit allerhand lustig-wuseligen Knirpsen. Doch peinlich, peinlich:
Zu Gast auf einem Geburtstag – und die einzige, die
ich nicht mit auf nem Bild habe, ist das Geburtstagskind!

Und noch ein Filmchen hinterher: »Liebe braucht keine
Ferien« – sehr sehens- und hörenswert. Der
Soundtrack von Hans Zimmer ist bei amazon.de sogar ein richtiges
Schnäppchen:
Sonntag, 28. Januar 2007
Die schönsten Weihnachtsgeschenke sind doch die im Januar.

(Nicht so schön ist allerdings, was sich das Theater
Aachen noch als Sitzplatz zu verkaufen getraut.)
Dienstag, 30. Januar 2007
Sicherheitswarnung: Seit heute kursiert ein neues Computervirus
im einschlägigen Fachhandel. Windows Vista. Die richtige
Beschäftigung für alle, die XP schon durchgespielt
haben.
»Was hat Windows mit U-Booten gemeinsam?«
–
»Kaum macht man ein Fenster auf, fangen die Probleme
an.«
Aber auch andere Technik sorgt für Verdruss. Sehr unkommod
ist das, wenn dies auf der Autobahn geschieht, wie bei meinem
heutigen Renault Kangoo: Er zog plötzlich nicht mehr
und die Motor-Warnlampe fing wie wild an zu blinken. Kein
schönes Gefühl. Ich konnte mich noch zu einer Ausfahrt
retten.
Und nun nicht lachen: Ich habe angehalten, neugestartet,
und der Fehler war weg – wie bei Windows!
Einen schönen Sommer noch
Tomcat
PS: Wie nennt man eigentlich einen Stammgast, der es nicht
mehr in seine Stammkneipe schafft? |