Freitag, 1. November 2002
Max Goldt hat wieder ein neues Buch in die Regale stellen
lassen. Ein Bändchen mit einem Bändchen, also Lesezeichen,
das nenn ich bibliophil:
"Wenn man einen weißen Anzug anhat", seine
Texte, diesmal als Tagebuch-Buch. Tjaja, Tagebuch, der literarische
Müllsack, in den man alles packen kann, solange nur ein
Datum oben dran steht. Irgendwann kommen sie alle drauf.
Er betont zwar im Vorwort, daß sich sein Buch nur durch
dies Datum statt eines Titels von seinen anderen Büchern
unterscheide. Au contraire Monsieur: Er plaudert aus dem Nähkästchen
- beziehungsweise aus dem Griffelkasten, da ich denke, daß
textile Handarbeit seine Sache nicht ist - und gibt so auch
indirekt Antwort auf die dräuende Frage, ob seine Texte
eigentlich autobiographisch sind.
Sonntag, 3. November 2002
Rüdiger Hoffmann ist alt geworden. Sind wir wahrscheinlich
alle, doch ist es mir bei ihm bislang nicht aufgefallen, da
ich seit Jahren schon bei seiner bloßen Ankündigung
wegzappe. Ich kann den Kerl nicht sehen oder hören, geschweige
denn lustig finden. Das letzte Mal unterhaltsam fand ich ihn
vor acht Jahren. Mit Brille und Schur sieht er jetzt aus wie
Rudi Scharping. Das wiederum finde ich witzig.
Donnerstag, 7. November 2002

Freitag, 8. November 2002
Der Vollständigkeit halber: Meine erste
Auktion bei eBay hat 12,57 Euro gebracht.
Sonntag, 10. November 2002
So, nu is nochmal die ARD dran: Was soll das?! - Zuerst die
Tagesschau aufblähen, indem Ihr so einen Sport-Kasper
hintenreinsetzt, und dann noch einen "Brennpunkt"
reinklemmen, in dem sich die Reporter gegenseitig ihrer Ahnungslosigkeit
versichern. Klar, da verschiebt sich natürlich der weitere
Programmverlauf. (Und zwar fast jeden Tag, "denn irgendwas
ist immer" [© BROTI UND PACEK].)
Aber jetzt kommt's: Warum blendet Ihr dann in den letzten
- spannendsten! - Minuten des Tatorts ein, daß
Sabine Christiansen diesmal erst etwas später kommt,
wo das doch ohnehin jeden Sonntag der Fall ist?
Montag, 11. November 2002
"Sankt Martin, das ist schöne deutsche Tradition.
Nicht dieses verpisste Halloween."
HARALD SCHMIDT
Dienstag, 12. November 2002
Überall hört man zur Zeit Schreckensmeldungen über
Acrylamid, das in Chips und Fritten enthalten ist und Krebs!
erregend sein soll. Aber bei Chio und Konsorten sind die Regale
voll. Pokern die hoch und fürchten sich nicht vor Produkthaftung?
Donnerstag, 14. November 2002
Na prächtig, heute habe ich erfahren, daß ich
wohl mit 69 oder so in Rente gehen werde.
Darauf einen Asbach Uralt.
Oder besser ein paar Chipse
Freitag, 15. / Samstag, 16. November 2002
Weia, nachdem ich ein wahrlich vorzügliches Mahl (Eifeler
Wildmedaillons) und diverse Weizenkaltschalen in der Schwarzbrennerei
(mein Tipp, wenn Ihr in Gerolstein mal gut essen wollt) zu
mir genommen hatte, gelangte ich gegen zwei diese Nacht mit
dem Herrn Bernd in die heimatliche Stadthalle, wo die Überreste
der abendlichen Karnevalsfeier tagten. Fachbegriff "Kleevbutze".
Dort auch Sandra Sowieso getroffen, vor Jahren Wirtin des
Bistro Fox zu dessen gastronomischer Glanzzeit. Durstige Kundschaft
parkte damals in der dritten Reihe an der Theke. Vielleicht
gibt es ja mal ein Revival, mit den Recken, die sich noch
an die Goldene Zeit erinnern können.
Im Tourist-Info gibt es einen schönen Stadtplan von
Aachen, einen Bildplan. So was kannte ich noch nicht, mit
allen Häusern drauf und frauenfreundlich in Nord-Süd-Ansicht
Der rote Pfeil deutet auf mein Zimmer im vierten Stock in
der Adalbertstraße:

Warum ich das erwähne? - Wollte ich Euch nur mal zeigen,
und tieferen Sinn erwartet Ihr an dieser Stelle doch bitte
nicht.
[Nachtrag: Ich hatte mal
einen Erdkundelehrer, der bestand darauf, daß wir eine
Landkarte als Karte bezeichnen, nicht als Plan.
Denn ein Plan sei ja ein Entwurf für etwas noch zu Schaffendes.
Ich weiß nicht, wo das Problem liegt: Mittels dieses
Plans kann man Aachen doch hervorragend nachbauen …]
Dienstag, 19. November 2002
Ich denke, wir haben Konjunkturloch. Da rief doch heute einer
von der Sparkiste an, ihm sei "aufgefallen, daß
Sie hohe Geldbeträge auf Ihrem Konto haben". Ob
ich das nicht anlegen will. Nö, will ich nicht. Aber:
Jesses, meine Konto ist voll! Bzw. nicht leer. Brauche ich
ein Neues?
Seit neuestem mache ich auch Online-Banking. Das sollte die
Existenz dieses Problems rasch beenden.
Mittwoch, 20. November 2002
Habe mich nach verrichtetem Tagwerk spät nochmal nach
McDonald's geschleppt und einen McRib gemampft. Und sieh mal
da, ein Mäuslein huschte über den Boden. Sage noch
einer, es gäbe da nichts Eßbares.
Samstag, 23. November 2002
Ich sehe ja ein, daß der Einzelhandel sein maues Geschäft
mittels Weihnachten aufpeppen will, und daher seit Wochen
schon Tannengrün und Nikoläuse im Schaufenster hat.
Was ich jedoch arg gewöhnungsbedürftig finde, ist
süßlichstes "Stille Nacht" an einem sonnigen
Samstagmittag im November mit blauem Himmel und fast 20 Grad.
Selten habe ich mir den Heiligabend so herbeigewünscht.
Dann ist nämlich wieder einigermaßen Ruhe von da
unten.
Sonntag, 24. November 2002
UNTITLED
1,
Dispersion
auf Rauhfaser,
2002,
ca. 38 m², Ausschnitt |
Habe mich endlich mal wieder künstlerisch betätigt
und den Pinsel geschwungen. Gleich zwei Bilder, Dispersion
auf Rauhfaser: "UNTITLED 1" (ca. 38 m²) und
"UNTITLED 2" (ca. 45 m²), mein erstes Diptychon,
wegen der Maße verteilt auf zwei Räume, die ich
zuvor noch leerräumen mußte. Als nächstes
plane ich etwas Schlichteres, vielleicht in der Technik Lack
auf Türrahmen.
O.K., erwischt, ich habe gar nicht gemalt, sondern gestrichen.
Tooltime! Die neue Blackunddecker (siehe Oktober) tat mir
natürlich hervorragende Dienste dabei. Hätte im
Vorfeld fast mal wieder den Baumarkt leergekauft. Die haben
aber auch schöne Sachen! Eine Aluleiter war mal nötig,
sowie Rollen, Pinsel et cetera. (Schon mal aufgefallen?: Auch
wenn man sein Malzeugs nach Gebrauch stets reinigt - bei der
nächsten Aktion wird wieder alles neu gekauft. Is wahrscheinlich
Zychologie.) Und dann fand ich auf meinen Exkursionen durchs
Heimwerkerparadies auch noch eine Laser-Wasserwaage, mit Sprachfunktion
und
nein, die habe ich nicht gekauft!
Streichputz, Wischtechnik und Kartoffeldruck - das sind ja
alles schöne Sachen, doch bei mir hat's weiße Raufaser
zu sein. Bunt denke ich mir die Wände schon selbst.
Das war ganz ein schönes Geschaffe: Morgens um kurz
nach acht angefangen und bis auf ein Stündchen Fertigpizza
um die Mittagszeit bis zehn abends durchgezogen. Ein letztes
Aufbäumen von Aktivität, bevor mich die Winterdepression
niederstreckt. Heute kann ich dafür kaum mehr einen Knochen
mehr bewegen. Handwerker werde ich wohl keiner mehr
Während der Schafferei betätigte ich mich als Dichter:
Ich tu mich recken
In die Ecken
Wo die Flecken
Sich verstecken
Genug davon.
Nichts dauert ja länger als Möbelrücken (es
sammelt sich ein Scheiß mit der Zeit!) und abkleben.
Das nächste Mal tünche ich mal nach der Methode
Bean, Dynamit im Farbtopf:

Montag, 25. November 2002
97,4 Cent der Liter Super - in welchen Krieg ziehen wir eigentlich?!
Wenn die Benzinpreise so weit runtergehen, muß doch
was im Busch sein.
Da wo früher die Taschenbuchabteilung der Mayerschen
Buchhandlung war, ist nun ein Laden mit dem nicht sonderlich
schmucken Namen "Listmann". Doch er hat es in sich:
Im ersten Stock gibt es Malutensilien aller Art, im Supermarkt-Prinzip
zum ungestörten Stöbern. Und nur 200 Schritte von
der Haustür entfernt. Früher mußte ich für
Malzeug weit fahren, und dann dem gestrengen Verkäufer
exakt meine Wünsche mitteilen. Zum Glück war der
Laden voll mit Volk, so daß er sich wohl eine Weile
wird halten können.
Ich höre zur Zeit immer Deflation - an mir kann's nicht
liegen: Ich haue Geld raus daß es nur so rattert.
Dienstag, 26. November 2002
Dienstag ist Countertag: In der letzten Woche haben über
3.000 Leute meine
Rezepte angesehen - droht eine Hungersnot?
[Nachtrag: Keine Angst, zu
dem illustren Kreis der Tagebuchleser gehören nur knapp
100 pro Woche.]
Wer will guten Kuchen backen,
der muß haben sieben Sachen
Für Weihnachtsplätzchen braucht er sogar noch mehr,
und daher hier mein Tipp: Kauft jetzt schon Kokos, Nuß
und Mandelkern, denn in zwei Wochen werden die Regale leer
sein. (Hamster TL hat sich schon eingedeckt, übernächstes
Wochenende ist wieder Backtag.)
Donnerstag, 28. November 2002
Heute startet der neue Bond. Bin gespannt, ob ich nochmal
ins Kino gehe. (Beim letzten Mal gab's noch D-Mark
DVD sei Dank.) Ebenso gespannt bin ich, ob Bond nochmal durch
so einen blechernen Lüftungsschacht muß.
Ihr kennt das doch, auch aus anderen Filmen: Da gibt sich
der Bösewicht allergrößte Mühe, sein
Heiligtum (den Knopf für die Selbstzerstörung) durch
Paramilitär, Kampfhunde, Laser-Bewegungsmelder und allerlei
Tinnef mehr zu schützen, doch der Weg ins Zentrum seiner
Macht verfügt agentenfreundlich über die allerfeinste
Architektur an Belüftungsschächten, die sich denken
läßt.
So sind alle Lüftungsröhren bei Fieslings zuhause:
- stets riesengroß,
- stets sauber,
- stets stabil und
- stets vollkommen geräuschlos passierbar.
Wer je durch so einen Schacht gekrauchelt ist, weiß,
wie ungemütlich das ist.
Wünsche einen schönen Advent
TL
(Vorstandvorsitzender der Ich-AG)
Bis demnächst auf diesem
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