Oktober 2023
Sonntag, 1. Oktober 2023
Albatross! Albatross!!! ALBATROSS!!! –
Excuse me, what flavour is it? –
It’s an albatross, it hasn’t any bloody flavour! –
But everything has got a flavour! –
It's albatross-flavour. Fucking Albatross fucking flavour! Albatross!!! –
Do I get wafers with it? –
Of course you don't get fucking wafers with it! It's a fucking albatross! Albatross!
Warum mir das gerade jetzt durch den Kopf schießt:
Wir waren heute eingeladen zu einer warmen Mahlzeit im gleichnamigen Restaurant auf dem Gelände des Flugplatz' Merzbrück.
Ich hatte keine Ahnung, was man da wohl so serviert (Albatros?), also googelte ich im Vorfeld. (Also im Vorfeld der Mahlzeit, nicht im Vorfeld des Flughafens …) Nicht dass es da nur gebeizten Hummerschwanz à la Marquise an Froschschenkelsüppchen im Dialog mit halbwarmer Lachsschaumspeise oder pochierte Eier vom Wachtelhahn auf einem Bett aus püriertem Parasol aus der Pfalz gibt – und man sich besser vorher schon mal satt isst.
Bei der Speisekarte auf der HP wurde ich skeptisch: Keine Preise angegeben!
Also wie bei einer »Damenkarte« in prähistorischer Zeit, als nicht zahlen müssende Gäste (also Damen, denn seit wann verdienen Frauen eigenes Geld?!) sich in ihrer Speisen- und Getränkewahl vollkommen frei fühlen durften. (Später, in der Kemenate waren sie mutmaßlich dann nicht mehr ganz so frei in der Wahl …)
Sie hatten damals schon immens Glück, wenn sie selbst auswählen konnten, was sie futtern dürfen! Manchmal stellte der Galan nämlich eine Vorauswahl zusammen, aus der die Gnädigste sich was aussuchen durfte. Mutmaßlich Salat. Und Salat. Oder Salat. Wegen der »Linie«.
Im Zuge meiner Recherchen landete ich zufällig bei einem Bewertungsportal und entdeckte ein paar gediegene Verrisse. Oha!
Man muss bei diesen Online-Rezensionen jedoch immer im Hinterkopf haben, dass da ein paar ausgesprochene Schneeflöckchen an der Tasteratur ihr Mütchen kühlen könnten.
Zwei Beispiele:
Und auch viele Wohlgesinnte vergaben nur vier von fünf möglichen Punkten:
Leute, dann klickt doch auf die Fünf! Kostet doch nichts!
Das erinnert sehr an diese Perfekte-Dinner-Shows: »Ich mag leider keinen Blumenkohl, daher nur ganz liebgemeinte vier Punkte!«
Ich rechnete trotzdem schon mal mit dem Schlimmsten.
Und wurde enttäuscht. Beziehungsweise nicht …
Der Aufenthalt war recht angenehm! Tische und Stühle standen zwar ziemlich eng beieinander, aber so hat man früher halt gebaut – und das war eher ein Problem für die Bedienungen, die trotzdem flink und freundlich mit Tellern und Gläsern zwischen dem Mobiliar durchhuschten. Das Essen wurde rasch mit Charmanz serviert und war tischübergreifend zufriedenstellend. Keine Ahnung, was diese mäkelnden Tripadviseure hatten.
Ich wählte ein leckeres, mir nicht mehr namentlich bekanntes Gericht ungarischer Provenienz; wahrscheinlich Albatros in feinen Tranchen an Pilz-Sahne-Sauce mit anstandshalber was Grünem obendrauf …
Irgendwie schade, dass alles so gelungen war: Sonst hätte ich schon am 1. Oktober richtig viel Material fürs Tagebuch gehabt …
Obwohl: Einen Patzer in der Haltungsnote gäbe es festzuhalten.
Die früher nach der im deutschen Sprachraum inzwischen umstrittene Fremdbezeichnung für ethnische Gruppen, deren Angehörigen eine als ungebunden und nomadisch beschriebene Lebensweise zugeschrieben wird, benannte panierte Schweinefleischscheibe in Paprikasauce heißt nun pc-konform Pusztaschnitzel.
Brav. Doch wird dieses Schnitzel dort »mit hausgemachter Zigeunersauce« serviert …
Hier mal eine Vorschau auf den Verkehrslandeplatz Aachen-Merzbrück (AAH), der demnächst zum Forschungsflugplatz und aviatorischen Knotenpunkt sowie riesigen Aero-Park ausgebaut werden soll; die momentaten Bauten sind die grauen Kästchen auf der Grafik oben rechts:
Zieh dich warm an, Heathrow!
Montag, 2. Oktober 2023
Ich weiß, was ich mag, und ich mag, was ich weiß!
Die Quellenlage ist nicht ganz eindeutig, aber »Selling England by the Pound« feiert dieser Tage 50. Geburtstag. Es war das fünfte Studioalbum der Herren Anthony George Banks, Michael John Cleote Crawford Rutherford, Peter Brian Gabriel, Philip David Charles Collins und Stephen Richard Hackett; eben der damaligen Besetzung von Genesis.
Ich hatte mir diese Langspielplatte (das Wort »Vinyl« gab es damals noch nicht) erst so um 1988 gekauft – bei einem Ausflug nach Trier; wie könnte es auch anders sein. Wie damals üblich spielte ich das plattgepresste Stück Polyvinylchlorid wochenlang hoch und runter und dachte, ich wäre 15 Jahre nach Erscheinen der LP ein bisschen too late to the show.
Und das ist auch schon unfuckingfassbare 35 Jahre her!
Dienstag, 3. Oktober 2023
Tag der Deutschen Einheit
(Ist der eigentlich bundesweit …?)
Es war so sanft und meeresstille heute Vormittag im Städtchen. Kein Lieferverkehr tutete, piepte, rangierte oder klapperte. Auch die üblichen Besuffskis der Nacht zuvor waren wohl schon in der Heia. Sogar die Staubbläser mit dem nervösen Triggerfinger fehlten! Herrlich.
Statt wie hierzulande üblich nach Holland zum Einkaufen gingen wir ins »Centre Charlemagne«, stattliche Stadtgeschichte angucken:
Das ist die Original-Elise! Die im Elisenbrunnen ist bloß eine Kopie.
Ein Selfie mit Charlie darf nicht fehlen!
Der Meta-Konzern plant, für seine Dienste ein kostenpflichtiges Abonnement einzuführen. Für circa 10 Euro pro Monat kann man dann Facebook ohne Werbung und ohne Datensammelei (als ob!) genießen. Für Instagram kämen noch mal sechs Euro obendrauf.
Gar nicht mal so billig.
Und lustig: Die User generieren denen ihren Content – und sollen dann selbst dafür zahlen!
Gleichzeitig wird Facebook immer langweiliger; viel Reklame, uninteressante Informationen und dieselben alten Postings mehrere Tage später immer wieder wiederholt. Wenn ich da nicht ab und zu selbst was posten würde, wäre es komplett öde … Ich bleibe eigentlich nur um der alten Zeiten willen. Und in der Hoffnung auf Besserung.
Man darf aber skeptisch bleiben. In ihrer Verzweiflung versuchen sie jetzt auch, einem ein »Verifizierungsabzeichen« anzudrehen. Das ist ein weißes Häkchen auf einem blauen Stern.
Also ungefähr sowas:
– und mit WINDINGS flott kostenlos gemacht.
Wenn man weiterklickt, erfährt man Details:
Dafür gibt es im Paket dann folgende exklusive Features:
Apropos Geld mit anderer Leute Arbeit verdienen:
Spotify informierte mich heute per Mail, dass Spotify Premium demnächst 10,99 € pro Monat kostet – statt 9,99 €.
Wortreich entschuldigte mein Spotify-Team sich für diese »Preiserhöhung in dieser Zeit, in der die Kosten überall steigen«, wies darauf hin, dass es die erste Preisanpassung in über zehn Jahren ist, und bat flehentlich darum, dem neuen Preis zuzustimmen.
(Sonst müsste man mir leider kündigen …)
In der Tat: Alles ist teurer geworden. Ist bekannt, was ein Blumenkohl inzwischen kostet?
Wie ich an anderer Stelle las, gibt es über 300 Millionen Kunden, die Spotify werbefinanziert ertragen. Weitere über 200 Millionen zahlen für ein Abonnement. Hm, da müsste dann doch eigentlich eine Menge Schotter in Stockholm anlanden; allein für die Abos kommt da fast eine Viertelbillion pro Jahr zusammen. Trotzdem läuft deren Geschäftsmodell nicht ganz rund. Daher müssen sie wohl fragen: »Haste mal nen Euro?«
Doch Tacheles:
Elf statt zehn Euro pro Monat für quasi alle Musik der Welt jederzeit auf dem SONY integrated Amplifier TA-F 570ES SPONTANEOUS TWIN DRIVE Super Legato Linear mit Gibraltar Chassis oder alternativ auf der Wunderschachtel in der Hosentasche verfügbar haben? Plus Podcasts, Playlists und Lyrics? – Bitte schön, da bin ich dabei!
(Kann dafür ja den Blumenkohl weglassen.)
Macht einen Zwanziger draus (oder 18,36 Euro) – und sorgt dafür, dass die Knete auch bei den Musikern ankommt. Und dass nicht das allermeiste von der Musikindustrie abgegriffen wird!
Die Labels übernehmen zwar die Produktion von CDs (was war das nochmal?), kümmern sich um die Vermarktung (ich brauche keine gängelnde Reklame und PR-Tralala, ich hab den Spotify-Algorithmus, der mich bestens versorgt) und machen den Papierkram für die Musiker. Ja, das ist lästig – rechtfertigt aber sicher nicht so ein fettes Stück vom Kuchen!
Wie viel am Ende bei den Künstlern landet, hängt von den jeweiligen Verträgen ab – und nach welchem Pro-Rata-Proporz-Voodoo die Krümel der Torte verteilt werden. Dem Vernehmen nach handelt es sich bloß um 0,0041 Euro pro gespieltem Song.
(Das bedeutet, man muss sich ein Lied 100-mal anhören, bevor der Musiker sich ein Brötchen kaufen kann. Okay, bei dem, was ich da so weghöre, können sich meine Lieblingskünstler inzwischen sicher auch Butter, Wurst und Senf für drauf leisten. Oder eine Bäckerei!)
Natürlich beschweren sich viele Musikanten darüber. Doch: Dieses Lamento höre ich seit 40 Jahren! Immer schon hieß es, dass zu viel von der Patte für die Platte bei den Musikfirmen hängenbleibe.
(Anfang der Neunziger Jahre wurde der Preis für eine CD mal eben so von durchschnittlich 20 auf 30 Mark erhöht – warum auch immer. Dass die Konten von Musikern damals überliefen, ist nicht bekannt.)
Macht doch da mal was dran! Ich gehe davon aus, dass man Verträge unterschreiben
muss, bevor ein Label einen an die Kandare nimmt für einen tätig
wird. Vielleicht vorher auch mal durchlesen?
Ansonsten: Heul leise, Chantal! In Zeiten, in denen jeder Heiopei eine Knipse bei sich führt und – wenn er nicht komplett alles falsch macht – recht ordentliche Aufnahmen dabei rauskommen, könnte auch jeder Photograph, der es draufhat, rumheulen.
Und, heule ich deswegen rum?!
Ja, buhuuhuuu!
(Wartet mal ab, bis die KI euren Stil und eure Stimmen imitieren kann …)
Doch zurück zu Spotify:
Steven Wilson, The Divine Comedy, Michael Kiwanuka, RPWL, Songs von Philip Lynott, das Werk von Astor Piazzolla und ganz viele einzelne Stücke anderer Künstler hätte ich ohne Spotify vermutlich niemals entdeckt oder wiedergehört, weil »professionelle« Musikredakteure ja keine B-Seiten oder gar Alben kennen, sondern sicherheitshalber ihre Adult-Contemporary-Playlist täglich recyceln, um bloß niemanden im Radio zu erschrecken. Nur immer »Summer of sixtynine«, »Born in the USA« und der ganze Rotz von Roxette! »Und das Beste von heute!«
Aktuell höre ich viel von der Band »Karfagen«; meist instrumentalen Prog. Die haben noch nicht mal einen Wikipedia-Eintrag – aber durch mich in den letzten Tagen bestimmt schon 103 Cent verdient.
Mittwoch, 4. Oktober 2023
Endlich, die Flaschenpost bringt mir die wöchentliche Lieferung!
Mein aktuelles guilty pleasure ist die »Harald-Schmidt-Show«. Nein, Ihr habt nichts verpasst in der HÖRZU oder auf TV-genial: Ich binge das alte Zeugs derzeit auf Youtube. Also die HSS-Folgen von vor 20, 21 und 22 Jahren.
Aber ohne das Zerlett-Intro und die zwei Minuten Applausorgie vom Klatschvieh zu Anfang; nur den Stand-up-Teil und dann das Geplänkel mit Manuel Andrack.
Den von sehr untertourig fahrenden Gagautoren gescripteten Solo-Part, den Schmidtchen sich vorher wahrscheinlich noch nicht einmal ganz durchgelesen hatte, und ihn daher von den von Suzana (was macht die eigentlich heute?) gescribbelten Pappen (das andere Wort dafür sagt man heute nicht mehr) spicken musste, könnte man jedoch ebenfalls problemlos skippen. Meistens waren das hohle Gags zur damals aktuellen Politik. Lustig, wer oder was seinerzeit wichtig erschien. (Sowas wie Gerhard Schröder war mal Bundeskanzler – ha ha ha ha ha ha ha ha!) Und das Fußball-Gesabbele war damals schon so langweilig wie heute.
Damals hätte man nicht gedacht, die in den Äther geblasenen Shows jemals wiedersehen zu können, und ließ daher den vorprogrammierten VHS-Rekorder allabendlich heißlaufen.
Heute ist man überrascht und erfreut, wie grandios der Meister jeweils den vom biertrinkenden Redaktionsleiter vorgefertigten Sendungsablauf treffgenau verließ und zu spontanen Glanzleistungen auflief. Schmidt und Andrack sollten auf ewig da sitzen!
Das alles ginge heute gar nicht mehr, denn zwischenzeitlich zog der eisige Wind der Political Correctness durchs Land, und HRH Wokeness regiert mit harter Hand – all die vielen Sauren Gurken passten gar nicht mehr auf Schmidtis Schreibtisch!
Vor dem Empfang der Gäste wird das Video dankenswerterweise abgebrochen.
Ich glaube in den 30 Jahren Johnny-Carson- Harald-Schmidt-Show gab
es überhaupt nur drei interessante Talk-Gäste. Oder drei, auf die
Schmidt Lust hatte …
Ich bin gespannt, ob ich jemals auch die Folge vom 5. Februar 2013 auf Youtube finden werde. Treue Leser erinnern sich vielleicht: Damals wurde Richard III. zum Liebling des Monats gekürt …
Donnerstag, 5. Oktober 2023
Huch, so ein Zufall: Heute startet »The Lost King«! Vielleicht sollte ich doch noch mal ins Kino?
Freitag, 6. Oktober 2023
Farewell Hans!
Na, wer hat schon drauf gewartet?
Diesmal war ich nicht allein …
Apropos Sonnenuntergang:
Was gebe ich mir eigentlich immer so eine Mühe mit Veranstaltungen und Shootings? (Termine finden, Motive arrangieren, sich mit Menschen rumärgern müssen et cetera …) Und warum verlasse ich die Wohnung eigentlich noch? Sich einfach mit der Kamera weiiit aus dem Fenster lehnen, *klick* machen, bei FB reinstellen und gut ist!
Man kriegt dann auch so nette Anfragen …
Samstag, 7. Oktober 2023
Ich überarbeite gerade mein Photodepot mit den Photos von Veranstaltungen zum Bestellen.
Vor sieben Jahren hab ich das mal sehr halbherzig nebenbei eingerichtet – und so sah es bisher auch aus …
Neben dem Design ziehe ich nun auch die Preisstruktur etwas gerade.
Alle Bilder einzupflegen, wird aber eine Beschäftigung für lange Winterabende sein: Bislang waren es fast 180 verfügbare Events – auf der Festplatte lagern aber noch mehr Schätze …
Mein opus morandini, äh modus operandi ist seit jeher halbautomatisch:
Ich lasse albumweise Miniaturen mit möglichst hääässlichem, vom Bilderklau abhaltende Inschriften erstellen, erzeuge damit HTML-Galerien, verlinke sie auf der Startseite des Photodepots (neu: jetzt mit Vorschaubildchen!), lade alles per FTP hoch – und warte auf zahlreiche Photo-Bestellungen.
Na, hier konnte sich jemand wohl nicht entscheiden:
Montag, 9. Oktober 2023
Nachtrag zu den Wölfen.
Wir erinnern uns: Ich würd die ja sofort alle abknallen. Bis auf Wolf
Biermann, Wolf Gerlach, Wolf von Lojewski, Wolf Maahn, Wolf-Dieter Poschmann
und Wolf Wondratschek. Wobei, in Einzelfällen wäre ich da
auch zu Verhandlungen bereit schon zu spät dran.
Inzwischen gibt es hier in der Gegend anscheinend schon das dritte Rudel. Wen wundert das? Neben dem Reißen von Lämmeleins, Schäfchen und Fohlen haben die Biester ja viel Tagesfreizeit – da würde ich mir als Chef-Wolferich auch die läufigsten Fähen schnappen und ein munteres Rudel zusammenknattern.
Doch nun hörte ich, dass viele der reportierten Risse aufs Konto von schnöden Haushunden auf illegalem Freigang gehen! Denen ist ihr Chappi wohl nicht gut genug, was?
Ehrlos: Solch ein Verhalten ist höchst rufschädigend der alten Verwandtschaft gegenüber.
Daher: Die auch alle abknallen!
Im Rahmen meiner anthroponymischen Recherchen musste ich erfahren, dass ich zweitnamentlich auch zu diesem Rudel gehöre! Denn der Name Rudolf setzt sich aus den althochdeutschen Wörtern »hrōd« oder »hruod« für Ruhm/Ehre und »wolf« für Wolf zusammen.
Da muss ich also über ein Zwanzigstel Tausend Jahre alt werden, um zu erfahren, dass ich germanisch zur Hälfte ein Ehrenwolf bin!
Gemeinsam mit Rudolf von Österreich-Ungarn, Rudolf Augstein, Rudolf Bahro, Rudolf Diesel, Rudolf Heß, Rudolf Höß, Rudolf Nurejew, Rudolf Platte, Rudolf Prack, Rudolf Scharping, Rudolf Schock, Rudolf Seiters, Rudolf Steiner, Rudolf Virchow, Rudolf Zehetgruber, Rudy Giuliani, Rudolph Moshammer, Rudolph Valentino, Rudi Altig, Rudi Assauer, Rudi Carrell, Rudi Cerne, Rudi Dutschke, Rudi Hurzlmeier, Rudi Schuricke und Rudi Völler (da gibt's nur einen!).
Okay, davon könnte man sicher ein paar abschießen.
Als Namenstage kommen der 17. April, der 30. April, der 26. Juni, der 15. Juli, der 25. Juli, der 6. November in Frage.
Wo ich grade dran bin: Varianten und Spitznamen von Rudolf sind Dolf, Duff, Dusch, Radolf, Ralf, Ralph, Raulf, Rezső, Ridolfo, Riedi, Riodi, Rodolfo, Rodolphe, Rodufo, Roel, Roele, Roelef, Roelf, Roelof, Roff, Rolef, Rolf, Rolfi, Rolle, Rolli, Rollo, Rolof, Roloff, Rolph, Roluf, Roolof, Roux, Ruddl, Rudi, Rüdi, Rudie, Rudo, Rudolfo, Rūdolfs, Rudolfus, Rudolph, Rudolph, Rudolphus, Rudy, Ruedi, Rüedi, Rul, Ruodi, Ruosch Ruud und Ροδόλφος. – Aber wehe, es nennt mich einer so!
Dann doch lieber was hiervon: Dammerl, Doma, Foma, Tamas, Tamás, Tāmas, Tammes, Tavis, Teomo, Theumis, Thomé, Thomes, Thommy, Thömu, Tom, Toma, Toma, Toma, Tōmā, Tomais, Tomas, Tomas, Tomas, Tomaš, Tomás, Tomás, Tomás, Tomáš, Tomaso, Tomassi, Tomassoni, Tomasu, Tomasz, Tomaz, Tomaž, Tomé, Tomek, Tomi, Tomislav, Tomm, Tomm, Tommaso, Tommi, Tommy, Tömu, Tomy, Toomas, Toomas, Tuami, Tuma, Tumasch, Tuoma, Tuomas, Фома, თამაზ, トマス, תּאֹמָא, தாமஸ், தோமா und 도마.
Sowie natürlich Thömmeschen. (Wehe! Das darf nur eine sagen!)
Damit nicht genug, denn wir können auch weiblich: Tammy, Tamsen, Tamsin, Tamson, Tamsyn, Tamzen, Tamzin, Thomasena, Thomasina, Thomasine, Thomassine, Thommi, Thommy, Tòmag, Tomasa, Tomma, Tommasina, Tommi und Tommie.
Der Name Thomas ist übrigens von dem aramäischen te'oma (תאומא, ܬܐܘܡܐ) abgeleitet und bedeutet »Zwilling«. Namenstage sind der 11. Januar, der 28. Januar, der 21. März, der 3. Mai, der 22. Juni, der 3. Juli, der 25. Juli, der 30. Juli, der 6. Oktober, der 21. Dezember und der 29. Dezember.
Der 21.12. ist außerdem auch noch ausdrücklich der Thomastag – ich komm aus dem Feiern gar nicht mehr raus!
So, nun aber genug aus der Wikipedia abgeschrieben!
Dienstag, 10. Oktober 2023
Früher Vormittag, von unten schallerte das Krakeele eines Krakeelers auf der Straße hoch.
Soweit normal, das gibt’s hier öfters …
Der delinquente Herr hier aber war penetrant: Nach ein paar Minuten schaute ich dann doch einmal zum Fenster raus. Ein Mann – zu seiner vermuteten Provenienz sage ich nichts – hatte sich mit einem Autofahrer am Anfang der Fußgängerzone Ursulinerstraße angelegt; die genaue Ursache des Disputs war aus der Ferne/Höhe nicht zu eruieren.
Falls überhaupt …
Ein paar Minuten später erschien eine Polizeistreife. Der Lieferwagen, an dem das Ungemach seinen Anfang gefunden hatte, war bereits entschwunden. Nur der Freiherr von und zu Krakeel war noch zugegen, lautstark auf der Mitte der Straße. Der Kollege in Uniform forderte ihn in bewundernswerter Contenance auf, die Fahrbahn zu verlassen und sich zu einer Unterhaltung bereitzufinden.
Das gelang nur so semi; der Krakeeler krakeelte weiter.
Einer seiner dröhnend vorgetragenen Sätze, der der werten Leserschaft nicht vorenthalten werden soll, lautete: »Ich bin ein richtiger Mann! Ich rufe doch nicht die Polizei.« …
Mittwoch, 11. Oktober 2023
Es folgt der Aufsatz »Mein schönstes Ferienerlebnis«:
Geplant war der Besuch schon länger, doch die WDR-»Westart« aus dem Leopold-Hoesch-Museum und dem Papiermuseum Düren letzten Samstag bekräftigte die Entscheidung:
Lass ma Kunst in Düren angucken!
(Zu dieser Sendung allgemein gibt’s demnächst eventuell mal einen gesonderten
Verriss eine dezidierte Rezension zu Themenauswahl und Präsentation …
Man braucht ja was, über das man sich am frühen Samstagabend aufregen kann.)
Beim Warten auf den pünktlichen (!) Zug gen Osten entdeckte ich per Ultraweit-, Weitwinkel-
Tele- und Supertele-Objektiv meines Superduper-Handys, warum das in schönster Nazi-Architektur erhalten gebliebene Verwaltungsgebäude beim Bahnhof seit einer Weile mit Netzen eingespinstet ist: Da könnte tatsächlich mal was runterfallen!
Nach kurzer Fahrt in überraschend angenehmer Gesellschaft erreichten wir die anvisierte Mittelstadt am Nordrand der Eifel. Hierzulande – und selbst unter Dürenern! – ist Düren als »asozial« verschrien. Die ersten Meter bestätigten das Urteil zunächst …
Was ein Kontrast dazu der in opulentem Neubarock gestaltete Quaderbau des Leopold-Hoesch-Museums!
Drinnen war auch nicht schlecht …
Bilderrätsel: Kunstwerk oder Garderobenhaken?
Nach dem Durchschreiten der imposanten Treppenhausrotunde (einfach da hindurch gehen kann man nicht), überraschte der zweite Raum im Erdgeschoss mit agoraphobieauslösender Kargheit. Bei den Bildern an den weiten weißen Wänden handelte es sich um schnöde Photographien, ein bisschen kleiner als DIN A4.
Der Kollege hat sich bestimmt Mühe gegeben, doch Photos im Museum beeindrucken mich so gar nicht. (Es sei denn, sie sind 150 Jahre alt oder dokumentieren Unerhörtes.)
Man gebe mir ein Stündchen, dann kuratiere ich ebenfalls eine supi Ausstellung aus dem Photodepot zurecht. Noch ein paar vielsagende Captions drunter – zack, fertig: Kunst!
Und wenn schon Photos, dann bitte in GROẞ!
Für kleine Pics gibt's Insta.
Im nächsten Raum gab’s komische kosmische Lichtspiele zu sehen,
bei denen man auf einem Bänkchen sitzen, einfach mal abschalten, dem Alltagsstress
entfliehen und seine Eier baumeln lassen konnte.
Danach wurde es großformatig, flächig.
Joah … Ähnlich angelegte Werke von Karl von Monschau gefallen mir besser.
Wann kommt denn endlich die Kunst?!
Zwischendurch gab es immerhin Gelegenheit für Selfies:
Die wahre Kunst findet man erst im 1. Stock! Gleich der erste Raum begeisterte mit vielerlei Portraits von mannigfachen Malern aus unterschiedlichsten Zeiten in üppiger Salonhängung: Jawlensky, Kokoschka, Modersohn-Becker, Mueller und andere.
Der alte Davringhausen von der Adalbertstraße gegenüber war auch dabei.
In Kontrast zu dieser Petersburger Hängung standen die weiteren Säle in der Beletage. Man gibt den Werken dort immens viel Freiraum. Übertrieben viel Freiraum! Ich möchte wetten, das Magazin quillt über vor Kunstwerken – nagelt von denen doch ein paar mehr an die Wände!
Selfieman Otto Dix muss nur mit einer Steckdose um Aufmerksamkeit konkurrieren.
Insgesamt hatte der Besuch ein bisschen was von »Nachts im Museum«, bloß tagsüber, denn wir waren die meiste Zeit die einzigen Besucher. (Den Spot mal merken für die nächste Pandemie mit Kontaktverbot!) Die Westart ist also schon mal kein Pull-Faktor.
Der mangels Masse exklusiv verfügbare Aufseher Sicherheitsmitarbeiter
war ganz sicher QEM-geschult und gewährte uns eine fast individuelle Führung.
Vor 30 Jahren war ich schon einmal dort. Diesmal knipste ich mit dem Handy aus der Hüfte, damals gab’s ein paar schwarzweiße Kleinbild-Photos. Leider nur Stücker zwei – Film war teuer! Und ich wusste nicht, ob man da überhaupt photographieren durfte; beziehungsweise ich scherte mich noch darum …
Ich bitte um Nachsicht bei der Bildqualität: Der »Scan« dieser historischen Negative verlief folgendermaßen:
(Ich war zu faul, den Flachbettscanner mit Durchlichteinheit rauszukramen und anzuschließen; und der auch gerade mal 1.200 Pixel per Inch kann. Das gibt bloß Briefmarken auf dem Moni.)
Herkömmliche Photographie auf Film ist in bestimmten elitären Kreisen gerade sehr in. Puristen mögen »analoge« Photos – wahrscheinlich wegen ihrer Ursprünglichkeit und dem feinen Korn im Silberbromid.
Und weil sie es wahrscheinlich geil finden, erst viiiel später sehen zu können, dass sie bei der Aufnahme verkackt haben … Ich bin so froh, dass diese Zeiten vorbei sind.
Aber bitte, kein Kink-Shaming! Jeder wie er will.
Allerdings muss man diese analogen Aufnahmen schließlich doch wieder einscannen, um vor seinen Followern im Netz flexen zu können. Im Mittelpunkt stehen, Freunde haben!
Und ganz wichtig: Wenn man sie postet, dazuschreiben, dass sie analog gemacht wurden! Sonst gilt das Photo nicht. (Außerdem nebenbei anmerken, dass man Veganer ist!)
Mir wäre das ja zu viel Aufwand. Jede Handy-App hat eine SW-Funktion eingebaut, so dass man die klassische Optik von reinem Monochrom auch viel einfacher hinbekommen kann. Meiner Canon 80D kann ich ebenfalls befehlen, direkt in schwarzweiß mit krassem künstlichen Korn zu knipsen – aber den Teufel werd ich tun! Zur Not macht das Photoshop im Nachhinein. Ich verfüge gerne über hochqualitatives Originalmaterial; da zählt jeder Pixel und jeder Krümel Bildinformation.
Falls ich mich je nochmal auf sowas »Analoges« mit Film und komplett manuellen Einstellungen einlassen würde, dann nur mit mindestens 6×6-mm-Planfilm in einer doppeläugigen Hasselblad mit Schachtsucher. Oder auf Kollodium-Nassplatte. Oder als Ambrotypie, Argyrotypie, Cyanotypie, Ferrotypie, Heliografie, Kallitypie, Kalotypie oder Wothlytypie, jawohl!
Und dann wird das Negativ auch nicht eingescannt, sondern in der Dunkelkammer mit viel Gefummel als Fachabzug auf großformatigem Photopapier ausentwickelt. Und wer's sehen will, muss selbst vorbeikommen.
Zurück nach Düren. Noch ein Rätsel: Was ist das?
Die Lösung war nebenan im Papiermuseum Düren mit seiner speziellen Architektur zu finden.
Ein weißes Bauwerk mit Ähnlichkeit zu gefaltetem Papier ist interessant und thematisch passend – sechszöllige Braille-Schrift in sieben Meter Höhe jedoch ziemlicher Quatsch …
Auch hier war es sehr leer; daher nahm uns abermals eine ambitionierte Bedienstete in Empfang, die sicher ebenso die Segnungen der Qualifizierten Einbindung von Museumspersonal genossen hat oder naturbegabt war. Wie zu erwarten konnte man viel über Papier erfahren und erfühlen.
Hier kommt nun die Auflösung. Es handelt sich um die »Weiße Haut«, die klangoptimierte Wandverkleidung aus Gips und Altpapier, wie sie in der Hamburger Elbphilharmonie verbaut ist. (Leider durfte man ausgerechnet die nicht anfassen …)
So sah Google Earth vor 500 Jahren aus:
Weiter ging’s zum Dürener Markt. Nach einem hervorragenden Imbiss im Café Extrablatt – in feinstem 50er-Ambiente – schlenderten wir über den zufällig letzten sommermonatlich stattfindenden Streetfood-Schlemmermarkt der Saison.
Bei den italienischen Cannoli wurde ich schwach. »Das da bitte und das da und davon zwei …« – und so weiter und so fort. 30 Euro für ein halbes Kilo Gebäck erscheinen zwar viel – aber es hat sich gelohnt! Das Süßstück zum Kaffee der nächsten Tage ist gesichert.
(Leider hab ich mir den Namen des Stands nicht gemerkt – und auch die Auslage nicht geknipst –, so dass ich bis nächstes Frühjahr warten muss. Oder mich selbst in die Feinheiten des italienischen Feingebäcks einarbeiten muss.)
Da Düren im Zweiten Weltkrieg zu 99 Prozent zerstört worden ist, prägt nun immer noch 50er-Jahre-Architektur das Ortsbild.
Den Bahnhof hatten die Befreier damals stehen gelassen – warum auch immer. Als alter Stratege würde ich den doch als erstes plattmachen!
(Ohne kriegswichtigen Bahnhof wäre Gerolstein damals auch heile geblieben und sähe jetzt aus wie Rothenburg ob der Tauber.)
Zum weiter oben angeführten Vorwurf der »Asozialität«: Man tut Düren landläufig damit sehr häufig unrecht! Es herrschte entspannte Stimmung, die Stadt war voller Leute und im Unterschied zu AC-City sind wir auf 2,5 Kilometern Marsch durch die Dürener Innenstadt hin und her von keinem einzigen Bettler angeschnorrt worden!
(In Aachen schafft man das mit viel Glück 100 Meter lang.)
Es gibt zwar Leerstände wie in jedem heutigen Stadtkern, der auf sich hält.
(Oder ist es eine externe Dependance des Papiermuseums …?)
Aber dennoch waren die Straßen voller Leben.
Gewiss, die spätsommerliche Witterung (so um die 25 Grad und ein laues Lüftchen) Mitte Oktober trug zum positiven Eindruck bei.
Hey, sogar der Zug zurück nach Aachen kam pünktlich!
Noch ein kleines Rätsel: Wie heißt dieses Werk, welcher Künstler hat es geschaffen, wo hängt es?
Auflösung:
Donnerstag, 12. Oktober 2023
Jetzt wird's wieder unangenehm: Laut verschiedener Umfragen würde die AfD inzwischen deutschlandweit über 20 Prozent der Stimmen erhalten, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. (Wie gut, dass sie das nicht ist!)
Und als wäre das noch nicht bedrohlich und frustrierend genug, haben 85 Prozent der Befragten auch kein Problem damit, dass die Partei in Teilen als rechtsextrem gilt, »solange sie die richtigen Themen anspricht« …!
Schmerz!
Man macht es den Populisten aber auch zu leicht. Sie hocken sich einfach auf eine Handvoll plakativer Themen, bei denen die anderen Parteien versagen. Oder sich zoffen. Oder ihre Erfolge nicht als solche präsentieren. »Politik gegen das Auto stoppen! Keine Gendersprache! Schluss mit dem Bürokratiewahnsinn! Kein Geld für fremde Leute! Sowieso: Überhaupt keine fremden Leute!« – Dafür gibt es schnell Applaus. Außerdem wollen die die Probleme ja nicht lösen, sondern am Köcheln halten.
Die Ampelparteien wären gut beraten, sich langsam mal auf einen gemeinsamen Kurs zu einigen und Lösungen zu schaffen. Hey, lest doch einfach in eurem Koalitionsvertrag nach! (Ach so: CDU/CSU und Linke dürfen sich gerne auch mal am Riemen reißen!)
Und nun zu den Leuten, die mit der AfD sympathisieren oder sie gar wählen. Ich glaube nicht, dass das alles Rechtsextreme oder Nazis sind. Aber spezielle Defizite haben sie doch schon … Denn das mit der »Denkzettel«-Wahl ist Quatsch. Ich trinke doch in der Kneipe auch nicht aus dem Klo, wenn mir das Bier an der Theke nicht schmeckt. Und selbst wenn: Wen soll das beeindrucken?
Außerdem: Den meisten, die diese Alternative gegen Deutschland wählen, würde es danach damit schlechter gehen! Kleinere Rolle des Staates, weniger Sozialleistungen, schlechtere Infrastruktur, Arbeitsplatzverluste, Steuersenkungen für Spitzenverdiener und Schwächung oder Abschaffung der Europäischen Union wären die Folgen – viel Spaß dabei. Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber.
Das Kalkül lautet anscheinend: Ich wähle nicht die Partei mit dem besten Programm für mich, sondern die mit dem schlechtesten Programm für meine »Feinde«. Man nennt das auch »AfD-Paradoxon«. (Gibt’s da schon einen ICD-Code für?)
Es heißt, man dürfe jetzt aber bloß kein AfD-Wähler-Bashing betreiben.
Doch!
Man muss sogar.
Dass es den etwaigen Wählern nicht schon beim Personal gruselt! Denn das Internet ist voll von ekelhaften Zitaten vieler AfD-Mitglieder. Hey, die geben sich noch nicht mal Mühe, ihre Verderbtheit zu vertuschen!
Obwohl man dort sonst so doll die wiederzuerlangende »Mannhaftigkeit« proklamiert, gefällt man sich in der weinerlichen Opferrolle:
Der AfD-Chef Chrupalla zum Beispiel glaubte letztens, einen Stich im Arm verspürt zu haben, vermutete daraufhin sofort einen Anschlag und ließ sich ins Krankhaus bringen.
Allein: Der medizinische Befund war unauffällig. (Allerdings haben die da auch nur das Blut untersucht.)
Die Polizei konnte nach ihren Ermittlungen ebenfalls keine Erkenntnisse auf eine Attacke bestätigen.
Passiert ist das Ganze am 4. Oktober 2023 bei einem Wahlkampfauftritt in Ingolstadt. Später , um 19:00 Uhr, hätte es noch einen weiteren in Garmisch-Partenkirchen geben sollen.
Hm, da wollen wir doch mal wild fabulieren und mutmaßen:
Kann es sein, dass jemandem im Wahlkampfteam aufgefallen ist, dass da beim Planen Mist gebaut worden war? Von Ingolstadt nach Garmisch-Partenkirchen sind es mindestens 2,5 Stunden Autofahrt; und auch nur, wenn's bei München keinen Feierabendverkehr gibt – da kann der gute Tino ja gar nicht mehr pünktlich in Garmisch ankommen!
Also vielleicht lieber mal eine Aktion ausdenken, bei der irgend jemand anderes schuld ist …?
Auf jeden Fall mal wieder:
Aufmerksamkeit und Schlagzeilen geschaffen ohne große eigene Anstrengung oder gar eine Leistung fürs gepriesene Vaterland.
(Off-topic: »Tino Chrupalla« – ist das ein guter deutscher Name?!)
Bei der Co-Chefin Alice Weidel hieß es letztens, man habe sie wegen einer Gefahrenlage in ein Safe-House verbracht.
Tatsächlich machte Weidel zu der Zeit Urlaub auf Mallorca.
Echt jetzt: Politisch verfolgt und geflohen übers Mittelmeer …?!
Freitag, 13. Oktober 2023
Erst dieser Tage dachte ich: Bitte nicht noch was!
Denn die neuerlichen Spannungen zwischen Serbien und Kosovo verhießen nicht Gutes. (Die Neunziger sind noch nicht lange her.) Wir haben langsam genug Konflikte, Krisen und Katastrophen auf der Welt, find ich. Bei Putins Krieg in der Ukraine ist kein Ende abzusehen, die ganzen Probleme in Afrika, Asien und Südamerika durchschaue ich schon lange nicht mehr. (Aus Nordamerika hört man ebenfalls wenig Gutes …) Und diese leidige Klimageschichte ist auch noch nicht gelöst, soweit ich weiß.
Doch seit letzten Samstag lodert auch der Nahe Osten wieder auf: Die Terrororganisation Hamas hat Israel angegriffen, inklusive Raketenbeschuss, hunderter Geiselnahmen und ekelhafter Massaker an wehrlosen Zivilisten. Es wird es bestimmt Vergeltungsschläge, weiteren Hass, Desinformation und Terroranschläge geben – also unfassbares Leid und verheerende Folgen. Auf allen Seiten.
Ich erwähne das hier dem Anlass überhaupt nicht entsprechend nur ganz kurz, fürs Protokoll. Ansonsten lasse ich dieses Thema hier einfach mal aus, einverstanden? Schlauere Leute haben da auch keine Lösung parat.
Sonntag, 15. Oktober 2023
Viel Neues war zu erfahren beim »Europäischen Tag der Restaurierung« im Suermondt-Ludwig-Museum.
Dass es diesen Aktionstag gibt, zum Beispiel – das war nicht jedem bekannt …
Seit 2018 findet er jährlich jeweils am 3. Sonntag im Oktober statt. Der Diplom-Restaurator Michael Rief gewährte heute spannende Einblicke in die Arbeit hinter den Kulissen in der ehemaligen Villa Cassalette.
Wir lernten: Konservatorische Eingriffe, um den Zustand eines Objekts zu stabilisieren und seinen weiteren Verfall aufzuhalten, haben stets Vorrang vor restauratorischen Maßnahmen. Ziel ist, eine bessere Lesbarkeit des Werks herzustellen.
Den während der Jahrhunderte verständlicherweise vergilbten Firnis zu entfernen, ist also in Ordnung.
Bei Beschädigungen wird aber nicht wie erwartet fett Ölfarbe draufgeklatscht, sondern behutsamst mit allerfeinsten Pigmenten aquarelliert – so dass spätere Generationen die Maßnahmen am Patienten gegebenenfalls rückgängig machen können.
Also nicht wie vor Jahren bei dem missglückten »Restaurierungs«-Versuch des »Ecce Homo«-Freskos in einer Kirche in Nordspanien, der aus einem abblätternden Jesus-Konterfei ein Monchhichi mit Zahnschmerzen gemachte hatte.
(Andererseits pilgerten daraufhin Hunderttausende zu dieser Kapelle in Borja bei Saragossa, um sich das Desaster anzusehen. Und der ursprüngliche Künstler Elías García Martínez verdankt wohl einzig der pinselnden Rentnerin von damals seinen Wikipedia-Eintrag …)
Neben einem mehrjährigen Studium bedarf es kunstgeschichtlicher Expertise, technischen Wissens, handwerklichen Geschicks, mitunter viel Sitzfleischs – sowie kriminalistischen Spürsinns: Die Restauratoren sind sowas wie die Spurensicherung und die Forensik der Kunstwelt. Und nicht von ungefähr stammen viele Hilfsmittel aus dem Medizinbereich.
Wann gemalt, wo gemalt, welche Pigmente, woher stammt der Malgrund, war der Maler rechts- oder linkshändisch, waren mehrere Maler beteiligt – und so fort.
In der auf den ersten Blick unspektakulären »Asservatenkammer« kann man ertappte deviante Werke bestaunen; also Kunstobjekte, die verändert, zensiert, recycelt oder upgecycelt wurden. Auch Kopien, Nachbildungen, Replika, Pastiches und Imitationen sind zu sehen. (Das eine oder andere Synonym kann auch darunter gewesen sein …) Normalerweise sind Museen nicht begeistert, wenn sie Fälschungen besitzen – hier stellt man sie aus!
Ein Gemälde vergaß ich leider mit dem Handy zu knipsen: Die Restauratoren hatten herausgefunden, dass es (warum auch immer; als Hommage oder als Parodie?) aus Teilen diverser anderer Bilder zusammengestellt und in Öl gemalt war. Und hätte der unbekannte Künstler – der ganz offensichtlich selber recht kunstfertig zu malen im Stande war –, es nicht düreresk mit A.D. signiert, wäre es ein interessantes Mesh-up – so ist es nur eine Dürer-Fälschung.
Auch interessant zu erfahren: Da das Suermondt-Ludwig-Museum im Unterschied zu vielen anderen von Stiftungen getragenen ein städtisches Museum ist, gehört jedem Aachener ein Zweihundertzweiundfünzigtausendeinhundersechsunddreißigstel der Werke!
(Man darf sich leider nichts davon mit nach Hause nehmen …)
Nachdem die untere Adalbertstraße schon seit Jahren ein trostloses Pflaster ist (der Oecher-Monopoly-spielende Eigentümer der meisten Häuser lässt sie leerstehen und verfallen), macht sich inzwischen sogar in der oberen Adalbertstraße Ödnis breit. Ich las, dass die Aufenthaltsqualität nun mit vertikaler Begrünung verbessert werden solle.
Nun ja …
Nun wird alles gut!
Montag, 16. Oktober 2023
Oha, es gibt auch gute Nachrichten: Die nationalkonservative Pis-Partei
in Polen, bei der jeder Gag über ihren Namen gerechtfertigt ist, hat bei
der Wahl gehörig verkackt; der europafreundliche Oppositionsführer (und
Karlspreisträger von 2010) Pan Tau Donald Tusk könnte bald eine neue
Regierung bilden.
(TL-Archiv 2010)
Dienstag, 17. Oktober 2023
Nun ein bisschen Pösie:
Rauche nie im Bett: //
Die Asche, die herunterfällt, //
könnte Deine eigene sein!
Die nach dem Ingeborg-Bachmann-Preis benannte Dichterin Ingeborg Bachmann starb heute vor 50 Jahren. (Bis vor Kurzem hatte ich mich immer gefragt, warum man einen Literaturpreis nach Marianne Bachmeier benennt …)
Doch mit Lyrik hatte ich es nie so. Moderne Gedichte kommen mir oft vor wie ein beliebiger Wortsalat – und dann reimt sich’s hinten noch nicht einmal!
Außerdem hat man mich seinerzeit im Deutsch-LK damit gequält. Ringelnatz, Busch und Erhard jedoch sind okay. (Frederike Frei auch; die hat noch was gut bei mir …) Aber die sind ja alle schon nicht mehr.
Daher lautet der Beschluss, dass jetzt hier ein Reim her muss:
»Hey ChatGTP, schreibe ein kurzes Gedicht mit Endreim zum Thema Lyrik, in dem die Wörter Joachim Ringelnatz, Heinz Erhard und Wilhelm Busch vorkommen.«
Heinz Erhard, ein Meister des Humors, so klar,
Seine Gedichte bringen Lachen, Jahr für Jahr.
Wilhelm Busch, mit seinen Bildergeschichten weise,
Die Lyrik lebt in ihren Versen, in großer Reise.
Diese Drei, so verschieden, doch vereint im Wort,
In der Welt der Poesie, ein strahlend' Licht vor Ort.
Joachim Ringelnatz, Heinz Erhard, Wilhelm Busch,
Durch ihre Lyrik, bleibt der Dichtkunst Herz so frisch.
Ja danke sehr. Schlechter krieg ich’s selbst auch nicht hin. (Diese KI ist sowas von überbewertet!)
Für Freunde gebundener Sprache gibt es heutzutage Pop-Songs. Wenn's nicht grad Rap-Dreck ist, kann man da prima mitgrölen; auch wenn man’s nicht versteht. Und falls die Worte da nicht zünden, dann fickt vielleicht der Bass.
Nun noch was Erquickendes für Herz und Hirn und Hypothalamus:
Egal, wie dicht du bist: Goethe war Dichter!
Da ich ja kochen kann, hatte ich nie Beef. Also nie Beef in Majuskeln und mit Ausrufezeichen, also »BEEF!«, die Zeitschrift. Und jetzt ist es zu spät, denn dieser Titel wird eingestellt.
»Männer kochen anders« stand als Claim fett unter dem noch fetteren Titel-Schriftzug. (Spielte es bei den Rezepten etwa eine Rolle, ob da ein Penis am diensthabenden Koch herunterbaumelt?! Vermutlich unappetitlich – aber auf jeden Fall brandgefährlich!)
Wie schade es auch um jedes verlorene Heft am Kiosk sein mag: Zum Glück hatte ich journalistische Hilfestellungen à la »Wie grille ich mich ins Herz einer Frau?« nie nötig.
(Weiß mann doch: Ordentlich heiß machen den Ofen – und dann rein mit dem Fleisch! …)
Weil ich dies testosteronhaltige Blatt nie las, kann ich nur vermuten, was für Kochanweisungen darin wohl zu finden gewesen waren:
Beiße in ein Dutzend Habanero-Chilis! Zerquetsche queere Kartoffeln mit deinem bloßen Bizeps! Stich minderjährigen Erdäpfeln vorher die Augen aus! Zerstampfe unwürdigen Knoblauch mit deiner Streitaxt! Schmore Schmetterlingssteaks mit Schmand auf glühenden Kohlen! Meuchle einen ahnungslosen Kohlkopf! Häute ein Dutzend Zwiebeln bei lebendigem Leibe! Schlage Schweinenacken mit bloßen Händen in grobe Stücke! Tu a bissel an Soiz dran, damit’s gschmackiger werd! Röste rohe Rüben in siedendem Öl! Erdolche rücklinks ein paar arglose Mohrrüben! Frittiere frisches Fruchtfleisch jungfräulicher Feigen! Reibe Salz in alle offenen Wunden! Flambiere frivole Früchte auf feinster Flamme! Köpfe eine Handvoll unschuldiger Spargelstangen! Verpasse frechen Filets einen linken Haken! Ertränke Erdbeeren im Blut handgewürgter Orangen! Fülle alles unter lautem Gebrüll in einen rostigen Kessel!
So, jetzt hab ich Hunger!
(Doch schade für die Mädels: Statt blutigem Beef gibt’s beim Date nun wieder bloß Blumen, Pralinen und gemischten Salat.)
Mittwoch, 18. Oktober 2023
Escape-Room-Spiele sind doch gerade so angesagt. Folgendes Szenario (№ 42):
Du bist Besatzungs-Mitglied eines Raumschiffes. Ihr seid sehr lange auf Eurer Reise durch das Weltall unterwegs. Der Platz ist begrenzt, und Euer Gefährt ist vielen potenziell tödlichen Gefahren ausgesetzt. Ihr müsst daher miteinander klarkommen; also miteinander reden, zuhören, schon mal nachgeben, limitierte Ressourcen teilen und Euch nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen.
Meinst Du, Du kriegst das hin?
(Ach übrigens: Das Raumschiff heißt Erde.)
Donnerstag, 19. Oktober 2023
Man könnte meinen, ein Haufen dressierter Affen bei Microsoft habe zu viel Tagesfreizeit:
Seit dem letzten Windows-Update sieht die Taskleiste seeehr anders aus; laufende Programme haben nun bloß ein Pünktchen unter ihrem Symbol in der Taskleiste, statt sich zum Balken auszuweiten, wie es guter Brauch war. Und mehrere Instanzen vom selben Programm werden gestapelt, trotz ExplorerPatcher-Workaround.
Leute, es gibt Menschen, die mit einem PC arbeiten müssen!
Kleines Rätsel: Wie viele Programme laufen hier gerade?
Auflösung: 1 × Outlook, 1 × Explorer, 3 × Firefox, 2 × Word, 1 × Photoshop und 1 × Spotify
Aber erkennen kann das keiner! Und effizient damit arbeiten erst recht nicht. Profis sind schon mal an mehreren Dateien und Programmen gleichzeitig dran und müssen schnell hin und her springen können.
Falls ich eine neue Mail erhalten habe, kann ich das nun nicht mehr auf einen Blick erkennen; und wenn eine Outlook-Erinnerung kommt, ploppt sie nicht mehr auf dem Monitor auf; das Pünktchen in der Leiste wird bloß rot. Rot vor Scham werden sollten diese Ingenioten ohne Freunde ebenfalls! Warum müssen sie ständig Sachen ändern, die jahrzehntelang bestens funktioniert haben?! Ein bisschen instabiler ist das System insgesamt nun auch noch geworden; ein paar Tools sind mir schon mehrmals eingefroren.
(Die letzten Absätze wurden mit dem Mittelfinger getippt!!!)
Samstag, 21. Oktober 2023
»Goldener Oktober an der Hotmannspief«, einem Einkaufsviertel ohne Leerstand!
Es war eine Veranstaltung nach meinem Geschmack: Tageslicht, gute Stimmung, viel Platz, nette Leute – und keine anderen Photographen, die einem im Weg rumstehen! (Leute mit Handy zählen nicht.)
Prinz Karneval war auch dabei. Obwohl er erst ab 06.01.2024 offiziell mit Uniform und Federschmuck inauguriert wird, absolvierte er bereits seit seiner Nominierung im April 2023 als designierter Prinz Thomas IV. mit seinem Hofstaat massig Auftritte. Statt nur fünfeinhalb Wochen lang im kalten Winter. Clever!
Es ist übrigens der Aachener Prinz; viele Stadtteile haben eigene Prinzen und sogar Prinzessinnen, wenn nicht sogar ganze Dreigestirne am Start: Eilendorf, Haaren, Verlautenheide, Brand, Lichtenbusch und Richterich.
(Wann folgen eigentlich die von Beverau, Bildchen, Burtscheid, Driescher Hof, Forst, Frankenberger Viertel, Freund, Friesenrath, Hanbruch, Hitfeld, Horbach, Hörn, Hüls, Kalverbenden, Königshügel, Köpfchen, Kornelimünster, Krauthausen, Kronenberg, Kullen, Laurensberg, Lemiers, Lintert, Melaten, Oberforstbach, Ostviertel, Panneschopp, Pontviertel, Preuswald, Rehmviertel, Rollef, Ronheide, Rosviertel, Rothe Erde, Schleckheim, Schmithof, Schönforst, Seffent, Sief, Siegel, Soers, Steffensviertel, Steinebrück, Steppenberg, Vaalserquartier, Vetschau und Walheim?)
Montag, 23. Oktober 2023
Sahra Wagenknecht wagt sich aus der Deckung: Sie hat sich dann doch endlich mal dazu entschieden, die Linke zu verlassen und eine eigene Partei zu gründen.
(TL-Archiv 2019)
Los ging die Oktoberrevolution heute auf großer Bühne in Berlin mit der Vorstellung eines Vereins mit dem unbescheidenen, programmatischen Namen »Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) – Für Vernunft und Gerechtigkeit e.V.«.
Owei: Wer bereits im Titel auf vermeintliche Vernunft extra hinweisen muss, der kann auch gleich mit roten Flaggen winken!
Wenn ich’s richtig verstanden habe, wollen die BSWler Wählerstimmen sowohl links als auch rechts abgreifen. (Sowie ihre Linken-Mandate aus dem Bundestag mitnehmen.) Wenn‘s schee macht! Und der AfD ein paar Prozente klaut … Aber vielleicht ist diesem Restefischen auch nur so viel Erfolg beschieden wie Sahras Sammlungsbewegung »aufstehen« von vor ein paar Jahren.
Vielleicht wäre gerade jetzt, da die Linke sich gesundgeschrumpft hat, ein passender Zeitpunkt, Mitglied bei der Linken zu werden? Oder sie gar zu wählen? Sieht ja keiner.
Aufstieg und Fall dieser Person sind mir ein Rätsel. Vor 20 Jahren war
Wagenknecht Mitglied in der linksextremistisch eingestuften Kommunistischen
Plattform, mit der niemand etwas zu tun haben wollte. Ihr Image änderte
sich irgendwann; sie galt dennoch stets als polarisierend (ein
Euphemismus für anstrengend, entgegen der Linie und potentiell
parteischädigend), andererseits hatte sie immer großen Einfluss, da
sie als »Betonfrisur Gesicht der Partei« galt. Ja, sowas
kann passieren, wenn man bei Will und Lanz auf dem Stuhl festklebt.
Aber es gab heute ja auch was zu feiern:
Und zu futtern:
»Möchten Sie noch einen Absacker von uns, aufs Haus?«
Einen?!
Dienstag, 24. Oktober 2023
Hui: Einer INSA-Umfrage von gestern zufolge startet das BSW sofort durch, mit einem Zuspruchswert von zwölf Prozent aus dem Stand! Union, SPD, Grüne, FDP und Linke müssen Verluste zwischen 0,5 und 1,5 Prozent hinnehmen; die AfD fällt sogar um satte fünf Prozent zurück – und gehört nun auch zu den Altparteien!
Mittwoch, 25. Oktober 2023
Doch schon so bald? USB-C soll bis Ende 2024 als gültige Standardladebuchse vorgeschrieben werden. (Das gibt's dann ja erst seit zehn Jahren …) Laptops haben noch bis April 2026 Zeit.
Man verspricht sich von dieser verpolungssicheren Maßnahme weniger Grübeln der Anwender beim Einstöpseln und vor allem weniger Elektronikschrott, wenn nicht für alle Smartphones, Digitalkameras, Kopfhörer, Tablets, Tastaturen, E-Reader, Navigationsgeräte, Headsets, tragbaren Videospielkonsolen, mobilen Lautsprecher und schwimmfähigen Kaffeemaschinen eine eigene Lade-Infrastruktur mitgeliefert oder angeschafft werden muss.
Insoweit löblich. Auch, weil's Apple ärgert.
Doch was ist, wenn es demnächst eine bessere Technologie gibt? Warten wir dann wieder zehn Jahre, bis die EU sich rührt?
PIC
Freitag, 27. Oktober 2023
So, noch bevor heuer das erste Mal »Last Christmas« im Radio ertönt, wäre nun doch bestens Zeit und Gelegenheit, die Diskussion pro und contra Silvestergeböller zu starten!
contra:
pro:
Ausstellung »2 von 4« von Detlef Kellermann in der AVT auf dem Campus Melaten, »Lost Places«: Sowohl großformatige als auch großformatige Bilder, mit Leinöl, Ölfarben, Kohle, Ecoline und Farbstiften auf Papier gemalt und auf Dibond aufgezogen.
Samstag, 28. Oktober 2023
Es folgt: viel Text! (Und wenig Bilder.)
Doch wie sangen einst Anthony George Banks und Nicholas David Kershaw? –
»I want to be in another place« …
Kennt noch jemand »Jeder gegen jeden« mit Hans-Hermann Gockel? (Oder ihn?)
Das war diese Quizsendung damals auf SAT.1, mit zwölf Kandidaten und nur jeweils drei Sekunden Zeit, um die gestellte Frage zu beantworten.
(Nicht wie bei der kurz danach gestarteten geschwätzigen Jauch-Fragen-Show, in der es darum ging, wer denn wohl Millionär werden würde – was bisher kaum jemand wurde. Außer halt Günter Jauch, wenn er ungefähr acht Sendungen abliefert.)
Heute vor 25 Jahren wurde »meine« Sendung ausgestrahlt. Es gab damals nur ganz bescheidene 5.000 D-Mark zu gewinnen.
(Mady Riehl: »Umgerechnet sind das 35.177,65 Schilling.«)
Aufgezeichnet wurde bereits am Montag, dem 16. März 1998. Und zwar in Berlin, Berlin, ich fuhr damals nach Berlin! Zu morgendlicher Stunde verschlug es mich an den örtlichen Hauptbahnhof, mit unbestimmten Mulm im Bauch angesichts der Aussicht, 6 ½ Stunden Gast der Deutschen Bahn sein zu müssen.
Doch die DB AG war damals nicht zu schelten: InterRegio und InterCityExpress waren nur mäßig bestückt und kamen zudem pünktlich. So war die Überfahrt gen Osten also recht angenehm.
Kommen wir zum ersten Bildungsteil dieser Anekdote:
Mein ICE war benannt nach Hildegard von Bingen: Nonne, Dichterin, Naturforscherin, Visionärin, Ärztin – und argumentative Allzweckwaffe, wenn einem heutzutage in gesundheitlichen Disputen mal wieder die wissenschaftlichen Begründungen ausgehen … Außerdem wurde sie damals 900 Jahre alt. Glückwunsch, Hilde!
Damals durfte in gesonderten Abteilen noch geraucht werden! Die Gesetze der Physik hielten sich aber nicht an die Verbotsschilder, so dass auch in Nichtraucherabteilen der feine Hautgout von verkokelten Tabakpflanzen wahrnehmbar war. Gar nicht mal so unangenehm; das gab dem Unterfangen etwas Mondänes.
(Früher hab ich Nichtraucher mich auch schon mal absichtlich in ein Raucherabteil gesetzt – denn da war meist noch ein Sitzplätzchen frei.)
Die Sitze waren vernünftig gepolstert, und es gab hervorragende Klapptische, die mitdachten und so verhinderten, dass es beim Einstellen der Liegefunktion dem Hintermann das Frühstück in die Magengrube rammt. Und das Beste: Fußrasten – eine Wohltat!
Jeder Sitzplatz hatte eine 3,5-Klinken-Buchse in der Armlehne und acht Bordprogramme zur Auswahl. Von Klassik und Schlager über Märchenstunde und Rock/Pop bis zu Info-Magazinen und Fahrstuhlmusik (MUZAK!) war für jeden was dabei. Meinen Walkman hätte ich also getrost daheimlassen können. Nur der eigenen Earplugs hätte es bedurft, denn denjenigen, die an Bord käuflich zu erwerben waren, entbehrte es jeglichem akzeptablen Preis-Leistungs-Verhältnis: Nur Preis, keine Leistung!
In der ersten Klasse gab es sogar Video-Programm an jedem Platz!
Vor 25 Jahren war ja noch nicht daran zu denken, dass man irgendwann fast sämtliche Werke der Filmkunst stets in der Hosentasche mit sich führen könnte!
(Wenn man sie denn beizeiten aufs mobile Endgerät downgeloaded und nicht etwa auf die Kapazitäten in Sachen Netzempfang in der Eisenbahn des Jahres 2023 gesetzt hatte.
Und wenn nicht ein verurteilter Sexualstraftäter in den USA auf den Rechten hockt … Ein Glück, dass ich »Dogma« auf DVD besitze!)
Auch die mitreisenden Kleinkinder behagten überraschenderweise, da der Teppich (!) im Abteil sämtliche hohe Frequenzen schluckte. (Wir schrieben 1998. Keine Ahnung, wie ICEs heutzutage auslegewaremäßig eingerichtet sind – wahrscheinlich mit Kacheln.)
Vorbildlich damals auch die Informationspolitik!
In meinem Kopfabteil (Nennt man das so? Es war ein separater Bereich ohne Durchgang in den nächsten Wagon und daher auch ohne allzu viel nervige Völkerwanderung.) … – jedenfalls, hören Sie:
In meinem Abteil gab es eine schicke Multisegmentanzeige mit den annoncierten Ankunftszeiten, dem Streckenverlauf und den individuell hinzubuchbaren, kostenpflichtigen Serviceleistungen. Immer, wenn es grad keine zu erreichenden Bahnhöfe zu verkünden gab und sich die Geschwindigkeit den 200 Stundenkilometern annäherte, schaltete sie auf Tachometer um. Dank dieser Strunzanzeige wusste man also, dass man mit fast Mach 1 übers platte Land kachelte. (Na ja …) Einen Sensor für Geschwindigkeitswahrnehmung hat der Mensch ja nicht. Wozu auch?
Ein WC war flink erreichbar – bei etlichen Stunden Fahrt ein nicht zu unterschätzender Luxus. Ein exquisites Vergnügen ist es übrigens, mit knapp 200 Sachen durch die Landschaft zu strullern! Macht man im Pkw ja eher selten …
Gestört haben nur die viertelstündlichen Stopps im Ruhrgebiet. Fast wie auf der Eifelstrecke; nur hält der Zug da halt bei jeder stillgelegten Zeche statt bei jeder Milchkanne.
(Den Kohlenpott werde ich sowieso niemals verstehen. Obwohl in Topographie einst eine Koryphae kann ich nicht sagen, wo genau Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen liegen, anfangen oder aufhören. Aber das können die Bochumer, Bottroper, Dortmunder, Duisburger, Essener, Gelsenkirchener, Hagener, Hammer, Herner, Mülheimer und Oberhausener ja wahrscheinlich auch nicht …)
Der Service im Zug war weitestgehend okay, nur die sprachlichen Ausdrucksformen der einen Zugbegleiterin ließen zu wünschen übrig: »Sind hier noch welche zugestiegen?!« –
Keiner fühlte sich von »welche« angesprochen, und niemand denunzierte einen seiner Mitreisenden mit: »Der da, der da war’s!«
Denn selbst in der so oft gescholtenen tiefsten Eifel fragt ein jeder Schaffner freundlich: »Ist hier noch jemand zugestiegen?« Aba dit is Balin, wa! Auch wenn wir noch gar nicht da waren.
Von Berlin selbst habe ich dann wenig gesehen, beziehungsweise erkannt, denn es herrschte bescheidenes Wetter. Dieses fiese Gefissel, gegen das kein Schirm gefeit ist. Dabei war noch nicht mal die Nässe das Problem als vielmehr die eingeschränkte Optik. Brillenträger werden mich verstehen: Nach einer Minute in diesem Gesprüh sieht man einfach nichts mehr, weil die Augengläser dicht sind mit Funkelperlen.
Dabei hätte ich doch so gerne mal das Brandenburger Tor begutachtet und diese (damals) große Baustelle am Potsdamer Platz. (Und geguckt, ob die Mauer noch steht – oder ob man sie nicht vielleicht notfalls flugs mal wieder aufbauen könnte …)
Anstandshalber bin ich ein wenig um die Gedächtniskirche am Kurfürstendamm herumgeschlendert.
(Von dort stammt das zweitschönste mutmaßliche Zitat des unvergesslichen Harald Juhnke, für das ich leider keinerlei Quelle finden konnte, es hier dennoch gerne weiterverbreite: »Ick geh jetz ma nachm Ku’damm, ma erkennen lassen!«)
In touristischer Hinsicht beschränkt bin ich statt im Café Kranzler bloß bei Hertie/Wertheim/Alsterhaus eingekehrt. Da hatte es eine fußballfeldgroße Etage als Feinkostabteilung. Da wurde man allein schon vom Gucken satt!
Kaufhäuser – those were the days! Heute bangen alle Karstadt/Kaufhof/Galeria-Mitarbeiter wegen ihrer Jobs.
(Bitte bangen nicht auf Englisch aussprechen …)
Beinahe wäre ich unangenehm aufgefallen, als ich mir einen original Berliner Berliner kaufen wollte. Die nennen einen frittierten Torus aus süßem Hefeteig da nämlich Krapfen, Pfannkuchen, Schrippe oder Wasweißich.
Tz, ich hab ja auch nichts dagegen, wenn jemand statt eines Sprudels einen Gerolsteiner bestellt. Ich komme gern!
Mein Zimmer im Novotel in der Siemensstraße in Berlin-Siemensstadt, direkt neben dem Siemens-Hauptquartier (#werbung wegen Namensnennung), war gediegen – größer als mein Zimmer zuhause! Und eingerichtet mit allem Pipapo: TV, Couch, Minibar – you name it.
Und ich musste da nur schlafen!
Der Fernseher sprang automatisch an, als ich gerade das Zimmer aufgeschlossen hatte, und begrüßte mich höchstpersönlich!
(Nun ja, die Interpunktion auf dem in BTX-Blöckchen-Stil gehaltenen Bildschirm ließ zu wünschen übrig … Und sehr viel persönlicher wäre das Ganze gewesen, wenn man den Vornamen vor dem Nachnamen genannt hätte, wie es die Bezeichnung nahelegt.)
Ich hatte jedenfalls den Schreck meines Lebens, als meine Glotze da so unvermittelt loslegte! (Daraufhin suchte ich meine Suite auf eventuell vorhandene Überwachungskameras und Bewegungsmelder ab; man weiß ja nie.)
Die Minibar hatte es in sich! Also im wahrsten Sinne, denn mini waren da nur die Flaschengrößen:
Campari 10,– DM
Johnnie Walker Red Label 15,– DM
Gordon’s London Dry Gin 11,– DM
Coca-Cola light (0,2 l) 5,– DM
Hennessy 13,– DM
Henkell trocken Pikkolo 13,– DM
Wodka Moskovskaja 11,– DM
Underberg (den Preis hab ich nicht notiert)
Wir sehen hier über 80 Mark fein säuberlich nebeneinander!
Und mit diesem Bisschen soll man sich anständig besaufen können?!
(Kleine Erinnerung: Wir befinden uns im Jahre 1998! Heutzutage kostet ein halber Liter Bier vom Fass in der Kneipe fast sechs Euro. Und für eine Cola/Fanta/Sprite im Nullzweier-Fläschchen fragt man sich aushäusig inzwischen auch schon mal 2,60 Euro.)
Es ist schon ziemlich retrovaginal von diesen Hoteliers: Da kann ein einsamer, ständig auf Achse sich befindender Handlungsreisender fern der Heimat schon seeehr in Versuchung geraten, so nur mit Minibar und Pay-TV.
Weil ich draußen ja ohnehin nichts sehen konnte, guckte ich drinnen »The Saint« mit der wunderbaren Elisabeth Shue und »Wilde Kreaturen« mit dem noch wunderbareren John Cleese im hoteleigenen Pay-TV.
(Sowie einen gesondert zu bezahlenden, im Rückblick betrachtet wahnsinnig schlechten Film, in dem es hauptsächlich um die textilfreie Änderung des Ortes eines Massenpunktes mit der Zeit, sowie seiner rückwärts gerichteten Bewegung in den Kavitäten der südlichen Hemisphäre femininer Provenienz ging – aber er erfüllte seinen Zweck …)
Im Kino am Ku’damm wäre auch live »The Big Lebowski« auf der großen Leinwand gelaufen, aber damals wusste ich noch nicht, was das war – und dass das später ein zurecht gottverdammter Kultfilm werden würde!
But now for something completely different:
Am großen Tag selbst stärkte ich mich an dem dargebotenen, höchst opulenten Frühstücksbüffet nur ganz bescheiden mit einem frugalen Nutellabrötchen und etwas Obstsalat, obwohl wirklich alles vorhanden war, was Lucius Licinius Lucullus in seinen besten Zeiten ebenfalls aufgefahren hätte.
Aber was sollte ich mich plötzlich so anders ernähren als sonst auch? Und außerdem: »Plenus venter non studet libenter.« Für die Nicht-Lateiner unter uns: Ein voller Bauch gewinnt nicht gern bei Quizsendungen!
Den Rest des Vormittages gammelte ich im Bett vorm (für damalige braunröhrige Verhältnisse) unfassbar großen Fernseher rum (hallo, ich hatte fürs Pay-TV bezahlt!) und machte mich fein für den Auftritt.
Um 12:00 Uhr versammelte sich alles in der Lobby. Man konnte den Leuten sofort ansehen, worauf sie warteten. »Guten Tag. ›Jeder gegen Jeden‹?« – Betretenes Nicken. Ich pflanzte mich dazu und zum ersten Mal beschlichen mich Zweifel: Was mach ich hier eigentlich?!
Den anderen ging es ähnlich, also schwieg man vor sich hin.
Ich wollte auch keinen Smalltalk beginnen, denn nachher freundet man sich womöglich miteinander an – und hat in der Sendung dann eine Beißhemmung! (Es ging schließlich um 5.000 Mark.)
Einige Taxis holten uns ab; in meinem saß ich mit zwei netten Mädels. Zögerlich entspann sich doch noch ein Gespräch, bei welchem sich herausstellte, dass die beiden in der vierten Aufzeichnung des Tages auftreten würden, ich hingegen war in der fünften dran.
Puh, keine Gefahr! Also mal locker flockig weiterplaudern.
Wir fuhren auf eine Insel inmitten der Havel. Das Sat.1/Grundy-Studio war auf einem sehr weitläufigen ehemaligen Fabrikgelände untergebracht. Dort in einer Halle gab’s Sitzgelegenheiten und ein wenig Catering. Nun saßen wir in unserer Gruppe à zwölf Personen beisammen und wurden von den netten Jungs von Mediabolo eingewiesen, die uns vor Wochen in Köln (am Rhein) ja auch schon gecastet hatten. Jede Zwölfergruppe hatte einen Betreuer (aka unterbezahlten Studi), der den weiteren Verlauf des Prozederes haarklein erklärte – und bei dem wir uns abmelden mussten, wenn wir mal raus wollten. (Wie damals im Kindergarten. Nur abputzen durften wir schon selber.)
Der Hammer: Wir waren um kurz nach zwölf da, als man uns eröffnete, die fünfte Aufzeichnung würde ungefähr um 17 Uhr stattfinden. Tatsächlich begann sie um 18 Uhr … Fuck – da hätte ich mir dieses Berlin dann doch mal was bei Tageslicht angucken können!
Und zum Teufel mit der Beißhemmung! Wir hatten hier also sechs Stunden totzuschlagen – und haben uns daher schließlich doch recht nett miteinander unterhalten.
Irgendwann mussten wir zu den Garderobieren, die darüber befinden sollten, ob unser Outfit genehm und vor allem telegen sei. Als inzwischen Profi weiß ich: Schwarz ist doof und weiß ist doof. Kleinkariert, feingestreift, Pepita und Fischgrät mag die TV-Kamera auch nicht, wegen drohender Vignettierung. Daher kam es zu einem spontanen Umstyling.
Man hatte angekündigt, die Sendung würde im Sommer ausgestrahlt werden, wir sollten daher etwas sommerlich Kurzes zur Auswahl mitbringen. Nun ja, die Sendung kam dann am lauschigen 28.10. …
Ob März oder Oktober – das zusätzliche Gepäck hätte ich mir jedenfalls sparen können! Ohnehin wollte die sehr dominante Gewandmeisterin meine mitgebrachte Klamotte nicht näher inspizieren, sondern sagte sofort: »Das da!«
Na prächtig, das rote Feincordhemd also sollte es werden, das ich schon seit zwei Tagen ununterbrochen anhatte – und das entsprechend verknautscht aussah!
Der Kandidat neben mir, nennen wir ihn einstweilen Klaus, obwohl er aussah wie der spätere Mario Barth, hatte ein schwarzes T-Shirt mit der ultrafetten Werbeaufschrift »Franklin©« an.
(Es hätte auch »Fußpilz!!!« oder »FU ALL!« draufstehen können.)
Ich tuschelte ihm zu: »Das behältst Du niemals an!!!«
Und tatsächlich, so war’s. Nun hatte der arme Kerl ausschließlich schwarze Sachen dabei, weil Schwarz nun mal seine Farbe war, welche bei den Fachfrauen aber gänzlich in Ungnade fiel. (I feel you!) Dort mochte man es bunt. Er wurde in den Fundus zitiert – und da mit einem herrlich orangen Leibchen bestückt.
Boah ey, was war der gelaunt danach!
Daraufhin brauchte er für den Spott auch nicht mehr zu sorgen. Eine der eher harmlosen Bemerkungen war noch, dass dies das gelbe Siegertrikot wäre und bereits mehrere Zehntausend Mark gewonnen hätte …
In einer Drehpause einer vorigen Aufzeichnung durften wir dann auch mal vorab ins Studio, zu einem Briefing. Dabei erläuterte man uns die Verhaltensmaßregeln:
Zum Beispiel sei es zwar verlockend, dominant wie ein Redner im Bundestag mit den Fingern auf das Pult zu klopfen – allerdings flögen dann den Jungs im Ton die Ohren aus dem Kopf. Und der Fernsehzuschauer später fände das auch nicht so prickelnd.
Es wurde auch die Anekdote von der einen Frau erzählt, die zu Beginn noch aufrecht hinterm Pult stand, aber im Verlaufe der Sendung ob offenbarer Wissenslücken immer kleiner und kleiner wurde und aus Unauffälligkeitsgründen wohl mit dem Pult verschmelzen wollte. Solcherlei sei ebenfalls zu unterlassen: Die Kameras sehen alles!
Ohnehin würden wir in der Höhe einander angepasst werden, denn für die Kameras – sechs an der Zahl – sei es so schon schwierig genug, dermaßen schnell die Positionen zu wechseln, da müsste man nicht noch die vertikale Dimension hinzufügen.
Es wurde uns auch empfohlen, sich nirgends anzulehnen, denn die Studio-Wände sind eigentlich nur aufgespannte bunte Stoffbahnen mit Lampen dahinter, die gerne mal Domino spielen.
Wir spielten dann auch mal eine Runde durch, damit ein jeder üben konnte, wie das mit dem Nominieren so funktionierte. Im Eifer des Gefechts, wenn man gerade glücklich eine Frage beantworten konnte, vergisst man das nämlich schon mal. Daher sollte man sich ein, zwei Ziffern aus dem Zahlenraum bis zwölf stets bereitlegen, um nicht übermäßig lang teilnahmslos in die Kamera zu glotzen. (Die eigene Nummer sollte man dabei natürlich vernachlässigen …)
Auch Hans-Hermanns sprachliches Repertoire an Aufforderungen war begrenzt. »Sie sind dran.«, »Wie geht’s weiter?«, »Sie nominieren!«, »Wer jetzt?« – und da hörte die Auswahl auch schon auf.
(Trotzdem hatten wir später in der Sendung einen Kandidaten am Start, der das aber auch je-des-fuck-ing-mal vergaß!)
Später mussten wir noch in die Maske, damit uns nicht jegliche Farbe aus dem Teint gescheinwerfert werden würde. Das Studio war nun lux-, lumen- und candela- sowie albedo-mäßig komplett hochgeheizt, und wir durften auf unsere Plätze.
Ich war Nummer zwei. (Nomen est omen …) Ein kleiner Soundcheck, ein kleiner Kameracheck, und eintrat: Hans-Hermann, der Gockel! Er erschien wirklich nur zur reinen Aufzeichnung und entschwand danach gleich wieder. Keine Autogramme, keine Selfies (gab’s damals noch gar nicht …) und kein Leckmichdoch.
Einmal in der langen Wartezeit vor der Aufzeichnung musste ich – natürlich höchst offiziell beim unterbezahlten Caster abgemeldet! – zum Klo, und da habe ich Ihn auf dem Flur dann angetroffen. Er sah mich an, ich sah ihn an. Ich sagte »Hallo.«, er sagte »Hallo.« – und dann ging ich pissen.
Es war ein komisches Gefühl, denn er gehörte damals ja zur Familie, kam jeden Tag um fünf zum Kaffee vorbei. (Heute hätte ich wenigstens ein Selfie gemacht. Mit Macron hab ich da ja auch hingekriegt.)
Karin, die sympathische Stimme aus dem Off, stellte uns reihum vor, währenddessen
uns Gelegenheit gegeben wurde, unser gestisches Repertoire winkender- und
grinsenderweise zum Besten zu geben. Ich wählte das Modell Stockfisch
PR-Smile.
Und dann ging’s auch schon los. Erst jeder mit seiner Frage und dann jeder gegen jeden. Bei meiner zweiten oder dritten Frage (so genau kann ich mich nicht mehr erinnern) verließ mich bereits der Mut, denn ich verlor ein Licht. Wer weiß denn bitte, wer die ständigen Begleiter von Pinocchio sind? – Der Fuchs und der Kater, aha. Vor 40 Jahren hätte ich das mit Sicherheit gewusst, dem Kinderfernsehen sei Dank; vor 25 Jahren wusste ich gerade mal, wer das geschrieben hatte. Also riet ich mal Hase und Igel. War ja eine Unterhaltungssendung und man will ja auch mal was zu lachen haben …
Das Glück blieb mir dennoch hold, obwohl die Fragen ziemlich blöd waren. Eine meiner Fragen lautete: »Wie nennt der Psychologe panikartige Angst vor Spinnen?« Sowas gefiel mir, auch wenn ich nicht arachnophob bin.
Ich habe es nicht gezählt, aber mir kam es so vor, als hätte ich ziemlich viele Fragen kassiert. Allerdings habe ich auch tüchtig ausgeteilt. Rein textmäßig war mein Anteil wohl am größten.
Auf die Fragen der anderen habe ich nicht so sehr geachtet, sondern meistens einfach ein Päuschen gemacht, wenn ich nicht dran war, und gehofft, dass ich nicht allzu bald wieder drankomme.
Als Strategie hatte ich mir vorgenommen, erst einmal die Kandidaten mit noch drei Lämpchen an auszuknipsen. Als plötzlich alle Dreier weg waren, bin ich zu den Zweiern übergegangen, und auf einmal hatten alle außer mir nur noch ein Lichtlein übrig, was Hans-Hermann sogar einen Kommentar wert war.
Irgendwann war es dann so weit, dass ich die Leutchen der Reihe nach ausknipsen konnte, was ich dann auch ausgiebigst tat.
Bei der Frage »In welchem verwandtschaftlichem Verhältnis standen Richard und Karen Carpenter zueinander?« wäre ich beinahe rausgeflogen, aber da habe ich einfach wild Geschwister geraten. Das Glück ist mit den Dummen. (Leider nicht mit Karen: Sie ist vor 40 Jahren mit gerade mal 33 Jahren gestorben …)
Während der Aufzeichnung war von der Studiocrew nicht viel zu sehen, denn jenseits unseres Halbrunds war es zappenduster; nur das Rotlicht prangte auf der jeweils diensthabenden Kamera. Zum Glück gab es kein Publikum, sonst wäre vielleicht ich vielleicht doch noch nervös gewesen. So nicht. Tatsächlich war ich so gechillt wie bei meiner mündlichen Abi-Prüfung (Englisch, 14 Punkte).
Zwischenzeitlich lief so ein despotischer Aufnahmeleiter rum und fetzte sich mit dem sympathischen Tobi von Mediabolo. Als Scherz auf unsere Kosten teilte er Fragekärtchen aus, um uns zu verarschen. Bis ihm siedendheiß bewusst wurde, dass das ja die Originalfragen unserer Aufzeichnung waren; nicht die alten. Schnell wieder einsammeln!
(Die meisten Leute, die beim Fernsehen arbeiten, hassen sich, hassen, was sie tun, und hassen das Fernsehen!)
Die Redakteure von »Jeder gegen jeden« waren aber auch nicht zu beneiden: Es wurden pro Jahr 220 Sendungen à ungefähr 100 Fragen aufgezeichnet, das heißt, die mussten sich für eine Staffel 22.000 Fragen aus dem Kopf drücken.
(Und zu den meisten kannte ich die Antworten …)
Während der Sendung war es interessant anzusehen, wie schon mal bei technischen oder verständnismäßigen Problemen unterbrochen und anschließend scheinbar nahtlos weitergemacht wurde. Da lief eine Digitaluhr rückwärts. Anhand der Anzeige konnte Hans-Hermann nämlich sehen, wie lange noch zu senden sein musste.
Das erklärt, warum er manchmal am Ende einer Sendung noch auf das zugehörige Spiel aufmerksam machte, zur Teilnahme aufrief oder krampfhaft mit dem Sieger smalltalkte. Er musste einfach die überzählige Zeit zutexten!
Krass war, wenn eine Frage/Antwort-Sequenz wiederholt werden musste, und der Kandidat zuvor falsch geantwortet hatte: Denn in der Wiederholung musste er ja nochmal falsch antworten! Das tat bestimmt weh. Fernsehen, echt jetzt, nur Betrug und Trickserei!
Then there were three. Das ausgeschiedene Fußvolk musste nach Runde zwei den Saal verlassen, und die Bühne wurde zum Dreierpult umgebaut.
Es begann mit dem berühmten Buzzertest. Und der Buzzer sollte auch mein Verhängnis werden. Denn ganz bald buzzerte ich mich raus …
Die eine Frage lautete: »Welches Säugetier außer dem Menschen kann am ältesten werden?« Dummerweise hatte ich »Säuge-« überhört und munter mit der Antwort »Schildkröte« im Kopf drauflosgebuzzert. Urplötzlich fiel mir ein, wie beschwerlich das für so ein Schildkrötenjunges wohl sein müsste …
Im letzten Moment merkte ich also meinen Fehler, musste dann aber innerhalb einer Sekunde wild raten, und kam nur bis zum Menschenaffen, nicht mehr bis zum eigentlich richtigen Elefanten. Und ein Licht zu verlieren in der Finalrunde ist schon fast letal.
Die anderen Buzzerfragen konnte ich beantworten, und so stürze mich beim Nominieren auf die spätere Nummer Drei. Ich dachte, der wäre mir gefährlicher als Nummer Eins; ich hatte im Eifer des Gefechts nicht bedacht, dass Nummer Eins einfach nur noch nicht gebuzzert hatte.
Der hatte bloß zugesehen, wie wir beiden anderen uns gegenseitig die Köpfe einschlagen!
Die andere Frage, an der ich scheiterte, verlangte nach der Firma, die irgendwie irgendwo irgendwann das erste Atomkraftwerk gebaut hatte. Nun, ich wohnte damals in einem Hotel in der Siemensstraße in Berlin-Siemensstadt, neben den SIEMENS-Headquarters, meine U-Bahn-Station hieß Siemensdamm … – was hätte ich da also antworten sollen?! Mir fiel in dem Moment keine andere Firma als Siemens ein.
Es war natürlich die AEG … Son Scheiß!
Und dann erwischte es mich vollends. Ich führte mit 51 Punkten, hatte aber siemensbedingt nur noch ein Licht übrig, und Hans-Hermann fragte so ungefähr: »Welche Firma hat 1938 in Fallersleben eine Autofabrik gebaut?«
Ich Tölpel sagte Audi, obwohl mir danach siedendheiß einfiel, dass zwischen 1933 und 1945 in Deutschland nur Volkswagen eine große Nummer gewesen sein kann! Schade, schade, Marmelade. In mein Verliererjingle zischte ich bloß noch »Schitt …« und dann wurde es dunkel.
So schnell hat man 5.000 Mark verloren.
Der Sieger, Klaus (Ja genau, der mit dem orangen T-Shirt!!!), erreichte 103 Punkte und kam damit auf Platz 11 in der Monatswertung. Er würde allerdings erst am nächsten Tag erfahren, dass er damit im Monatsfinale war und daher um nochmal zwanzig Riesen spielen konnte.
Mürrisch verließ ich die Arena. Dann ging plötzlich alles ganz schnell, die Mediabolis wollten ja auch endlich Feierabend haben. Nummer Eins zahlte anstandshalber unsere Taxe.
Später ging ich mit Nummer Drei noch ein Loser-Bier in einer kleinen Kneipe in der Siemensstadt trinken, in der Pinselheinrich Zille wohl auch schon ein- und ausgegangen war. Jedenfalls war deren Preisgestaltung wie vor 80 Jahren. (Unser üppiges Trinkgeld muss die Wirtin denn auch mords überrascht haben …)
Nummer Eins hatte schon was anderes vor. Außerdem wollte er sich schonen, vielleicht musste er ja tags drauf ins Finale. Er sagte mir noch, es habe der Glücklichere gewonnen. Schön, aber davon kann ich mir jetzt auch nix kaufen!
Tja, Glück im Pech, Spiel in der Liebe.
Die Rückfahrt nach Aachen am nächsten Tag war nicht so schön, denn mein Rücken war mit der Dauersitzung der letzten Tage ganz und gar nicht einverstanden. Sowieso sah ich nicht allzu glücklich auf meinem Selfie im ICE aus …
Und voll der Hohn: Kaum dass ich im Zug saß, kam in Berlin natürlich die Sonne raus!
Hier der nächste Bildungsteil: Dieser ICE war benannt nach Cilly Aussem, bekannt aus der Postwertzeichenserie »Berühmte Deutsche Frauen« der Deutschen Post AG.
»Cilly Aussem (* 4.4.1909, † 22.3.1963), Wimbledonsiegerin von 1931, war in den 20er und 30er Jahren eine der erfolgreichsten deutschen Tennisspielerinnen. Sie trug entscheidend dazu bei, dem deutschen Damentennis zu internationalem Ruf zu verhelfen.«
So, nun weiß ich das auch.
(Und dafür kriegt man ne Briefmarke gewidmet? So ganz ohne Steuerhinterziehung, mehrjährige Haftstrafe und vorzeitige Entlassung – und anschließende Dauerpräsenz in Talkshows?!)
Bloß ein halbes Jahr später, am 28. Oktober 1998, kam die Sendung dann auch im Fernsehen. Leider ist es mir nicht gelungen, die Aufzeichnung irgendwo bei YouTube zu finden, sonst würde ich sie hier verlinken.
Kurz darauf bewarb ich mich für »Jeopardy« mit Frank Elstner (der Erfinder und langjährige Moderator von Wetten dass..? im großen ZDF las im Privatfernsehen umgegekehrte Fragen vor … aua!) und wurde auch gecastet – nur leider wurde die Sendung kurz danach eingestellt.
Wenig später startete auf RTL eine damals ungeheuer neue Sendereihe namens »Wer wird Millionär« …
Doch um sich dafür zu bewerben, musste man für teuer Geld eine Hotline antelefonieren. Das hab ich damals auch genau einmal gemacht, wurde nicht gewählt – seit dann muss Günni auf meine Anwesenheit leider verzichten.
Schade, den netten Herrn Jauch hätte ich gerne mal kennengelernt – und RTL eine Mio abgezockt. (Ihn kenne ich schon seit seinen Stunts in »Rätselflug«.) Doch WWM zeichnet sich inzwischen nur noch durch Geschwätzigkeit aus. Sagt halt die richtige Antwort, und weiter geht’s!
Aber es gibt auch Schlimmeres:
Im ZDF darf Johannesbekerner regelmäßig gutfriedhühnerbrustgeschwellt den »Quizchampignon« präsentieren, das vermeinlich härteste Quiz Deutschlands.
Tatsächlich ist es das langweiligste Quiz Deutschlands …
Bei dem lernt man nichts! Ein normalsterblicher Kandidat muss gegen fünf prominente »Experten« antreten. Und die raten auch nur munter drauflos – gääähn!
(Na, wer hat den Tony-Banks/Nik-Kershaw-Hint als Abkürzung hierher gecheckt?)
Diesen Text habe ich übrigens weitestgehend bereits vor 25 Jahren geschrieben – und seitdem gehofft, dass die Welt nicht untergeht, bevor ich ihn hier poste.
Da haben wir aber Glück gehabt, was?
Sonntag, 29. Oktober 2023
»Achtung, Achtung, hier ist die Sendestelle Aachen!«
Als Geburtsstunde des deutschen Rundfunks gilt der 29. Oktober 1923.
(Drahtlose Telegraphie? – Modernes Teufelszeug; das wird sich niemals durchsetzen! Ich bleibe bei Schellackplatten fürs Grammophon!)
Wie es der Zufall wollte, kam ausgerechnet heute der zurecht vergessene Spielfilm »Piratensender Powerplay« bei uns in der ZDF-Mediathek; ein Streifen mit Gottschalk und Krüger, den ich nie zuvor gesehen hatte, der aber trotzdem vor 40 Jahren ungefragt Namensgeber für das als Unikat in einem Jugendzimmer im Burgring produzierte Hörspiel »Radiosender Powerplay« diente.
(Zu schade, dass ich den vom Kommionsgeld gekauften 4-Band-Stereo-Radio-Recorder CTR 2388 mit Auto-Stop-System von Universum nicht mehr besitze!)
Montag, 30. Oktober 2023
Trotz – oder wegen – der verfickten Uhrenumstellung beginnt jetzt
wieder die viel zu kurze Zeit, in der es abends schon stimmungsvoll, aber
noch einigermaßen ruhig zugeht im Städtchen, bevor der Weihnachtsterror
Weihnachtsmarkt am 17.11. (!) wieder übernimmt und es laut und wuselig und
aggro wird.
Dienstag, 31. Oktober 2023
Allerlei dekadentes Possenspiel, akrobatischen Mummenschanz und erotischen Schabernack gab's zu später Stunde bei der Burlesque-Night №13 zu Halloween nebenan Forum M anzugucken und abzulichten. Der Dresscode auch fürs Publikum lautete ebenfalls 20er Jahre, sehr angenehm, so eine Welt ohne Sneaker, Schlabberlook und Löcher in den Hosen!
Wir reden hier übrigens über die blühenden, roarenden neunzehnhundertzwanziger Jahre, kurz bevor die Weltwirtschaftskrise einsetzte, politische Instabilität herrschte und die Nazis das Ruder übernahmen; also nicht etwa über die 2020er.
Wobei …
Sorry Folks, gibt keine Bilder mehr:
Ich wurde auf der Party von einer voll fetten Spinne gebissen!
Nee, Spaß, ich lebe noch!
Ich hatte bloß später echten Besuch im Schlafzimmer. Vor dieser Spinne an der Wand hatte ich aber keine Angst.
(Erst als sie nicht mehr an der Wand war …)
Wann fängt das Ende an?
PS: Nie die Hoffnung verlieren: Im Kühlschrank brennt noch Licht!