zur StartseiteTLs geheimes Kochbuch - Rezepte aus aller WeltTagebuch - Kommentare, Anekdoten und Sentenzen. Und natürlich Bilder dazu!Photoshootings in Aachen und Umgebung - People, Events, HochzeitsreportagenWebdesign - eine neue Homepage gefällig?Computerunterricht nach eigenen Wünschen im eigenen Zuhause

– Dezember 2010 –

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Erst mal der Krankenbericht: Am Wochenende bekam ich vom Gicht-Vorbeuge-Medikament die Nebenwirkungen, die im Beipackzettel stehen, den ich aber nie lese, weil ich nicht wissen will, welche Nebenwirkungen man bekommen könnte, weil ich die dann ganz sicher bekommen würde – man hat ja mal Psychologie studiert – , worauf ich sie abgesetzt und prompt gestern einen Gichtanfall bekommen habe. Am linken Großzehgrundgelenk glüht jedenfalls wieder so ein schmerzendes, rötliches Ei.

 

Also griff ich zum bewährten Mittel gegen akute Gicht. Dessen Nebenwirkungen – diesmal hab ich's gelesen! – lassen mich nun viertelstündlich zum Klo humpeln. Wenn ich noch was übrig hätte, ich würde kotzen!

 

Man müsste es mal googeln: Gegen diese Nebenwirkungen gibt es bestimmt auch Pillen. Und gegen deren Nebenwirkungen gibt es bestimmt andere Pillen. Und gegen deren Nebenwirkungen gibt es bestimmt andere Pillen. Und gegen deren Nebenwirkungen gibt es bestimmt andere Pillen. (Wird fortgesetzt.)

 

Bei Colchicum lohnt es sich ganz besonders, den Waschzettel mit den Dosierungsanweisungen durchzulesen. Vorher! Denn wer zuviel davon nimmt, dem blüht weit mehr als eine schon nicht schöne Rebellion des Verdauungsapparats. Paracelsus ist zuzustimmen: »Dosis facit venenum.« Und die therapeutische Breite der Herbstzeitlose, Giftpflanze des Jahres 2010, ist verdammt klein. Zitat aus der Gebrauchsinformation für den Anwender: »Durch Atemlähmung oder Herzversagen kann nach 2-3 Tagen der Tod eintreten.« Sag bloß! So lapidar hab ich das noch nie auf einem Beipackzettel gelesen.

 

 

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Die ARD erschafft nächstes Jahr ein revolutionäres neues TV-Genre: Talkshow-Ringelreihen! Günther Jauch talkt dann am Sonntagabend, Anne Will künftig statt Frank Plasberg mittwochs, Plasberg anstelle von Reinhold Beckmann montags und Beckmann einfach donnerstags. Sandra Maischberger unterhält sich überraschenderweise weiterhin am Dienstagabend.

 

Zu kompliziert? Überhaupt nicht! Denn so viel ändert sich gar nicht: Hans-Olaf Henkel, Karl Lauterbach, Walter Sittler, Peter Scholl-Latour und Michel Friedman bleiben einfach sitzen, man schiebt nur neue Kulissen und einen anderen Moderator rein.

 

 

Freitag, 3. Dezember 2010

Nicht in Nepal, nicht in Brunei, nicht in Tuvalu: Die WM 2022 wird in Katar ausgetragen! (Fußball, wohlgemerkt. Nicht Kamelpolo.) Kein Bier, keine Bratwürstchen, keine Bikinimädchen – endlich kann man sich wieder aufs Wesentliche konzentrieren!

 

It's money that matters.

 

 

Apropos überbewertete Sportveranstaltung: Es gibt doch im Moment Querelen bei der Bewerbung von München/Garmisch-Partenkirchen als Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 2018. Etliche Bauern weigern sich, zwingend benötigte Grundstücke für noch zu bauende temporäre Sportstätten zur Verfügung zu stellen. Hey, Katar, wie sieht's aus?

 

 

Samstag, 4. Dezember 2010

Es versprach, ein lässiger Fernsehabend zu werden – unterstützt durch Produktionshilfe P. Für jede Zielgruppe wäre musikalisch etwas dabeigewesen: Justin Bieber für die kleinen Mädchen, Robbie Williams für die Mamas und Phil Collins für die Omas. Wie ein paar verbliebene Millionen freuten wir uns auf amüsante Gäste auf dem breiten Sofa, darunter Christoph Waltz, Otto, Sara Nuru und Cameron Diaz. Dafür hätten wir auch gerne die nervige Blondine und Michelle Hunziker ertragen. Ja und natürlich die lästigen Wetten.

 

Doch – wie man weiß – kam es anders.

 

Nachdem die erste Wette erläutert worden war, sagte ich nur lapidar zu meiner Gefährtin auf der Couch: »Ich hoffe, die Jungs im Sendezentrum haben das Notband griffbereit.« Sie hatten und griffen beherzt zu. Bevor man die Sendung vollends abbrach, sendete man ein Best-of der Live-Acts der letzten Jahrzehnte, beginnend mit Modern Talking. Soviel zum Thema Pietät.

 

 

Sonntag, 5. Dezember 2010

Wiegenfeste überall:

 

Alles Gute zum Geburtstag, Anna!

 

 

Es begab sich aber im schönen Jahre 1971 in der Landeshauptstadt des Freistaates Bayern, dass der künftige Kanzler, Präsident und Kaiser von Deutschland, KT zu G., das Licht der Welt erblickte. In einem schnöden Krankenhaus! Nicht etwa, wie man vermuten könnte, in einem Stall …

 

 

Gefeiert wird heute aber auch andernorts. Aus der Reliquienhandlung Rethel tönt's: »Uuuund noch ein Runde! Jo-pie, Jo-pie, Jo-pie!«

 

Letztens hat der ewige Jubilar sogar mit dem Rauchen aufgehört. Mal wieder. Diesmal ist es ihm jedoch verdammt Ernst! Schließlich hat er letztens ja gesehen, was diesem jungen Ding Loki Schmidt passiert ist …

 

 

Heute Abend gingen wir aber nicht ins Maxims, sondern ins Eurogress. Die Schlaumeier von den Wise Guys hatten ihre vierzigköpfige Bigband und ihr Sinfonieorchester ausnahmsweise daheimgelassen und beatboxten a cappella, was das Zeug hielt.

 

Wise Guys im Eurogress

 

 

Vor uns stand ein Besucher, der sich augenscheinlich aber auch so gar nicht um Genregrenzen scherte und ein unerwartet weitgefächertes Spektrum musikalischer Vorlieben an den Tag legte. Jedenfalls ließ sein Motto-Kapuzenshirt so etwas erahnen: Es verriet, dass er im Sommer wohl bei Wacken 2010 zugegen war, dessen Line-up mit so fröhlichen, lebensbejahenden Kapellen wie »Cannibal Corpse«, »Cardiac Casper«, »Dead Means Nothing«, »Grave Digger«, »Rotting Christ«, »Suicidal Angels«, »The Devils Blood« und natürlich »Voivod« aufwartete … Was die bunte Welt des Schwermetalls halt so zu bieten hat: Alternative Metal, Black Metal, Death Metal, Flower Metal, Funk Metal, Glam Metal, Groove Metal, Happy Metal, Nu Metal, Power Metal, Speed Metal, Thrash Metal und True Metal. (Liste unvollständig.) Mosh, Mosh!

 

 

Montag, 6. Dezember 2010

»Ach, was muss man oft von bösen // Kindern hören oder lesen!«

Also aufgepasst, Spitzbuben: Der Nikolaus geht mit der Zeit!

 

Der Nikolaus geht mit der Zeit!

 

 

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Vor einem Vierteljahrhundert, sonntagsabends um zwanzig vor sieben, startete in der ARD eine wöchentliche Fernsehserie mit ausschließlich unsympathischen Figuren, die mir bis heute keinerlei Identifikationsmöglichkeiten bieten, grauen Alltagsbeschäftigungen nachgehen und manchmal wahnsinnig kritisch politische Statements nach 68er-Manier aufsagen.

 

Obwohl die Handlung in München spielen soll, hat unglaubwürdigerweise kaum einer der Handelnden einen bayerischen Akzent, was vor allem daran liegen dürfte, dass deutschlandweit gecastet und in einer eigens in Köln-Bocklemünd errichteten Kulissenstraße aufgezeichnet wird.

 

In den Anfangsjahren schaute ich hin und wieder zu beim trivialen Tun und konnte daher die Darsteller wiedererkennen, die einem in der Kölner Innenstadt nach Drehschluss bündelweise in die Arme liefen. Falls man mal fünf oder zehn Jahre verpasst haben sollte, macht das nichts: Man kommt schnell wieder rein.

 

 

Samstag, 11. Dezember 2010

Die kulinarische Wiederentdeckung dieses Winters: Grünkohl! Eigentlich nichts Besonderes, aber grundlos hatte ich ihn ein paar Jahre aus den Augen und aus dem Kochtopf verloren. In Norddeutschland kommt der grüne Kohl gerne mit Pinkel daher, einer Grützwurst, deren Name allein einen schon zum Vegetarier werden lässt. Das Kraut schmeckt aber dermaßen gut, da braucht es gar keine Würste, Schinken, Kassler oder Bauchspeck als Sättigungsbeilage.

 

Und wer es nicht übers Herz bringt, die krausen Blätter von den Rippen zu rupfen, in mundgerechte Stücke zu zerfetzen und in heißem Fett weichzuschmoren, der kann das üppige Kreuzblütengewächs auch als leckeren Blumenschmuck seinem Schatzi als Bouquet verehren oder in einer Vase auf den Tisch der guten Stube stellen.

 

Grünkohl-Bouquet - Schmuck einer jeden Kemenate

 

 

Sonntag, 12. Dezember 2010

Alles Gute zum Geburtstag, Angie!

 

Alles Gute zum Geburtstag, Christoph!

 

 

Montag, 13. Dezember 2010

Im Moment stehe ich in der Küche und backe Plätzchen. Nun gut, das ist gelogen: Ganz aktuell sitze ich am Computer und schreibe einen Tagebucheintrag … Doch genug der Metaebene. Die Mehlschwaden und Wohlgerüche in der Wohnung lassen eigentlich keinen Zweifel an der Weihnachtsbäckerei. Spät genug! Weil sie Weihnachten ja jedes Jahr immer früher starten, denke ich mir zig Adventwochen lang, ach, es ist ja noch Zeit, bis ich dann merke, huch, es ist jetzt aber höchste Zeit! Wenn ich jetzt nicht backe, brauche ich gar nicht mehr zu backen. Denn zwischen Herstellung und Verzehr müssen ein paar Tage/Wochen liegen, sonst schmecken sie nicht. Und ab dem dritten Weihnachtstag kann sowieso niemand mehr Plätzchen sehen.

 

Die diesjährige Kollektion sieht so aus:

 

Weihnachtsplätzchen-Kollektion 2010

 

 

Medienschaffende Miesepampeln ergehen sich, wenn der völlig überraschende Schneefall im Winter nicht genug zum Berichten hergibt, seit Alters her gerne in folgenden jahreszeitlich naheliegenden Sujets:

  • garstiges Cumarin in Zimtsternen,
  • giftiger Milchsaft in Weihnachtssternen,
  • grausige Keime in ungenügend gereinigten Glühweingläsern auf den Weihnachtsmärkten,
  • Gefahr des Kalorienoverkills an den Weihnachtsfeiertagen,
  • Geltungsdauer von Geschenkgutscheinen und das Fehlen eines generellen, kulanzunabhängigen Umtauschrechts ungeliebter Geschenke
  • und – seit Jahren unangefochten der Spitzenreiter – Acrylamid in Lebkuchen, auch wenn dessen schädigende Wirkung immer noch nicht nachgewiesen ist.

 

 

Karl-Theodor zu Vielzuguttenberg – selbst Wikileaks weiß nichts Negatives über ihn – stattete seinen Truppen in Afghanistan mal wieder einen Besuch ab. Wenigstens einer, der sich kümmert. In alter Zeit hätte man gesagt, der Freiherr regiert sein Land aus dem Sattel. (Wo er gerade da unten ist: Er soll die Jungs bei Gelegenheit mal mit nach Hause bringen!)

 

Als George Doppelnull Bush anno 2003 seine Jungs zu Thanksgiving im Irak besuchte, hatte er eine Plastikpute dabei. Gutti hingegen nahm sein ehelich angetrautes Weib mit.

 

Und natürlich Johannes B. Kerner samt mobilem Fernsehstudio. (Kerner? Ach ja, den gibt's ja auch noch.) Wenn da mal nichts passiert! Das deutsche Fernsehen hat zur Zeit nicht so einen Lauf bei Unterhaltungssendungen …

 

 

Dienstag, 14. Dezember 2010

Ich glaube, mein Vermieter ist ein Phantom. Denn gesehen habe ich den guten Mann noch nie. Auch von seinen angestellten Hausverwalterinnen hört und sieht man lange Zeit nichts. Was auch meistens besser so ist. Um die Adventszeit nicht gar zu besinnlich werden zu lassen, schickte man nun aber eine kurze E-Mail, die von den zeitnah umzusetzenden Plänen kündete, den Standplatz der Waschmaschine vom Speicher, wo sie jahrelang und gut ihren Dienst verrichtete, in den Keller zu verlegen, und bat ebenso lapidar um meine »Rückmeldung«.

 

WaschmaschinenwanderschaftEs entzieht sich meiner Kenntnis, was genau von dieser Rückmeldung erwartet wird und ob sie einen Einfluss auf die weiteren Zeitenläufte haben wird: Der Keller ist vier Stockwerke weiter von mir entfernt als der Speicher, es ist dort ziemlich staubig, es ist fraglich, ob die erforderlichen Anschlüsse dort vorhanden sind und ich kann aufgrund der niedrigen Decke dort nicht überall aufrecht gehen. Wie man sich vielleicht denken kann, bin ich von diesen Plänen nicht begeistert!

Hinzu kommt, dass sich mir Sinn und Notwendigkeit dieser Maßnahme verschließen. Es gibt andere Aufgaben, die weit eher erledigt werden sollten: Seit über zweieinhalb Jahren funktioniert das Licht im Flur des 1. Stocks beim Durchgang zum Müll nicht, was ich schon mehrmals persönlich und schriftlich mitgeteilt habe – behoben ist dieser Defekt bis heute nicht. Aber welches Verständnis und welche Sorgfalt für sein Eigentum will man erwarten von jemandem, für den ein Haus bloß Objekt Nummer 140900 ist?!

 

 

(Ich entschuldige mich hiermit in aller Form bei allen technischen Zeichnern für diese arg schematische Ansicht.)

 

 

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Überraschend hat der NRW-Landtag seine Zustimmung zum neuen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag verweigert, so dass die Chose einstweilen auf Eis liegt. Besser so. Zur Erläuterung: Durch dieses Gesetzeswerk wäre das deutsche Internet zum Kindernet geworden.

 

Frei ab 21!Jeder, der Inhalte anbietet, die vielleicht erst für Besucher ab sechs, ab 12, ab 16 oder ab 18 Jahren geeignet sein könnten, hätte dies entsprechend deklarieren und sicherheitshalber einen Jugendschutzbeauftragten anstellen müssen. Nur für den Fall hatte ich schon mal ein schönes »Frei-ab-21«-Logo entworfen.

(Obwohl ich ja ohnehin in sich selbst autorisierendem Code schreibe: Wer clever genug ist, den verschlüsselten Text zu verstehen, ist auch würdig, dessen Inhalt zu erfahren, Alter egal.)

Angesichts des zu erwartenden Aufwands, der Kosten und der etwaigen Abmahngebühren wären wohl etliche Angebote aus dem Netz genommen worden.

Kinder zu schützen ist ja an sich eine gute Sache. Nur sinnvoll und angemessen sollten die Maßnahmen schon sein und nicht in Zensur ausarten. Wer es noch nicht wusste: Das Internet ist nichts für Kinder! Um Kinder effizient zu schützen, sollten sich Eltern danebensetzen, wenn die lieben Sprösslinge durch die Gegend surfen, und ihnen erklären, wie die Welt funktioniert. Müssen alle das Kinderprogramm gucken, nur weil bestimmte Eltern es nicht schaffen, ihren Nachwuchs vom Monitor wegzukriegen? Auch wenn es noch so praktisch ist: Weder Fernsehen noch Computer sind adäquate Babysitter.

 

Verantwortungsbewusste Eltern sollten mal schön den Internetzugang kontrollieren. Am besten durch persönliche Präsenz. Ich lasse meine Kinder ja auch nicht alleine im Bahnhofsviertel oder in Erwachsenenvideotheken rumlaufen. Falls der Job keine Zeit lässt: Es gibt da prima Schutzprogramme. Und wenn die Erziehungsberechtigten und Erziehungsverpflichteten Schwierigkeiten damit haben, diese alleine zu konfigurieren, können sie ja ihre Kinder um Hilfe bitten.

 

 

Findet wieder eine Leistungsschau der Polizei auf dem Katschhof statt? Nein, es ist bloß der Weihnachtsmarkt.

 

Leistungsschau der Polizei auf dem Katschhof

 

 

Eigentlich wollte ich nur auf ein Glas billigen Roten in meine Lieblingspinte und der Belegschaft eine Kostprobe der diesjährigen Weihnachtsbäckerei verehren. Doch wie immer, wenn ein Satz mit »eigentlich« beginnt …: Aus dem Viertele wurde ein Halber, ich wurde tresenübergreifend in vitaminreiche Ferngespräche integriert und man kredenzte einen Schwarzen Russen, einen Goldenen Traum sowie Eistee, wie man ihn auf einer langen Insel trinkt.

 

Der Herrenabend endete tiefnachts mit einem unergiebigen Disput darüber, wer mehr Einfluss auf die weitere Entwicklung der populären Musik gehabt hätte, The Doors oder Nirvana. Auch nach beherzter Argumentation konnte diese Frage keiner befriedigenden Antwort zugeführt werden. Recht leidenschaftslos muss ich konstatieren: Sich ganz konkret mit einer Schrotflinte das Hirn rausblasen oder der Legende nach stilvoll in der Badewanne kollabieren, was ist prägender für künftige Musikanten? Auf den prägenden Einfluss von Elvis und den Beatles immerhin konnte man sich verständigen. Dabei war das Thema der Debatte ja doch eher eng gefasst. Was, wenn man noch den Einfluss von Bach oder Beethoven in die Erörterung hätte mit einfließen lassen? (Herzlichen Glückwunsch übrigens zum 240sten, Ludwig van!)

 

 

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Auf Deutschlands Straßen macht sich angekündigtes Schneechaos breit: Petrus schickt »Petra«.

 

 

Auf Arte hingegen machte sich Sting breit. Der deutsch-französische Sender strahlte eine Live-Aufnahme des Symphonicity-Konzerts in Berlin aus: Sting und The Royal Philharmonic Concert Orchestra mit Gaststar Branford Marsalis. Wie schon bei Peter, der sogar komplett auf Gitarren und Trommeln verzichtet, scheint bei alten Rockrecken die sinfonische Aufarbeitung ihres Œuvres derzeit schwer in Mode. Nicht schlecht jedenfalls. Auch die Stalkerhymne »Every breath you take« fehlte nicht.

 

 

Freitag, 17. Dezember 2010

Die Verbraucherschützer schlagen Alarm: Die böse EU will 2013 Monsterkontonummern einführen! Sie brächten zwar Erleichterungen und Verbilligungen im internationalen Zahlungsverkehr, bärgen aber auch die Gefahr für Fehlüberweisungen wegen Zahlendrehern.

 

Zunächst dachte ich auch, wir müssen alle sterben wie doof, schon wieder eine Zahl, die man sich merken muss – wo ich doch ohnehin nie was ins Ausland zu überweisen habe.

 

Nun werden aus 17 Ziffern in zwei Zahlen eben deren 22 in einer Zahl. Die meisten davon sind bereits alte Bekannte, nämlich die bisherige BLZ und die bisherige Kto.-Nr., ergänzt um die DE-Kennung, eine zweistellige Prüfziffer und ein paar Nullen zum Auffüllen. Also alles halb so wild.

 

Erinnert sich noch jemand an die Umstellung der Postleitzahlen? Damals, im schlimmen Sommer von 1993? Da wurden aus vier Ziffern plötzlich fünf, ein sattes Wachstum von 25 Prozent – und nicht unbedingt blieb von der alten PLZ viel Merkfähiges übrig. Das war um einiges anspruchsvoller, jahrelang schleppte man sich mit einem Postleitzahlenbuch ab.

 

Mal ein Beispiel aus der Praxis: Man schaue auf seinen Kontoauszug rechts unten, da steht bereits heute IBAN, die Schreckliche. Im konkreten Fall: DE16 3905 0000 0004 0245 35. Einmal gelesen und schon im Kopf! Wem das jetzt alles zu kompliziert ist, schreibt sich das ganze auf einen Zettel. Oder macht Copy & Paste.

 

Wann muss man eigentlich mal seine eigene Kontonummer aufsagen?!

 

Und wem das immer noch zu viel ist, dem biete ich rasche, unbürokratische Hilfe an: Mailen Sie mir einfach Ihre Bankleitzahl und ihre Kontonummer, sicherheitshalber auch noch die PIN und die TANs, dann verspreche ich Ihnen, dass Sie ganz bald mit zuviel Geld kaum Probleme mehr haben werden …

 

Upps, was war denn das? In China ist ein Sack Reis umgekippt.

 

 

Samstag, 18. Dezember 2010

»Schlag den Raab« ist die beste Unterhaltungssendung, die das deutsche Fernsehen derzeit zu bieten hat. Spannend, lustig und von Matthias Opdenhövel erstklassig conferenciert. Wenn sie auch mit fünf plus X Stunden Dauer selbst für den langgestreckten Zuschauer mit Heißgetränk auf dem Chaiselonge anstrengend zu werden drohen könnte, ist es immerhin eine Sendung, in der man nicht posthum Wettkönig werden kann.

 

Heute war es wieder so weit. Die erste zähe Dreiviertelstunde kann man sich getrost sparen, denn in der Zeit wird nur der Herausforderer gekürt, der gegen den Herrn Raab antreten darf. In kurzen Einspielfilmchen werden die Kandidaten vorgestellt, die zwar unterschiedliche Namen haben, sich aber in Hobbys und Interessen keine Spur voneinander unterscheiden. Meist sind es arrogante, jungdynamische Erfolgsmenschen mit makellosen Lebensläufen und Berufen, bei denen sich Normalsterbliche nicht vorstellen können, was man da wohl den ganzen Tag lang macht, die mindestens drei Extremsportarten ausüben, zwei Doktortitel besitzen, ihre Kinder bespaßen und garantiert ein-, zweimal am Tag die Welt retten – aber später bei einfachen Denkaufgaben scheitern.

 

Heute war Stefan Raabs Herausforderer Heiko, ein sympathischer Vertriebslogistiker ohne Hals aber dafür mit Glatze, der verdientermaßen eine Million Euro mit nach Hause nehmen durfte. Er überzeugte unter anderem mit seiner Schlagfertigkeit, so beispielsweise beim Spiel »Sortieren«, bei dem Begriffe alphabetisch geordnet werden mussten. Der Kandidat war so flink, dass Raab ihn fragte, nach welchem geheimen System er denn vorgehe. Heikos trockene Antwort: »Nach dem Alphabet«.

 

 

Sonntag, 19. Dezember 2010

Wie immer, wenn selbst in Aachen-Innenstadt Schnee fällt und liegen bleibt, ahnt der erfahrene Öcher, dass es drumherum richtig heftig und in der tiefen Eifel kurz vor Gletscherbildung sein muss. Was bin ich froh, dienstlich derzeit keine Auswärtstermine zu haben.

 

Langsam fallen die täglichen Brennpunkte und Sondersendungen allerdings lästig wie Schneematsch. Leute, überlegt Euch was: Das mit dem Winter kann noch bis Ostern so weiter gehen!

 

Der Flugverkehr ist zum Erliegen gekommen und selbst die Deutsche Bahn rät – in einem seltenen Anfall von Selbsterkenntnis – von Bahnreisen ab. Dem Weihnachtsmarkt hingegen steht das Schneetreiben gut zu Gesicht.

 

Weihnachtsmarkt im Schnee

 

 

Mir auch:

Schneekugel-TL

 

 

HeimorgelmusikAuf dem Markt hört man übrigens zu gewissen Zeiten wieder Musik. Ob die Marktbeschicker die GEMA runtergehandelt haben?

Dem Sound nach zu urteilen hat man aber wohl eher auf handgemachte CDs mit rechtefreier Musik zurückgegriffen, die Bielefelder Studenten auf Heimorgeln zusammengeklimpert haben …

 

Außer Lästerei hat der diesjährige Weihnachtsmarkt nicht viel von mir abbekommen, sieht man mal von ein paar Talern für gebrannte Mandeln und überdimensionierte Kokosmakronen ab.

 

Überdimensionierte Kokosmakronen

 

 

Montag, 20. Dezember 2010

Auch ohne Wikileaks weiß ich, dass dieses Jahr »Weiße Weihnacht« wohl auf den wenigsten Wunschzetteln stehen wird. Dafür aber Schneeschieber, Schneefräsen und Schlittenhunde. Und eine Menge Raum, wo man diese weiße Pest noch hinschaufeln könnte! Ach so, ja: Und ein stabiles Flachdach natürlich!

 

Doch bereits bei so bescheidenen Wünschen wie dem nach Streusalz wird man dieser Tage in den Baumärkten ausgelacht …

 

 

Abends/nachts: Wieder einmal musste ich »mit zumachen« – und habe einen unbescholtenen Bürger vom verdienten Nachtschlaf abgehalten …

 

Unbescholtene Bürger vom verdienten Nachtschlaf abhalten!

 

 

Nachts um zwei bei ISO 3200 entfaltet der Weihnachtsmarkt einen ganz eigenen Charme:

 

Nachts um zwei bei ISO 3200 entfaltet der Weihnachtsmarkt einen ganz eigenen Charme.

 

 

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Es hat den Eindruck, als würde die Fahrt in die heimatliche Weihnacht dieses Jahr zum Abenteuer. Bereits die Passage zu meinem ersten Etappenziel, nur drei Kilometer entfernt, geriet länger als gedacht:

 

Als ich um kurz vor fünf den Bus in den Aachener Südosten bestieg, quäkte gerade eine Durchsage aus dem Bordfunk beim Fahrer, dass die ASEAG den Fahrverkehr ab 17 Uhr einstellen würde. Glück gehabt! Da sich mein Weg mit dem zum Busdepot überschnitt, war ich zunächst noch guter Dinge, mein Ziel zu erreichen. Nachdem der Bus für die ersten 500 Meter durch Schnee und überfüllte Straße aber bereits eine halbe Stunde benötigt hatte, suchte ich mein Heil in der Flucht. Mit 15 Kilo Marschgepäck und vollgummibeschuht sollte ich sicheren Schrittes durch den Schnee kommen. Die ersten Stationen lieferte ich mir mit dem inzwischen brechend voll besetzten Omnibus noch ein Hase-und-Igel-Spiel, dann geriet er auf dem Adalbertsteinweg unerreichbar in Führung.

 

Da der Wetterbericht kein netter Bericht war – zur Hölle mit Frau Holle! –, entschieden wir uns zum spontanen Einkauf feiertagsadäquater Ingredienzien. Die Öffnungszeiten des deutschen Einzelhandels, sie leben hoch!

 

 

Freitag, 24. Dezember 2010

»Weißt du noch, damals, das Weihnachten im Jahre 2010?«, wird man in ein paar Jahren fragen. Ich werde dann in mein Onlinetagebuch schauen und lesen:

 

 

Die Nachrichtenlage bestätigte uns in unserer Entscheidung: Lieber fern der Heimat Heiligabend feiern als mit Tausenden anderer Reisenden gestrandet auf Bahnhöfen ausharren oder eingeschneit im Straßengraben zufrieren. Wobei ich bezweifle, dass wir es überhaupt bis zum ersten Straßengraben geschafft hätten, wenn ich mir die Straßen rundherum so anschaue. Sogar der Abschleppwagen des ADAC ist hängengeblieben!

 

Auch ohne Nordmanntanne, Blaufichte, Schwarzkiefer, Douglasie oder Königsfichte fiel der Tag wildromantisch aus. Tagsüber richteten wir die Wohnung nett her, und ich machte mich in der Küche nützlich. Der einzige Wermutstropfen: Mein kongenialer Plan, nach getaner Vorbereitung das Warten aufs Christkind nachmittags durch einen Besuch im nahegelegenen Tierpark zu versüßen, erfuhr eine herbe Änderung: Auch wenn er damit wirbt, 365 Tage im Jahr geöffnet zu haben, waren seine Pforten heute wegen des Wetters verschlossen. Sehr schade. Die Tierchen hätten sich sicher über ein bisschen Abwechslung gefreut. Vermutlich aus Versicherungsgründen versagte man uns den Zutritt: Es könnte teuer werden, wenn ein Besucher ausgleitet oder ihm ein schneeschwerer Ast auf den Dez fällt. Und es ist ja Deutschland hier. Da steht man nicht auf, wenn man hinfällt, sondern bleibt liegen und schaut sich um, wer einem schadensersatzpflichtig sein könnte. Also entschlossen wir uns dazu, den Tierpark bloß zu umrunden. Dabei erhaschten wir durch unbelaubtes Gehölz zumindest einen scheuen Blick zum Roten Panda. Mit ein bisschen mehr Mut in der Buxe wären wir sogar doch noch in den Tierpark reingekommen: Zwei Tore für Lieferanten standen nämlich einen Spalt weit auf …

 

Schnee am Heiligabendnachmittag

 

 

Der Wetterdienst macht leise Hoffnungen: Für Morgen ist ein Nachlassen der Niederschläge avisiert. Doch was ändert's? Ich wüsste nicht, wo all der Schnee und das Eis über Nacht hin verschwinden sollten.

 

Weihnachtliche Romantik

 

 

Samstag, 25. Dezember 2010

Um mit Roy Black zu sprechen: »Weihnachten, Weihnachten, bin ich zuhaus', wenn auch nur im Traum …« Denn die Lage ist unverändert. Es schneit zwar nicht mehr, aber die Straßen sind biestig glatt. Ein Selbstversuch machte deutlich: Unter der teilweise festen Schneedecke lauert eine heimtückische Eisschicht. Die Nachrichten raten: Wir haben die schneereichsten Weihnachten seit Menschengedenken, und wer nicht unbedingt fahren muss, sollte es besser bleiben lassen. Einverstanden!

 

Feige? Ja. Aber die Feigen, das sind die, die überleben. Die Mutigen frisst alle der Säbelzahntiger.

 

 

Man kann aber auch so spannende Sachen machen. Zum Beispiel den Eiszapfen beim Wachsen zusehen …:

 

Eiszapfen beim Wachsen zusehen

 

 

Der Himmel bot am ersten Weihnachtstag ein spektakuläres Naturschauspiel: Er erstrahlte in einer ganz ungewöhnlichen Farbe. Wie nennt man die noch mal? Ach ja: blau!

 

Als wir am frühen Nachmittag eine weitere Expedition zum Tierpark starteten, hatte dieser auch auf. Wir seien sogar die einzigen Besucher, sagte die Frau an der Kasse. Hurra, ein ganzer Tierpark nur für uns!

 

Tierpark im Schnee

 

 

Die derzeitigen Witterungsbedingungen legen eine Umschulung zum Eskimo nahe.

Ich kenne zwar keinen einzigen Eskimo persönlich und ich kenne auch niemanden, der einen Eskimo persönlich kennt. Aber von allen Seiten heißt es, Eskimos möchten es nicht, wenn man sie Eskimos nannte. Warum auch immer. Als Schimpfwort ist dieser Name eher ungeeignet. Oder wann hätte man je auf den Schulhöfen gehört »Du blöder Eskimo, Du!«?

 

Sprachwissenschaftler mögen nun was von einem pejorativ exonymischen Ethnonym faseln, ich hingegen finde: Eskimos ist eine probate Bezeichnung für die arktischen Völker im nördlichen Polargebiet. Der vermeintlich politisch korrekte Name Inuit unterschlägt die anderen Völker aus dem Eis wie zum Beispiel die Yupik, die Inupiat, die Inuvialuit und die Kalaallit.

 

Wenn das nun ein Eskimo liest und es ihm nicht passt, soll er mich mal fragen, was ich davon halte, dass mich die halbe Welt in ihrer jeweiligen Muttersprache als Germane oder Alemanne oder Nemeter oder Sachse bezeichnet!

 

 

Sonntag, 26. Dezember 2010

Wagemutig begaben wir uns in die Fänge der Deutschen Bahn, auf dass sie uns doch noch in die weihnachtliche Heimat brächte. Und was soll ich sagen? Nur 45 Minuten Verspätung. Angesichts des Chaos' der letzten Tage muss man die Bahn hier mal ausdrücklich loben!

 

Alle reden vom Wetter. Wir auch.

 

 

Zunächst war der Empfang etwas frostig …:

 

Frostiger Empfang

 

 

Montag, 27. Dezember 2010

So Schnee hat auch schöne Seiten:

 

Schlittenfahren!

 

 

Freitag, 31. Dezember 2010

Der seit fünf Wochen aus sämtlichen Medien quillenden Jahresrückblicke für 2010 überdrüssig mache ich hier mal lieber eine Jahresvorschau für 2011:

 

  • Deutschland: Es kommt zu Neuwahlen. Die Grünen holen die absolute Mehrheit und Lena Meyer-Guttenberg wird Bundeskanzlerin.
  • Gesellschaft: Jörg Kachelmann und Julian Assange setzen durch, dass – um Aussage-gegen-Aussage-Situationen vorzubeugen – Sex nur noch zu dritt gemacht werden darf.
  • Technik: Apple präsentiert das iWhatever™. Es hat USB, Bluetooth, Multitasking, passt in jede Hosentasche und kann Eier kochen.
  • Ausland: Nach dem neuen START-Abkommen zur Verringerung von Atomwaffen verwenden die USA nur noch TÜV-geprüfte Wind-, Wasser- und Solarenergiewaffen aus artgerechter Haltung.
  • Nobelpreis: Erstmalig gewinnt eine Person im gleichen Jahr in zwei Kategorien. Thilo Sarrazin erhält den Literatur- und den Friedensnobelpreis. In der Disziplin Medizin (hier: Gentechnik) hat es nur für eine Nominierung gereicht.
  • Medien: Wikileaks bekommt brisante Informationen zugespielt, dass Wasser nass, Schnee kalt und Dampf warm ist, und veröffentlicht diese auch prompt. Jeder, der etwas gegen Wikileaks sagt, schreibt oder tut, wird mit DDoS-Attacken angegriffen. Dies nennt man dann Meinungsfreiheit.
  • Unterhaltung: Aus Kinderschutzgründen werden weitere Suizidversuche in »Wetten dass ..?« nur noch nach 24 Uhr ausgestrahlt.

 

 

 

So, das wär’s gewesen.

Das Dutzend ist voll.

Unterstützt durch Produktionshilfe Sekt.

Aktuelle Ausgabe Ältere Ausgaben nach oben weiterlesen im nächsten Monat
Ältere Ausgaben Aktuelle Ausgabe Aktuelle Ausgabe: diario trollo - TLs Online-Tagebuch, jeden Monat neu - Kommentare, Anekdoten und Sentenzen