Aus gegebenem Anlaß:
Urlaubstagebuch Baltrum
4. bis 11. August 2001
Samstag, 4. August 2001
Nach anfänglicher Urlaubsmuffeligkeit meinerseits sind
wir nun doch in/auf Baltrum angekommen, ich liege auf meinem
leider zu kurzen Bett in Zimmer 8 in der hinter
Dünen versteckten Pension von Fischer Z.
Die Anreise: Wir haben dummerweise Online-Map&Guide vertraut,
wodurch wir einen Umweg durchs halbe Ruhrgebiet auf uns nehmen
mußten. Wir waren schon in Gelsenkirchen (auf Schalke)
als wir endlich die A2 fanden. M&G hätte freundlicherweise
darauf hinweisen können, daß vorher noch ein paar
andere BABs kommen.
Später raubte dann erhöhtes Verkehrsaufkommen eine
weitere halbe Stunde. Nur weil Niedersachsen es nicht auf
die Reihe kriegt, eine durchgängige Autobahn zu bauen.
Futsch war das eingeplante Stündchen Toleranz.
Doch was soll die Eile, ist doch Urlaub, mag mancher denken.
Die 15-Uhr-Fähre sah das slightly different
Baltrum ist eine Insel um hier mal eine hieb- und
stichfeste Aussage zu machen. England, Rhodos, Malle
wenn Urlaube, dann Eilande. Und Baltrum hätten wir beinahe
fast ebenfalls per Flugzeug erreichen müssen. Die Idee
kam uns auf der Suche nach einer Alternative zur nächsten
planmäßigen Fähre die um 22:30 Uhr!
Wegen des Tidenhubs fährt die Fähre nur circa alle
na, in Erdkitsch aufgepaßt?: sechs Stunden.
Der Parkplatzwächter schlug uns und ein paar weiteren
Zuspätgekommenen jedoch vor, ein eigenes Boot zu chartern.
Eine prompte Entscheidung tat Not, denn die Ebbe raubte zusehends
mehr vom feuchten Naß.
Mit den anderen Staugeplagten teilten wir uns die 200 Mark
Extra, die wir dem Fährmeister in die Hand drückten,
ohne Quittung, betrügerisch und unsozial. Natürlich
erst nachdem er uns übergesetzt hatte. Don't pay
the ferryman
Auf Baltrum ist der Betrieb von Kraftfahrzeugen untersagt
schon wieder so eine hammerharte Tatsache!
Für den Transfer des Gepäcks stellte uns unser Wirt
besagter Fischer Z einen Bollerwagen zur Verfügung,
wie sie hier üblich sind für den Transport jeder
Art von Gut und Brut.
Die Pension ist, versteckt hinter Dünen und Gebüsch,
eine schnuckelige Herberge am südöstlichen Ende
des besiedelten Teils der Insel. Schnuckelig means: ein bißchen
verbaut, nett eingerichtetes Zimmer, nur ein Kubikmeterchen
Kopffreiheit hie und da wäre praktisch.
Die Küche ist hervorragend, hat eventuell mit dem Nebenerwerb
der Pension zu tun: Bis 21:30 Uhr ist es auch eine Pizzeria.
Man kann sich vorstellen, daß so ein Abend recht lange
sein kann, wenn es um sechs das halbpensionsmäßige
Abendbrot gibt. Und gerade jetzt (um 20:00 Uhr) verlockt mich
der italienische Duft doch sehr
Hartbleiben!
Die restlichen Gäste waren bislang unauffällig
so viele sind es auch gar nicht. Bis auf die Kleinfamilie
aus Schwaben: Mama, Papa, Sohnemann (ca. 2 ½ Jahre).
Dabei ist das Gequake der Teppichratte unerwarteterweise gar
nicht störend. (Seine Lieblingsworte sind »Dumideine«
und »Dufi«, dessen Bedeutung(en) habe ich allerdings
noch nicht eruieren können.)
Die Pest ist allerdings seine Mutter, die volles Rohr daruflosschwäbelt
und dem armen Sven alle drei Minuten hinterherruft: »Sweehn!
Kommsch her!«
Nach dem ersten atemberaubenden Sonnenuntergang über
dem Meer es hat gar nicht gezischt , sinke ich
sodann auch in mein Bett.
Sonntag, 5. August 2001
Nach dem Frühstück eben brauche ich Gewaltphantasien
zur Karthasis schlaftrunken als erste Worte laufend
»Sweeheen« hören zu müssen, kann einen
schon zu Straftaten verleiten.
Von allen meinen Urlaubsinseln ist Baltrum die einzige, die
man bequem zu Fuß umrunden kann. Ein paar Mal am Tag
schafft das wer Lust hat. Versucht das mal bei England! Auf
der der Nordsee zugewandten Seite hatte es ebbebedingt weite
Flächen matschigen Sandes weitgehend menschenleer.
Wegen des Windes konnte ich erstmal in vivo die Entstehung
winziger Sicheldünen studieren. Der Trip hat sich gelohnt,
das ist mal klar.
Am
Strand lagen Dutzende Brustimplantate, einige mit Y-förmiger
Dekoration Kunsttitten auf dem Kriegspfad? Bis man
mir Landratte die Illusion zerstörte und erklärte,
das seien hundsgewöhnliche Quallen beziehungsweise hundsgemeine
der feurigen Art. They all need the sun to photosensitize
their venom.
Die Mama vom Sweehn erfreut sich immer noch des Lebens. Froh
sollte sie wirklich sein, jedes weitere Frühstück
mit der Dokumentation ihrer erzieherischen Unfähigkeit
bringt ihren Hals einer satten 390°-Drehung näher.
Montag, 6. August 2001
Die Mama von Sweehn ist immer noch da und geht ihren mütterlichen
Pflichten nach oder jedenfalls dem, was sie dafür
hält.
Ich vermute, daß es zwischen Mama und Papa nicht mehr
so klappt schließlich haben die noch miteinander
geredet , und nun bekommt der arme Lütte die ganze
Breitseite elterlicher Fürsorge ab. Mittlerweile steigt
auch der Vater ins Sweehn-Rufen ein.
Und ich weiß immer noch nicht, was ein Dufi ist.
12:30 Uhr, Ortstermin Sonnenterrasse der »Welle«,
das Resto beim Hallenbad. (Wozu eigentlich ein Hallenbad?!
Wasser hat's hier in rauhen Mengen. Und was man hier
einen Sand klauen könnte!) Hier nimmt man Mengenwünsche
wörtlich: eine große Cola ist ein solider halber
Liter.
Das Wetter ist diesig verhangen, ganz im Gegensatz zu gestern,
als der Wind weiße Wolkenberge vor sich her schob.
Ich schlürfe die süße Plörre in Erwartung
von Matjes auf Schwarzbrot. Weder beides pflege ich sonst
zu mir zu nehmen.
Was ist mit Sweehn passiert? 14:00 Uhr. Papa und Mama lesen
wortlos im Vorgarten. Hat man ihn gemeuchelt? Ach was, diese
Kurzen machen doch alle ein Mittagschläfchen. Wie ich
jetzt.
Dienstag, 7. August 2001
Wenn Erholung der Zweck von Urlaub ist, dann habe ich das
Klassenziel verfehlt.
Ich bin gerädert wegen des Bettes. In dem kann man weder
gut schlafen, noch gut lesen, noch gut schreiben. Man merkt's
an der beklagenswerten Qualität dieses Geschreibsels.
Das einzige, was man gut drin kann, ist schlecht träumen.
Jesses, was hab ich mir in den letzten drei Nächten eine
Scheiße zusammengeträumt!
Der Teufel hole die Halbpension. Nicht daß das Futter
schlecht wäre, gerade im Gegenteil. Und noch nie ist
eine Mahlzeit ausgefallen. Trotzdem lebe ich in steter Panik
zu verhungern und mäste mich bereits am Frühstückstisch.
Wer weiß wann's wieder was gibt. (Fünffache Alliteration.)
Mittags wird natürlich auch irgendwo geschlemmt, s'ist
lang bis sechs zum Abendbrot, beste Jugendherbergszeit. Und
für lange Abende horte ich immer etwas Schoki. Im Effekt
fresse ich also bis der Ranzen spannt.
Wir haben übrigens herausgefunden, was Dufi ist. Der
Panz hat ein Spiel mit Dominosteinen (Dumideinen) von Disney.
Mithin ist Dufi schlicht Goofy. Hm, worüber zerbrech
ich mir denn jetzt den Kopf?.
Es erweist sich als grob fahrlässig von mir, die Digicam
zwar mitgeschleppt aber bislang unberührt gelassen zu
haben. Vor lauter Angst, es könnte ein Sandkörnchen
oder Salzwassertröpfchen die wertvolle Optik/Mechanik
schädigen, habe ich versäumt die rattenscharfen
Lichtverhältnisse der ersten Tage zu nutzen: prächtige
Farben, imposante Wolkenformationen, interessante Kontraste
und faszinierende Muster. Seit gestern ist der Himmel eine
recht einheitlich graue Angelegenheit, aus der es hin und
wieder unmotiviert pieselt. Doch hier ändert sich das
Wetter mitunter ja binnen Minuten.
Ich bin zwar Dünenfan, allerdings visueller. Mich mit
nassem Hintern in dies sandige Zeug zu setzen, widerstrebt
mir doch sehr. Außerdem sind das hier keine echten Dunies:
Die Sandhaufen sind alle überwuchert von Strandhafer.
+++ Gimme a break
+++
Boah ey, ich sehe gerade
beim Abtippen, wieviel Zeug das noch ist!
Werde meine Geschwätzigkeit irgendwann wohl mal zügeln
müssen.
+++ Break's over +++
Die Insel muß ein Paradies sein für junge Familien,
von denen man auch reichlich sieht. Keine Autos, kaum wilde
Tiere und reichlich Kioske mit Süßkram, die verhindern,
daß sich die Brut allzuweit entfernt.
Jedesmal wenn wir einen Papa und eine Mama passieren, die
die Frucht ihrer Lenden im Bollerwagen durch die Dünen
transportieren, überkommt mich ein eigenartiges Gefühl:
eine Mischung aus schlechtem Gewissen, Trotz und Widerwillen.
Ihre Blicke scheinen zu fragen: »Und was ist mit Euch?!«
Immer noch Dienstag, nunmehr 20:30 Uhr
Die wortkarge aber hübsche Azubine gießt mir gerade
ein Hefe ein. Aktiver Mückenschutz, die Biester sind
recht angrifflustig geworden, beißen schon am helllichten
Tag.
In Pizzeria von Fischer Z wimmelt es vor Pizza-Abholern. Wahrscheinlich
Selbstverpfleger, die nicht tun, wie ihnen geheißen.
Es riecht hier im ganzen Haus den halben Tag (oder den ganzen
Tag im halben Haus) zwar verlockend nach Pizza, essen sollte
man sie jedoch nicht: Der Teig ist nicht besonders, der Belag
weitgehend aus der Dose und der Käse schließt den
Rundling hermetisch ab. Schon komisch, denn die sonstigen
Speisen anläßlich unserer Halbpension (HP) sind
vom Feinsten, drei Gänge, abwechslungsreich, womöglich
gesund und liebevoll zubereitet.
HP erinnert mich an Homepage. Ob es ihr gutgeht? Heute würde
ich normalerweise die Stats vergleichen.
Die wortkarge aber hübsche sagte ich das schon?
Azubine spült gerade Gläser. Zuerst hielten
wir sie für die Tochter des Hauses. Aber die Fragen,
die sie als schätzungsweise 16jährige der Chefin
stellt (»Was ist Hefeweizen?« »Erdinger.«
) machen es schwer vorstellbar, daß sie in einem Gastronomiebetrieb
aufgewachsen sein könnte.
Schreibblockade! Mir fällt plötzlich nix mehr ein.
Dann blättere ich eben etwas in der GLAMOUR im albernen
Sommerformat und informiere mich über wichtige Tips für
tolle Haut, sexy Busen, Farbe fürs Haar.
Was bin ich froh, daß ich keine Frau bin.
Gespräch am Nebentisch: Die vier Frührentner schwadronieren
über die feinen Nußecken Grinsen auf TLs
Gesicht , die irgendeine Bekannte zuzubereiten vermag
und die demnächst mal um das betreffende Rezept angegangen
werden soll. »Oder ich guck mal im Internet.«
Hustenanfall TL! Schöne Grüße, mein »Rezept
für Nußecken« ist bei Google auf Platz
1.
Das wortkarge aber hübsche Fräulein ist gegangen
und hat dankenswerterweise das Radio abgestellt mit den ebenso
häufigen wie dämlichen Jingles bezüglich der
»superduper Megahits der 80er und 90er und natürlich
dem Besten von heute« , eine akustische Pest, die anscheinend
deutschlandweit grassiert.
Bedtime for Sweehn. Gerade kommen seine Eltern, jeder mit
einem Buch. Klar, sonst müßten sie ja miteinender
reden.
GLAMOUR
hat doch was:
»Warum glauben Männer es, wenn sie hören:
Ich will dich nie wiedersehen!? Weil Männer die
Sprache als Verständigungsmittel benutzen und nicht als
Kasperletheater.«
Mittwoch, 8. August 2001
Die Schwabenglucke sondert nach wie vor eine Menge überflüssigen
Zeugs ab. Swee-hen tue dies nicht, Swee-hen tue das nicht.
Also weisch! Jetsch höramal. Du bisch so ein schlimmes
Kind. (Wenn sie so weitermacht, wird er es bestimmt.)
Und dann diese leeren Drohungen die ganze Zeit: Wenn du
net aufhörsch, gibsch amal an Schlag. Erfahrene Erzieher
und Kidnapper wissen: Wenn ich mit was drohe, muß ich
das bei Nichterfüllung meiner Forderung dann auch durchziehen,
sonst nimmt mich doch keiner mehr ernst. Und genau das tut
der gute Sven. Aber hey, sollte die anfangen ihren Knaben
zu prügeln, dann spiel ich aber mit!
Das friesische Nationalgetränk ist Tee. Zuerst dachte
ich: Tee, bah wie langweilig. Seinen speziellen Reiz erfährt
er aber erst durch die typische Zelebrierung der Zubereitung.
Der Ostfriese nimmt ihn so zu sich: Man legt ein fettes Stück
Kandis, das sogenannte Kluntje, in die Tasse, gießt
den Tee drüber und tröpfelt ein Wulkje Sahne dazu.
Nicht umrühren! Wenn man genug hat, stellt man sien Lepel
in't Koppke. Aber: mindestens dree Koppkes, datt mutt.
Das geplante Abendprogramm ist so richtig ins Wasser gefallen.
Als wir uns auf den Weg zum Inseltheater gemacht haben
man gab »Arsen und Spitzenhäubchen«
gerieten wir in eine dermaßene Schauer, so daß
wir binnen einer Minute triefend naß den Rückweg
antreten mußten. Ein Kleidungswechsel schien ratsam.
Als wir wieder trocken waren, hatte das Stück schon angefangen
und ich verspürte wenig Lust, in die laufende Vorstellung
zu porteln.
Die Schauer war natürlich nach zehn Minuten vorbei.
So schlecht finde ich die unmittelbare Erfahrung des Wetters
hier auf der Insel nicht: Eine steife Brise (force nine blowing
on Beaufort scale) mag ich sehr, auch darf es gerne mal tüchtig
losplattern. (Nur bitte nicht, wenn ich ausnahmsweise mal
ins Theater will.) Für Wind & Wuthering wird man
umgehend entschädigt mit tollen Ansichten von Wolkenbergen,
Regenbögen, Glorien etc. Aber was red ich vom Wetter,
wen interessiert denn das?
Donnerstag, 9. August 2001
So langsam gewöhne ich mich an Baltrum. Heute stand
eine zünftige Wattwanderung auf der Agenda. Gehört
ja wohl dazu. Details? Macht selber eine oder kauft Euch ein
Fachbuch! Unser Wattwurm, äh Wattführer erzählte
allerhand über das vorgefundene matschige Getier.

Als ich als Kind das erste Mal an der Nordsee war, war ich
schon enttäuscht: Man stellt sich einen Ozean vor mit
großen Pötten, und dann liegt so ein matschiges
Nichts vor einem und man wird mit dem kargen Hinweis abgespeist,
das Wasser käme später. Na super, wie soll das ein
Neunjähriger verstehen? Wenn man ihm auch nicht schlüssig
erklären kann, wo das Wasser denn zwischenzeitlich hin
sein soll.
Nach verrichtetem Tagewerk sitze ich nun im Café Kluntje,
einem urigen Gemäuer, in dem es kein Möbelstück
zweimal gibt. Hier werde ich erst mal eine Weile hocken bleiben.
Zur intellektuellen Erbauung habe ich die Ostfriesen-Zeitung
bei mir im Urlaub lese ich gern so ein schräges
Zeug. Gestern gab's die BILD, und ich konnte sie auch prima
nutzen: um unser nasses Schuhwerk zu stopfen.
Dies Café ist wie man sich eins vorstellt: Aus den
Boxen schallt das Girl von Ipanema, dezent untermalt vom Geschnatter
der urlaubenden Seniorinnen.
Ah,
der nächste Pott Tee wird gebracht. Habe der Bedienung
schnell klar gemacht, daß sie mir mit weniger als einem
halben Liter nicht zu kommen braucht. Spart ihr ja auch Lauferei.
Man trinkt den Tee hier aus kleinen, extrem dünnwandigen
Porzellantäßchen. Albern für einen Kerl wie
mich, der zuhause gern alles ab Nulldrei hat. Das Kännchen
typisch weiß mit blauem Ornament steht
auf einem Stövchen. Dies Ensemble kennt man aus Jungmädchenzimmern.
Tanten schenken so was gerne zur Kommunion »für
die Aussteuer«. (Die ja kein Mensch mehr braucht.)
Die Beschenkte zelebriert den Akt der Teeaufnahme dann auch
einmal mit ihrer besten Freundin auf dem Patchworkteppich
hockend, danach wird das Service im oberen Regal mit der Aufgabe
des Staubfangs betraut. Und zwar solange, bis das Mädchen
mit ihrem Freund zusammenzieht: Kein Mann will so was in seinem
Hausrat sehen. Die Minitassen und Löffelchen kriegt dann
die Nichte.
Sonntag, 12. August 2001
Morgens, noch im Bett liegend. In meinem Bett. Das
mit der festen Matratze und den zwei Plumeaus und Kissen.
Vom diesem Urlaub nehme ich mehr als Eindrücke und Erfahrungen
mit. Nämlich gesunde Gesichtsbräune und was mir
an Gewicht noch fehlte.
Den Rest vom Urlaub verrate ich nicht!

Dienstag, 14. August 2001
Gestern waren wir häuslich fleißig: Im fünften
Stock hatte sich wieder eine Menge überflüssiges
Mobiliar angesammelt, das der Vernichtung harrte.
Für den sperrigen Müll hat Aachen ein praktisches
System: Zweimal im Jahr darf man die Müllabfuhr bestellen,
welche an dem Termin auch kommt und den ganzen Plunder mitnimmt
fast alles, auch TV, Kühlschrank und atomare Brennelemente.
Die Bürger sagen dann, sie hätten »Sperrmüll
bestellt« , was natürlich Quatsch ist: Der Müll
ist ja schon da.
Eigentlich brauchte man die Abfuhr gar nicht anzufordern:
Wir hatten noch nicht alles unten, da wurde es schon von begierigen
Interessenten fortgezerrt. Und das sind durchaus nicht alles
Penner.
Urbane Bräuche: Als die Müllabfuhr kam, war unser
Müllberg schon arg zerfleddert. Daß mein Fahrrad*
schnell wegging, hat mich nicht gewundert: Einige Studis basteln
aus fünf alten ein neues und verticken das dann.
(* Ja, mein schönes Rädchen, auf dem ich 1000de
Kilometer gebuckelt habe, schluchz. Aber es hätte abermals
soviel erneuert werden müssen, daß ein Neukauf
günstiger kommt. Falls ich meinen Hämos so was überhaupt
zumuten möchte.)
Daß zwei uralte Matratzen so schnell dankbare Abnehmer
gefunden habe, erstaunt mich allerdings: Bereits beim Transport
nach unten rieselte mir der poröse Schaumstoff entgegen.
Freitag, 17. August 2001
In letzter Zeit erreichen mich sehr viele Viruswarnungen.
Per eMail! Darin wird gewarnt, so ein böser Wurm könne
das Internet lahmlegen. Danke für die Warnung. Kann er
bestimmt. (Allerdings glaube ich, daß so eine Mail das
auch nicht groß verhindern kann.)
Diese Mails nennt man Hoax: eine Virenwarnung für einen
Virus, den es nicht gibt.
Wenn alle Empfänger den Rat beherzigen und die Mail an
alle ihre Bekannten weiterleiten, hat das den gleichen Effekt
wie ein Wurm-Virus. Der Urheber braucht sich allerdings nicht
die Mühe zu machen, etwas zu programmieren.
>> Es ist sicherlich besser, diese Nachricht 25 Mal
zu erhalten, als gar nicht!
Irrtum!
Wir merken uns: eMails von Unbekannten bzw. mit suspektem
Betreff (meist in englisch) werden ungelesen gelöscht.
Viel entgehen tut einem in der Regel da nicht, es sei denn,
man will mal nackichte Frauen sehen und die demnächst
überflüssigen Schlafscheine loswerden.
Und nicht angeforderte eMailanhänge werde gelöscht!
Auch wenn das liebevoll zusammengebastelte Kettenbriefe sind.
Der einzige Reiz: Man erfährt aus dem Header, wen der
Besorgte so alles kennt.
Samstag, 18. August 2001
Happy Birthday Mum.
Sonntag, 19. August 2001
Diesen Sommer kann sich nun wirklich niemand beklagen, es
wäre zu kalt oder verregnet. Seit Tagen kommt man nicht
hinterher mit dem Trinken, so schnell ist das wieder draußen.
Samstag, 25. August 2001
Happy Birthday Schätzchen! Wir feiern heute keine Fete
aus schlichten Gründen: Wir wollen nicht den ganzen Tag
(in dieser Affenhitze) im Haushalt wuseln, nur um abends ein
paar Stunden gemütlich zusammenzuhocken. Außerdem
hat sie morgen auch noch Dienst, also anderes Programm: Fahrt
ins Blaue bzw. Grüne, ein Urlaubstag in der nördlichen
Eifel.
Weil mir wieder nix Gescheites einfiel zu schenken, habe ich
einfallslos einen Lottoschein ausfüllen lassen. Eine
lohnende Sache: Vier Richtige, Einsatz verzehnfacht.
Dienstag, 28. August 2001
Happy Birthday Juhudith.
Schock in der Abendstunde: Der Ton meiner GATTACA-DVD leiert!
Ja kann denn so was sein? Wie war das nochmal mit digital
und kein Qualiverlust und so?! Auch bei der Groundhogday-Scheibe
gibt es mitten im Film einen unbegründeten Softwareaussetzer.
Die DVD sei verunreinigt oder verkratzt, das Programm verweigert
die Arbeit. Weit und breit kein Kratzer zu sehen. Wenn das
jetzt um sich greift wird mir der Spaß an dem Medium
schnell vergällt. Schade, wo ich doch in letzter Zeit
fast alle zwei Tage einen neuen Film gekauft habe.
Noch 125 Tage bis zum Euro. Wie gesagt, gegen die Währung
habe ich nichts, allerdings gegen den Namen. (Seit ein paar
Jahren ist alles irgendwie euro-, so wie in den 80ern auf
einmal alles bio- oder öko- war.) Ich werde fortan nur
noch von Talern sprechen, bis mir jemand einen besseren Vorschlag
macht.
Komplett konfus wird es ja bei den Europfennigen. Zum einen
kann die deutsch Zunge ßent nicht auf Anhieb aussprechen,
zum anderen muß man immer das ungeliebte Präfix
davorsetzen, um sie nicht mit den US-Cents zu verwechseln.
Wie soll ich allerdings in Zukunft Zehnteleuros nennen? Talerchen?
Donnerstag, 30. August 2001
Habe ein neues Büro: Der Besprechungssaal neben unserer
alten Kammer sollte umgewidmet werden für neue Mitarbeiter.
Das geht natürlich nicht, drängel! Nun ist ein wahrer
Ballsaal mein Büro, endlich eine repräsentative
Arbeitsstätte. Allerdings hat mich der Umzug anderthalb
Tage gekostet. Zeit ist eine knappe Ressource, denn das neue
Kursprogramm muß raus.
Gute Nachricht von der DVD-Front: Die GATTACA leiert nicht
mehr. Leider weiß ich nicht warum. Wenn sie's fortan
auch nicht mehr tut, soll's mir auch egal sein. Und der Aussetzer
in dem anderen Film liegt anscheinend an meinem zart besaiteten
Laufwerk oder der verzärtelten Soft.
Freitag, 31. August 2001
Es sollte mich ja nichts mehr wundern: Jetzt ziehen sie am
Nachbarhaus ein Gerüst hoch! Willkommen Baustelle No.
4. Ist das noch normal? Sollte ich mir die Gehörnerven
kappen lassen?
Bis demnächst auf diesem
Bildschirm,
troll |