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– September 2009 –

Dienstag, 1. September 2009

Zur Zeit kommen sie alle. Das steht jedenfalls auf den wie immer verkehrsgefährdend angebrachten Plakatwänden, die davon künden, dass wir uns, Souverän, der wir sind, am Ende dieses Monats ein neues Parlament zusammenwählen dürfen (Deutscher Bundestag v17.0 – Jesses, wie die Zeit vergeht!), und die uns allesamt nahelegen, die entscheidenden Kreuzchen in diesem oder jenem Bereich des reichhaltigen Spektrums zu machen. Bevor ich also meinen Füllfederhalter in diesen oder jenen Farbtopf tunke, um meine Rechte als minimaler Anteilseigner an der Staatsgewalt wahrzunehmen, gebe ich mir die volle Dröhnung und klappere soviele Wahlkampf-Kundgebungen ab, wie eben auszuhalten.

 

Doch keine Angst, ich werde hier nicht mit politischen Inhalten langweilen; wen die interessieren sollten, der studiere die jeweiligen Parteiprogramme. Ich zeichne hier nur für Klatsch, subjektives Empfinden und Politpromi-Shooting verantwortlich.

 

Ich begebe mich ohnehin nicht auf das schmale Brett, den ganzen Wahlversprechen zu glauben. Macht das sonst jemand? »Wir, also Deutschland, also unser Land, hat die Kraft, kann mehr und kann es besser.« Nee, ne? Und selbst wenn: In den Koalitionsverhandlungen werden viele an sich vielleicht gute Ideen anschließend komplett rundgelutscht. Eine Wahl ist wie eine Schachtel Pralinen: Man weiß nie, was man bekommt. Außer eben rundgelutschte Pralinen. (Beispiel: 2005 kündigte die CDU eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte an, die SPD verwahrte sich aufs Entschiedenste dagegen – bekommen haben wir drei Prozentpunkte.)

 

 

Mittwoch, 2. September 2009

Bald gibt's im Egmont kostenloses WLAN fürs gemütliche diario-Lesen bei lecker Cappuccino oder Kakao mit Pfefferminzsirup.

 

Bald gibt's im Egmont kostenloses WLAN fürs gemütliche diario-Lesen bei lecker Cappuccino oder Kakao mit Pfefferminzsirup.

 

 

Bevor die öffentlichen Plätze demnächst vollends zur politischen Bühne werden, war der ehrwürdige Katschhof heute Ort sportlichen Gebarens: Vor historischer Kulisse schraubten sich beim 5. Aachener Domspringen allerlei athletische Körper unter behender Zuhilfenahme eines flexiblen Stabes aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff in luftige Höhen. Dass ich bereits frühzeitig eine Position genau gegenüber der Anlaufbahn eingenommen hatte, erwies sich als lohnend; gelang es mir doch, einige beeindruckende Bewegungsabläufe vor dem alten Gemäuer einzufangen. (Mit der Wahl des Standortes war ich nicht alleine: Ich stand genau unterhalb zweier Fernsehkameras von WDR und CenterTV.)

 

5. Aachener Domspringen auf dem Katschhof (mit dem Herrn Westerwelle)

 

 

Freitag, 4. September 2009

Zum Abschluss seiner letzten Tournee wurde Michael Jackson nun beigesetzt. Vorläufig, wie vermutet werden darf, und unter Ausschluss der Medien, die nichtsdestotrotz heftigst darüber berichteten. Jackos Erbe scheint lukrativ zu sein – wenn er nicht schon gestorben wäre, müsste man ihn glatt totschlagen.

 

Inzwischen steht wohl fest: Todesursache war eine akute Vergiftung durch Propofol. Hey, das Zeug kenne ich auch! Und habe es in guter Erinnerung: Als ich mal eine Wurzelspitzenresektion an einem Schneidezahn (Zahnformel 11) ausprobieren durfte, sedierte mich der diensthabende Anästhesist mit eben diesem Narkotikum. Ich war nicht wirklich weg während der OP, sondern pimmelte ein wenig vor mich hin; ich spürte keinen Schmerz und verlor das Zeitgefühl. Als ich nach einem gefühlten Augenblick, der tatsächlich 15 Minuten dauerte (»Wann geht's denn endlich los?!«), im Aufwachraum wieder zu mir kam, war ich so der-ma-ßen gut drauf und unterhielt die anderen Anwesenden mit eloquenten Bonmots voller Esprit. Von daher darf angenommen werden, dass es Michael Jackson am Ende gut ging.

 

 

Samstag, 5. September 2009

Morgens. Ich sitze leichtbekleidet vor dem Monitor und warte auf den Stuhlgang. Falls das hier jemanden interessiert … Hihihi, die Freude an diesem Gag überwiegt die Scham, das jetzt tatsächlich geschrieben zu haben. Tatsächlich werde ich meinen Alabasterkörper, der diese Nacht durch einen ziemlich fiesen Wadenkrampf aus bitteren Alpträumen gerissen wurde, gleich unter der Brause shampoonieren, auf dass er ein respektables Bild abgebe, wenn ich später auf den Turm des Aachener Domes klettere. Denn es ist wieder Kunsthandwerkermarkt und Dombesteigungstag, wie stets zu dieser Zeit im Jahr. Letztes Mal habe ich Eumel in Unkenntnis, dass autostich.exe auch zweidimensionale Panoramabilder herstellen kann, ausschließlich waagerechte oder senkrechte Bildfolgen geknipst. Heute soll das anders sein – wenn ich denn die Spindeltreppe hinaufkomme. Der Krampf, der sich um halb fünf früh anfühlte wie ein Messerhieb in die Wade, hält nämlich noch an, trotz warmer Wickel und ausreichender Elektrolytzufuhr.

 

 

Als ich zum Domshooting abgeholt wurde, informierte vor meiner Wohnung die ideale Piratenpartei, die In-Party der Saison, die shoppende Bevölkerung. Die Piraten kümmern sich allerdings nur um einen eng begrenzten Themenkreis. Jedoch kann man mit der Entscheidung für sie seiner hippen Attitüde Ausdruck verleihen – und verhindern, dass zum Beispiel das Internet im Oktober abgeschafft wird. Außerdem haben sie die besten Wahlplakate:

 

Piraten-Partei - Vertraue keinem Plakat!

 

 

Andere monothematische Parteien stehen auf dem Stimmzettel ebenfalls in der rechten Spalte, ziemlich weit unten. Schon paradiesisch demokratisch, für jedes individuelle Wehwehchen gibt es eine eigene Partei:

  • Die Rentnerpartei kümmert sich um die Rentner,
  • die Tierschutzpartei kümmert sich um den Tierschutz
  • und die NPD kümmert sich um Volksverhetzung.

 

 

Die Dombesteigung hat übrigens geklappt, sowohl Wade als auch Wetter hielten Stand. Ich war wohl schon zu oft mit der Kamera dort droben, eine richtig fetzige Bildidee fehlte mir. Andere Beteiligte waren zum ersten Mal dabei und Feuer und Flamme. Aber auch für mich gab es Neues zu entdecken, zum Beispiel suizidale Wasserspeier und die Erkenntnis: »Size does matter!«

 

Dombesteigung 2009

 

 

Montag, 7. September 2009

Auf dem in diesen Tagen häufig beanspruchten Katschhof wartete ich gemeinsam mit gut 2.500 Interessierten auf die Ankunft des Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steineimer. Dieser ließ wegen eines Staus auf der Autobahn ein wenig auf sich warten. Die knapp zwei Stunden wurden mit Wortbeiträgen des sozialdemokratischen Spitzenpersonals der Region versüßt.

 

1998 schon schickte sich der spätere russlanddeutsche Gasmann Gerhard Schröder an gleicher Stelle an, um die Gunst des Stimmviehs zu buhlen. Damals war der Katschhof pickepacke voll; voller Menschen und voller Enthusiasmus. Ganz hinten konnten wir geradeso ein freies Eckchen ergattern. Im Vergleich dazu war der Katschhof heute eher mäßig gefüllt, und demzufolge erschien des Kandidaten Bad in der Menge diesmal eher lau.

 

Die Veranstaltung war sehr von Distanziertheit geprägt: Es gab zwar eine Riesen-Videowand, doch zentral vor der Bühne waren ein großer Bereich mit Bierzeltgarnituren für Ehrengäste, deren Stimmen wohl sicher sein dürften, reserviert und drumherum ein drei Meter breiter Umlauf für Presse und Security abgesperrt, so dass das unentschlossen-wechselwählende Volk gut 20 Meter auf teleobjektiver Entfernung gehalten wurde. Des Kandidaten Rede war zwar flammend, aber Volksnähe sieht anders aus.

 

Frank-Walter Steinmeier auf dem Katschhof Aachen

 

 

Am Rande entdeckt: Wer schaut denn da traurig aus dem Amtszimmer des Oberbürgermeisters?

 

Broken Dreams

 

 

Mittwoch, 09.09.'09

Beim heute neu gestarteten VHS-Kurs konnte ich mir den folgenden Satz zur Begrüßung nicht verkneifen: »Heute ist der 09.09.'09, wir haben 09 Uhr, schön, dass Sie heute zu mir in den Computerkurs kommen – und nicht heiraten gehen!«

 

 

Donnerstag, 10. September 2009

Sieht Jürgen Trittin, wenn man sich das Haupthaar wegdenkt, nicht aus wie … na wer? … Ja genau: Bruce Willis! Bruce, der die Welt, wenn es sein muss, in 20 Sekunden retten kann!

 

Jürgen Trittin ist Bruce Willis! - Bruce Willis ist Jürgen Trittin!

 

Jippieh-a-jeh, Schweinebacke! Wenn sich rumspricht, dass es mit Deutschland nun ja dann nur noch aufwärtsgehen kann, bekommen die Grünen mindestens 20 Prozent. Auch auf Tiernahrung! Diese simple wie sensationelle Erkenntnis hätten im Prinzip alle gewinnen können, die der heutigen Wahlkampfkundgebung der Grünen zur Mittagszeit auf dem Münsterplatz beiwohnten.

 

Außer dem scharfzüngig parlierenden Bruce, der inkognito als stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion natürlich ohne erkennbare Securitymitarbeiter auskam, waren noch die beiden regionalen Grünen-Kandidaten Bettina Herlitzius (Städteregion) und Jochen Luczak (Stadt Aachen) sowie ein grüner Eisbär zugegen, neben dem man mit individuellen Botschaften posen konnte.

 

Sonst gerne weggegebene Give-aways wie Kugelschreiber suchte man vergebens. Stattdessen wurde den Passanten eine »Apfeltasche« in die Hand gedrückt. Darin befand sich ein lecker Äpfelchen aus ökologisch-korrektem Anbau. (Was – mit Verlaub gesagt – um einiges sinnvoller ist, als eine bald welkende Schnittblume aus Massenblumenhaltung, wie man sie bei anderer Gelegenheit erhält.) Jeder Oecher konnte so ein Tütchen bekommen, in dem außerdem noch drei Postkarten und eine Broschüre mit zehn Gründen für Grün enthalten waren – aber das Äpfelchen hatte mich schon überzeugt.

 

Jürgen Trittin - Bruce Willis - Grüner Eisbär - Münsterplatz Aachen - Apfeltasche

 

 

Floristischer Exkurs: Auch wenn die SPD für gewöhnlich samstagmorgens unentschlossene Wähler en passant mit roten Rosen keilen möchte: Die wahre Arbeiterblume ist die rote Nelke! Seit den ersten 1.-Mai-Demonstrationen 1890 ist die Nelke das Symbol für die internationale Arbeiterbewegung und heißt daher auch Mainelke, wie irgendwer bei Wikipedia reingeschrieben hat. Vorher schon, während der französischen Revolution, war sie ein Zeichen der Aristokraten, die mit einer roten Nelke im Knopfloch zur Guillotine schritten.

 

Vielleicht sollte sich die SPD daher eher mit Nelken schmücken …

 

Rote Rosen hingegen haben eine andere Symbolik: Die schenkt nur, wer in erotischer Absicht volle Attacke reiten will oder in erotischer Hinsicht außer Haus Scheiße gebaut hat.

 

 

Freitag, 11. September 2009

Alles Gute zum Geburtstag, Clara!

 

 

Nun hab ich die Stones zusammen: Auf dem Markt trat – neben meiner neuen Freundin Ulla – Peer Steinbrück auf, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt: kompetent, knallhart, knochentrocken. Kurios, dass seine Karriere als beliebtester Finanzminister aller Zeiten vor genau vier Jahren begann, kurz nachdem er bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen als Ministerpräsident grandios abgeschmiert war; und ein Jammer, wenn er nicht mehr dabei sein dürfte. Wie sähen heute wohl die Umfragen aus, wenn man -brück statt -meier als Kandidat nominiert hätte?

 

Ein frischgebackener Doktor darf sich freuen, morgen in allen Zeitungen ein Bild von sich mit lustigem Hut vorzufinden, denn natürlich nahm man den jungen, zufällig im Bollerwagen vorbeigezogenen Akademiker gerne als Aufhänger, um die Wichtigkeit von Bildung zu betonen, auch und gerade in der Universitätsstadt Aachen blablabla.

 

Photograph's note: Gegen Ende der Veranstaltung herrschten grausame Lichtverhältnisse! Die Sonne stellte am frühen Abend vertragsgemäß ihre Luxleistung ein, so dass die wackeren Wahlkämpfer recht bald entweder um Dunkeln standen oder alternativ 500 Watt voll inne Fresse bekamen.

 

Peer Steinbrück Aachen Markt

 

 

Samstag, 12. September 2009

Ich tue sicher niemandem Unrecht, wenn ich angesichts des heutigen Konzerts von Kissing Gourami im Egmont sage, dass ich mich stellenweise sehr an Crowded House erinnert fühlte.

 

Kissing Gourami im Egmont

 

 

Sonntag, 13. September 2009

Der Polit-Thriller des Jahres fand heute in den gleichgeschalteten Medien statt: Das TV-Duell in der ARD, im ZDF, auf RTL und bei SAT1. Zwei zornigen Tigern gleich attackierten sich die Amtsinhaberin und ihr Herausforderer schonungslos. Man zeigte Zähne, man ging sich an die Gurgel, man nahm sich in die Mangel – Gefangene wurden keine gemacht! …

 

Echt jetzt? – Nee! In Wirklichkeit war es kein Duell; eher ein Duett, ein wohltemperierter Ehezwist zuhause bei Angela und Frank-Walter Merkel. Es gab zuviele Jäger und kaum Hasen. In Wahrheit hieß das Duell daher Plasberg gegen Klöppel gegen Illner gegen Limbourg. (Oder müsste das dann korrekterweise Quartell heißen?) Man muss den begeisternden Charismatiker Steinmeier und die mitreißende Lichtgestalt Merkel gleichermaßen als Gewinner sehen, haben sie sich doch beide nicht von den dämlich provokanten Fragen der profilneurotischen Moderatoren beirren lassen, die die Kandidaten ständig unterbrachen.

 

Die beiden stehen einer Großen Koalition vor. Was durfte man da erwarten? Für Fehlleistungen der Regierung sind beide mitverantwortlich. Zudem haben sie das gleiche Problem wie die Waschmittelreklame: Die tönt immer, das neue Produkt wasche nun endlich noch weißer als weiß – wobei man sich fragen muss, welchen Dreck die uns denn bisher verkauft haben.

 

Eigentlich doch ganz tröstlich, zu wissen, dass man von besonnenen Menschen regiert wird, die trotz unterschiedlicher Positionen auf erwachsene Art konkurrieren und sich auch zu Wahlkampfzeiten nicht gegenseitig an den Karren pissen. Obwohl das sicher nett anzusehen wäre.

 

Große Koalition. Da weiß man, was man hat. Guten Abend.

 

 

Montag, 14. September 2009

 

Happy 1st Birthday, Finanzkrise!

 

 

Im etwas kleineren TV-Duell der künftigen Außenminister und Vizekanzler war es lebhafter. Dabei beharkten sich heute der Grüne Bruce Trittin, Guidomobil Westerwelle und das Oskarchen von der Linken. Die größte Erkenntnis des TV-Dreikampfs: Miteinander koalieren wollen sie allesamt nicht. Die FDP will keine Ampel, und die Grünen wollen kein Jamaika; nur die Linken sind weniger wählerisch, die wollen gar nichts.

 

(Übrigens: Wie könnte man Oskar Lafontaine endgültig loswerden? Indem man das Saarland an Frankreich zurückgibt!)

 

Von allen Wahlkampfversprechen ist das zum Thema Arbeitslosigkeit das problematischste: Die Grünen versprechen eine Million neue Arbeitsplätze, die Linken zwei Millionen und die SPD gar vier Millionen. Jeder, der rechnen kann, sieht das Problem: Unter einer rot-rot-grünen Regierung ergäbe das sieben Millionen Arbeitsplätzchen. Derzeit haben wir aber lediglich 4.372.000 Arbeitslose – wo bekommen wir auf die Schnelle bloß 2.628.000 weitere her?!

 

 

Mittwoch, 16. September 2009

Alles Gute zum Geburtstag, Tim!

 

 

Jazz we can!Im Egmont gab es heute Abend den Auftakt zu einer neuen Veranstaltungs-Reihe namens »Jazz we can!«. Entspannt dahinplätschernder Swing in behaglicher Atmosphäre.

Als ich auf dem Heimweg auf dem Markt Station machte, um von der Steinbank unter dem Kastanienbaum aus ein nächtliches Panorama aufzunehmen, wurde ich Opfer eines heimtückischen Anschlags: Zunächst dachte ich, ein Betrunkener hätte mit Eiswürfeln nach mir geworfen. Doch tatsächlich befand der Baum über mir seine Früchte für reif und warf sie Richtung Erdmittelpunkt.

 

Panorama Aachener Markt nachts

 

 

Freitag, 18. September 2009

Kommt dies noch jemand bekannt vor: An einem beliebigen Tag hört oder liest man ein bestimmtes Wort zum ersten Mal – dann aber gleich mehrmals. Das Wort des heutigen Tages war: Pofalte. Ich las es unter anderem im Stern, der sich hingebungsvoll der neuen Mode der Haarentfernung widmete, sowie im Schaufenster von einem Wachsstudio mit dem neckisch lokalkolorierten Namen »waxaix«. Dort war zum Glück nur der Preis (fünf Euro, mit aixcard drei Euro) für die Behaarung an dieser Stelle abgebildet, nicht die Stelle selbst. Ich kann zwar nicht ohne Weiteres dransehen, aber ich bin mir sicher, dass ich keine Falten am Po habe! Was die Enthaarer meinen, ist wohl eher die Pospalte. Oder – etwas genauer aber derber – das Ar***loch.

 

 

Hurra, Max Goldt hat endlich noch mal ein paar Texte in gebundene Form gebracht: »Ein Buch namens Zimbo. Sie werden kaum ertragen, was Ihnen mitgeteilt wird.« Außer der berechtigten Kritik an seiner Vorliebe für skurrile Titel verbietet sich eine Rezension an dieser Stelle – wer bin ich denn, ich Wurm?

 

Eine Zitation ist ebenfalls nicht angezeigt. Denn wie prangt es auf dem Rückdeckel:

 

»Zitiere nie Max Goldt zum Scherz,

denn er fühlt wie du den Schmerz.«

 

Beschäftige ich mich stattdessen mit der Hardware:

 

Das dünne Bändchen besitzt ein dünnes Bändchen zur Markierung derjenigen Seite, bei der Lesefluss und -genuss stoppen. Falls das je der Fall sein sollte. Fein. So ein Leseband stünde jedem Buch gut zu Gesichte.

 

Außerdem hat es einen Schutzumschlag, wie es sich für ein Hardcover geziemt. Dessen ungeachtet ist dieser der größte Unsinn der Buchbindekunst: Wie der Wortteil Schutz- schon mehr als andeutet, soll der Umschlag das wertige Druckwerk davor bewahren, Schaden zu nehmen, falls etwa der Leser in Ermangelung einer anderen Okkasion Wurststullen oder Fettbemmen darauf ablegt. Nun lege ich im Allgemeinen kaum Schmalzbrote auf meiner Lektüre ab und gehe auch sonst recht pfleglich damit um. Was mache ich stattdessen? Damit der Schutzumschlag nicht beschädigt wird, nehme ich ihn während des Lesens natürlich ab! Denn wie schnell verunziert ein Riss oder Knick das dünne Papier des Umschlags.

 

Den inzwischen 0,173 Regalmetern Goldt sieht man leider, leider die zahlreichen Verlagswechsel an. Ich beneide stets die historischen Bibliotheken, deren in Rindsleder gebundene Folianten allesamt gleich hohe Buchrücken aufweisen. Goldts teils nicht mehr erhältliches Œuvre in chronologischer Reihenfolge nebeneinander erscheint hingegen hässlich hetero. Aufeinander ebenfalls; auch wenn kein menschliches Wesen Bücher so aufbewahren würde.

 

Œuvre Goldt: Kein Mensch würde Bücher so aufbewahren!

 

Bei wirklich guten Büchern rate ich übrigens vom Erwerb der Taschenbuchausgabe ab: Wie ich schmerzvoll erfahren musste, ist das minderwertige Papier der broschierten Bücher, die ich vor 15 Jahren erwarb, mittlerweile nachgedunkelt und riecht muffig. Ferner neigt die Gummierung der Klebeheftung zum Verfall, so dass die Werke wegen gebrochenen Rückgrats zur traurigen Loseblattsammlung regredieren.

 

 

Kuschelig war's abends bei der Abschlusskundgebung der Aachener SPD im Brüssel-Saal des Eurogress’. Ich hatte schon fast Entzugserscheinungen, denn eine Woche lang hatte ich Ulla Schmidt nicht mehr live gesehen. Solch ein fast intimes Date könnte zu Recht Wogen der Eifersucht hervorrufen …

 

So ganz allein waren wir zwei dann aber doch nicht: Gut vier Dutzend Gäste lauschten dem scheidenden Oberbürgermeister Jürgen Linden, einem Vertreter der Gewerkschaft, dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe, Martin Schulz, dem designierten Präsidenten des Europaparlaments sowie besten Freund von Silvio Berlusconi, und natürlich Ulla. Vier Referenten auf 50 Zuhörer – das ist ein Betreuungsschlüssel, über den sich jede Grundschullehrerin freuen würde.

 

Nach den Vorträgen konfrontierten zwei Ärzte – wenn ich es richtig sehe bemitleidenswerte Orthopäden am Rande des Hungertods – die Gesundheitsministerin mit einem Packen Protestnoten und Unterschriftenlisten, zu deren Unterzeichnung sie ihre Patienten aufgewiegelt hatten. Schmidt stellte sich der Herausforderung und bügelte die Argumente der Gesundheitsschaffenden sach- und fachgerecht platt.

 

Am Rande ließ der zuküftige Ex-OB Linden derweil erkennen, dass er fortan als sorgender Opa amtieren wird.

 

Als ich den Veranstaltungsort verließ, passierte ich eine dunkle Limousine mit Berliner Kennzeichen. Ach, das wird wohl der Dienstwagen sein, dachte ich bei mir. 300 Meter weiter durchzuckte es mich. Dienstwagen? – Dienstwagen!!! Spornstreichs auf dem Absatz kehrt gemacht und das gute Stück wenigstens mal geknipst. Bevor er wegkommt; er ist sehr beliebt zur Zeit und bricht schon mal politische Genicke.

 

Ulla Schmidt im Eurogress - mit Dienstwagen! Opa Linden

 

 

Samstag, 19. September 2009

Wer sich nun fragt, wie es denn mal mit einer Veranstaltung der CDU wäre, ist damit in guter Gesellschaft: Das frage ich mich auch. Und nicht nur ich mich selbst, sondern vor etlichen Tagen auch per E-Mail den Ortsverband. Da elektronische Post ja nun nicht so einfach schnell mal zu beantworten ist, stellte ich die Frage nach dem Wann und Wo heute Morgen am Infostand vor meiner Haustür erneut: Man teilte mit, vor drei Wochen sei doch Bundestagspräsident Lammert mal für einen Vortrag im Suermondt-Ludwig-Museum gewesen; sonst sei nichts geplant. Das ist ja noch weniger Wahlkampf als ihn die Bundeskanzlerin schon nicht macht. (Warum Merkel keinen Wahlkampf macht ist klar, oder? Weil sie ihn nicht verlieren will.) Damit sich meine Anfrage wenigstens ein bisschen gelohnt hat, erschnorrte ich mir noch schnell einen CDU-Kuli.

 

 

Mal wieder unterwegs auf dem Vennbahnweg. Unbehelligt vom sonst allgegenwärtigen Autoverkehr radelt man dort entspannt bis zum Freizeitgelände Walheim.

 

Verkehrshinderlich sind bloß freilaufende Hunde und bremsenlose Sportler:

Ja, ich weiß, dass ein Labrador per se ein gutmütiger Geselle ist. Aber weiß der das auch? Wenn ich ein Canide mit Domestikationshintergrund wäre und an mir brauste ein Rudelfremder auf zwei Rädern vorbei, würde ich mich auch erschrecken und nötigenfalls lieber mal kraftvoll zubeißen, bevor da irgendwelche Missverständnisse auftreten.

Noch lästiger sind sportelnde Adrenalinjunkies auf schnittigen Rennmaschinen, die auf dem schmalen Weg von hinten angeschossen kommen wie bei der Abfahrt von L'Alpe d'Huez und – statt auch nur ein wenig in die Eisen zu gehen – bloß »Weg da!« blöken. Ich halte dann ganz gerne meinen Kurs bei und blöke »Bremsen!« zurück.

 

Nach zehn Kilometern erreicht man das Zwischenziel der Etappe, die »Bahnhofsvision« in Knollimünster, die zum Verweilen einlädt, um diese dämliche Floskel auch ein Mal zu verwenden. Ein Radler für den Radler ist opportun, Schnitzel und Fritten aus der umständlich gestalteten Speisekarte im Zeitungsstil erweisen sich schwerkraftmäßig und bauchumfangtechnisch dem Vortrieb bei der Weiterfahrt als eher hinderlich. Aber diese Erkenntnis werde ich bis zum nächsten Aufenthalt dort sicher wieder dem Vergessen anheim gestellt haben.

 

Unterwegs auf dem Vennbahnweg, vorbei an der Bahnhofsvision zum Freizeitgelände Walheim

 

 

Montag, 21. September 2009

Wer es noch nicht mitbekommen haben sollte: Am Sonntag ist Bundestagswahl. Heute erfuhr ich zufällig, wo genau die Aachener SPD am Sonntag ab 18:01 Uhr ihre Wahlparty feiern wird: im Egmont! Ich schrei gleich!

 

Mal sehen, ob es dann auch was zu feiern gibt …

 

 

Obwohl ich selbständiger Unternehmer bin, fühlte ich mich heute wie Falschgeld beim wahlkämpferischen Klinkenputzen der Einmannpartei FDP im Ballsaal der mondänen »Erholungs-Gesellschaft«. Mit schnöden Marktplätzen gibt sich der Liberale an sich wohl nicht ab; dort könnten ja gesinnungsferne Schichten auflauern. Die Erholungs-Gesellschaft von 1837 ist ein prunkvoller Stadtpalais im klassizistischen Baustil, der über die Jahrhunderte eingemauert im Hinterhof der Reihstraße neben dem alternativen Musikschuppen »Aoxomoxoa« inzwischen schwer auffindbar ist. So hat denn auch Bibo Westerwelle, die Energiesparlampe unter den Lichtgestalten, den Weg dorthin nicht gefunden. Komisch, wo doch sein Schatzi hier in Aachen werkt und wirkt, siehe Domspringen.

 

Auch diese Veranstaltung war eher familiär angelegt; die Wahlkreiskandidatin mit dem für einen liberalen Freigeist überraschend massentauglichen Namen Petra Müller kam zu Beginn durch die Reihen und begrüßte alle Anwesenden per Handschlag. Nebenbei erläuterte sie den sich darob Wundernden, dass sie es sei, die Frau von den Plakaten; im Unterschied zu einer gewissen Mitbewerberin könne man sie darauf auch erkennen. Was ein angreifbares Statement ist: Auch über ihrem Photo dürfte der Grafiker das eine oder andere Literchen Eye-Candy ausgegossen haben.

 

Petra Müller (CGI) / Petra Müller (natur)

 

Referenten waren unter anderem Ingo Wolf und Andreas Pinkwart, ihres Zeichens immerhin Minister des Landes Nordrhein-Westfalen und parteiintern noch einiges mehr. Die lokale Presse hielt es allerdings nicht für nötig, einen Photographen vorbeizuschicken. Ob schreibende Journalistik anwesend war, bezweifle ich, sich Notizen machen gesehen habe ich niemanden. So war das genügsame Klicken meiner betagten 350D das einzige, was man außer einer Rückkopplung hin und wieder während der Vorträge hörte. Obwohl vorhanden habe ich das externe Blitzgerät extra nicht aufgeflanscht – der Kontrast zu den zwei anderen Leuten, die verstohlen mit Handys ein paar Bildchen machten, wäre allzu groß gewesen.

 

Skandalöser als das Fehlen der Presse war aber: Es gab auch keine Kulis! Hey, wozu bitteschön sollte man denn dann FDP wählen?! Um mein Kreuz in deren Rubrik zu machen, müsste man mich schon mit einem exquisiten Schreibgerät von mindestens Parker oder Montblanc ködern. Aber ganz im Gegenteil: Einer der Anwesenden bat mich, ihm einen Kugelschreiber zu borgen … So wird das aber nichts mit dem Außenministerium!

 

FDP in der Erholungs-Gesellschaft Aachen: Müller, Wolf, Pinkwart

 

 

Dienstag, 22. September 2009

Das Treffen mit der grünen Kuschelbärin Bärbel Höhn gestaltete sich auch eher übersichtlich: Kurz vor der Kundgebung bei lauschigen Temperaturen im Cinekarree begegnete ich ihr, ganz ohne Security und Anzugträger im Schlepptau. (Also sie; ich pflege mich ohnehin meist ohne Sicherheitsdienst durch die Stadt zu bewegen.) Als wir einander entgegenkamen, nickten wir uns ein höfliches Hallo zu. Ihr nachmittäglicher Auftritt unter freiem Himmel hatte das beste Licht. Kulis gab auch diesmal keine, dafür aber wieder ein lecker Äpfelchen.

 

Grüne Kuschelbärin Bärbel Höhn im Cinekarree Aachen

 

 

Mittwoch, 23. September 2009

Herzlich willkommen auf der Welt, Moritz!

 

 

Wenn man morgens, um kurz nach halb acht, im Bus mitanhören muss, wie sich maximal Elfjährige detailliert darüber austauschen, wie mit »so komigen Zombies«, die plötzlich Amok laufen, weil ein Professor eigentlich nur harmlose Arbeiter hat klonen wollen, das Experiment aber außer Kontrolle geraten ist, umzugehen sei, muss man seine an sich liberale Position in Bezug auf die Verbreitung und Zugänglichkeit von Videospielen stark überdenken.

 

Um der voranschreitenden Proliferation – Verbote alleine reichen nicht aus, denn von irgendwoher kriegen die Rangen ihren indizierten Stoff ja doch – wenigstens etwas Einhalt zu gebieten, stelle ich mir eine Passwortabfrage zu Spielbeginn vor. Aber nun nicht schon wieder eine popelige Benutzername/Kennwort-Kombination, für die es im Netz tausend Cracks zu finden gibt, sondern eine zufällige, stetig wechselnde Frage aus dem anspruchsvollen Wissenskanon des gehobenen Bildungsbürgertums.

 

Nachdem ich nämlich ebenfalls Zeuge werden durfte, mit wie wenig Ahnung die jungen Weltenretter schon bei schlichten Fragen der Popkultur behaucht sind (»Ey, wann is eigentlich Halloween?«»Dezember, oder so, Alter.«), gehe ich jede Wette ein, dass dann zukünftig Halma und Mau-Mau in Deutschlands Kinderzimmern eine unerwartete Renaissance erleben würden.

 

Und wenn die lieben Kleinen diese Rätsel wider Erwarten doch gelöst kriegen, bitteschön: Dann haben sie wenigstens etwas gelernt! Und dürfen zur Belohnung ein paar Untote abschlachten gehen.

 

 

Donnerstag, 24. September 2009

Zwei bis dato unbekannte Surferinnen machten mich heute unabhängig voneinander per Mail darauf aufmerksam, dass ein ganz gewitzter Auktionator bei Ebay ein Rezept für Regenbogenkuchen feilbietet. Das Bild sieht dem meinigen verdammt ähnlich. Mich würde brennend interessieren, ob das Rezept selbst auch bei mir geklaut ist! Doch um das zu überprüfen, werde ich es nun nicht ersteigern. Ich werde hier nur ein weiteres Mal warnen: Liebe Leute, macht bloß weiter so! Ich stelle mein Zeug gratis zu jedermanns Frommen hier ins Netz – wenn jetzt andere damit Geld zu scheffeln meinen, reißt mir irgendwann der Geduldsfaden und ich suche mir doch noch einen skrupellosen Abmahnanwalt zur Durchsetzung meiner Rechte!

 

SCREENSHOT: Geklauter Regenbogenkuchen bei Ebay

 

 

Auf der letzten Kundgebung der diesjährigen Session lehnte ich mich gaaanz nach links und schaute mir die schöne Kommunistin Sahra Wagenknecht auf dem Willy-Brand-Platz an. (Wüsste der Namensgeber das, würde er das Rotationsprinzip einführen in seiner kühlen Gruft.)

 

Es roch ein wenig nach Sozialismus. Beziehungsweise der Sozialismus an sich roch: Wo ich auch stand, stets war jemand neben mir am Quarzen; oder so sehr nach Mensch am Müffeln, dass mir der Tabakrauch schon vorkam wie süßes Parfüm.

 

So richtig fies kam der Kommunismus gar nicht rüber. Eher rehäugig. Von Stalin kein Wort. Wollen tun ja alle Parteien ohnehin nur das Beste; die Methodik unterscheidet sich halt ein bisschen. Aber man muss keine Angst vor den Linken haben: Die wollen ja gar nicht regieren, die wollen bloß spielen.

 

Linke Sahra Wagenknecht auf dem Willy-Brandt-Platz Aachen

 

 

Aus gegebenem Anlass hier noch der aktuelle politische Witz in zwei Teilen, zu sehen an jeder Straßenecke:

 

Reichtum für alle! / Reichtum besteuern! - Immer schön eins nach dem anderen ...

 

 

So, beinahe hätte ich es geschafft, beinahe hätte ich überhaupt nicht mehr gewusst, wen ich wählen sollte, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Macht aber nichts: Ich habe schon briefgewählt. Meine Entscheidung fußt auf einer gesunden Mischung aus politischem Instinkt, staatsbürgerlicher Sachkunde, Vorlieben für bestimmte Personen, handverlesenen Vorurteilen und dargebrachten Wahlwerbeartikeln der Parteien.

 

Wahlkampf-Give-aways

 

Und wenn das alles noch nicht reichen sollte, ziehe man den Wahl-O-Matexterner Link zu Rate. Das Problem dabei: Egal, was man ankreuzt – es kommt nie SPD dabei raus …

 

 

Freitag, 25. September 2009

Für gewöhnlich notiere ich in diesem Diarium nichts Dienstliches, doch weil es morgen ohnehin in der Zeitung stehen wird: Senioren aus der Euregio Belgien–Deutschland–Niederlande haben alte Rezepte und Geschichten aus ihren jeweiligen Ländern gesammelt, ich habe eine Homepage daraus gemacht, und heute wurde diese in Jülich freigeschaltet und der Öffentlichkeit vorgestellt, so dass nun in des Nachbarn Kochtöpfe geguckt werden kann: www.Euregio-Kochbuch.euexterner Link

 

Grenzüberschreitende Reibekuchen: Präsentation des "Euregionalen Kochbuchs" in Jülich

 

 

Samstag, 26. September 2009

DAS NEUE MAGAZIN FÜR DIE AKTIVE FRAU AB 40Alles Gute zum Vierzigsten, Manuela!

Das Geburtstagskind hatte sich einen aktiven Tag an der frischen Luft gewünscht, also landeten wir im Kletterwald Aachenexterner Link. In diesem Hochseilgarten, kurz vor der belgischen Grenze, gibt es in Höhen von drei bis 16 Metern verschieden gestaltete Parcours in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.

Auf großen Eichen und Buchen befinden sich Plattformen. Über diverse Hindernisse, die von Baum zu Baum führen, gilt es, zur jeweils nächsten Station zu gelangen. Stets wirft ein Sicherheitsmitarbeiter ein waches Auge auf das Geschehen in den Wipfeln – und gibt vom Boden aus schon mal sachdienliche Hinweise, wenn der Kraxler nicht mehr weiterweiß auf seinem Weg über Wippen, Schlaufen, Palisaden, Seilrutschen, Balancierstämme, Tunnel, Holzpflöcke, Hängematten, Sprudelkisten, Bierzeltgarnituren oder Bobbycar-Brücken.

 

Im Prinzip ist jeder, der auf eine Leiter steigen kann, auch für den Kletterwald geeignet, da keine besondere Fitness nötig ist. Vielmehr sind Selbstvertrauen, Geschicklichkeit und eine kalkulierte Strategie, wie man den Inneren Schweinehund fachgerecht aufs Kreuz legt, gefragt.

 

Zunächst quittierten wir die Nutzungsbedingungen, dann staffierten wir uns mit einem kleidsamen Sicherheitsgeschirr aus und anschließend erhielten wir auf einem Probeparcours eine kurze Einweisung. Damit tödliche Abstürze verhindert werden – heilloser Papierkrieg! – müssen in den Parcours immer zwei Karabinerhaken am jeweiligen Sicherungs-Drahtseil eingehängt sein. Beim Umhängen verbleibt immer ein Karabiner im Sicherungsseil. (Was sich in der Praxis als sehr aufwendig erwies: Man klettert eigentlich nicht soviel, sondern fuchtelt mit Karabinern rum. Das Erklimmen einer Leiter ist ungewohnt umständlich, wenn man pro zwei, drei Sprossen jeweils die Haken wechseln muss. Aber wahrscheinlich besser als hässliche Flecken auf dem Boden …)

 

Leider endete die Reise für mich nach dem Idiotenhügel auch schon: Mit der Höhe auf den Parcours wäre ich wohl klargekommen, nicht aber mit dem Gewackel auf ein paar Passagen. Das Schlackern der an Seilen aufgehängten Hindernisse muss man mit Körperkraft ausgleichen; bereits nach wenigen Metern spürte ich Schmerzen im Knie – eingedenk der Malaise vom Frühjahr blieb ich daher mal schön auf festem Boden. Schade, denn natürlich hätte ich auch gerne aus luftiger Höhe meinem derzeitigen liebsten Hobbys gefrönt. So gab ich den Paparazzo nur vom Waldesboden aus. Auch wenn man nicht selber hochsteigen und balancieren möchte, ist ein Ausflug zum Kletterwald lohnend: Zuschauen ist kostenlos!

 

Donkey Kong und andere Kletteräffchen im Kletterwald Aachen - per Karabiner über Wippen, Schlaufen, Palisaden, Seilrutschen, Balancierstämme, Tunnel, Holzpflöcke, Hängematten, Sprudelkisten, Bierzeltgarnituren und Bobbycar-Brücken

 

 

Gewiss, es ist ein wenig spät, ausgerechnet heute noch eine Wahlkampagne für die alte TL-Partei zu starten, aber wegen der exzessiven Wahlbeobachtung in den letzten Wochen habe ich den Dreh nun raus und kann's, bis an die Zähne bewaffnet mit genügend Schlagwörtern und Kampfbegriffen, ruhig mal versuchen:

 

Ø Wahlplakat TL-Partei: Für Bürgerrechte, Verbraucherschutz, Klimaschutz, Gleichberechtigung, Datenschutz, Transparenz, Privatsphäre, Zukunft, Fortschritt, Besonnenheit, Vernunft, Arbeitsplätze, Gerechtigkeit, Bildung, Freiheit, Sicherheit, Klimaschutz, Gesellschaft, Selbstbestimmung, Europa, Kultur, Soziales, Kinder, Familien, Deutschland, Vertrauen, Lösungen, Steuersenkungen, Haushaltskonsolidierung, Umwelt, Gesundheit, Friede, Freude, Eierkuchen

 

Sonntag, 27. September 2009

Liebe NPD-, DVU- und Republikaner-Wähler: Nicht vergessen – morgen ist Bundestagswahl!

 

Für alle anderen: heute!

 

Und es ist sooo einfach: Zur Tür hinaus, linke Reihe anstellen, jeder nur ein Kreuz! Ein klitzekleines Kreuzchen im Kreis bei einem Kandidaten und/oder einer Partei genügt bereits. Zur Auswahl stehen diverse derbe Styles: x X * × + †

 

Selbst wer kein Kreuzchen zu machen vermag: Strichchen, Pünktchen oder Häkchen gehen auch. Also hin!

 

In Afghanistan sollen ein paar Menschen, die wählen gegangen sind, übrigens die Finger abgeschnitten worden sein. Es gibt Überlegungen, hierzulande mit den Leuten, die nicht wählen gehen, genauso zu verfahren …

 

Mich würde übrigens mal eine Sammlung der ungültig abgegebenen, weil mit Kommentaren versehenen Stimmzettel brennend interessieren, so als Coffee-Table-Book. Aber die rückt der Wahlleiter nicht raus.

 

 

Komme gerade aus dem Egmont, von der Parteiparty mit Ulla Schmidt zurück. Die Entscheidung, ob die SPD ihr Wahlergebnis feiern oder schönsaufen sollte, war schnell getroffen …

 

Zwischendurch konnte man sich im improvisierten Wahl-Rechenzentrum in der Aula Carolina nebenan live über die aktuellen Ergebnisse aus den Stimmbezirken informieren. Am Ende lag die SPD-Direktkandidatin des Wahlkreises 088 mit knapp 30 Prozent der Stimmen fast zehn Prozentpunkte hinter ihrem CDU-Mitbewerber Rudolf Henke, dem Vorsitzenden des Ärzteverbandes Marburger Bund. Das ist bitter für eine amtierende Gesundheitsministerin. Trotzdem erschien sie gegen 20 Uhr inmitten einer Menschentraube auf der Pontstraße und sprach tapfer zum Volk.

 

Bundestagswahl 2009: Wahlparty im Egmont - Dampfablassen mit der SPD

 

 

Über das mit »desaströs« noch prahlerisch bezeichnete Abschneiden der SPD bundesweit muss ich wohl nichts mehr schreiben; mit etwas über 23 Prozent liegt das Ergebnis knapp über dem Gehalt von Eierlikör.

 

Apropos Abschneiden: Angesichts der jämmerlichen Wahlbeteiligung von knapp 71% wird nun damit begonnen, im großen Stil Geflügelscheren zu schleifen, die auch Fingergelenke packen!

 

Vielleicht liegt der Wahlsieg der Partei der Nichtwähler n.e.V. in einem Imageproblem begründet. Der Ausdruck »Wahllokal« weckt falsche Hoffnungen: In einem Lokal vermutet man Gastfreundschaft, Gemütlichkeit und Gesöffs. Dass sich in den kargen Klassenzimmern dann die hohen Erwartungen nicht erfüllen, reicht alleine aber nicht als Vorwand aus, der Abstimmung fernzubleiben. Man muss so eine Wahl als Chance ansehen: als die für viele Wähler einzigartige Chance, einmal im Leben aufs Gymnasium zu gehen …

 

 

Montag, 28. September 2009

Außenminister Westerwelle – so langsam sollte man sich an diesen Gedanken vielleicht gewöhnen … Ich glaube, dem designierten Vizekanzler der getigerten Koalition geht heute angesichts von 14,6 Prozent einer nach dem anderen ab. Was einem Foreignminister Westerwave allerdings auch abgeht, sind fundierte Kenntnisse der englischen Spracheexterner Link. Wenn man jahrelang heimliche und unheimliche Ambitionen auf höchste diplomatische Weihen hegt, sollte man beizeiten die Teilnahme an einem Englisch-Konversationskurs in der VHS um die Ecke erwägen.

 

 

Dienstag, 29. September 2009

Nachdem die offizielle Sitzverteilung feststeht, hier das vorläufige amtliche Endergebnis auch als bewährte Tortengrafik – überhangmandatgenau:

 

Bundestagstorte 2009: Nachdem die offizielle Sitzverteilung feststeht, hier das vorläufige amtliche Endergebnis auch als bewährte Tortengrafik – überhangmandatgenau!

 

Mittwoch, 30. September 2009

Muss man, wenn man in unseren Tagen ein annähernd normales Leben führen will, eigentlich Jura summa cum laude studiert haben? Dieser Tage kamen die neuen AGB der Sparkasse mit der Post ins Haus: In der DIN-A-4-Broschüre werden auf 30 engbeschriebenen Seiten in 7,5-Punkt-Schrift alle Wechselfälle des modernen Zahlungsverkehrs dargelegt. Wer liest sich so ein Konvolut durch? Und wer versteht es?!

 

 

OSZE-Wahlbeobachter

Homo politicus

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