Donnerstag, 1. März 2007
Zu Beginn werde ich 22 Gedichte aus dem Zyklus »Abschied«
lesen:
Melosine
Krawehl, Krawehl!
Taubgrüner Ginst am Musenhain
Trübtauber Hein am Musenginst
Krawehl, Krawehl!
Ich hör ja schon auf …!
Mittwoch, 7. März 2007
Diese Woche kommen die Teilnehmer von »Das perfekte
Dinner« aus Aachen. Interessant im Fernsehen zu sehen,
wie die Hobbyköche in den gleichen Läden rumlaufen
wie man selbst sonst. (Auch sehr interessant, wie unsympathische
Bratzen sich noch unsympathischer machen können …)
Für andere eine Mahlzeit zuzubereiten ist sehr reizvoll.
Anderen dabei zuzusehen, wie sie für andere eine Mahlzeit
zubereiten, ebenso. Besonders wenn die Stimme aus dem Off
dies Unterfangen süffisant kommentiert.
Das Konzept dieser bislang eher unbeachteten Sendung hakt
aber an den Subjektivität der Bewertungen. Stundenlange
Vorbereitungen des Probanden werden von der Gäste Schar
lapidar quittiert mit mitunter schnippischen Bemerkungen,
dass man dies und das ohnehin nicht mag. (So à la »Das
Essen schmeckt nicht. Und außerdem sind die Portionen
zu klein.«) Und wenn dann doch mal alles recht ist,
stimmt eventuell etwas nicht mit der Tischdeko. Himmel, die
Tischdeko!
Zu einem perfekten Dinner gehören die richtigen Gäste.
Und dass die Gäste nicht in den Gemächern, Schränken,
Schubladen des Gastgebers rumschnüffeln!
Donnerstag, 8. März 2007
Alles Gute zum Weltfrauentag, meine Damen! Ich wollte noch
Pralinen, Likör und Rosenbuketts beilegen, doch da hatte
ich das diario schon zugeklebt …
Deshalb als Präsent nur ein weiteres Zitat von Loriot:
»Frauen haben auch ihr Gutes.«
In der aktuellen Diskussion um Gebärmaschinen, Vollzeitmuttis,
Karriereweiber und Heimchen am Herd finde ich als bekennender
Feminist es übrigens bemerkenswert, dass es nach 30 und
mehr Jahren weiblicherseits immer noch bereits als Erfolg
der Gleichberechtigung gewertet wird, wenn »er«
auch mal den Müll rausträgt. Als heimlicher Triumph
gar, wenn das ohne Murren, und als Sieg auf ganzer Linie,
wenn es ohne Aufforderung geschieht. Sollte so was nicht langsam
mal Selbstverständlichkeit sein?! Nee, da könnte
man noch mal ne Schüppe nachlegen.
Die Euregio-Wirtschaftsschau
auf dem Bendplatz ist wie Teleshopping in echt. Und ein verdammt
gutes Abwehrtraining für wenn man sich mal auf einen
südländischen Bazaar verirren sollte: Die gar nicht
mal so euregionalen Produkte (all die allein seligmachenden
und weltrettenden Wundermittelchen, die es »im Handel«
nicht zu kaufen gibt) werden einem da mit sanfter Gewalt aufs
Auge gedrückt.
Normalerweise bin ich bei so Veranstaltungen weniger Kaufmann
denn Sehmann. Oder eher Probiermann. (An gleich drei Ständen
hätte ich mir die Brille imprägnieren lassen können,
auf dass sie niemals im Leben wieder beschlüge.)
Nichtsdestotrotz habe ich ein paar der feilgebotenen Viktualien
erworben, so eine Konjunktur will ja auch angekurbelt sein.
Zum Beispiel diesen mirakulösen Reinigungsstein, der
Metallarmaturen so schön glänzen und Wasser lotosgleich
abperlen lässt.
Denn just heute habe ich den Frühling ausgerufen und
zur Untermauerung mit dem Frühjahrsputz begonnen, Fenster,
Fliesen und Furnier vom winterlichen Plankton befreit. Selbst
ist der Mann.
Zur Belohnung und Entschädigung gab's anschließend
einen Ortstermin im benachbarten Lindt-Werksverkauf.
Freitag, 9. März 2007
Gestern in Spiegel-Online: »Jeder
fünfte Deutsche arbeitet schwarz.«
Heute hingegen: Jeder Deutsche arbeitet, bis er schwarz ist:
»Bundestag
beschließt Rente mit 67.«
Meet the parents. Endlich noch mal in der Heimat!
Dienstag, 13. März 2007
Die Telekom probiert es mit einer perfiden Masche: Sie hat
nun Service im Programm! Das ist ja mal ganz was Neues.
Doch selbst wenn sie nun T-Service serviert, ich bin nun
in telekommunikativer Obhut von Alice.
Anscheinend bin ich deren einziger Kunde, der sich nicht
aufgrund des garantiert unretuschierten Aussehens der
netten jungen Dame hat keilen lassen, da ich Reklame im Fernseh
grundsätzlich vorspule und in Zeitschriften rausreiße.
Mich hat die Alice persönlich angerufen und zum Anbieterwechseln
verführt, ja!
Über mein Arrangement mit dem Fräulein gibt es
einstweilen keine Klagen, der Deal ist reell: 40 Euro für
einen Monat Flatrate-Telefonieren, Flatrate-Surfen und Flatrate-Saufen.
Nee, das nun nicht, aber kommt bestimmt auch noch.
Mittwoch, 14. März 2007
Nach einem Jahr Abstinenz nochmal Café Chantant.
Samstag, 17. März 2007
Nach der warmen Jahreszeit bricht nun der Frühling
ein. Unbeeindruckt von Wetterkapriolen – letzte Woche
noch sorgte Schneedecke in Puderzuckerstärke für
frühmorgendliches Chaos – bestellte ich heute meinen
Kräutergarten.
Mit einem Sack Blumenerde auf dem Arm kaufte ich im Vorbeigehen
bei Datec nebenan noch ein paar DVD-Rohlinge, um den Photographierten
des letzten Jahres ihre Bilder nun auch endlich persönlich
vollzählig und in großer Auflösung zukommen
zu lassen.
Der Verkäufer war so nett, die Blumenerde mit in die
große Tüte zu packen. Was zu großer Verwunderung
bei seinem Kollegen führte: »Verkaufen wir jetzt
auch Blumenerde?!« Klar, das Neueste von der Cebit,
Torf ist das perfekte Dämmmaterial …
Dienstag, 20. März 2007
Happy Birthday, Evelyn!
Mittwoch, 21. März 2007
Heute Frühlingsanfang. Trotzdem frühlingshafte
Temperaturen.
Nee, an diesem Wetter ist aber auch gar nichts mehr normal
…
Entweder will N24 sein hölzernes Vorlesepersonal ein bisschen
blondieren, oder das nasale Kieksstimmchen vom Viva-Telefonquiz
hat sich im Studio verlaufen.
Eine topographische Bereicherung ist sie in jedem Fall.
Die wenigsten wussten bisher, dass sich der Niederrhein am
Bodensee befindet …
Aber ich tue ihr unrecht: Sie fuchtelt jedesmal mit der
gleichen ausladenden Geste quer über die Deutschlandkarte,
egal, ob Lausitz, Taunus oder friesische Inseln. Es fehlte
nur, dass sie blökte: »Rufen Sie jetzt an!«
Donnerstag,
22. März 2007
Von der Minipräsidentenkonferenz steigt weißer
Rauch auf. Nach jahrzehntelangem, zwangsweisem Passivrauchen
gibt es jetzt unschnell und bürokratisch Abhilfe. Nicht
nur ein neues Gesetz zum Raucherschutz, sondern gleich
16.
Die wichtigsten Lungen… äh: Grundzüge
im Überblick:

Die komplette Liste hier als Download [PDF;
28,5 GB]), praktisch zum In-der-Pfeife-Rauchen daheim und
unterwegs.
(Ich war damals wohl krank: Wo genau lag nochmal der
dolle Vorteil von diesem Föderalismus?)
Bleibt die Frage, ob es überhaupt eines Rauchverbots
bedarf. Denn es wäre doch so einfach, eigentlich:
In Anwesenheit anderer nicht zu rauchen, ist eine Frage der
Höflichkeit.
Luft zum Atmen ist so lebensnotwendig wie Essen und Trinken.
Raucher, die finden, Nichtraucher sollten sich mal nicht so
anstellen, sollten sich mal vorstellen, sie müssten ständig
fauliges Wasser oder muffiges Essen zu sich nehmen.
Mehr noch als Höflichkeit:
Auf den Zigarettenpackungen steht es groß und fett:
Rauchen fügt »Menschen in Ihrer Umgebung Schaden
zu«. Was also ist ein Raucher anderes als ein Rüpel,
der seine Mitmenschen bewusst krank macht?
Also doch ein Verbot. Denn wie so oft: Wo etwas nicht ausdrücklich
verboten ist, fängt früher oder später immer
jemand damit an.
Und solch eine Regelung ist durchaus im Sinne der Raucher.
Wenn einer auf dem Dach steht und herunterzuspringen droht,
holt man Hilfe. Warum also nicht auch, wenn einer in der Kneipe
steht und seine Lunge zu verseuchen droht?
Wie wäre es – um des lieben Friedens willen –
denn mit einem Kompromiss:
Die Nichtraucher akzeptieren, dass Nikotinsucht eine Krankheit
ist, die nicht einfach verboten werden kann, – und die
Raucher schnupfen ihren Tabak zukünftig.
Freitag, 23. März 2007
Anruf Telekom-Hotline (outbound): »Guten Tag Herr
Langens, Deutsche Telekom hier. Sind Sie bei uns Kunde?«
Die wissen selber nicht, wer ihre Kunden sind?! Ob dieser
Teeservice da noch helfen kann?
Samstag, 24. März 2007
Der Logik folgend, dass, wer gerne Cocktails trinkt, sie
auch shaken kann, durfte ich heute auf einer Geburtstagsfete
den Barkeeper geben. Den ganzen Abend in der Küche werkeln,
das klingt hart. Ist aber besser als Kartenspiele …
Und wie langjährige Frauen wissen: Männer brauchen
einen Hobbyraum. Idealerweise ist dieser Raum die Küche.
(Hobbykeller finde ich auch nicht schlecht …) So hatten
die anderen Gäste und ich den ganzen Abend Happy-Hour.
Cocktailmixen ist keine Hexerei. (Sorry, liebe Profis.)
Die zahlreichen nötigen Säfte, Sirupe und Sprite
zu besorgen schon eher. Aber auch das ist heute einfacher
als zu meiner Anfangszeit. (Wer je zu Beginn der 1990er Jahre
versucht hat, in der Eifel Limetten zu beschaffen und in Ermangelung
derer einfach Zitronen verwendet hat, weiß welch lustige,
aber saure Erfahrung ich meine.)
Kein Mensch weiß warum, aber es gibt kaum Cocktails
mit Apfelsaft. Höchste Zeit, dass ich da Abhilfe schaffte.
Ausgehend von einem schlichten Amaretto-Apfelsaft-Longdrink
kreierte ich also die Almendralada:
3 cl weißen
Rum, |
|
2 cl Mandelsirup, |
|
2 cl Amaretto, |
|
10 cl Apfelsaft |
und |
1 cl Zitronensaft |
mit |
3 Eiswürfeln |
in einen Shaker füllen,
kurz shaken in ein Longdrinkglas abseihen und mit Strohhalm
servieren. |
(Mal ausprobieren! Die Süße des Sirups und die
Säure des Saftes geben dem Gesöff Süffigkeit.)

Montag, 26. März 2007
Gestern Feuerwerk, Prominenz und Party in Berlin. So langsam
übertreiben sie das Gedöhns um diesen Knut.
Ach nein, das Remmidemmi galt gar nicht dem süßen
Plüschi aus dem Berliner Zoo, sondern 50 Jahren Europa.
Komisch, davon hat bisher keiner was mitbekommen. Obwohl der
Termin für die Feier schon seit 50 Jahren feststand.
Samstag, 31. März 2007
Die Geschichte mit der Harfe
Ein Mann kommt in den Himmel. Die Engelsflügel
hat er, nicht aber die Harfe. Petrus hat eine. Also beschließt
unser Mann, sie auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel:
Was, wenn Petrus mir die Harfe nicht leihen will? Gestern
schon frohlockte er nur flüchtig. Vielleicht war er
in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt,
und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts
angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir
etwas borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort.
Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitengel einen so
einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften
einem das ewige Leben. Und dann bildet er sich noch ein,
ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er die Harfen
hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. – Und so stürmt
er zu Petrus, doch noch bevor dieser »Hosianna«
sagen kann, schreit ihn unser Mann an: »Behalten Sie
Ihre Harfe, Sie Rüpel!«
(aus: Paul Watzlawick †,
»Anleitung zum Unglücklichgewesensein«)
Alles wird Knut!
Der Rest ist Ländersache. |