– Juni 2019 –
Samstag, 1. Juni 2019
Unabhängig von aktuellen Hochzeiten muss ich mal meinen allgemeinen Hochzeits-Knigge kundtun:
Wird bei Bedarf erweitert.
Montag, 3. Juni 2019
Weil Werbung bei FB und Insta um Längen billiger ist als in Druckerzeugnissen, wirkt sie auch um Längen billiger. Man bekommt da abstruse Dinge angeboten, die einen an die kleinen Schwarzweiß-Reklamen am unteren Rand der Funkuhr in den Achtziger Jahren erinnern, die für Penisex und Vagisan warben. Auch bei der Auswahl der Zielgruppen herrscht oft wenig Sorgfalt. Oder warum bekomme ich Werbung für ein Nagelstudio in Nürnberg und sonstige Klitschen angezeigt?!
Dienstag, 4. Juni 2019
Andrea Nahles ist als SPD-Vorsitzende zurückgetreten. Wahlerfolge und zuviel Unterstützung durch Parteifreunde waren nicht der Grund … Davon kann man halten, was man will – verbessern tut sich dadurch erstmal nichts. Es wäre schön, wenn auch mal politische Entscheidungen Breaking-News-tauglich wären, nicht nur personelle. Kommissarisch geleitet werden die Spezialdemokraten nun von einem Trio: Malu Dreyer, Manu Schwesig und die hessische Geheimwaffe Thorsten Schäfer-Gümbel, der auch gleich die Initialen für das Kommando mitliefert: TSG – the suicide girls. Wohlan, mit einer Troika hat die SPD ja beste Erfahrungen … Der erste ist nun links, der zweite ist Gasmann in Russland und der dritte fährt Fahrrad.
Donnerstag, 6. Juni 2019
Nestlé-Mitarbeiterin des Monats Juni wird bestimmt Julia Klöckner. Die noch amtierende Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft im Kabinett Merkel IV lobt in einem Video auf Twitter diesen allseits unbeliebten Lebensmittelkonzern, weil der seine versalzenen, überzuckerten und fettigen Produkte nun um zehn Prozent an Salz, Zucker und Fett reduziert hat. Chapeau! Auch mit zehn Prozent weniger ist das Zeug noch weit weg von gesunder Ernährung. Vom Alukapsel-Müllberg spreche ich noch gar nicht. Da kann George Clooney noch so sexy gucken.
Rezo, übernehmen Sie!
Sonntag, 9. Juni 2019
Das Handy als Führer eines Kraftfahrzeugs zu nutzen – und sei es auch nur um mal eben ganz kurz eine ganz, ganz wichtige Mail zu checken, Herr Wachtmeister – steht zu Recht unter Strafe. Zum Thema Spiegelreflexkamera mit 15-85mm-Objektiv findet sich jedoch kein Passus in der StVO. Doch vor allem ist es pfingstsonntagsmorgens um kurz nach acht so dermaßen leer auf Gerolsteins Straßen, dass man da beim besten Willen niemanden behindern, gefährden oder schädigen könnte und daher während der Fahrt zur Prümtaler Mühlenbäckerei gegenüber des Pfarrhauses auf Sarresdorf safe ein paar Bilder der nebelverhangenen Heimat schießen kann.
Obwohl man zuhause ständig draufschaut, bin ich seit über zehn Jahren nicht auf der Munterley gewesen.
Aus Kindergartentagen kenne ich die Bombentrichter, die seit 75 Jahren Molchen eine Heimat bieten und hier nun endlich mal ausgiebig erwähnt werden müssen! (Weil Gerolstein eine Bahnstrecke hatte, war es beliebtes Ziel für die amerikanischen Bomberpiloten Weihnachten 1944.)
Ich kann mir nicht helfen: Irgendwie fehlt hier doch was …
Sehet her, ich bin der Weise der erleuchteten Zwiebel!
Wechselt man die Perspektive, wären auch andere Assoziationen möglich …
Dienstag, 11. Juni 2019
Was ist das:
Höchste Zeit, seinen Sensor zu reinigen!!!
Da im stationären Einzelhandel das meiste photographische Zubehör nicht zu haben ist, zog ich einmal mehr dieses Internet zu Rate, von dem im Moment alle sprechen. (Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, dass Foto Morgen letztens leider dicht gemacht hat, aus »wirtschaftlichen Gründen«. Schade, denn bei denen erstand ich in der Vergangenheit manch lichtbildnerische Lustbarkeit. Jetzt geht das Ladensterben auch im Internet los!)
Mehr noch als phantasievoll gestaltete Gütesiegel und bunte Käuferschutzabzeichen auf Online-Shops bietet der gesunde Menschenverstand – und dabei speziell das Erkennenkönnen billigster Übersetzungsautomaten – eine Erdung vollmundiger Qualitätsversprechen:
»Tri' Reflektor mit griffförmigem Griff.
Dieser Reflektor von […] ist mit einem griffigen Griff mit Befestigungslasche ausgestattet, die eine noch präzisere Positionierung des Reflektors mit nur einer Hand ermöglicht. „Tri“, weil der dreieckigen Form. Reflektive Bildschirme bestehen normalerweise aus Staub, der auf einem flexiblen Rahmen gespannt ist. …«
Ein griffförmiger und überdies griffiger Griff – na da schau her! Und diesen Staub, den man spannen kann, würde ich gerne mal näher kennenlernen.
Mittwoch, 12. Juni 2019
Das Eröffnungskonzert der Chorbiennale mit dem Jungen Chor Aachen und dem Jugendchor Kamer aus Lettland in der Jakobskirche stellte mich vor akustische Herausforderungen: Die sangen so fein, dass ich mich nicht zu atmen getraute – wie sollte man es da wagen, rumzulaufen oder gar den Auslöser zu drücken?!
Doch bin ich ja ein großer Fan von Errungenschaften aus vorkonzilliarer Zeit!
Freitag, 14. Juni 2019
Lunch-Konzert mit dem Männerchor Mieskuoro Euga aus Finnland im Krönungssaal des Rathauses:
Streetart im wahrsten Sinne:
Abends ging ich ungebucht und rein interessehalber zur Eröffnung der Photoausstellung »Through s soldier’s lens: Europe in the fifties« von Bill Perlmutter im Centre Charlemagne. Sehr interessante Momentaufnahmen vergangener Zeiten. Und ja genau das, was ich mit meiner Photographie bezwecken möchte: Augenblicke festhalten. Im Idealfall für Jahrzehnte:
Dieses Photo von der Laudatio ist doch bitteschön von Edward Hopper gemalt, oder?
Samstag, 15. Juni 2019
Kinderchorkonzert in der Citykirche.
Rappelvoll natürlich, aber ich predigte mal wieder reine Photographie:
Na, wie mache ich mich als Chorleiter?
Sonntag, 16. Juni 2019
20. Multikultifest im Kennedypark.
(Im Prinzip hätte ich bis auf wenige Ausnahmen auch die Bilder aus dem vergangenen Jahr verwenden können – ich wäre sehr gespannt, wann das einem aufgefallen wäre …)
Montag, 17. Juni 2019
Gehörigen Respekt hatte ich vor dem chorsinfonischen Konzert heute Abend. Der Europa-Saal des Eurogress‘ war komplett bestuhlt und fast auch voll besetzt. Das bedeutet, dass ich keine Laufwege und wenig freie Schussfelder haben würde. Weit weg waren die Akteure überdies. Es sei denn, ich wollte den Groll von hunderten Musikfreunde auf mich ziehen. Aber die hatten sicher nicht bis zu 40 Euro gezahlt, um meinen breiten Rücken anzuschauen und mich da vorne rumspringen zu sehen. Auch das Klicken meiner Kamera bereitete mir Sorgen.
Doch die Befürchtungen waren unbegründet: Das Orchester gab »A Sea Symphony« von Ralph Vaughan Williams. Als der Chor, beziehungsweise die acht Chöre (!) einsetzten, blies es dich von dannen! Kein Klicken hörbar. Und mit 250er × 1,6 Crop Tele kam ich auch erklecklich nah dran. (Der Geheimtipp allerdings: Vor dem Konzert beim Einspielen schon Detailaufnahmen machen!)
Sogar den Einsatz meines Lieblingsinstruments, welches ich mit viel Übung eventuell noch erlernen könnte – man muss es nicht einmal stimmen –, konnte ich anvisieren:
Der Mond mal wieder!
Dienstag, 18. Juni 2019
Ich habe scheint's einen neuen Fan …
Für das heutige Lunchkonzert war ich ebenfalls nicht gebucht, doch von der Eröffnung der Chorbiennale wusste ich schon, dass meine neuen lettischen Freunde vom »Jauniešu koris Kamēr...« aus Riga mit den hübschen diakritischen Zeichen auf den Namen wirklich was draufhaben. Daher ging ich aus Spaß zum alten Straßenbahndepot.
Photos wurden natürlich trotzdem gemacht – hallo?!
Es gibt nur noch einen Kaiser’s in Aachen; der aber unter false flag segelt, weil er in Wirklichkeit ein Edeka ist. Und angesichts der mittäglichen Leere auf dem eigenen Parkplatz könnte es mit ihm auch bald zuende sein.
Mittwoch, 19. Juni 2019
Standesamtliche Hochzeit auf Schloss Schönau in Richterich. Wie üblich reiste ich sehr viel zu früh an. Und heute war das sehr gut! Der Bus kam bereits mit zehn Minuten Verspätung am Elisenbrunnen an – und fuhr an der richtigen Haltestelle vorbei. Nach einem kleinen Sprint bekam ich nach dem Fahrerwechsel am Bushof anhand der Verfluchungen des neuen Piloten mit, dass der vorige wohl so ziemlich alles falsch gemacht hatte, was er falsch machen konnte.
Der neue Manni tat sein Bestes, den Verzug aufzuholen. Doch in Laurensberg parkte jemand auf der Höhe einer Verkehrsinsel so dermaßen dämlich – zudem mitten auf dem Fahrradweg! – dass wir minutenlang beratschlagten, was zu tun ist. Hupen? Abwarten? Polizei rufen? Letzten Endes dirigierte ich den Omnibus filigran durch die Engstelle und wir gelangten mit weiterer Verspätung ans Ziel.
Und nein, ich verpixele hier keine Nummernschilder! Autos haben nämlich keine Persönlichkeitsrechte. Höchstens Karl-Heinz, geboren am 02.04.1940.
Donnerstag, 20. Juni 2019
80ster Geburtstag an der Mosel.
Wer wohl der Jubilar ist?
Freitag, 21. Juni 2019
Die erste europaweite Aktion von Fridays-for-Future fand heute in Aachen statt. Veranstalter, Polizei und Presse waren sich im Vorfeld nicht sicher, ob es nun 10.000 oder eher 20.000 Teilnehmer werden würden. Als auf dem Bahnhofsvorplatz – einer von drei bis fünf Plätzen, an denen der Sternmarsch zum Tivoli starten sollte – durchgesagt wurde, die bereits Anwesenden mögen bitte in die Seitenstraßen ausweichen, weil sonst niemand mehr aus dem Bahnhofsgebäude und vor allem aus den Zügen kommen könne, war mir klar: Die Zehntausendermarke ist mal locker geknackt!
Ich lief vor, um den Demonstrationszug von der alten Tivoli-Brücke aus in Empfang zu nehmen. Die Eile war überflüssig: Es dauerte fast eine Stunde, bis sich die Menschenmassen komplett in die Krefelder Straße ergossen hatten! So also sehen Bots aus … Spätere Schätzungen sprachen von 36.000 bis 40.000 Menschen, die ohne Zwischenfälle und nennenswerte Müllhinterlassenschaften protestierten.
Bodo Wartke war auch da.
Und als Toni Hofreiter des Weges kam, konnte ich nicht anders …
Nächstes Mal trage ich mein Haar auch offen!
Diese Protestaktion war mal wieder eine großartige Gelegenheit für kleine Geister zu zeigen, wie klein sie sind. Drei dicke Frauen an der Ampel beschwerten sich zur Mittagszeit, dass die Demonstranten wohl zu viel Tagesfreizeit hätten. (Genau, am schulfreien Brückentag … Strenggenommen war das für viele noch nicht mal ein Streik.)
Auch sonst vernahm ich im Bus auf der Straße oder bei Facebook die seit einem halben Jahr immer gleichen »Argumente«, die Hass und Miesmacherei und Ablenkung nur unmerklich verschleiern. Aber Konstruktives zur Sache? Nüscht! Freitags Schule hat also auch nicht geholfen.
Eine Runde Bullshitbingo wäre schnell zuende gewesen:
OK, und was habt ihr heute schon für den Umweltschutz getan, na?
(Jedes verfickte Wochenende fahren Hunderttausende kreuz und quer durch die Republik, bloß um in irgendwelchen Stadien 90 Minuten überbezahlten Jünglingen beim Ballspiel zuzuschauen – da sagt niemand was. Lassen wir doch einfach mal einen Bundesligaspieltag ausfallen – dann ist das verbrauchte CO2 und die verheizten Kosten für Polizeieinsätze locker wieder drin.)
Man muss kein Heiliger sein und in Sack und Asche gehen, um auf einen Missstand aufmerksam zu machen oder etwas zu ändern. Wenn alle ein wenig nicht ganz perfekt machen, ist das besser, als wenn wenige alles perfekt machen.
Und jetzt mal Tacheles: Wäre es denn wirklich so vermessen, Klima und Umwelt zu schützen?
Und es komme mir keiner mit »Aber die Arbeitsplätze«! Wenn es nur halb so übel kommt wie zu erwarten, sind Arbeitsplätze wirklich das kleinere Problem. Ohnehin wird sich auf dem Arbeitsmarkt noch eine ziemliche Menge ändern, Stichworte Digitalisierung und Globalisierung. Aber dazu hab ich doch sicher schon mal was geschrieben …
Technische Veränderungen können tatsächlich überraschend schnell umgesetzt werden, wenn sie von »oben« oder der Industrie gewollt sind oder einfach an der Zeit sind, Stichwort Emergenz. (Oder weil es einfach nicht anders geht.) Vor Jahren hat sich auch noch keiner vorstellen können, dass in kurzer Zeit Millionen ein mobiles Telefon nebst komplettem Internet in der Hosentasche mit sich rumtragen würden. Die Infrastruktur wurde geplant und gebaut und ist nun das Normalste von der Welt.
Dass das leicht und schmerzlos würde, hat niemand behauptet:
Doch niemand, der noch einigermaßen bei Trost ist, wird abstreiten können, dass sich das Klima ändert, dass Insekten sterben und dass die Welt voller Plastik ist. Und dass dringend etwas dagegen passieren muss! Wie man das genau macht, darüber darf diskutiert werden. Aber Jugendliche zu diffamieren und zu beleidigen, die dazu aufrufen, ist verlogen und kleingeistig.
So, jetzt nach diesem Rant fühle ich mich besser!
Samstag, 22. Juni 2019
Und schon wieder ein Jubiläum, 60ster Geburtstag im Klosterhof Knechtsteden.
Tagsüber und à la carte, ja so soll gefeiert werden! Ich wählte das bereits nominelle Grausen eines jeden Vegetariers: »Ochsenfetzen«.
(Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern …)
Auf der Fahrt zum und vom Kloster Knechtsteden passiert man den Tagebau Hambach und kann die Kraftwerke Niederaußem und Neurath – Platz 3 und 2 der größten CO2-Verursacher in Europa – schon ganz gut sehen.
Gut sehen konnte man auch eine Menge Mannschaftswagen der Polizei. Ende-Gelände-Aktivisten hatten in großem Stil etliche Bahnstrecken zwischen Tagebauen und Kraftwerken im Rheinischen Braunkohlerevier als Akt zivilen Ungehorsams blockiert und auch Bagger besetzt. (Im Unterschied zu den Protesten von F4F lehne ich das als Methode der politischen Auseinandersetzung ab.)
Den Abschluss der Chorbiennale bot die Lange Chornacht mit 77 Chören/Auftritten an neun Locations – da kann man mehr verpassen als mitbekommen. (Stücker 14 hab ich geschafft …)
Anschließend das tränenreiche Farewell auf dem Marktplatz, mit ganz vielen Sängern und wenig Licht:
Montag, 24. Juni 2019
Ekrem İmamoğlu von der größten türkischen Oppositionspartei CHP hat die Wiederholung der Oberbürgermeisterwahl in Istanbul gewonnen.
Verehrte türkische Mitbürger, ich habe gestern Abend Eure Autokorsos hier auf der Straße vermisst!
Viele F4F-Demonstranten von Freitag nächtigten im Parkhotel am Tivoli, das durch großzügig geschnittene Zimmer mit schlichtem Ambiente in dezentraler Lage temporär zu überzeugen wusste. Und geben nun Bewertungen im Internet: Die Klimaanlage hatte wohl eine irre Luftleistung – und das ohne jegliche Lüftergeräusche. Die Architektur im Stil des Brutalismus sorgte für eine feste Unterlage und ein völlig neues Körpergefühl. Wegen der 24/7-Beleuchtung musste niemand Angst vor Monstern unter dem Bett haben. (Wie sollten die auch unter die Isomatten passen?!)
Dienstag, 25. Juni 2019
Der bislang heißeste Tag des Jahres: Bis zu 36 Grad im Schatten sollen es gewesen sein. (Schlau, wer dann nicht in den Schatten geht …) Jetzt, um 20:28 Uhr hat es bei mir in der Kemenate noch immer kuschelige 27 Grad. Und das, obwohl ich alle Tipps der Experten beherzigt habe.
Tragisch: Mein Ventilator ist heißgelaufen …
Da sonst ja alle Probleme der Welt gelöst sind, widmet sich stern.de dem brisanten Thema Völkerball: Diese possierliche Ballsportart wäre legalisiertes Mobbing, heißt es. Wissenschaftler aus Kanada – die sonst so oft bemühten »Wissenschaftler aus Amerika« hatten wohl grad frei – hätten herausgefunden, dass Völkerball »unterdrückend« und »entmenschlichend« wirke.
So höret: Die allermeisten Disziplinen im unfreiwilligen Schulsport sind für Mobbing hervorragend geeignet! Das fängt schon bei der Teambildung an: So sind es meist diejenigen, die auch sonst am Ende der Nahrungskette stehen, die zuletzt in die Fußballmannschaft gewählt werden. Und dann als Verteidiger spielen dürfen. »Ist auch wichtig!« Oder als Torwart, weil die Cracks das ja nicht machen wollen. Von den Kampfkraulern im Schwimmbecken, die alles, was bloß ein Seepferdchen auf der Badehose trägt, niedermähen, gar nicht zu sprechen.
Völkerball war meine Lieblingssportart in Grundschule und Unterstufe! Nicht, weil ich vielleicht so gut werfen konnte. Grad im Gegenteil … Aber ich war hervorragend darin, dem Ball auszuweichen! Oft war ich der letzte auf dem Platz, während die Sportasse sich vergebens mühten, mich damaliges Wunder der Gelenkigkeit abzuwerfen. Hey, irgendwann war ich so dreist, den Ball sogar mal zu fangen und meinerseits die Aggressoren zu bewerfen. Was dann recht leicht war, denn die standen ja alle geifernd vorne an der Linie und rechneten nicht mit Gegenwehr. Also, ihr kanadischen Forscher, umgekehrt wird ein Schuh daraus!
(Meine Abneigung gegen Bälle wurde mitschülerseits nicht erkannt. Welch tragische Nachlässigkeit des Fußballteams! Denn glaubt einer ernsthaft, dass ich – wenn ich mal wieder ins Tor abkommandiert war – dem herannahenden Ball des Gegners auch nur irgendeine Gegenwehr entgegengebracht hätte? Hallo?! Da wurden in erster Linie die Nase, die Finger und die primären Geschlechtsmerkmale geschützt!)
Einer der an der Studie beteiligten Professoren sagte: »In der Schule reden wir viel über Freundlichkeit, Empathie und Mitgefühl. Im Sportunterricht verschwinden alle diese Begriffe.« Das ist sicher richtig. Doch das tun sie auch in anderen Fächern. Wie schnell ist man – obwohl in Mathe nur Mittelmaß – als Streber verschrien, nur weil man die Hausaufgaben gemacht hat. Oder in Erdkunde mal zum Atlantenholen verdonnert war. Wehe, man hat die falschen Klamotten an, betreibt das falsche Hobby oder findet die falsche Musik gut! Schule ist Kriegsgebiet – und es kann froh sein, wer heile hindurch kommt!
Ich bin der festen Überzeugung, dass allüberall zu viel gesprochen wird: Man kann viel über Freundlichkeit, Empathie und Mitgefühl schwadronieren – die praktische Anwendung zählt! Ich erinnere mich noch gut an das erste Semester meines Sozialpädagogikstudiums: Wir hechelten wirklich alle Aspekte, Fallstricke und Irrtümer der menschlichen Kommunikation durch – und gleich im zweiten Semester wurde wieder emsig aneinandervorbeigeredet, als hätte man von Watzlawick und Schulz von Thun nie etwas gehört.
Donnerstag, 27. Juni 2019
Wir starten in das diesjährige lange Schulabschlusswochenende mit der 10-Abschlussklasse der Maria-Montessori-Gesamtschule in Aachen …
Freitag, 28. Juni 2019
… gehen dann weiter zur Abiturientia des Gymnasiums Haus Overbach in Jülich …
Samstag, 29. Juni 2019
… und schließen dann mit dem Abiball der Abiturientinnen des Gymnasium St. Ursula, die im Kasteel Vaalsbroek feierten.
Sonntag, 30. Juni 2019
Nach einem hervorragenden Vorspeisenteller bei »Insel Rhodos« auf der Jakobstraße mit drei üppigen Abschlussfeiern in den Knien bei 30 Grad im Schatten die 274 spiraligen Treppenstufen vom Turm von Sankt Jakob hoch und wieder runter zu gehen, muss man schon mögen. Vor allem, wenn man außer einer Kartoffel gar keine Kamera dabei hat!
Die Telezoomfunktion des Handys ist von bloß trügerischem Nutzen …
»Meine Definition von Glück? Keine Termine und leicht einen sitzen.«
Harry Heinz Herbert Juhnke