Samstag, 1. September 2007
In krasser Fehleinschätzung, was der Anwender eigentlich
braucht, zeigt die Internationale Funkausstellung in Berlin
derzeit wieder, was Technikern mit stolzer Brust an Features
und Gadgets und mannigfaltigen »Standards« in
letzter Zeit so alles eingefallen ist. Da ist der Fernseher
oft intelligenter als der, der davor sitzt.
Die meisten Menschen denken allerdings nicht an mangelnde
Bildauflösung, wenn von Verbesserungen beim Fernsehen
die Rede ist. Immerhin passt sich die Form des Gerätes
im Falle des Flachbildschirms dem Programm an.
(Man kann schon froh sein, dass es das Überall-Fernsehen
noch nicht wirklich überall gibt wie das allgegenwärtige
Radiogedudel. Obwohl, damit würde sich der Zwangsmitgliedschaftsbeitrag
vielleicht rentieren, den ich sogar zweimal an die GEZ zahle,
weil ich sowohl Mensch als auch Firma bin – auch wenn
ich nur jeweils ein Paar Augen und Ohren habe und damit am
gleichen Gerät gucke und höre.)
Fürr misch persöhnlich is datt janze moderne Zeuch
wieso unintresand:
Solange ich keine sieben Ohren und keine Augen am Hinterkopf
habe, brauche ich auch keinen Dolby-7.1-Zeit-und-Raumklang
und 360°-High-Definition-17-zu-4-Breitbildschirme. Da
ich aber noch Besitzer zehn intakter Finger bin, lege ich
großen Wert auf mehr als eine Taste zum Bedienen, sieht
der Schnickschnack auch noch so stylish aus.
Sonntag, 2. September 2007
Der offene Dom zu Aachen gibt Gelegenheit, von ein paar Aufnahmen
letztens den Gegenschuss zu machen. Außerdem patriotischen
Bewohnern bonbonbunter Häuser auf die schmuck geschmückten
Dachgärten zu schauen.

Montag, 3. September 2007
Endlich wieder zu haben: Stollen, Zimtsterne, Marzipankartöffelchen,
Früchtebrot, Pfefferkuchen, Makronen, Kipferl, Krokant,
Lebkuchen, Dominasteine, Spekulatien – hmm lecker,
mir ist jetzt schon schlecht.
Die einzige Süßware mit ganzjähriger Berechtigung
sind die Baumstämme ausm Aldi:

Auf dem Weg zum kleinen Geburtstagskaffee – nächstes
Jahr wird rund gefeiert – kam ich am Freiluftkonzert
der Musikschule im Hof vorbei: Sooo macht Straßenmusik
Spaß!

Donnerstag, 6. September 2007
†, jetzt gibt es nur
noch zwei Tenöre.
Ma il mio mistero è chiuso in me,
il nome mio nessun saprà!
No, no, sulla tua bocca lo dirò,
quando la luce splenderà!
Ed il mio bacio scoglierà
il silenzio che ti fa mia!
Dilegua, o notte! Tramontate, stelle!
Tramontate, stelle! All'alba vincerò!
Vincerò! Vincerò!
Freitag, 7. September 2007
Wie letztes Jahr bei der Pferde-WM – nur diesmal ohne
Pferde – gibt es beim September-Special zehn Tage lang
auf vier Bühnen in der Innenstadt Livemusik – för
ömmesöns, wie der Öcher sagt.
Sonntag, 9. September 2007
Leider schert sich der Drehorgler einen feuchten Kehricht
um die Tatsache, dass auf den Bühnen talentierte Musiker
spielen. Die Kakophonie aus Orgelspasti und Livemusik führt
zum akustischen Overkill. Der Kerl mag eine Genehmigung haben,
aber keinen Respekt. Der macht keine Musik. Der dreht am Rad!
Die 11 September
So Abkürzungen sind nicht ohne. Hol's der Teufel. Aber
der will's wohl auch nicht haben.
Mittwoch, 12. September 2007
Das Rätsel ist gelöst: Für alle Wagemutigen
steht nun an ungewohnter Stelle (auf dem Katschhof zwischen
Dom und Rathaus) das Riesenrad, das letztens auf dem Bend
gefehlt hat.

Freitag, 14. September 2007
Es war nicht alles schlecht unter Herman: Ab heute talken
Beckmann und Tietjen.
Samstag, 15. September 2007
Heute ging es runter zum 50. Breitengrad, wo uns ein glänzend
vorbereiteter Gastgeber erwartete. Außer einer Stadtführung
und kulinarischen Highlights – leider ohne Saumagen
– hätte es beinahe auch noch Karten fürs Kabarettfestival
im 3sat-Zelt gegeben. Und für den ZDF-Fernsehgarten morgen
früh. Nun ja, zu viel der Vorbereitung ist auch nicht
gut …
Mit Mainz hatte ich bisher nicht viel zu tun. Obwohl ich
doch bis vor zehn Jahren Rheinland-Pfälzer war. Vielleicht
hätte ich mich nicht von dem Witz aus Jugendtagen beeinflussen
lassen sollen, der so ging:
Zwei Nutten gehen durch Mainz.
Da sagt die eine: »Meenz is e Drecksloch.«
Antwortet die andere: »Meens ooch.«
Zweiteres kann ich nicht beurteilen, doch ersteres ist eindeutig
falsch. 's is' schön da. Neben der eigentümlichen
Verkehrsführung ist die rheinlandpfälzische Landeshauptstadt
auch sonst überaus sehenswert.
Dem hungrigen und dürstenden Reisenden, der einmal warme
Speise und kühlen Trank unter einem geschichtsträchtigen
romanischen Kreuzgewölbe zu sich nehmen möchte,
dem sei wärmstens die ehemalige Spitalkirche Heiliggeist
empfohlen. Die Cuisine ist exquisit, die Portionen sind gigantisch
und die hausgemachte Limonade mit Minze und Waldmeister ist
so giftiggrün wie süffig.

Mein Freund Alwin hätte seine Freude gehabt:

Die Zeit im Dom von 1021 bis 1031 stelle ich mir sehr lecker
vor:

Sonntag, 16. September 2007
Ein neuer Tag, eine neue Landeshauptstadt. Man bekommt angesichts
der Fassaden im mondänen Wiesbaden mächtig Appetit
auf Buttercremetorte, mindestens fünfstöckig.


Dienstag, 18. September 2007
Wolfgang Schäuble wird 65. Ich habe heute noch keine
Nachrichten gesehen: Was hat er denn zum Geburtstag gekriegt?
Den Bundestrojaner? Endgültige Narrenfreiheit? Rente
ab 67? Schusswaffen auch für Jugendliche – solange
sie dabei nicht rauchen?
Bei E-Mails mit der Betreffzeile »Gelangweilte Innenminister
aus Deiner Umgebung wollen alles!« sollte man als
Terrorist also vorsichtig sein. Alle anderen klicken bitte
hier.
Dabei gibt es schon so genug Spam. Spam,
Spam, Spam. Halb Nigeria will einem Millionen Dollar schenken.
Immer dieses »Enlarge your penis« – ja wohin
denn mit dem Zeug?! Und ständig diese dämliche Reklame
für Mittel gegen erektile Dysfunktion wie Viagra®
oder Cialis® – wo es doch auch Levitra® gibt
…
Samstag, 22. September 2007
Nach vortrefflicher Stärkung Fete im Pfarrhaus:

Heute vor 15 Jahren war übrigens mein erster Tag als
Studi.
Damals sah das Studentenleben, speziell am Abend, etwas anders
aus: Es gab Cocktails nur in drei Mini-Cocktailbars, und die
Happy-Hour war noch nicht erfunden – so konnte ein lustiger
Abend schnell mal das karge BAföG dahinschmelzenlassen.
Die Wirte hatten die Außengastronomie noch nicht für
sich entdeckt. War der Stuhl an sich überhaupt schon
erfunden? Damals saß man bis in den hohen November hinein
bei allem oberhalb von acht Grad Celsius zu Tausenden auf
dem Markt im Kreis auf dem Boden, trank überteuertes
Flaschenbier aus umliegenden Kiosken, zündelte stimmungsvoll
mit Kerzen, spielte Gitarre, ließ den Marktplatz durch
Gebrabbel in mystischem Raunen erklingen, verkühlte sich
die Innereien und hinterließ allabendlich ein Schlachtfeld.
(Was macht heute eigentlich die »Flasche leer?«-Oma,
die ihren Lebensunterhalt mit dem Mopsen von Leergut bestritt?
Sie fand Flaschen auch wenn nicht leer gut, wie man am Plätschern
hinter sich leidvoll erkennen musste, wenn man sein Bier fahrlässigerweise
unbeaufsichtigt gelassen hatte.)
Heute dagegen gibt es Cocktails fast in jeder Frittenbude,
und der akademische Nachwuchs räkelt sich draußen
in bequemen Korbstühlen mit Decken und Heizstrahlern
oder lümmelt sich in plüschigen Lounges, während
Fachpersonal eilige Alkoholika serviert.
Wie süß, Opa erzählt vom Krieg …
Montag, 24. September 2007
Ominöse Fehlermeldungen, Photoshop meckert ständig,
Speicherprobleme an allen Ecken (zum Glück keine Kellerprobleme
…) – ein neuer PC muss her! Nach Zählung
der Neuzeit ohne die Dinosaurier VC20, C64 und TI30 wird es
schon Computer Nummer fünf.
—
Als mich der Verkäufer bei Datec nach einer knappen
Stunde Verkaufsgespräch mit Handschlag und mehrfacher
Verneigung überschwenglich verabschiedete, schwante mir:
Irgendetwas musste ich falsch gemacht haben …
Mittwoch, 26. September 2007
Wieder Phantasialand, diesmal mit tapferen jungen Damen,
die sogar todesmutig der Black Mamba trotzten.
Auch wenn zuvor einiges an Überzeugungsarbeit nötig
war. Mein stichhaltigstes Argument, dass da ja kaum abbe Köpfe
oder sonstige Gliedmaßen rumliegen, trug nicht so recht.
Doch die kurze Warteschlange ließ wenig Zeit zum Überlegen.
Man fasste sich Herz und Hoff.
In dies Wunder der Ingenieurskunst sollte man immerhin mehr
vertrauen als in eine Achterbahn auf der Dorfkirmes, die jede
Woche von unterbezahlten Sonderschulabbrechern aus Molwanîen
woanders aufgebaut wird.

Donnerstag, 27. September 2007
WDR2 weckte mich um sechs Uhr früh wie folgt: »Die
Altstadt von Aachen steht unter Wasser«. Schluck!
Beziehungsweise doch nicht schluck. Denn mein Domizil
befindet sich noch ein paar Meter tiefer als die Altstadt
– wenn die unter Wasser stünde, das würde
ich merken.
(Sie meinten die Altstadt von Knollimünster, einem Ortsteil
von Aachen.)
Freitag, 28. September 2007
Spiegel Online meldet: »Konsumzurückhaltung:
Deutsche kaufen immer weniger ein« So ein Quatsch.
Vielleicht sollte ich mein Spiegel-Online-Abo auch überdenken.
Denn: Willkommen TROLL_5!
Nun habe ich mindestens eine Woche damit zu tun,
- alle Daten zu migrieren,
- essentiellste Fonts zu integrieren
- sämtliche Einstellungen zu justieren,
- unzählige Programme und Tools zu installieren,
- Icons und Shortcuts an ihren Platz zu navigieren,
- mich im meterlangen Startmenü zu orientieren (jedes
Pippi-Programm glaubt ja, dort einen prominenten Platz verdient
zu haben)
- und vor Vista zu kapitulieren ...
Nix da, ich werde Windows zeigen, wer der Herr im Haus und
an der Maus ist. Und in dem Zusammenhang ergründen, worin
der tiefere Sinn von Vista liegt – außer in durchsichtigen
Fensterrahmen und Flip3D. Noch bunter als XP konnte Windows
nicht werden, da blieb wohl nur cooleres und stylisheres Design.
Apropos Aussehen: Ein stabiles Betriebssystem sieht
anders aus.
Ob ich allerdings verstehen, einsehen und gutfinden werde,
dass nun zwei Unterordner im gleichen Verzeichnis denselben
Namen haben dürfen, beziehungsweise dass derselbe Ordner
mal Spiele und mal Games, mal Programme und
mal Program Files heißen darf, weiß ich
noch nicht.
Samstag, 29. September 2007
Gestern Hochwasser, heute Kaufgelegenheiten: Watt dem ehnen
sing Uhl, is dem annern sing Nachtijall.

Sonntag, 30. September 2007
Die Äh-äh-äh-ra Stoiber geht, äh, zuende.
Lasst uns also in der gludernden Lot eine Blume hinrichten
– in zehn Minuten! – und ihn beim Büro für
Bürokratieabbau in Brüssel endlagern.
In der Heimat gab's das 38. Gerolsteiner Sprudelfest. Das
war vor Jahren der Höhepunkt im Jahreskreis –
neben Karneval, Kirmes, Weihnachten und diversen anderen Lustbarkeiten
natürlich.
Damals gab es einen riesigen Flohmarkt – mit echtem
Trödel, nicht so viel Fabrikware aus Fernost wie heute.
Das beste für uns Kinder: Alle paar Meter stand ein Gerolsteiner-Büdchen,
an dem man kostenlos becherweise Gerolsteiner Limo und Cola
bekam. Für die Großen gab es Gala-Programm im Festzelt
an der Kyll. Alles, was im Showbiz einen Namen hatte, alle,
alle waren sie da: Roberto Blanco, Tony Marschall, Heino,
Rex Gildo, Black Föös und was weiß ich.
Diesmal beschränkte sich die Festivität aufs Markttreiben
und die allseits beliebte Tombola, deren Lose die Honoratioren
der Stadt – Bürgermeister, Ex-Bürgermeister
und Joe Cocker – in bunten Eimerchen feilboten und bei
der wir Gemmen und Geschmeide sowie einen Behälter aus
flexiblem Kunststoff, der an gepolsterten Gurten auf dem Rücken
getragen, dem Transport von Gegenständen dient, abräumten.

Es sah stellenweise ein bisschen aus wie in Police Squad:

Oder auch wie in Stars Hollow:

(Servicenotiz: Die siebte und letzte Staffel der Gilmore
Girls wird ab dem 26. Oktober 2007 immer freitagsabends
auf VOX ausgestrahlt!)
»Thomas, läuft das Band?!«
–
»Jaaaaa!!!« |