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– September 2010 –

Mittwoch, 1. September 2010

Zahlreiche Untersuchungen von anerkannten Koryphäen der Küchenpsychologie haben ergeben, dass monatlich erscheinende Tagebucheinträge weit eher gelesen werden, wenn zu Beginn Photos von schönen Frauen gezeigt werden, die schöne Dinge tun. Daher hier ein paar Impressionen von den Stabhochsprung-Meisjes aus Sittard beim diesjährigen Domspringen auf dem Katschhof. (Unbedingt auch in XXL genießen! Unbedingt in groß angucken!):

 

Stabhochspringen beim Domspringen auf dem Katschhof / Polsstokspringen van Sittard

 

[Eine Stimme aus der Zukunft: »Wem das jetzt zuviel Sex war – später im Monat gibt's auch noch Crime.«]

 

 

Ich hätte auch mit anderer Ästhetik aufmachen können: Am Standesamt prangt seit ein paar Tagen wieder Kunst am Bau, die 36 Jahre nicht dort hing. (Warum wohl …?! Andererseits: Bei dem an den historischen Granusturm geflanschten Backsteinbau konnte man nicht mehr viel verderben.) Die 13 Meter hohe, rot-grüne Farbleiter des Künstlers Peter Lacroix im schlichten Geometrikstil ist zurückgekehrt an die Fassade in der Krämerstraße – und bietet wieder viel Anlass zu anregenden Diskussionen über das Wesen von Kunst, Anmut und Raffinesse.

 

Farbleiter von Peter Lacroix am Standesamt Aachen

 

 

Donnerstag, 2. September 2010

Eine Redensart, die hochgradig und nachhaltig nervt, ist dieses geistlose » …, verstehst Du, was ich meine?«, oft gesagt von Menschen, denen man solch eine komplexe Relativsatzkonstruktion nicht ohne weiteres zutrauen würde. Was ist aus den schönen Frageanhängseln » …, nicht wahr?«, » …, oder?« und » …, gell?« geworden? Irgendwann werde ich meine Contenance verlieren und lautstark entgegnen: »Ich bin ja nicht blöd!«

 

 

Freitag, 3. September 2010

Und schon wieder knipsenswerte Körper im Straßenbild; diesmal die geschmeidigen Spaßkämpfchen der Capoeira-Freunde in der Rotunde des Elisenbrunnens:

 

Geschmeidige Spaßkämpfchen der Capoeira-Freunde in der Rotunde des Elisenbrunnens

 

 

Samstag, 4. September 2010

Bis zum heutigen Tage habe ich Haarnadeln keine größere Bedeutung beigemessen; ich habe sie noch nicht einmal wahrgenommen. Auf einem Stand des Kunsthandwerkermarkts wurde diese Wissenslücke nun hermetisch geschlossen: Ich fungierte als Einkaufsberater und Spiegelhalter – denn ich konnte mich nicht so einfach schlafend stellen wie ein anderer anwesender Herr … Vermittels schlichter Stäbe mit schmucken Köpfen aus Harz, Holz, Horn oder Metall vermag eine kundige Haarakrobatin so illustre Steckfrisuren wie Banane, Kelte oder Nautilus zu flechten. Aber keine Angst, dieses Wissen nutze ich rein passivisch, denn: Material zum Zwirbeln und Spießen wäre zwar reichlich vorhanden, aber ein Dutt gleich welcher Form stünde mir wohl eher nicht …

 

Die Kunst des Haarnadelstechens

 

 

Abends stieg im Egmont ein Gig mit Sascha Golzari und Band. Auf dem Photo sieht man schon, um was für eine Art von Musik es sich handelte:

 

Sascha Golzari und Band im Egmont

 

 

Sonntag, 5. September 2010

Ein herzliches Palim-Palim zum 75sten, Didi Hallervorden!

 

 

Inzwischen hat es sich eingebürgert: Wenn man kann, geht es einmal im Jahr hoch auf den Turm des Domes. Diesmal allerdings anschließend auch ins Rathaus für einen schönen Gegenschuss:

 

Schuss und Gegenschuss

 

 

Seit ein paar Tagen ragt ebenerdig ein Erker aus der Glasfassade der Mayerschen Buchhandlung. Er beherbergt ein Mauerstück einer vor neun Jahren an selber Stelle entdeckten, zersägten und ausgebuddelten römischen Therme. (Die antike Vergangenheit ist der Grund, warum Bauherren diesseits von Rhein und Limes für ihre Fundamente ungern tiefer als nötig ausschachten. Sonst blühen Ihnen hohe Mehrkosten – und statt einer Tiefgarage womöglich ein Freilichtmuseum.) Der ausgesägte Koloss bei den Zeitschriften und Illustrierten ist zwar 20 Tonnen schwer und zwei Meter hoch, gibt aber nur ein schmales Kuchenstück des ursprünglichen Bauwerks wieder, was schade ist.

 

Mauerstück der römischen Therme in der Mayerschen

 

 

Montag, 6. September 2010

Alles Gute zum Geburtstag, Kira!

 

 

Dienstag, 7. September 2010

Ich hatte es gar nicht live mitbekommen: Der Aktionskünstler Christoph Schlingensief hat vor ein paar Wochen – nach dem »Deutschen Kettensägenmassaker«, der »letzten Stunde im Führerbunker« und seinem unvergessenen »Bad im Wolfgangsee« anno 1998, als er gemeinsam mit allen Arbeitslosen Deutschlands den See zum Überlaufen brachte und so den damaligen Kanzler Kohl zum Rücktritt zwang – eine weitere fulminante Kunstaktion präsentiert. Arbeitstitel: »Memento mori!« Wir sind sehr gespannt, was er als nächstes macht!

 

 

Donnerstag, 9. September 2010

Alles Gute zum Geburtstag, Joscha!

 

 

Freitag, 10. September 2010

Nächstes Jahr feiert meine alte Schule ihr hundertjähriges Jubiläum. Ich kann mich noch lebhaft an die 75-Jahres-Feier des St.-Matthias-Gymnasiums erinnern – wie schnell doch so ein Vierteljahrhundert vergeht. Doch nun gehöre auch ich schon zur Geschichte: Heute wurde ich von einer Schülerin aus der elften Klasse des SMG per Mail gefragt, ob ich nicht noch Photos von damals habe, man plane eine Ausstellung zum Thema »100 Jahre höhere Schule Gerolstein«. Da muss ich wohl mal tief in den Photokartons gründeln.

 

 

Wie sämtliche Medien in trauriger Einigkeit berichten, hat ein christlicher Fundamentalist in den USA angekündigt, morgen rituell Korane verbrennen zu wollen. Das sollte er nicht tun: Erstens ist Bücherverbrennung total out. (Ferner haben die Dinger einen miserablen Brennwert und erzeugen hohe Schadstoffemissionen – sinnvoller ist CO2-neutrales Papierrecycling.) Und zweitens sorgt so etwas immer für Verdruss. Sogar in Kulturen, die selbst gern schnell mit Feuer hantieren …

 

Warum aber geben die Medienvertreter der westlichen Welt diesem desorientierten Menschen so ausgiebig ein Forum? Vielleicht weil es sie nach Fanatikern dürstet, über die sie sich auf diese Weise trefflich aufregen können. »Eine fanatische Splittergemeinde in Florida hält die Welt in Atem«, meldet zum Beispiel Der Spiegel. Liebe Leute, das kann sie nur, weil die Vierte Gewalt ihr eine besenreine Plattform für ihre hirnrissigen Ansichten bietet, sonst würde sich kein Schwein dran kratzen. Erst durch die umfangreiche Berichterstattung wird der Mann für die Welt gefährlich, weil der Eindruck entsteht, er stünde mit seiner Haltung für ein ganzes Land. Das ist zum Glück noch nicht der Fall.

 

 

Samstag, 11. September 2010

Letzte Meldung: Der irre Prediger will nun doch nicht zündeln, heißt es nun. Hoffen wir, dass der von Islamisten aufgepeitschte Mob ohne Westfernsehen das auch mitkriegt!

 

 

Ein Stammleser fragte mich dieser Tage, ob ich denn im September-diario viel über Thilo Sarrazin schreiben würde. Die Befürchtung war unbegründet: Zum Thema Sarrazin hatte ich mich bereits in der letzten Ausgabe erschöpfend ausgelassen. Und außerdem interessiere ich mich nicht so für Zirkus.

 

Na, vielleicht doch soviel:

THILO SICHAB: SARRAZIN SCHAFFT DEUTSCHLAND

 

 

 

Beim Theaterfest schlossen wir uns einer gerade startenden Führung an. Fachkundig geleitet vom Verwaltungsdirektor Udo Rüber gelangten wir tief und hoch in die Eingeweide des altehrwürdigen Kulturbaus. (Bei einer Theaterführung denkt man normalerweise an Kulissen, Schminke und Kostüme. Die gab es zwar auch, aber die umfangreichen feuerpolizeilich vorgeschriebenen Brandschutzmaßnahmen waren fast beeindruckender.) Wenn man die ganze Technik und die fast zwei Dutzend Menschen, die für den normalen Betrieb hinter den Kulissen zuständig sind – und dann steht da noch kein Schauspieler auf der Bühne –, sieht, erahnt man, warum große Theater so teuer und auf Subventionen angewiesen ist.

 

Theaterfest

 

 

Da das nächste KFC-Restaurant ein Stück weit entfernt liegt, versuchte ich mich daran, das Fried-Chicken-Menü mit Coleslaw, Kartoffelpü und Milk Gravy, wie man es in Kentucky mag, nachzuerfinden. Das Experiment darf als gelungen angesehen werden. Ich kam allerdings mit nur vier Gewürzen aus – Colonel Sanders benutzte der Legende nach deren elf. Und mit Verlaub, Herr Oberst, mein Coleslaw schmeckt sogar besser!

 

Fried-Chicken-Menü mit Coleslaw, Kartoffelpü und Milk Gravy, wie man es in Kentucky mag

 

 

Sonntag, 12. September 2010

Der Freiluft-Gottesdienst beim Pfarrfest der Pfarre »Franziska von Aachen« am Veltmannplatz zeichnete sich durch unsichere Witterungsverhältnisse aus – und durch erfindungsreiche Ministranten …

 

Pfarrfest der Pfarre »Franziska von Aachen«

 

 

Montag, 13. September 2010

Was muss ich da im Musikfernsehen entdecken? Robbie Williams und Gary Barlow singen in trauter Zweisamkeit ein Liedchen. »What a shame we never listen.« Wirklich eine Schande. Das wird all die kreischenden Mädels schwer wurmen, die sich damals nach der Trennung von Take That das Leben genommen haben. Und hey, so wie die Jungs sich da anschmachten, könnte das Video auch der zweite Teil von Brokeback Mountain sein!

 

 

Der ehemalige Trommler von Genesis legt auch einen »neuen« Hit vor, »(Love Is Like A) Heatwave«. Was finden die Leute eigentlich an diesem Motown-Gedudel? Warum macht Phil Collins heute Musik, die es seit 50 Jahren bereits gibt? Etwas Neues hat er dem Geschrammel jedenfalls nicht hinzuzufügen – außer seiner Quäkestimme. Und WDR2 hat natürlich nichts Eiligeres zu tun, als das Stück willfährig dreimal am Tag – gefühlt allerdings dreimal in der Stunde – abzunudeln. Gewiss, ich könnte zu einem gefälligeren Sender wechseln, zum Beispiel zu WDR5. Allerdings schlafen dort die Sprecher beim Moderieren bald selber ein.

 

 

Dienstag, 14. September 2010

Karl-Theodor zu Guttenberg, seines Zeichens Verteidigungsminister und Kanzler der Reserve, will die Wehrpflicht aussetzen – was praktisch bedeutet, sie abzuschaffen. Krass: Was Rot-Grün in sieben Jahren nicht geschafft hat, schafft spornstreichs ein Einzelkämpfer von der CSU!

 

Für den Fall, dass der Russe sich doch noch bequemen sollte zu kommen, lässt man die Wehrpflicht einstweilen im Grundgesetz stehen – ist ja Platz genug.

 

Die Befürchtung, dass die Bundeswehr fürderhin nicht mehr ausreichend in der Gesellschaft verankert sein und ein Staat im Staate werden könnte, teile ich nicht. Auch Berufssoldaten wollen heim zu Frau und Kind. Und warum sollte die Truppe für das Land gefährlicher werden, nur weil nun nicht mehr die Verlierer der jährlichen Wehrdienstplatzverlosung darunter gemischt werden? Von Staatsstreichen in umliegenden Demokratien mit einer reinen Berufsarmee wie den Niederlanden, Frankreich oder Großbritannien in jüngster Zeit ist nichts bekannt.

 

Allerdings habe ich heute auch noch keine Nachrichten gehört.

 

Das Ende der Wehrpflicht hätte einige Vorteile: Weniger Kosten, weniger RumpimmeleiFolge mir! Ich bin ein Link! (externer Link), kein Vortäuschen von Zipperlein bei der Musterung, sowie die nicht zu überschätzenden positiven Auswirkungen auf die Qualität von Fernreisen mit der Deutschen Bahn an Freitagnachmittagen.

 

 

Frau Merkel, Frau Merkel: Ich wäre beinahe fast annähernd quasi eigentlich nahezu um ein Haar praktisch gewissermaßen im Prinzip so gut wie ganz knapp in etwa ungefähr kurz davor gewesen, Sie und ihre Genossen einmal zu wählen. (Sieht ja keiner!) Aber wegen des Atomkompromisthaufens, den Sie da abgeliefert haben, wird das einzige Bürgerliche, was ich bis auf weiteres wählen werde, Schnitzel, Gulasch oder Rouladen bleiben.

 

Fürs Protokoll: Die ehemalige Bundesumweltministerin hatte zuvor mit den Konzernchefs über die Laufzeitverlängerungen der Atommeiler verhandelt. Allen Ernstes! (In welchem Artikel des Grundgesetzes steht nochmal, dass man diejenigen, über die bestimmt werden soll, deswegen um Erlaubnis fragt?) Ich stelle mir diese »Verhandlungen« vor wie an der Supermarktkasse, wenn der dreijährige Sprössling solange auf den Boden stampft, schreit und die Luft anhält, bis er das Ü-Ei von der übernächtigten Mutti ingottesnamen gekauft bekommt.

 

Es mag ja sein, dass der Atomstrom schon allein deswegen dringend notwendig ist, um die ganzen Windräder anzutreiben, wenn es mal windstill ist. Aber dass auch nur irgendeine Technologie sicher wäre, glaube ich nicht, solange schon 32 Grad Außentemperatur dafür sorgen, dass TÜV-geprüfte Klimaanlagen die Passagiere von ICEs im eigenen Saft schmoren lassen.

 

 

Donnerstag, 16. September 2010

Ab heute findet wieder das – dieses Jahr auf vier Tage eingedampfte – SeptemberSpecial statt, das allen, die noch nicht genug davon haben, ausführlich Gelegenheit bietet, ein glühendes Riesenrad zwischen Dom und Rathaus zu knipsen.

 

Glühendes Riesenrad zwischen Dom und Rathaus

 

 

Außerdem gibt es wieder Dutzende kostenloser Konzerte auf öffentlichen Bühnen in der Innenstadt. Die vortragenden Künstler sind eher unbekannt, haben also bis zum Beweis des Gegenteils Geheimtippcharakter, werden aber im Programmheftchen mit Floskeln wie »hebt sich vom stereotypen Einheitsbrei aktueller Produktionen ab« angepriesen wie sauer Bier. (Das erinnert an diese schamhaarlosen Radiomoderatoren, die sich anmaßen, sie verstünden etwas von Musik und Sätze aufsagen wie: »Tja, da haben die Jungs von den Stones mal wieder ein nettes Album abgeliefert.«)

 

Dutzende kostenloser Konzerte auf öffentlichen Bühnen beim SeptemberSpecial

 

 

Naked Noise spielten im Schatten des Domes. Aber der hat schon ganz anderes ausgehalten:

 

Naked Noise spielten im Schatten des Domes. Aber der hat schon ganz anderes ausgehalten

 

 

Freitag, 17. September 2010

Ein eigenartiges Jubiläum: Seit genau einem Jahr läuft ein Gerichtsverfahren gegen einen Arzt hier aus der Gegend. Das Studio Aachen des WDR berichtet mit nicht nachlassender Penetranz: Mit dem einleitenden »Im Prozess um den ehemaligen Chefarzt der Wegberger Sankt-Antonius-Klinik, Arnold Pier, …« – ich kann es nicht mehr hören! – wird jede Kleinigkeit im Verlauf der Verhandlung zelebriert. Erstens interessiert das nicht die Bohne und zweitens ist er doch bis zu einer Verurteilung als unschuldig anzusehen, oder?

 

 

Aber für relevante Nachrichtenauswahl hat das lokale Studio ohnehin nicht so ein Händchen. Anders ist nicht zu erklären, wie man so oft in der halben Zeit der ohnehin dünnen zwei Minuten Lokalnachrichten vorgebetet bekommt, ob, dass und wie Alemannia Aachen und Evivo Düren gespielt haben. Wie überflüssig! Leute, die sich bemitleidenswerterweise für so etwas interessieren, waren entweder im Stadion oder wissen es längst aus anderer Quelle. Normale Menschen möchten solche Petitessen nicht schlaftrunken ständig vom Radiowecker eingeflüstert bekommen!

 

 

Samstag, 18. September 2010

Als ich den Anfang der Radionachricht hörte: »Bundesaußenminister Guido Westerwelle und sein langjähriger Lebensgefährte …«, dachte ich, oh nein, haben die beiden sich etwa getrennt? Och herm! Doch die Meldung ging damit weiter, dass sie geheiratet hätten. Es wäre aber auch zu schade gewesen, dieser Michael ist doch so ein Netter! (Naja, wenn sie halt nicht wäre …)

 

Dem Verein des Außenministers ist derzeit nicht so zum Feiern zumute: Die FDP ist außer der Partei der Besserverdienenden nun auch noch die Partei, die es nicht besser verdient hat: Würde am nächsten Sonntag wieder Bundestagstorte gebacken, wären die sogenannten Liberalen nur noch als Spurenelement enthalten.

 

 

Dienstag, 21. September 2010

Eigentlich sollte es nur ein kleines Shooting der libanesischen Leckereien aus dem Akl-ImbissFolge mir! Ich bin ein Link! (externer Link) in der Pontstraße werden. Hübsch nacheinander ließ ich mir die Spezialitäten auf den Tabletop servieren, um sie sodann appetitlich abzulichten, auf dass recht viele Menschen auf die kennenlernenswerte Gerichte der levantinischen Küche aufmerksam werden.

 

Spezialitäten der libanesischen Küche im Akl-Imbiss in der Pontstraße

 

 

 

Unerwartet kam es zu einem weiteren Shooting: Von der Straße ertönte ein Knall und Menschen stieben auseinander. Draußen bot sich folgendes Bild: Wenige Meter entfernt stand eine Polizistin und richtete ihre Waffe auf einen barfüßigen Mann im Pyjama, der mit blutigen Messern hantierte.

 

Schuss auf Messermann in der Pontstraße

 

Später würde ich aus Presse und TV erfahren, dass der geistig verwirrte Mann schon eine ganze Weile durch die Straßen gelaufen war, Passanten bedrohte und sich sogar durch den Einsatz von Pfefferspray nicht davon abhalten ließ, sodass der Beamtin nichts anderes übrigblieb, als ihn mit einem gezielten Schuss in den linken Oberschenkel außer Gefecht zu setzen. Wie übel er drauf gewesen sein muss, lässt sich daran erkennen, dass auch die Kugel im Bein ihn zunächst nicht aufhalten konnte! Schließlich lag er auf der Straße und wurde medizinisch versorgt.

 

Überwältigt und abtransportiert

 

Während all dies geschah, hielt ich die ganze Zeit noch vom Essenknipsen die Kamera in der Hand. Was tun? Ich musste tatsächlich mit mir ringen: Es widerstrebte mir, in dieser Situation zu photographieren. (Ich wäre ein lau-si-ger Paparazzo!) Gedanken von Anstand, Moral und Persönlichkeitsrechten gingen mir durch den Kopf. (Auf die Idee, dass diese brisante Situation noch nicht zuende war und dass ich bei einem etwaigen weiteren Einsatz der Waffe leicht in die Schusslinie geraten könnte, kam ich natürlich nicht … scheiß kategorischer Imperativ!) Schließlich hielt ich die Szene dann doch mit ein paar schüchternen Bildern fest. Deutlich weniger Aufnahmen allerdings als ich bei weit harmloseren Anlässen mache.

 

Nachdem die Gefahr gebannt und der Täter abtransportiert war, wurde die Pontstraße für die Beweisaufnahme gesperrt. (Ich meinte hinter dem Flatterband die Melodie von »Who Are You« gehört zu haben … Kann aber auch nur in meinem Kopf gewesen sein.) Dem Beamten, der die Zeugen befragte, bot ich meine Bilder als Beweismittel an, dann wären sie wenigstens zu etwas gut.

 

Polizeiabsperrung Pontstraße

 

Ich kehrte wieder zurück in den libanesischen Imbiss zu Fatteh, Schawarma und Schish Tawook und spinkste nur noch sporadisch heraus, um den aus dem Fernsehen bekannten Polizeisprecher Paul Kemen und die Feuerwehr zu knipsen, die die Blutspuren vom Kopfsteinpflaster spritzte.

 

(Ich photographiere ja sonst nur schöne Sachen. Und Cem Özdemir.)

 

Polizeisprecher Paul Kemen und die Feuerwehr

 

 

Am späten Nachmittag kam ich auf die glorreiche Idee, mich vielleicht doch einmal bei den Redaktionen der Aachener Zeitung und des dieser Tage noch so gescholtenen WDR zu melden, ob sie nicht vielleicht Bedarf an Photomaterial hätten. Hatten sie: Denn ihre eigenen Berichterstatter waren erst am Tatort erschienen, als der Täter bereits überwältigt am Boden lag. Erst wanden sie sich jedoch: Man habe schon genug Bilder. (Wollte der Anrufer etwa nur eine schnelle Mark machen? Nein, wollte er nicht: Er hätte ihnen die Photos auch pro bono überlassen. Gegen eine von ihnen vorgeschlagene Aufwandsentschädigung hätte ich allerdings nichts einzuwenden. Nicht nur, dass ich mich zum Paparazzo nicht eigne – ich bin auch ein lausiger Geschäftsmann.)

 

 

Mittwoch, 22. September 2010

Nachdem der WDR – der sie zunächst gar nicht haben wollte – meine Photos gestern in »Lokalzeit« und »Aktueller Stunde« schon ausgiebig versendet hatte, legte die Aachener Zeitung heute nach: Als Aufmacher auf der Titelseite! Samt Unterschrift, »Unser Leser Thomas Langens hat die dramatische Szene im Bild festgehalten.« – Dankeschön, so dicke braucht' ich's eigentlich gar nicht.

 

AACHENER ZEITUNG: Polizistin rettet arglose Passanten

 

Und ich wollte die Bilder ursprünglich gar nicht weitergeben! Ich hätte sie wie gewohnt weltexklusiv an dieser Stelle veröffentlicht, und weite Teile der bedauernswerten Öffentlichkeit wären krass uninformiert geblieben. Jesses!

 

 

Wer eines meiner Photos allerdings auch veröffentlichte – ohne zu fragen und ohne dass ich es jemals genehmigt hätte –, war die Bild-»Zeitung«: Auf dem Titel wurde die Nachricht mit einem Ausschnitt als »Messer-Amok in Aachen« angerissen, und auf Seite drei erschien mein Bild auf Viertelseitenformat aufgeblasen mit der Schlagzeile »Polizistin schießt auf irren Messer-Mann«. Wegen der lausigen Qualität und den identischen Gesichtsverpixelungen vermute ich, dass die Redaktion sich das Photo von der Online-Ausgabe der Aachener Zeitung geklaut hat. Nun, mir hatte es widerstrebt, mit diesen Bildern, die ich erst gar nicht machen wollte, auch noch Geld zu verdienen, aber unter den gegebenen Umständen werde ich morgen mal die Nummer der Bild-Redaktion raussuchen und fragen, wohin ich die Rechnung schicken darf!

 

Auf dem Titel hat die Bild unter dem Photo brav den vermeintlichen Urheber »Roberto Boerger« angegeben – was sie wahrscheinlich genauso von der AZ-Seite abgeschrieben hat. Und einen neuen Beweis erbringt, dass es in der Bild von Lügen nur so wimmelt. In diesem Fall kann ich von Glück sprechen: Das Letzte, was ein vernunftbegabter Mensch will, ist der eigene Name auf der Titelseite der Bild-»Zeitung«!

 

BILD-"Zeitung" klaut Photo und titelt "Polizistin schießt auf irren Messermann"

 

 

Donnerstag, 23. September 2010

In die Zeitungen von gestern wird heute der Fisch eingewickelt. Die Fernsehbilder sind versendet und in den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender wird demnächst kräftig depubliziert. Nur das freie Internet vergisst nicht!

 

 

Freitag, 24. September 2010

Ohne Fleiß kein Preis: Vor der Photokina in Köln kam die Bahnfahrt. Und vor der Bahnfahrt der Fahrscheinkauf. Die Eintrittskarte der Messe beinhaltete die freie Hin- und Rückfahrt innerhalb des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg. Nur, wo sind dessen Grenzen und welche Differenz musste ich lösen? Das sonst allwissende Internet gab in dieser Frage wenig Auskunft; auch nicht die Homepage www.db.de, die bereits eine schön schnieke, weil zweistellig kurze DE-Adresse besaß, als das eigentlich noch gar nicht ging.

 

Im Reisezentrum am Hauptbahnhof, in dem man sich selbst dann ein Nümmerchen ziehen muss, wenn man der einzige Beförderungsfall im Saale ist, gab man bereitwillig Auskunft: Ich solle von Aachen bis Düren lösen, für den Rest gälte dann die Eintrittskarte. Fein, dann bitte einmal nach Düren, bat ich. Man beschied mir jedoch, dass es dieses Ticket nur am Automaten gäbe. Einverstanden, aber ich brauchte ja auch noch eines für die Rückfahrt – denn es schien mir wenig praktikabel, abends beim Halt in Düren aus dem Zug zu hechten, um einen entsprechenden Fahrausweis zu ziehen. Schließlich sind die Billets am Automaten ja bereits zum sofortigen Fahrtantritt entwertet. Wo ich letztlich meine gültigen Fahrausweise für Hin- und Rückfahrt erstehen konnte? Im Tabakladen gegenüber, wie mir die zwar freundliche, aber doch recht machtlose Servicekraft verriet. Im Tabakladen also – dass ich da nicht selber draufgekommen bin!

 

(Jetzt durfte ich nur nicht vergessen, vor dem Einstieg in Köln das Rückfahrtticket zu entwerten, sonst wäre dennoch ein erhöhtes Beförderungsentgelt fällig und ich hätte mir den ganzen Zinnober auch sparen können.)

 

Bahnhof Köln-Deutz (Scheel Sick)

 

Immerhin ist Bahnfahren recht sicher. Zugentführungen zum Beispiel kommen so gut wie nie vor. Auch nur sehr selten drängt ein Zug den anderen beim Überholen von den Gleisen ab. Der Gesundheit abträglich ist jedoch der Zustieg älterer Damen, die den Verfall mittels eines morgendlichen Parfümbades zu verbergen suchen, aber dennoch darauf beharren, dass das ohnehin schmale Fenster geschlossen bleibt, weil sie sich im Zug ja einen Zug holen könnten.

 

 

Ein Trend auf der Photokina 2010 war die Verschmelzung von Photo und Video, die mich aber kalt lässt: Ich mache Bilder, keine Filmchen! Außerdem greift 3D mit Macht um sich. Auch wenn dessen räumliche Effekthascherei auf Dauer nervt: Immerhin gibt es schicke Brillen dazu! Was interessant werden könnte, ist die Etablierung von Systemkameras, also Photoapparaten, die die Vorteile von Spiegelreflex- und Kompaktkameras miteinander verbinden. Denn auch wenn es inzwischen sonor klackt: Wie oft verscheucht dieses verräterische Klicken beim Auslösen ein scheues Reh von der Lichtung …

 

Neuigkeiten auf der Photokina 2010

 

 

Wir Photokinesen konnten wie schon beim letzten Mal ein paar interessanten Shootings beiwohnen und den Profis einiges an Kniffen abschauen. Mein Kompagnon wurde am Tamron-Stand sogar selbst zum Model erkoren! Mit Vor- und Nachbearbeitung (Visagistin und Composing). Und während seines Shootings wurde er von Lady Gaga angeschmachtet. Ich musste aufpassen, dass sie ihn mir nicht vom Fleck wegcasteten!

 

Shooting auf der Photokina

 

 

Wo wer post, wird halt draufgehalten, ist ja klar. Aber die Heerscharen von Männern, die – egal wie das Mädel im Gesicht aussieht – knipsten, als hätten sie im Leben noch keine Frau gesehen und als würden sie so bald auch keine mehr zu sehen bekommen, ergaben meist ein interessanteres Motiv als das textilarme Model selbst …

 

Männer shooten Frauen

 

 

Natürlich wurden auch wieder massiv Begehrlichkeiten nach photographischen Accessoires geweckt. Deren Erwerb muss aber leider noch etwas zurückgestellt werden: Ich war so kühn und kaufte mir auf dem Messegelände für viel Geld eine warme Mahlzeit sowie ein Fläschchen Apfelsaftschorle!

 

Models auf der Photokina 2010

 

 

Eine neuerdings auf Messen um sich greifende Pest sind die euphemistisch Trolleys genannten Handkarren. Über drei dieser beweglichen Verkehrshindernisse wäre ich fast gestolpert. Was müssen die Leute ihren Hausrat zwischen den Ständen hinter sich herschleifen? Sind die ausschwenkenden Rucksäcke nicht genug? Vermutlich dienen diese Hackenporsches nur dem Abtransport der Tonnen von an den Ständen abgegriffenen Prospekten, Broschüren und Flyern, damit man sie leichter nach Hause bekommt, wo man sie sorgsam archiviert und in ein paar Jahren in die Blaue Tonne wuchtet.

 

Stolperfallen auf der Photokina

 

 

Erfahrene Messebesucher wissen: Hinter den Messeständen sieht man auffällig viele junge, schöne Frauen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass diese nicht unbedingt zum festen Stab der jeweiligen Firma gehören, sondern an der örtlichen Uni speziell für diesen Anlass kostengünstig eingekauft wurden. Eine klassische Win-win-Situation: Der Aussteller lockt Kunden an, die sonst im Leben nicht auf seinen Plunder aufmerksam geworden wären, und die Hostess verbessert ihre Chancen auf dem Heiratsmarkt – falls mal ein schwedischer Thronfolger vorbeischaut. Belegen lässt sich diese kühne These mit der Tatsache, dass die hübschen Dinger eilends einen Kollegen aus dem Hintergrund herbeirufen, sobald man als Interessent eine Frage vorträgt, die über die Informationen auf dem Beipackzettel hinausgeht.

 

Wobei: Diese eine Hostess an dem einen Stand mit dem Panokopf war eigentlich nicht hübsch genug, um keine Ahnung zu haben.

 

 

Samstag, 25. September 2010

Wo am Dienstag noch scharf geschossen wurde, gab es heute Kunst zu gucken:

 

Aachener Kunstroute 2010 Aula Carolina

 

 

Sonntag, 26. September 2010

Ey Stechmücken, jetzt kommt aber mal! Beziehungsweise: Bleibt weg! Es kann echt nicht sein, wie rabiat Ihr schon am helllichten Tage Eurem schändlichen Tun nachgeht. Auch wenn Ihr vor lauter Fortpflanzugnsgeilheit nach der letzten Blutmahlzeit der Saison geifern müsst. Der Beutel meines Tischstaubsaugers ist schon voll von Euresgleichen. Und würdet Ihr Euch bitte mal so koordinieren, dass Ihr des Nachts alle auf einmal durch mir nicht erklärliche Ritzen in der Moskitonetzversiegelung in mein Zimmerchen düst, damit ich Entomophobiker nicht fünfmal pro Nacht aufstehen und Euch fleckenlos wegsaugen muss? Wäre das möglich? Ja? Fein!

 

Dreckige Stechmücke, dreckige!

 

 

Montag, 27. September 2010

Klingelingeling, Klingelingeling, hier kommt der Heiermann: Der Hartz-IV-Satz soll um besagte fünf Euro im Monat steigen. Das mag wie eine magere Taschengelderhöhung erscheinen, denn was kann man schon für das bisschen Geld kaufen? (Alkohol und Zigaretten jedenfalls nicht mehr.) Supersorry, liebe Hartzer, aber mehr Geld war für Eure Bonuszahlungen einfach nicht da; das ist schon für alte Autos, Hoteliers, Großbanken, Pharmakonzerne und Energieriesen draufgegangen. Andererseits: Erfreut Euch doch einfach an den 364 Euro plus Miete plus Heizkosten plus Krankenversicherung plus Sonderbedarfzuschläge plus Sozialrabatte plus Gebührenbefreiungen plus wasweißichnochalles. Wenn Du aber ein Hartz-IV-Kind sein solltest: Lass Dich adoptieren!

 

 

 

Verstehst Du was ich meine? –

Ich bin ja nicht blöd!

 

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