Donnerstag, 01. April
April, April! Hey, dieses Jahr hat es niemand geschafft, mich
»in den April zu schicken«. Tja, bin schon ein Cleverle. Allerdings
hat es auch niemand versucht …
Gerade habe ich zufällig in »RISIKO!« gezappt: Teufel, alle 5
Kandidaten haben minus 300 Punkte! Ich dachte schon super
Sendung das. Und dann stellte sich raus, daß die Crew und die
Moderatoren den dämlichen Kai Böcking in den aktuellen Monat geschickt
haben. What have I laughed.
Karfreitag, 02. April 1999
Meat
is murder, mnjammnjam geifer! 336 Gramm feinstes Rinderhüftfilet,
kurz über die Pfanne gehalten, ein Schüsselchen frittierter Kartoffelstäbchen
nebst mächtiger Sauce Bearnaise. Need I say more? Man hätte meine
Mama hören sollen, als ich ihr das erzählte! Sünnnde!
Ostermontag, 05. April 1999
Frohe Ostereier!
Mein Schatz hat sich heute morgen beschwert, es sei so laut
gewesen diese Nacht. Also, ich war’s nicht! Ich hab natürlich
auch nix davon mitgekriegt. Ach so, B92er waren das! Als ich Spangdahlem
(Vorsicht, Feind liest mit!) in den Nachrichten hörte, war ich
ja platt: Ich denke, das Ding hat seit Jahren geschlossen! Und
dann ist da schweres kriegerisches Gerät im Einsatz.
Toll fand ich den Kommentar: Friedensdemonstranten waren circa
25 da, Schaulustige Hunderte! Tja, die Eifel ... Da fährt ja auch
alles der Feuerwehr hinterher, weil dann endlich mal was los ist.
Dienstag, 06. April 1999
Schon der 13. Tag! Dieser Krieg nimmt mich echt gewaltig mit.
An meiner Schreibhemmung in den vergangenen Tagen sieht man’s
ja. Pro Tag brauche ich mindestens eine Sondersendung und ein
NATO-Briefing (Schwanzvergleich mit den Serben), sonst fühle ich
mich fehlinformiert. Accountants settle the score.
Stell Dir vor, es ist Krieg, und der Fernseher ist kaputt! (Und
hallo, liebe Nachrichtensprecher: Die Aktion heißt »Allied Forces«,
nicht »Elliot Forces«!)
Echt bescheuert, daß man da aber auch gar nix machen kann! Wenn
man den Serben irgendwelche Vorschläge macht, kommen die ja immer
noch mit der ruhmreichen Schlacht im Amselfeld, wo Serben die
bösen Türken geschlagen haben. Hey, die war 1389! Unsereins
kannte das Amselfeld bis vor kurzem nur wegen dem guten Amselfelder
Rotwein. Seit Ende der 80er ist der aber auch von der Bildschirmfläche
verschwunden. »Ja zu YU« sagt auch kaum einer mehr
Im
SPIEGEL war jetzt nochmal eine Jugoslawien-Karte, in denen sämtliche
Staaten und Volksgruppen verzeichnet sind: Immer noch ein heilloser
Flickenteppich! Selbst wenn diese Geschichte hier irgendwann zuende
gehen sollte, ist da unten noch lange nicht Schluß. Dann kommen
die Kroaten und wollen noch ein bißchen Bosnien haben, die Mazedonier
schließen sich an Bulgarien an und an Albanien, und weiß der Henker
was noch. Wenn dann noch Rußland in seiner Rolle als Schutzmacht
Serbiens mitspielt, haben wir echt bald Nummer 3.
Als die Jugoslawienkrise losging vor circa 8 Jahren, vertrat
mancher ja die These, man solle das ganze ausbrennen lassen. Wie
ein Auto, das kriegt man auch nicht mehr gelöscht, wenn es mal
brennt. Dann wäre jetzt aber der ganze Balkan serbisch. Vielleicht
hätten aber auch wenigere sterben müssen
Helmut Kohl hat 8 Jahre gebraucht und mußte Deutschland zwangsvereinigen,
um in die Geschichtsbücher zu kommen. Die Friedenstreiber Schröder,
Scharping und Fischer schaffen das in einem halben Jahr. Daß unsere
Warlords ausgerechnet den Sozialdemokraten und den Grünen angehören,
ist echt ein dickes Ding. Stell Dir vor, es ist Krieg, und Rot/Grün
schickt Dich hin …
Und bei der SPD und besonders bei den Grünen wird das noch übel
rundgehen, auch da werden Köpfe rollen. Spätestens, wenn die ersten
toten deutschen Bundis zurückkommen, und zwar nicht im vielzitierten
Zinksarg, sondern im ordinären Plastiksack!
Den Miloševic schlicht abzuknallen bringt glaub ich nicht so
sehr viel, dann kommt bestimmt irgend ein anderer Bösevic, der
jetzt schon in den Startlöchern hockt. Dabei heißt es doch »Serben
bringen Glück«. Gilt das nicht mehr? Wenn das Abenteuer im Land
der Skipetaren scheitert – und das steht ja zu erwarten – heißt
es vielleicht: »Tschüß, NATO«. Wer weiß, vielleicht ist
das ganze Unternehmen ja nur ein perfider grüner Trick, der NATO
doch das Ende zu bereiten …
Mittwoch, 07. April 1999
Der dritte Stock muß noch ein bißchen renoviert werden.
Morgen soll der Tapezierer kommen, und diese Handwerker wollen
ja alles paratgemacht haben: Also haben wir angefangen, den ersten
Raum freizuräumen, ein ziemlich großes und hohes Zimmer, voll
mit altem, schwerem und unhandlichem Mobiliar – ich würde ja Pröll
dazu sagen – und Staubfängern diverser Güte. Jener machte über
die Jahre auch ausgiebig von der Gelegenheit Gebrauch, sich fangen
zu lassen, hust! Meine Augen sind ziemlich gerötet, wahrscheinlich
züchte ich mir eine feine Stauballergie. 2 Stunden lang schleppten
wir alles von dem einen Zimmer nach hinten ins andere. Besonders
sisyphosartig wird es, wenn man bedenkt, das der ganze Wichs ja
auch wieder zurück in das erste Zimmer und der nächste Raum freigeräumt
werden muß! Im Vergleich zum Rumräumen ist das eigentliche Tapezieren
und Pinseln ja wohl ein Klacks!
Ferner
soll ich demnächst einen Baum in unserem Garten – dem einzigen
Garten in der ganzen Adalbertstraße! – fällen, da er etwas groß
gerät. Ich solle es doch erledigen, bevor er anfängt zu blühen.
Na prima, das Ding steht bereits in voller Blüte! Man hätte mir
das ja mal vor dem Frühling sagen können!
Ein Gutes hatte die Schlepperei dann doch: Ich konnte ein überzähliges
Regal für mein Zimmer abstauben, bei der fein austarierten
innenarchitektonischen Aufteilung meiner 14,2 m² ist das kein
leichtes Unterfangen. Nun habe ich links von meinem Schreibtisch
vormals un- beziehungsweise schlechtgenutztes Areal urbar gemacht.
Scanner und Drucker haben mehr Luft, dem dräuenden SPIEGEL-Problem
(5 Jahrgänge) ist kurz- bis mittelfristig Einhalt geboten, und
besser aussehen tut es allemal.
Wo ich gerade am Neuverkabeln (Compi) und Rumkramen war, habe
ich dann noch 2 kleine Regale in die Wand gedübelt, nun sind auch
die leidigen CDs in ihrem Ständer aus den Füßen. Waagerecht angeordnet
bot dieses wacklige Teil sowieso Dusty, der Wollmaus, viel zu
große Angriffsflächen.
Das Dübeln war auch wieder ein Erlebnis: Die ersten Löcher gingen
rein wie in warme Butter; man sollte vielleicht erwähnen, daß
wir hier nur einen Akku-Bohrschrauber zur Verfügung haben – viel
mehr als Butter packt der auch nicht. Die anderen Bohrungen versackten
nach circa 13 Millimetern sang- und klanglos. Mittels brachialer
Gewalt und eines Bohrmeißels kam ich denen aber dennoch bei. Und
man stelle sich vor, einer dieser Krachmichel von nebenan hat
sich erdreistet, gegen die Wand zu pochen! Um 19:00 Uhr!
Einen Dübel hat die Wand wieder mal geschluckt: Entweder ist da
ein kleiner Hohlraum oder ein großer Hohlraum, dann habe ich nämlich
Nachbars Wand perforiert. (Im Kaltbachgäßchen habe ich das schon
mal gemacht!) Dann wäre die Wand aber auch nur 5 cm dick. Das
würde allerdings auch die hervorragende Akustik erklären … Wenn
der Typ demnächst wutentbrannt mit meinem Dübel in der Hand hier
auf der Matte steht, wissen wir mehr.
Donnerstag, 08. April 1999
Immer mehr überlege ich, ob ich meine Nordwestwand mal eben hätte
rigipsen sollen. Wobei ich nicht weiß, ob man das mal eben
so machen kann. Und ist das überhaupt effektiv genug? Ich
stelle mir ja vor, daß ich davor noch eine Wand aus Wackersteinen
hochziehe!
Hurra, Oskars Testamentvollstrecker haben überwiesen! Dieser
Eichel Hans gefällt mir ganz gut, ist er doch erst seit gestern
nicht mehr hesslicher Minipräsident. And I got full marks. Strike!
Ich habe mit einem schönen Batzen gerechnet und sogar mehr
bekommen!
ICH BRINGE DIESE MUSIKANTEN UM! Seit 2 Wochen sind es immer die
gleichen: der Typ mit der Geige, der Russki mit der Quetschkommode
und die Tussi mit der Tröte. Und deren Repertoire ist aber auch
so was von eingeschränkt: »Schicksalsmelodie«, »Ave Maria«, »Yesterday«,
»I just called to say I love you«, diverse russische Volksklänge
und weitere Standards. Abwechslung bringt nur mein Freund, der
Leierkastenmann …
Freitag, 09. April 1999
Millennium-Baby-Night! Schatz, kommst Du mal …
Samstag. 10.April 1999
Puh, bin ganz leergepumpt … Neiiin, Scherz! Spässle gmacht! Biologische
Gründe hätten eh eine erfolgreiche Befruchtung vereitelt, und
auch die Begattung an sich wäre ziemlich eklig geraten …
Montag, 12. April 1999
Ooops, da ist eine Schwebebahn über die Wupper gegangen. Beziehungsweise
in.
(Man verzeihe mir diesen Kalauer. Komisch, obwohl der ja auf der
Hand liegt, hebe ich ihn noch nirgends vernommen. Gibt es doch
so etwas wie Anstand und Moral?)
Dienstag, 13. April 1999
Hey, lege ich meine ganze Hoffnung nicht in Lottos Hände? Daß
ich mich da mal nicht vertue! Am Samstag war die gezogene, vollkommen
kranke Zahlenkombination: 2,3,4,5,6 und unpassenderweise 26; Zusatzzahl
egal.
Das gäbe es nur alle dreihundert Jahre, beeilten sich Statistiker
zu erklären. Na toll, wenn die Ziehung mit rechten Dingen abgeht,
dann braucht es für jede Kombination solange! Da hat’s
dann alle Strickmuster-Tipper getroffen, die aus Ermangelung eines
standardisierten Randomizers oder wenigstens sechs bedeutender
Zahlen in der Vita einfach vorne mit ihren Kreuzchen angefangen
haben. Und es waren 38 000 (!), die einen Fünfer hatten. Der Traum
von Geld, Gold, einem sorgenfreien Leben war dann quotentechnisch
schnell dahin: Es sei denn, man kann sich von knapp 380 Mark seinen
Traum erfüllen …
Mittwoch, 14. April 1999
Die Quäkefrau steht noch immer jeden Tag in der Fußgängerzone
und trötet meine Nerven mürbe. Der wünsche ich ja einen veritablen
Wolkenbruch an den Hals! Die dritte Woche nacheinander! Und immer
das gleiche, ein Potpourri aus beliebten Melodeien! Ich sollte
mal im Ordnungsamt nachfragen, ob das überhaupt zulässig ist.
Mein
Homepage-Counter der TL Pages countet auch nur sehr gemächlich.
Beim letzten Check war die magische 50er-Marke noch nicht überschritten!
Wenn das nicht bald besser wird, verliere ich die Lust upzudaten!
VERSTANDEN?!
Und wir haben immer noch Krieg! Schon 3 Wochen lang, das wird
sich doch wohl nicht zum Dauerzustand auswachsen? Solange ARD
und ZDF noch brav jeden Tag mindestens eine Sondersendung zum
Krieg bringen, gebe ich die Hoffnung nicht auf, daß es noch nicht
als Normalität angesehen wird.
Habe ich schon von meinem neuen Hobby erzählt: Demoversionen
testen. Mittlerweile finde ich es sehr gut, daß in jedes
Zweimarkfuffzichblättchen eine CD eingeklebt ist. Mitunter befindet
sich ja schon mal ein brauchbares Progrämmchen darauf. Je nach
Programm lohnt es sich sogar, eine Demo von der Homepage des Herstellers
downzuloaden – wenn es das zum Beispiel nicht auf CD hinterhergeworfen
gibt oder wenn das Heft teurer wäre als der Download. (1,80 DM
Teuerkom + 2 DM AOL nach 21:00 Uhr pro Stunde ist erträglich.)
Mit diesen Megadownloads kann man aber auch böse auf die Nase
fallen. Wenn man zum Beispiel in drei Fenstern Daten aus dem Netz
saugt und ein winziges Telegramm alles zunichte macht!
Als ich den abgebrochenen Versuch am nächsten Tag dann nochmal
startete, erlebte ich aber eine Überraschung: eine Übertragungsrate
von mehr als 300.0 K/sec!!! Sauaas! Schwuppdiwupp waren die ersten
80% von 8 MB im Kasten! Die letzten 00:00:30 Sekunden dauerten
dafür dann aber auch ein gutes Viertelstündchen. Meine Erklärung:
Netscape hatte die 80% des Sandtörtchens noch im Cache und brauchte
nur den Rest zu laden. Und kam dadurch bei der Berechnung der
Übertragungszeit übel ins Straucheln.
Donnerstag, 15. April 1999
Hey NATO, was soll denn das? Beschießen wir jetzt schon unsere
eigenen Flüchtlinge?! Ich denke das tun schon die Serben. Im Militärjargon
nennt man das wohl Kollateralschaden und weiche Ziele oder so.
Happy Birthday, CD! Heute vor 18 Jahren wurde die erste CD in
Straßburg bei einem klassischen Konzert von Herbert von Karavan
der Öffentlichkeit vorgestellt. Und wie es so ist im Leben, wenn
man adoleszent und erwachsen wird, wird man geschlechtsreif und
kann sich fortpflanzen und mehren. Nun, liebe CD, da Du das nun
nicht ganz alleine kannst, helfen Dir Tausende von glücklichen
CD-Brenner-Besitzer, nachdem sie zuvor das dazu erforderliche
Rohmaterial als MP3 aus dem Netz gezogen haben, auf daß den Anzugträgern
der Plattenindustrie das Herz kaspert.
Nachdem
hier wieder Goldrausch ist (Finanzamt!), konnte ich mein Aquarellinventar
nochens aufstocken. Bei meinem Output gingen die Papierreserven
zur Neige. Aquarellpapier ist in der Anschaffung relativ moderat:
Ein 30x40-Blatt von 270 g/m² kosten zwischen 1,50 und 2 Mark.
Das ist voll in Ordnung, denn selbst ein ruiniertes Bildchen geht
immer noch als Skizze oder Studie durch und kann in hundert Jahren
für teuer Geld vertickt werden …
Farben sind fast eine einmalige Anschaffung, die Düppchen halten
ewig, winzig wie sie sind. Was richtig ins Geld geht, sind gescheite
Pinsel. Vor zehn Jahren habe ich komplett auf synthetische Rot-Taklon-Pinsel
vertraut. Weil billich. Jedenfalls relativ. Nun dachte ich, es
sei mal Zeit für was richtiges: Rotmarderpinsel, echt Kolinsky!
(Kolinsky heißt der sibirische Marder, von dessen männlichen
Exemplaren die Schwanzfedern, äh das Schwanzfell zur Herstellung
derselben herhalten muß. Was der Marder davon hält, weiß ich nicht
…) Die Preise für solch erlesene Griffel sind allerdings exorbitant:
Ein Pinsel in Stärke 10 kostet 59,– DM, in Stärke 12 bereits 85,–
DM! (Exponentiell nennt man das wohl. Was kostet wohl Stärke 20
…?) Da habe ich mich dann doch einstweilen mit einem Mischhaar-Teil
für 21 Mark begnügt, und es geht auch: Der Pinsel hat eine feine
Spitze und nimmt Farbe auf wie Sau. Und ich krampfe jahrelang
mit so einem künstlichen Scheißdreck rum! Wobei ich denke, daß
der Preis gerechtfertigt ist, denn bei der aufwendigen Manufaktur
wird jedes Härchen persönlich in die Zwinge gebettet. Und der
Marder soll ja auch was für seinen Schwanz bekommen …
Recht bedacht ist das ja am Falschen gespart: Wenn ich bei SATURN
eine neue HP-Patrone kaufen muß, dann kostet die mich auch schon
60 Mark – was ich ja anstandslos zahle –, und die ist nach 2,
3 Monaten mit Sicherheit hinne!
Freitag,
16. April 1999
Daß meine Homepage und besonders dies diario relativ viel Insiderkram
beherbergt, liegt an der Natur eines Tagebuchs: Das ist ja der
Witz daran. Ich bin doch nur scharf auf so was, wenn ich mit persönliche
Details und intimen Geheimnissen rechne. (Sonst kann ich ja gleich
den SPIEGEL lesen.) Aber auch da muß ich enttäuschen: Cleared
by TL’s censorship.
Aber das Problem ist ohnehin ein geringes: Dem eingerosteten Counter
nach zu urteilen, können es eh nur Insider sein, die sich
auf meine Page verlaufen, seufz.
Freitag, 17. April 1999
Aus der Ferne erfuhr ich von Elmar Hörigs gar garstigem Schicksal.
SWwieauchimmer3 empfängt man hier im Öcher Loch nicht. Aus nichtigen
Gründen wurde er geschaßt, nach all den Jahren. Gab ja auch eigentlich
Zeit … (Die haben bestimmt noch einen Klon von ihm in der Schublade.
Zeit dazu hatten sie ja.)
Harald Schmidt schreibt dazu in seiner Kolumne »SCHMIDTs SCHNAUZE«
in der TV-Spielfilm 9/99:
Dienstag, 20. April 1999
Laß uns feiern. Heute ist ein denkwürdiger Tag, Hitlers 110ter
Geburtstag … neiiin, ich bin kein Neonazi geworden, bin ein alter
… neiiin, auch nicht. Doch dieses Datum kann ich mir so gut merken,
weil ich just vor 10 Jahren meine Fahrerlaubnis erworben habe.
An Adolfs Hundertstem, das ist jetzt für immer in mein Hirn oder
zumindest in meine driver’s licence eingeprägt. Heute würde ich
mir das Geld übrigens sparen …
Na, was verstopft mir denn da wieder den analogen Postkasten?
Eine Postwurfsendung »an alle Haushalte mit Tagespost«, mal wieder
von einem Teppichkrämer. »Ein offenes Wort. Sehr verehrter Kunde,
infolge offener Rechnungen sind wir gezwungen auf die vielen betroffenen
Einzelstücke weitere Reduzierungen vorzunehmen.« Zur Untermauerung
ist ein Gerichtsbeschluß abgedruckt, auf dem allerdings alle relevanten
Angaben verdeckt sind; wahrscheinlich selbstgepixelt. Aber Geld
für ein DIN A 2-Vierfarb-Hochglanz-Prospekt für alle haben sie
noch! Also, man erzähle mir was man will, aber das Geschäftsgebaren
dieser Teppichhändler kann unmöglich astrein sein. Zur Not argumentieren
die ja sogar mit dem toten Opa (siehe 04.
März ’99).
Mittwoch, 21. April 1999
Was ein Wahnsinn auf der Welt! Da basteln so zwei amerikanische
Milchbubis Höllenmaschinen und schicken sich und einige Klassenkameraden
zur selbigen. Bill Clinton – er kann so schön betroffen reden
– sagte tags drauf, daß die Schüler lernen sollten, Konflikte
mit Worten statt mit Waffen zu lösen. DAS SAGT DER RICHTIGE!
Alle Welt rätselt nun, wie diese Burschen an das Knoff-Hoff rangekommen
sind, um ihre Bomben zu bauen. Ja Du liebe Zeit, gibt es denn
noch etwas Simpleres? Aus Jux tippte ich mal ein paar verwerfliche
Begriffe in den AltaVista
– 50 Freistunden wollen irgendwomit vertan sein – und landete
mit dem ersten Link mitten in The Anarchist’s Cookbook.
Und da steht nun wirklich alles, von Juckpulver bis Nuklearwaffe.
Nächste Etappe im Straßenkampf mit den Musikanten. Ich habe beim
Amt für Law & Order angerufen – im Volksmund auch Ordnungsamt
geheißen. Dort sagte man mir, dafür sei das Bauverwaltungsamt
zuständig. Aha. Dort wiederum verwies man mich wieder zurück zum
Ordnungsamt. Eine ewigwährende Warteschleife drohte, daher ging
ich zum Bürgerbüro, der Anlaufstelle für Probleme aller Art. Die
kamen darauf, daß für Genehmigungen das Bauverwaltungsamt und
für Einhaltung derselben das Ordnungsamt zuständig ist. Soso.
Man rief da dann an und sagte mir, daß so ein Musikalist maximal
30 Minuten an der gleichen Stelle stehen dürfe und daß man sich
im übrigen »drum kümmern werde«. Da bin ich ens gespannt. Von
langer Dauer wird die Freude eh nicht sein, denn wenn die Tröte
weg ist, kommt die Geige, und dann der Leierkasten … Aber wenigstens
variiert dann mal das Repertoire.
Donnerstag, 22. April 1999
Das Fusionsfieber grassiert weiterhin: Die hochverehrte Deutsche
Telekom wird demnächst italienische Telecom sein. Dabei hatten
wir uns gerade an die häßlichen magenta/grauen Teflonzellen gewöhnt.
Was uns wohl als nächstes blüht …
Diese
Trötentussi! Ja, sie hat den Ort gewechselt. Allerdings erst nach
45 Minuten und nur um 25 Meter. Sooo geht das natürlich nicht!
Da bin ich rausgestapft und hab ihr mein Leid geklagt. Abgesehen
davon, daß ich eh nicht gerne Leute anspreche, kam mir auch der
halbe Liter schwarzen Tees in die Quere und potenzierte meinen
Pulsschlag. Jetzt muß ich mich aber erst mal wieder beruhigen,
und zwar vermittels einer silbernen Runde Faith No More.
Mittlerweile ist das Getröte so schlimm, daß ich schon gar nicht
mehr genau sagen kann, ob sie gerade spielt oder nicht, DENN ICH
HÖRE DAS GEDUDEL IMMER! Das grenzt an Körperverletzung, aus Richtung
Psychoterror kommend. Wenn die nicht echt bald spurt, schwärze
ich sie noch wirklich an. Oder stelle mich mitm Ghettoblaster
daneben und spiele auf halb Zwölf …
Freitag, 23.April 1999
Happy Birthday NATO. Das Feiern wird ja wohl dieses Jahr ausfallen,
ein Arbeitsessen sollte genügen. Das passende Feuerwerk hat es
ja schon letzte Nacht gegeben: Man bombardierte Milosevics Residenz
und den Hauptfernsehsender. Na prächtig, Ihr Strategen: Wenn ich
Krieg führen müßte, dann würde ich den Präsi und seine Propagandamaschine
doch zuallerallererst attackieren und nicht erst nach 4 Wochen!
Und von besetzten Personenzügen und Flüchtlingstrecks ließe ich
ganz die Flieger. Aber wo gebombt wird, fliegen Knochen.
Daß die Propaganda funktioniert, merkt man ja anhand von Statements
der serbischen Bevölkerung. »Kosovo-Vertreibungen – nie gehört.«
»Alles flieht vor der NATO.« Es ist schwer zu glauben: So dumm
können die Serben doch nicht sein!
Gewiß, was die NATO mittels Jamie Shea verlauten läßt, wird wohl
auch nur wenig mit der Realität zu tun haben, aber in der Tendenz
kann die Berichterstattung durch »unsere« Medien doch so falsch
nicht sein.
Heute sah ich nach langen Jahren noch einmal das Literarische
Quartett in Ihrem Zett-De-Eff. Kann es sein, daß Sigrid Löffler
Hellmuth Karasek immer ähnlicher sieht?
Samstag, 24. April 1999
Was lese ich da? Der Aachener Friedenspreis e.V. fordert, daß
der Karlspreis ’99 ausgesetzt werden soll. Hey, ich fände das
auch wenig strange, wenn Tony Blair das Teil erhalten würde, nach
seinem Irak-Abenteuer und mitten im Kosovo-Konflikt. Oder nennt
man’s jetzt endlich auch offiziell Krieg …?
Seit heute hat sie wieder angefangen, die wunderschöne Spargelzeit.
Soeben gab es die ersten Stangen der Saison, mit Quellmännern
und Sauce Hollandaise. Für die einen ist es Spargel, für die anderen
der längste Holzdübel der Welt.
Musikalisch will man mich wohl fertig machen: Nun ist Samstagnachmittag
und die Unmusikanten geben a Ruh – wahrscheinlich sind sie am
Geldzählen –, da ziehen seit einer halben Stunde vor meinem Balkönchen
die Aachener Humtata-Schützen vorbei. Feiern mit lustigem Marschgebrumm
ihr 1200jähriges Bestehen. Nun, ich will mal nicht so sein, das
nächste ist ja dann nicht so schnell …
Ich glaub’, das war’s, die letzte Woche schleife ich. So laßt
mich nun denn noch einen Marder in den Farbnapf tunken.